Originaltext
von Dr. Stephen Barrett M.D. auf
http://www.mlmwatch.org
United Sciences of America (USA) war ein Multilevel- Unternehmen mit Sitz in Dallas, Texas. Als es den Vertrieb aufnahm, prophezeite sein Gründer einen Bruttoumsatz von 150 Millionen Dollar für 1986 und für 1989 eine Milliarde Dollar - was die Firma zum schnellstwachsenden Unternehmen in der Geschichte der Vereinigten Staaten gemacht hätte. Jedermann konnte durch das Ausfüllen eines Antragsformulars und die Zahlung von 24,50 Dollar für ein 'Success System Kit' und ein Handbuch Distributor werden. Im August 1986 behauptete USA, schon über mehr als 100.000 Distributoren zu verfügen und der Bruttoumsatz läge im Plan der Vorhersage. Das Unternehmen gründete auch eine Stiftung, um Forschungen durch firmenbezogene Studien und Zuschüsse zu betreiben. Die Geschichte des Unternehmens ist deshalb so interessant, weil USA als erstes MLM- Unternehmen High-Tech- Videos und prominente wissenschaftliche Berater als Marketinghilfsmittel einsetzten und gleichzeitig von den staatlichen Aufsichtsbehörden am härtesten getroffen wurde.
Das Unternehmens- Management
USA wurde von Robert M. Adler II gegründet, einem Geschäftsmann aus Dallas, der durch die Entwicklung eines Telefonnummern wählenden Computers und durch sein Engagement in interaktive Nachrichten zu Wohlstand gekommen war. Die Unternehmensbroschüre von USA listet neun Mitgründer, darunter:
USA's Firmenbroschüre listet neben Dr. Good weitere 14 wissenschaftliche Berater auf:
Die meisten Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates wurden durch die in Ihren Augen hervorragende Möglichkeit angezogen, die Präventivmedizin voranzutreiben und auch durch das Versprechen, der Wissenschaft jährlich mehr als eine Million Dollar an Forschungsgeldern zur Verfügung zu stellen. Jedoch waren einige Mitglieder schon bald bestürzt darüber, dass USA ihre Beirats- Zugehörigkeit für Marketingzwecke nutzte. Zwischen Juni und Dezember 1986 traten die Doktoren Axelrod, Braunwald, Good, Henderson, Karmali, Leaf und Schally zurück. Einige waren über die Vertriebspraktiken des Unternehmens verärgert, während andere von den negativen Reaktionen beunruhigt waren, denen sich das Unternehmen ausgesetzt sah.
Gemäß Dr. Fisher glaubten einige von ihnen - ebenso wie die meisten im Beirat verbleibenden Mitglieder - dass Ergänzungen in der von USA avancierten Art über wertvolle präventive Heilkräfte verfügen könnten -- und die meisten von ihnen verwendeten eines oder mehrere der Unternehmensprodukte selbst.
Die Mehrzahl der Beiratsmitglieder erhielt jährliche Stipendien von 10.000 bis 20.000 Dollar als Gegenleistung für die Teilnahme an einer Firmen- Veranstaltung pro Jahr und für Beratung bei Bedarf. In Übereinstimmung mit USA's Planungen, eine nahrungsbezogene wissenschaftliche Forschung zu entwickeln, vergab die USA Research Foundation Zuwendungen in Höhe von 100.000 Dollar für Studien zu Antioxidantien und Fischöl. Die ersten zwölf Zuschüsse gingen an die Doktoren Leaf, Pryor, Cerutti, Good, Packer, DeBakey, Axelrod sowie an fünf weitere Wissenschaftler, die nicht dem wissenschaftlichen Beirat von USA angehörten.
USA's Firmenbroschüre zeigt den für die Wissenschaft
und Datenverarbeitung verantwortlichen Vizepräsidenten John A. Wise, Doktor der Philosophie, in
einem Raum voller Computer. Die Broschüre behauptet: "Niemals
zuvor wurden die Ernährungsgrundlagen von einem einzelnen Unternehmen
so vollzählig zusammengetragen. USA's auf In-house Computern abgelegter
Index speichert nun vollständig die Informationen über alle der
modernen Wissenschaft bekannten Vitamine, Mineralien, Chelate, Proteine,
Antioxidantien, Aminosäuren, Kohlenhydrate, Elektrolyte und Ballaststoffe."
