Homöopathen betrügen ihre Patienten
Die meisten Medien sind im Umgang mit Betrug im Gesundheitssystem blind, insbesondere, wenn die Täter sich als “Naturheilkundler” ausgeben. Um so wichtiger ist das Interview, das der ORF jetzt veröffentlicht.
Prof. Edzard Ernst spricht deutliche Worte und es ist wichtig, daß der ORF dies in einer klaren und eindeutigen Überschrift seinen Zuschauern und Lesern weitergibt:
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“Homöopathen betrügen ihre Patienten”Der Deutsche Edzard Ernst gilt als profiliertester Kritiker der Homöopathie. 1993 hat er in England den weltweit ersten Lehrstuhl für Komplementärmedizin eingenommen. Knapp vor seiner Pensionierung zieht er nun ein Resümee: Zahlreiche Studien hätten bewiesen, dass Homöopathie für sich genommen keine Wirkung hat.
Placeboeffekte und die soziale Zuwendung des Arztes zum Patienten würden zwar einen Teil der positiven Auswirkungen erklären, seien aber kein Argument für diese alternativmedizinische Methode. Schließlich würden sie auch in der konventionellen Medizin eine Rolle spielen.
Anlässlich einer “Skeptiker”-Konferenz in Wien greift Ernst gegen Ende seiner Karriere noch einmal tief in die Kiste seiner Erfahrungen – und erzählt in einem science.ORF.at-Telefoninterview auch, warum ihm der Wiener Hang zu Intrigen das Fürchten beigebracht hat.
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Zum Interview
http://science.orf.at/stories/1683407/Und noch ein sehr lesenswerter Artikel:
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Der akademische GeistEsoteriker unterwandern die deutschen Hochschulen. Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Unsinn verwischt.
Marco Bischof hat viel geforscht. Seine Publikationen umfassen Themen wie den Gralsmythos, elektronische Magie und Ufos – veröffentlicht fast ausschließlich in Esoterikpostillen. Inzwischen ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder.
Dietmar Cimbal trat als astrologischer Ernährungs- und Lebensberater in Erscheinung. Zuvor hat er mal in Tiermedizin promoviert. Die Universität Viadrina hat ihn nun zum Gastprofessor für Biokybernetik und Bioregulation berufen.
Harald Walach versucht, paranormale Phänomene mit einer großzügigen Auslegung der Quantenphysik zu erklären. In der Esoterikszene wird das als Durchbruch bejubelt. An der Universität Viadrina leitet Wallach seit Kurzem das Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften (
http://www.europa-uni.de/de/forschung/institut/institut_intrag/index.html). Dort können Ärzte, Apotheker und Therapeuten einen berufsbegleitenden Studiengang in Komplementärmedizin belegen. Abschluss: Master of Arts, Promotion zum Dr. phil. möglich. An ersten Dissertationen wird gearbeitet …
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http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/04/Dossier-Esoterik-EsoterisierungSeite 2[*quote*]
… Mit Sorge beobachtet Ernst-Ludwig Winnacker, langjähriger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und immer noch eine der wichtigsten Stimmen der Wissenschaft, den Einzug der Esoterik in die akademische Welt. »Eine Universität muss nicht alles machen, und Homöopathie und Anthroposophie gehören eindeutig nicht zu ihren Aufgaben«, sagt er. »Hier bekommen Dinge einen wissenschaftlichen Anstrich, den sie nicht verdienen.«
Die Anthroposophen sind neben den Alternativmedizinern besonders erfolgreich darin, krude Lehren mit akademischen Weihen zu schmücken. Das bizarrste Beispiel findet sich in Kassel, wo der Niederländer Ton Baars bis zum Frühjahr eine Stiftungsprofessur für biologisch-dynamische Landwirtschaft innehatte. Finanziert haben den Lehrstuhl anthroposophisch geprägte Firmen wie der Biolebensmittel-Hersteller Alnatura und die Stiftung der Darmstädter Software AG. Biodynamiker glauben, dass die Mondphasen und im Acker verbuddelte Kuhhörner das Pflanzenwachstum beeinflussen. Eine biodynamische Ernährung soll den Menschen geistig wachsen lassen. In einem seiner Artikel versucht Agrar-Professor Baars sogar die Existenz von Elfen und Klabautermännern zu belegen.
Solche Thesen kommen aus der am besten vernetzten Esoterikfraktion Deutschlands: Die Anthroposophie ist eine Ersatzreligion des Bildungsbürgertums, ihre Anhänger gehören zur Elite des Landes. Mit der alternativen GLS Bank hat die Anthroposophie ihr eigenes Finanzinstitut. Der Gründer der Drogeriekette dm, Götz Werner, ist nicht nur häufiger Talkshowgast, sondern bekennender Anthroposoph. Konrad Schily, der Bruder des ehemaligen Innenministers Otto Schily, gründete die erste deutsche Privatuniversität Witten/Herdecke mitsamt anthroposophisch geprägter Medizinerausbildung. Die Stiftung der Software AG wiederum rettete die Hochschule 2009 vor dem Untergang.
Der größte Erfolg der Anthroposophen sind die Waldorfschulen, mehr als 200 gibt es bundesweit. »Sie werden überwiegend von nicht anthroposophischen Eltern gewählt, die sie fälschlicherweise für Schulen der Reformpädagogik halten«...
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http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/04/Dossier-Esoterik-Esoterisierung/seite-2