Haiti ist gemäß der World Bank Group und deren "Country Brief" das ärmste Land in Amerika. Während Haiti's Wirtschaftskraft während der 80er Jahre weitgehend stagnierte, schrumpfte das Bruttosozialprodukt zwischen 1991 und 1994 um unglaubliche 30 Prozent. Der wirtschaftliche Rückgang hat sich von 0,2 Prozent auf 0,4 Prozent verdoppelt. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt gerade einmal 460 Dollar pro Jahr, in den USA liegt der Vergleichswert bei 33.500 Dollar.
Vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund wird verständlich, warum vor allem gebildete Haitianer, hochqualifizierte Arbeitskräfte, versuchten und versuchen, in die USA auszuwandern. Der radikale Ex-Priester Jean Baptiste Aristide, ehemals von den ärmeren Volksschichten, die ihn 1994 mit ihren Protesten zur Macht verhalfen, als Retter gefeiert, hat inzwischen fluchtartig das Land verlassen. Die von ihm über Jahre hinweg versprochene Umverteilung der Vermögen blieb ein Versprechen, sie hat nicht stattgefunden.
Dennoch war er wirtschaftlich aktiv. Die BBC berichtete am 01.03.2004 unter der Schlagzeile "Haiti: An economic basket-case"
"Einstürzende Pyramidensysteme,
die Tausende von Menschen ruinierten, waren die einzige ökonomische
Initiative während der Aristide-Ära.
Haitianer verkauften Autos
und andere Wertgegenstände und verloren ihre etwa 200-Millionen-Dollar-Investitionen in diese betrügerischen Systeme, die als "co-operatives"
bekannt waren und die mit dem Versprechen von 10-prozentigen Zinserträgen
köderten. Die Co-op-Initiatoren kauften sich von den Einkünften Transportunternehmen,
Hotels und Tankstellen."
Die Betreiber dieser betrügerischen Pyramidensysteme kassierten
200 Millionen Dollar ab. In einem Land, in dem 80 Prozent der ländlichen
Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt. In einem Land, in dem das jährliche
Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal 460 Dollar beträgt. 435.000 Jahreseinkommen
flossen in die Taschen der Initiatoren! In einem Land, in dem nur 7,7 Millionen
Menschen leben, einschließlich der Kinder und Alten.
Zu den Pyramidensystemen gesellte sich dann
auch noch die Korruption. Die BBC berichtet weiter:
"Haiti's Regierung war in höchstem
Maße abhängig von Hilfe aus dem Ausland und erhielt jährlich etwa 165
Millionen Dollar aus den USA, der EU und von der Welt-Bank.
Nach
den Wahlen des Jahres 2000 kürzte die USA die Hilfe und erhob den Vorwurf,
dass etwa 70 Prozent der Hilfsgelder in den Taschen korrupter Beamter
landen."
Nun herrscht eine unbeschreibliche Armut im Land: 61 Prozent der Einwohner mangelt es an sauberem Trinkwasser, die Hälfte der Einwohner ist unterernährt, die Lebenserwartung liegt bei nur 54 Jahren. Diese Armut und die grenzenlose Verzweiflung der Menschen initiiert eine noch nie dagewesene Massenflucht der Haitianer in selbstgebauten Booten über das Meer in die USA: mehr als 2.000 Boots-Flüchtlinge schnappte die US-Küstenwache allein im Jahr 2003, die unverzüglich wieder abgeschoben wurden.
Nun herrscht Chaos und Anarchie.
Und die Verursacher?
Die Initiatoren der
Pyramidensysteme?
Die korrupten Beamten?
Der flüchtige Aristides?
Wann endlich werden die ihrer gerechten Strafe zugeführt? Wie lange werden die ihre fette Beute noch genießen dürfen...
... während die Hälfte der haitianischen Kinder an Unterernährung leidet und die Säuglingssterblichkeit doppelt so hoch ist wie in den Nachbarländern?
Dokument erstellt: 24.03.2004