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Die Presseerklärung des Unternehmens lautete:
Im Mittelpunkt des weitgefächerten Ernährungsprogramms von United Sciences of America stehen die Produkte, vier modernste Ernährungsrezepturen, die auf mehr als 50.000 publizierten Forschungs- und Klinikstudien basieren und von einigen der weltweit führenden Forschungswissenschaftlern interpretiert wurden. . . um dann mit der korrekten Menge an Nährstoffen auf den Markt zu kommen, für eine optimale Gesundheit ohne jegliche Risiken durch welche Schadstoffe auch immer.
Die vier Produkte waren:
Ein Paket zur monatlichen Bedarfsdeckung mit allen vier Produkten kostete die Distributoren 100 Dollar, der "Einzelhandelspreis" betrug 135 Dollar.
1997 bat das 'American Council on Science and Health' achtundvierzig seiner Berater, die Rezepturen von USA zu begutachten und einen detaillierten Fragebogen zu einem dieser Produkte auszufüllen, wobei jeweils 12 Berater ein Produkt untersuchten. 28 Fragebögen wurden vervollständigt: Master Formula (10), Formula Plus (7), Calorie Control Formula (8) und Fiber Energy Bar (3). Alle 28 Berater empfanden, dass die Werbematerialien des Unternehmens Produkteigenschaften behaupteten, die verlogen, unbewiesen und/oder voreilig waren. In den meisten Fällen gaben die Berater an, dass die Produktrezepturen unvernünftig waren und dass keinesfalls nachgewiesen ist, dass eine Langzeiteinnahme unschädlich sei.
Diejenigen, die Master Formula überprüften, widersprachen den Behauptungen, es versorge den Körper mit den richtigen Nährstoffen in der richtigen Dosierung oder es erhöhe die Immunität der Menschen, weil diese Diät die empfohlenen Diätbeigaben lebenswichtiger Nährstoffe enthalte. Diejenigen, die Formula Plus überprüften, kamen zu dem Schluss, dass Fischöl möglicherweise wirkungsvoll sein könnte bei der Vorbeugung oder der Behandlung verschiedener Leiden, dass aber keinerlei Daten existierten, die die von USA ausgesprochene Empfehlung als "Ergänzung für jedermann über 30" rechtfertigen würde. Einige Prüfer von Calorie Control Formula waren der Ansicht, dass der "Ersatz von Mahlzeiten" im Rahmen von Programmen zur Gewichtskontrolle hilfreich seien, andere widersprachen dem aber. Zwei der Berater glaubten nicht, dass der Fiber Energy Bar bei täglicher Langzeitnutzung Vorteile bringen könne, während andere beklagten, dass keine ausreichenden Daten zur Verfügung stehen, um das Produkt zu beurteilen.
Laut einem Artikel des Inc. Magazins von Februar 1986 wusste Adler, dass das Multilevel Marketing Fallgruben enthält und er vermutlich deshalb Schritte unternahm, diese zu umgehen. Er warb einen wissenschaftlichen Beirat an, um bei dem Design der zukünftigen Produkte zu helfen, Mark Albion sollte das Verkaufsprogramm entwickeln und Jerris Leonard sollte die juristische Leitung übernehmen. Und um "Übertreibungen übereifriger Verkäufer zu vermeiden", produzierte USA Videokassetten zur Präsentation für angehende Kunden.
Aus Marketingsicht waren diese Videokassetten beeindruckend. Die Kassette mit der Vorstellung des Unternehmens wurde von William Shatner (Captain Kirk in Star Trek) kommentiert und enthielt Szenen eines Raketenabschusses, eines riesigen Computersystems, wissenschaftliche Laboratorien, prominente medizinische Einrichtungen und Medizinjournale. Shatner gab vor, dass "unsere Nahrung, unser Wasser und unsere Luft kontaminiert werden" durch Chemikalien ("toxische Killer"), dass Krebs zunimmt, dass unser Erdreich ausgelaugt wird und dass ihm alle "wesentlichen, lebensfördernden Nährstoffe und wichtige Mineralien" entzogen werden, das jede dritte Familie von irgendeiner Krebsart getroffen wird und dass vierzig Prozent der Menschen an Herzleiden oder Herzinfarkt stirbt. Dann beschreibt er, wie Robert Adler ein "Expertengremium mit medizinischen und wissenschaftlichen Spitzenkräften aufbaute, die dann eines der dramatischsten Programme in der Geschichte der Ernährungswissenschaft auf den Weg brachten . . . Ihr Auftrag ist eindeutig: die Entwicklung eines vollständigen Ernährungs- Programms, um uns vor den wachsenden Gefahren zu schützen, die die Gesundheit unserer Nation bedrohen." Shatner behauptete auch, dass Investitionen in das USA- Programm zu "besserem Aussehen, maximaler physischer Energie und mentalem Wohlfühlen führen wird und zur Freude an einer vollständigen Gesundheit."
