TG-1 * Transgallaxys Forum 1

Die Drahtzieher / Hintergruende und Methoden => Die Akte Helmut Pilhar => Topic started by: Hooligan on March 27, 2006, 04:21:11 PM

Title: 03.03.06 Vortrag Tettenweis
Post by: Hooligan on March 27, 2006, 04:21:11 PM
Und nun eine Veranstaltung in der niederbayerischen Hochburg des organisierten Erbrechens, die als "Passauer Skandal" in die Geschichte eingehen wird. Trutz schrieb im Vorfeld eine eMail am 08.02.06 an das


Gesundheitsamt
Landkreis Passau
Leiter Dr. Wolfgang Huber
wolfgang.huber@landkreis-passau.de
gesundheitsamt@landkreis-passau.de


Kopien an

Gemeindeverwaltung Tettenweis
info@tettenweis.de
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
poststelle@lgl.bayern.de
Landeszentrale für Gesundheitsbildung in Bayern
info@lzg-bayern.de
Bayerische Krebsgesellschaft
zimmermann@bayerische-krebsgesellschaft.de
Redaktion Passauer Neue Presse
pnp@vgp.de
Süddeutsch Zeitung
redaktion@sueddeutsche.de


mit den bereits bekannten Infos und Links, sowie einem Hinweis auf den Hamer-Stammtisch in Tettenweis:

Nach mir vorliegenden Informationen trifft sich an jedem 1. Mittwoch im Monat, 19.30 Uhr,  ein „Stammtisch“ der „Germanischen Neuen Medizin“ in Tettenweis.

http://www.pilhar.com/News/Seminar/Stammtische_Deutschland.pdf

Dort steht zwar Raum Passau/Rottal Inn; man versucht den genauen Ort geheim zu halten. Der „Stammtisch“ in Tettenweis wird organisiert von

Martin Gabling
Tel: 0160-99723567
Email: Martin.Gabling@neue-medizin-niederbayern.de
Homepage: www.neue-medizin-niederbayern.de

Die Treffen sollen im

Gasthof "Lindlbauer"
Hofmark 2
D-94167 Tettenweis bei Pocking

stattfinden. Dies geht auch aus folgendem Forenbeitrag im Internet hervor:

http://www.gnm-forum.ws/phpBB2/viewtopic.php?t=323

……

Am Freitag, dem 03. März, will Helmut Pilhar einen Vortrag im Landkreis Passau halten. Da durch Aufklärungsarbeit von anderen und mir in der letzten Zeit oft die für solche Vorträge vorgesehenen Räumlichkeiten von den Vermietern gekündigt wurden und/oder kritischen Presseberichtet erschienen, hält Herr Pilhar nun die genauen Orte bis kurz vor dem Termin geheim:

http://www.pilhar.com/News/Seminar/Kalender_03.htm

Man kann aber bei der hier angegebenen unvollständigen Postleitzahl 9416x davon ausgehen, dass es sich bei dem Veranstaltungsort um das Lokal in Tettenweis handelt. Der Vortrag wird von einer Gruppe veranstaltet, die sich „Neue Medizin Niederbayern“ nennt.

http://www.neue-medizin-niederbayern.de/24752.html

Treibende Kraft dort ist Martin Gabling. Inhaber der Domain www.neue-medizin-niederbayern.de (die Seite hat kein Impressum) ist eine Firma „CapitalPlus“ aus Pocking

http://www.capitalplus.de/UntitledFrame-2.htm

bei der Herr Gabling Mitinhaber oder Angestellter ist. Dem Vortragsabend folgt am Samstag/Sonntag ein Seminar über die „Germanische Neue Medizin“, dessen dritter Teil am 12. März fortgesetzt werden soll.


-------------------------------------------------------------


Dann am 1. März 06 eine Sternstunde des deutschen Journalismus:

http://www.gnm-forum.com/phpBB2/ftopic465-0-asc-0.html

Da war jemand so stolz auf seinen publizistischen Coup, dass er es aller Welt sogar im Kalei-Forum bekannt geben musste:

http://executor57.net/forum/messages/132203.htm

Da hat doch das „Passauer Wochenblatt“ ganz einfach die Verlautbarungen von Pilhar übernommen. Richtige Journalisten, die da mal hinterfragen könnten, habe die gar nicht. Aber für Martin Gabling war das der Ham(m)er. Die Dämpfer ließen aber erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten.