Die Videokassette "Die Geschäftschance" wurde mit der Unternehmens- Präsentation zu einem 26- Minuten- Video kombiniert. William Shatner erklärte das Multilevel Marketing und legte dar, dass "die möglichen Profite atemberaubend sind, da das Wachstum geometrisch ist." Mark Albion behauptete, jeder der die Marketing- Pakete von USA richtig einsetze, würde auch erfolgreich werden, und "mit seiner medizinischen und wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit ist United Sciences Inc. dazu ausersehen, die IBM des Ernährungsmarktes zu werden." Fünf prominente Athleten -- Joe Montana, Gary Carter, Chris Evert Lloyd, Bill Rodgers und Steve Garvey -- luden die Zuschauer ein, sich "dem Gewinnerteam von USA anzuschließen."
Die Videokassette "Medizinische Bibliothek" war ein 90- Minuten- Video, in dem Dr. Fisher über 100 Fragen zu USA's Produkten und zu den Zusammenhängen zwischen Nährstoffen und Krankheiten beantwortete. Gemäß dem Sprecher auf dem Video "expandiert die Nährstoff- Forschung dermaßen schnell, dass nur ein Unternehmen mit USA's hochmoderner Computertechnologie und USA's Beratergremium mit den weltweit führenden Forschern - Doktoren der Medizin und der Philosophie- die Öffentlichkeit korrekt informieren kann."
Bevor die Kassetten produziert wurden, veröffentlichte USA einen 20-seitigen Firmenüberblick, der das Unternehmensziel, das wissenschaftliche Beratergremium, die Forschungsgrundlagen und -ziele sowie die Marketingstrategie darstellte. Das Unternehmen wurde als "wichtige neue Instanz mit einem revolutionären Gesundheitskonzept" beschrieben. Sein Unternehmensziel war, "mittels moderner Ernährung alle Amerikaner mit den Möglichkeiten einer optimalen Gesundheit zu versorgen." Dem Unternehmen wurde nachgesagt, "die weltweit größte Computer- Datenbank für klinische Ernährung" auf folgende Art eingeführt zu haben:
USA's Forschungsteam suchte und rezensierte den gesamten Datenbestand mit mehr als 5 Millionen Hinweisen in 14.200 medizinischen und wissenschaftlichen Journalen aus 150 Ländern . . . Aus diesem starken Bestand klinischer Nachweise entstand USA's eigener In-Haus Index mit 30.000 wissenschaftlichen Studien und über 250.000 Seiten dokumentierter Forschung, die kategorisiert und auf 10.000 Seiten verdichtet wurden . . . Niemals zuvor wurde durch ein einzelnes Unternehmen eine solch komplexe Ernährungsinformationsbasis aufgebaut.
Der Unternehmensüberblick erklärt, dass man von den Interviews mit Wissenschaftlern und Weltklasseathleten in den Medien, kombiniert mit Berichten in den wichtigsten Blättern und Magazinen "erwartet, dass sie USA's außergewöhnliches Konzept zu einer nationalen Bewegung emporhebt." USA's Profitplan wurde "entworfen, um alle Produktnutzer zu ermutigen, selbst in das Geschäft einzusteigen -- mit einer minimalen finanziellen Investition und ohne jedes Risiko." Er bot auch "ein vitales, neues Leben -- und finanzielle Freiheit für alle, die sich daran beteiligen."
USA produzierte auch ein zweiseitiges Flugblatt, das die Firmenprodukte beschrieb und die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats auflistete. Laut dem Flugblatt bezeichnete Harvard's Doktor Leaf die USA- Produkte "das vollständigste Ernährungsprogramm das ich je analysiert habe." Gleichlautende Erklärungen gab er auch in der Unternehmensbroschüre und in USA's Verkaufshandbüchern ab.
Ausgerüstet mit all diesen Informationen platzierten die als erste hinzugestoßenen Distributoren Inserate in 'USA Today', 'The New York Times', 'American Health Magazine' und vielen weiteren Publikationen. Ein typisches Inserat las sich: "Erreiche optimale Gesundheit und finanzielle Freiheit durch den Verkauf von Ernährungs- und Gewichtskontrollprodukten, die von Nobelpreisträgern und Weltklasseathleten gutgeheißen werden." Menschen, die darauf antworteten, wurden aufgefordert, 25 Dollar für ein Informationspaket zu investieren, das die einführende Videokassette enthielt.
Während der ersten sechs Unternehmens- Monate kaufte ich mich als Distributor ein, besuchte ein Seminar in der Firmenzentrale und sprach mit etwa 20 aktiven USA- Distributoren. Alle glaubten fest, dass USA's Produkte durch den wissenschaftlichen Beirat des Unternehmens entworfen und gebilligt wurden und dass die Produkte effektiv seien bei einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen, die auf der Kassette "Medizinische Bibliothek" aufgeführt wurden. Die meisten behaupteten, die Produkte würden sie aktiver machen, und einer war absolut sicher, dass die Master Formula "die in den Fettzellen eingelagerten toxischen Verunreinigungen entfernt" und dass Formula Plus "das Cholesterin von den Adern entfernt."
USA's Marketingprogramm entfachte den Zorn von Fredrick J. Stare, Doktor der Medizin und der Philosophie, Professor i. R. für Ernährung an der 'Harvard University School of Public Health', und von John H. Renner, Doktor der Medizin, Präsident des ' Kansas City Committee on Health and Nutrition Fraud and Abuse'. In der 1986er Septemberausgabe von 'Good Housekeeping' beschuldigte Dr. Stare das Unternehmen United Science, mit "unnötigen Ergänzungen zu hausieren und diese einen Durchbruch zu nennen", und in der Ausgabe des 'New England Journal of Medicine' vom 9. Oktober 1986 beschwert er sich, dass "USA offensichtlich andere ausstechen möchte in der Person-zu-Person- Hausiererei mit unnötigen und ungeprüften Diätergänzungen." Im gleichen Journal schrieb Dr. Renner:
Ich bezweifle, dass die Produkte von United Science "ein hocheffektives Programm für optimale Gesundheit sind." Soweit ich weiß, wurden sie vor der Markteinführung nicht getestet. Darüber hinaus sollte ein optimales Gesundheitsprogramm mehr umfassen als teuere Nahrungsergänzungen, Proteinpuder und Schokoriegel.
Diese Kritik stimulierte viele andere Publikationen zu untersuchen, was da vor sich geht. Ausnahmslos bestätigten sie, dass USA falsche und irreführende Produktansprüche benutzte. Diese Kritiken und die Resignationen mehrerer USA- Berater zwangen das Unternehmen zu der Ankündigung, die Nutzung des gesamten Werbematerials zu stoppen.
Am 28. Oktober 1986 strahlte der Fernsehsender NBC ein verheerendes Exposé zu USA's Produkten aus, in dem Dr. Leaf seine Unterstützung für USA- Produkte bestritt. Dr. George Bray, ein prominenter Ernährungsberater stellte dar, dass er eine beinahe katastrophale anaphylaktische Reaktion mit dem Fiber Energy Bar erlitt. Eine Diätspezialistin aus Texas berichtete, dass USA- Produkte sie völlig krank gemacht hätten. Und die Moderatorin der Sendung, Connie Chung, berichtete, dass sowohl der Generalstaatsanwalt von Texas als auch die U.S. Food and Drug Administration gegen USA ermitteln.
In Wirklichkeit hatte das Büro des Generalstaatsanwaltes lediglich Ermittlungen beschlossen, diese aber noch nicht aufgenommen. Aber die Fernsehsendung löste eine Lawine an Nachfragen aus und kurbelte weitreichende Ermittlungen an. Die Sendung drosselte USA's Verkaufsergebnisse. Innerhalb eines Monats steuerte das Unternehmen Richtung Konkurs.
Am 12. Dezember 1986 schickte die FDA an USA ein hartformuliertes Schreiben mir der Anordnung, die Behauptungen zu unterlassen, dass irgendein Firmenprodukt wirksam sei bei der Vorsorge, der Behandlung, der Linderung oder der Heilung von Krankheiten. Die Behörde erklärte, dass die Behauptungen auf den Videokassetten diese Firmenprodukte zu "neuen Arzneien" machen, deren Verkauf aber ungesetzlich sei, da ihnen die Zulassung der FDA fehlt. Außerdem seien alle Produktaufkleber auch aus anderen Gründen fehlerhaft.