Am 8. März in der „Passauer Neuen Presse“, einer richtigen Tageszeitung:


******


Heilungsversprechen mit Todesfolge – die abstruse Theorie des Dr. Hamer

Anhänger der „Germanischen Neuen Medizin“ treffen sich in Tettenweis – 70 Besucher bei Vortrag

Von Marion Zauner

Tettenweis. „Krebs ist heilbar“, mit diesem Versprechen ködert die „Germanische Neue Medizin“ Kranke, die sich an den letzten Strohhalm klammern. Schließlich verspricht die „Neue Medizin“ Heilungschancen von 95 Prozent. Rund 70 Zuhörer kamen zu dem Vortrag von Helmut Pilhar nach Tettenweis, in dem er seine Heilsbotschaft vorstellte.

Helmut Pilhar ist der Vater von Olivia, deren Fall 1995 für Schlagzeilen sorgte. Die Eltern lehnten damals eine Chemotherapie für ihre krebskranke Tochter ab, flohen mit ihr ins Ausland. Das Sorgerecht wurde den Pilhars entzogen, die Chemotherapie durchgeführt – Olivia überlebte dank der Schulmedizin. Genau die aber lehnen die Pilhars nach wie vor ab. Sie sind Anhänger der „Germanischen Neuen Medizin“ von Ryke Geerd Hamer. „Eine abstruse, pseudowissenschaftliche medizinische Außenseiterlehre“ – so nennt sie Professor Dr. med. Hartenstein, Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft.

Zulassung entzogen

Ryke Geerd Hamer (Jahrgang 1935) war früher selbst Arzt, die Zulassung ist ihm mittlerweile entzogen worden. Erst vor wenigen Wochen ist er aus der Haft entlassen worden – verurteilt worden war er wegen Betrugs und Komplizenschaft bei der illegalen Ausübung medizinischer Tätigkeit.

Sein Leben und seine Lehre stellt Hamer auf seiner Homepage ausführlich dar. Der Wendepunkt in Hamers Biographie kam 1978, als sein Sohn Dirk starb. 1979 erkrankte Dr. Hamer an Hodenkrebs, unterzog sich einer Operation. Auch Hamer wurde durch die Schulmedizin gerettet, die er heute so vehement ablehnt.

Dazu brachte ihn sein Sohn Dirk, der ihm nach seinem Tod im Traum erschien und mit dem er im Teamwork seine „Neue Medizin“ entwickelte. Abstrus? Dieser Ausdruck ist noch untertrieben. Krebs und alle anderen Krankheiten entstehen laut Hamer durch einen Konflikt. Wird der nicht aufgearbeitet, erkrankt man. Der Konflikt hinterlässt übrigens Spuren im Gehirn. „Hamer’sche Herde“ nennt der Arzt die Gebilde, die sich angeblich auf Computertomographien abzeichnen. Wer den Konflikt löst, wird gesund. Und das sind bei den Anhänger der Hamer’schen Lehre angeblich 95 Prozent und mehr, verheißt Hamer. Wer stirbt, konnte eben seinen Konflikt nicht lösen. Und dabei könne eine Chemotherapie auch nicht helfen. An der verdiene nur die Pharmaindustrie – die mit der Schulmedizin unter einer Decke stecke und nur aus Profitgründen die Hamersche Lehre bekämpfe.

Antisemitische Tendenz

„Fatalerweise haben derartige Heilungsversprechen, die von Hamer bis zu 95 Prozent der Krebserkrankungen gemacht werden, dazu geführt, dass einige Patienten mit heilbarer Krankheit (z.B. Hodenkrebs) im Glauben an die absurde Heilslehre sich der als verjudet bezeichneten schulmedizinischen Behandlung entzogen haben. Eine Reihe von Fällen mit vermeidbarem tödlichem Ausgang sind in Deutschland und Frankreich dokumentiert“, bedauert Professor Hartenstein. Antisemitische Tendenzen – auch deshalb gerät die „Germanische Neue Medizin“ immer wieder in die Kritik. Landet bei der taz in der Rubrik „Der rechte Rand“. Die Sendung „Kontraste“ berichtete 2005 nicht nur über Krebs-Tote, die die „Neue Medizin“ auf dem Gewissen hat. Sondern auch: „Hamer behauptet, es gebe eine Verschwörung gegen ihn. Und zwar von jüdischen Geheimgesellschaften. Die Juden verhinderten die Anwendung seiner Neuen Medizin und sie wollten den Massenmord an Nicht-Juden.“ Und etuxx bezeichnete Hamers Anhänger als „braune Esoteriker.“ Auf der Hamer-Homepage finden sich mittlerweile keine antisemitischen Äußerungen mehr.

Hamer selbst saß eine Weile im Gefängnis, ist seit Februar wieder frei. Seine Anhänger waren mittlerweile fleißig. Es gibt regelmäßige Stammtische in Deutschland, Österreich. Luxemburg, der Schweiz, Bolivien und Polen. Und einen in Tettenweis. Das erfährt man im Internet wiederum nicht so genau. Nur, dass es Treffen im Raum Passau gibt. Will man wissen wo, muss man eine schriftliche Anfrage starten. Als Werbung für den Pilhar-Vortrag wurden Flugzettel in die Briefkästen geworfen. Darauf eine Handy-Nummer. Tagelang dieselbe Ansage: „Die von ihnen gewählte Rufnummer ist zurzeit leider nicht erreichbar.“ Auch der Name des Ansprechpartners steht auf dem Faltblatt. Es gibt ihn aber deutschlandweit nicht im Telefonbuch.