Am 21. Januar 1987 meldete USA bei Gericht Konkurs nach Kapitel 11 an, bezifferte alle Aktivposten auf 7.300.000 Dollar und die Verbindlichkeiten auf 8.600.000 Dollar. Die Zielsetzung dieser Art von Konkurs ist die Abwehr von Gläubigeransprüchen, um dem Unternehmen Zeit zu einer Restrukturierung der Schuldenlast zu geben in der Hoffnung, den Geschäftsbetriebes zu erhalten. Der Konkursantrag benannte Robert Adler als Alleinaktionär und Direktor der USA Inc. und Jerris Leonard's Anwaltskanzlei als achtgrößten Kreditor ohne Sicherheiten mit geschuldeten 121.379,69 Dollar. Es wurden keinerlei offizielle Verkaufszahlen publiziert, aber Presseberichte bezifferten USA's Bruttoeinnahmen in 1986 auf 60 Millionen Dollar.
Am 28. Januar erhoben die Generalstaatsanwälte von Texas, New York und Kalifornien in ihren jeweiligen Staaten Klage und beschuldigten USA Inc. missbräuchlicher Produktversprechen und illegaler Pyramiden- Marketingpläne. Zusätzlich beschuldigte die Anklage in Texas das Unternehmen, sich nicht korrekt als Hersteller angemeldet zu haben, während die Anklage in New York forderte, dass Chris Evert-Lloyd, Joe Montana, Steve Garvey, Gary Carter und Bill Rodgers vor Gericht erscheinen sollten, um ihr finanzielles Verhältnis zu dem Unternehmen offenzu legen. Das New Yorker Staatsanwaltsbüro teilte mit, dass vielen USA- Distributoren die ihnen zustehenden Provisionen vom Unternehmen nicht ausgezahlt werden. Die Anklage in Kalifornien, die von Albert N. Sheldon verfasst wurde, forderte Zivilstrafen von mindestens einer Million Dollar zuzüglich der Ermittlungs- und Verfahrenskosten.
Am 5. Februar 1987 erließ das Landgericht Dallas in Texas eine einstweilige Verfügung auf der Basis einer Vereinbarung zwischen USA und dem Generalstaatsanwalt von Texas. Deren Auflagen untersagten dem Unternehmen:
Während dieser Zeit wurde das Unternehmen an T.J. Talley, einen Zahnarzt im Ruhestand mit einem ausgeprägten Interesse an der Ernährung, und an Peter J. Speckman Junior, einen Anwalt mit einem betriebswirtschaftlichen Hintergrund, verkauft. Am 5. März unterrichtete Speckman die FDA, dass er Informationsbriefe versende und USA's aktive Distributoren in Kenntnis setze, dass:
Speckman teilte der FDA auch mit, dass er eine Kopie der einstweiligen Verfügung beilegen und die Distributoren warnen würde, keine gesundheitlichen Versprechen zu USA-Produkten zu machen. Es sagte auch, dass fortan alle USA- Produkte die nachfolgende Offenbarung tragen würden:
WICHTIGER HINWEIS: Bei den von Ihnen gekauften Produkten handelt es sich um Nährstoffergänzungen. Sie sind nicht zur Verbeugung, Behandlung oder Heilung von Krankheiten, Leiden oder sonstigen Einschränkungen der Gesundheit gedacht. Bitte ignorieren Sie alle Ihnen gegenüber gemachten gegenteiligen Behauptungen. Vielen Dank für den Kauf von USA- Produkten.
Danach befand sich USA unter einem komplett neuen Management. Am 24. März erzählte mir der für das Marketing zuständige Vizepräsident des Unternehmens, David Lough, dass Jerris Leonard im November zurückgetreten ist (eine Tatsache, die den meisten Angestellten von USA nicht mitgeteilt wurde), und dass Dr. Fisher und der Rest des ursprünglichen USA- Managementteams das Unternehmen zum Zeitpunkt des Konkurses verlassen hatte. Es sah danach aus, dass die negativen Schlagzeilen und/oder die ausbleibenden Zahlungen die restlichen wissenschaftlichen Berater und die Spitzenathleten vertrieben. Lough erklärte, dazu über keinerlei Informationen zu verfügen, da das Unternehmen in letzter Zeit keine Kontakte mehr mit ihnen hatte. Er schätzte, dass Speckman's Brief vom 5. März an etwa 5.000 der aktivsten USA- Distributoren verteilt wurde. Im Februar jedoch lud USA's Top- Distributor seine Downline zu einem Wechsel zu Ameriplus ein, einem anderen MLM- Unternehmen mit einer vergleichbaren Produktpalette. Die verbleibenden USA- Vermögen wurden auf einer Konkurs- Auktion am 12. Mai 1997 liquidiert.
Am 9. Oktober 1997 willigten Robert Adler, Jerris Leonard, Jeffrey Fisher und drei weitere ehemalige USA- Führungskräfte in einen Vergleich zu den Vorwürfen der Generalstaatsanwaltschaft ein -- ohne ein Fehlverhalten zuzugeben -- mit der Zustimmung zu einem langen Forderungskatalog auf Unterlassung von unbewiesenen, irreführenden und/oder ungesetzlichen Behauptungen zu USA's Ergänzungsprodukten. Fünf der Angeklagten (nicht Leonard) stimmten auch der Zahlung von jeweils 35.000 Dollar an jeden der drei Staaten zu. Dieser Fall war besonders signifikant, weil hier zum ersten Mal ein konzertiertes Vorgehen der Generalstaatsanwälte mehrerer Staaten gegen ein betrügerischen Gesundheitsprogramm stattfand -- und dessen Erfolg ermutigte zu weiteren solchen Aktionen.
Obwohl einige der erklärten Ziele durchaus lobenswert waren, bewarb USA seine Produkte mit ungeheuerer Übertreibung. Das wissenschaftliche Beratergremium war zwar angesehen, hatte aber kein Monopol zur Befähigung, wissenschaftliche Daten zu analysieren. USA's Produkte wurden geschaffen durch die Zusammenfassung von Dr. Fishers Meinung mit der einiger weniger Mitglieder seines Beratergremiums, die daran glaubten, dass praktisch jedermann Diätergänzungen zu sich nehmen sollte. Skeptiker wurden, wenn überhaupt, nur gering beteiligt.
Damals existierten beträchtliche Kontroversen darüber, ob es möglich ist, den "optimalen" Nährstoffbedarf zu bestimmen. Selbst wenn es sich herausgestellt hätte, dass USA's Rezepturen optimal gewesen wären -- was sehr zu bezweifeln ist -- war es sehr anmaßend, diese als "auf dem neuesten Stand der Technik" zu präsentieren. Sie waren lediglich die Vermutung einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern, welche die Ansichten einer Minderheit unterstützten.
USA's Symbolik und marktschreierisches Anpreisen offenbarte dies sicher nicht. USA brüstete sich, "monatlich 1.300 neue wissenschaftliche Unterlagen zu analysieren" um sicherzustellen, dass die Produktrezepturen aktuell sind. Diese Statistik mag Laien davon überzeugen, dass die neu auftauchenden wissenschaftlichen Daten für gewöhnliche Sterbliche (wie z. B. ihren behandelnder Arzt) zu umfangreich seien, um am Ball bleiben zu können. In Wirklichkeit ist es jedoch zu bezweifeln, dass so viele Papiere für USA's Produkte relevant waren. Und selbst wenn sie es waren, die Anzahl der in einer Datenbank gespeicherten Papiere ist bei weitem nicht so entscheidend wie die Art der Datenspeicherung und die Logik der Datenanalyse.
Auch war die USA'sche Art der Datensammlung nichts Besonderes. Viele medizinische Einrichtungen, Forscher und praktizierende Ärzte haben Direktzugriff auf elektronische Datenbanken. Und viele Wissenschaftler verfolgen nicht nur die wissenschaftliche Literatur, sie sind auch über bedeutende Untersuchungen informiert, bevor diese veröffentlicht werden. Herausragende Informationen verbreiten sich innerhalb der medizinischen Gemeinschaft rasend schnell durch Journale, Vorträge, informelle Diskussionen unter Doktoren, Kabel- TV und andere Kommunikationskanäle.
Übertreibung war auch bei der Rekrutierung von Distributoren im Spiel. Obwohl diejenigen, die sich innerhalb der ersten Monate einem erfolgreichen Multilevel- Unternehmen anschließen, eine große Menge Geld machen können, wird die Erfolgschance um so geringer, je später man einsteigt.
Die Tatsache, dass USA eine Unterstützung der Forschung versprach, war lobenswert, die Umsetzung erfolgte aber in der verkehrten Reihenfolge. Bevor man die Öffentlichkeit aufforderte, Millionen (oder Milliarden) für USA's Produkte auszugeben, hätte man diese vor dem Verkauf auf Wirksamkeit und Sicherheit bei Langzeiteinnahme testen müssen.
Dieser Artikel wurde am 19. September 1999 überarbeitet.