Helmut Pilhar, Olivias Vater, hat eigenen Angaben zufolge seinen Beruf aufgegeben und lebt von den Vorträgen, die er hält – zum Beispiel vor rund 70 Zuhörern in Tettenweis. 5 Euro kostet der Eintritt. Und wer sich noch weiter über die „Germanische Neue Medizin“ informieren will, der kann ja eins von Hamers oder Pilhars Bücher kaufen.


******


Das „Passauer Wochenblatt“ bracht in seiner folgenden Ausgabe verschämt und kommentarlos eine Stellungnahme der Bayerischen Krebsgesellschaft, die sich gewaschen hat. Im Gästebuch der Gazette

http://www.wochenblatt.de/live/php3/guestbook.php?book=allgemein

Und im Forum der Hamer-Fans:

http://www.gnm-forum.com/phpBB2/ftopic486.html

mal wieder Heulen und Zähneknirschen auf breiter Front und auf allen Kanälen.


Pilhar, der ja immer alles auf seiner Seite veröffentlich, selbst dann, wenn man ihm direkt oder indirekt vorwirft, dass es eine besondere Art des Kindesmissbrauchs war, als er damals bereit war, sogar seine kleine kranke Tochter dem Hamer-Wahn zu opfern, hat dieses mal einen Blackout. Da findet man in der neusten Presseschau nur diesen einen, für die GNM positiven Artikel aus dem „Passauer Wochenblatt“, so als sei sonst nichts gewesen.

Es wird wohl langsam etwas anstrengend, immer wieder Gegendarstellungen zu schreiben, die gar keine Gegendarstellungen sind, sondern pure Bestätigung.
Title: 03.03.06 Vortrag Tettenweis
Post by: Hooligan on March 28, 2006, 08:00:26 AM
Dieses Interview finde ich auch ganz gut:


Ebenfalls am 08.03.06 in der Passauer Neuen Presse


Drei Fragen an …

Martina Oswald über die Thesen Hamers

Martina Oswald ist Diplom-Sozialpädagogin und arbeitet bei der Psychosozialen Beratungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft in Passau e.V. Sie betreut, berät und begleitet dort Menschen mit Krebs und deren Angehörigen. „Auf die Neue Medizin bin ich dabei noch nicht angesprochen worden“, so die 40-jährige. Aber da diese Lehre höchst umstritte ist, es sogar dokumentierte Todesfälle gibt, hat sie sich den Vortrag angehört.

Wie fanden Sie den Vortrag?

Ich empfand den Vortrag von Herrn Pilhar als gut strukturiert und schlüssig aufgebaut, jedoch als sehr lang. Die Fülle von Informationen konnte nicht so schnell verarbeitet werden. Vielleicht war das auch der Grund für die wenigen Fragen der Zuhörer, die meines Erachtens vom Referenten zudem nicht zufrieden stellend beantwortet werden konnten. Leider hat Herr Pilhar auch nicht über seine Tochter Olivia gesprochen, die, zwar zwangsweise, aber dennoch schulmedizinisch behandelt wurde und vielleicht auch gerade deswegen überlebt hat.

Worüber wurde referiert?

Herr Pilhar stellte die Lehre der „Germanischen Neuen Medizin“ vor. Diese geht davon aus, dass allein das Lösen von Konflikten Gesundheit erhält und Heilung bewirkt. Das widerspricht jedoch allen medizinisch-wissenschaftlichen Studien, die viele Faktoren für die Entstehung der verschiedenen Krebserkrankungen verantwortlich machen. Die Hamer’sche Lehre spielt Risikofaktoren wie Umwelteinflüsse oder gesundheitsschädigendes Verhalten herunter. Jede Früherkennung und Vorsorgeuntersuchung, die manchem Patienten schon das Leben gerettet hat, ist nach deren Meinung unnötig. Der Referent nannte zur Untermauerung seiner Theorie lediglich ein einziges Beispiel einer „geglückten Heilung“.

Wieso findet die „Germanische Neue Medizin“ Anhänger, was ist das Faszinierende an dieser Lehre?

Sie ist einfach formuliert und ohne schwierige Fachausdrücke gut verständlich. Außerdem stillt sie das Bedürfnis der Menschen nach einer Antwort auf das „Warum“. „Warum bin gerade ich erkrankt“. Meiner Meinung nach kann ein so komplexes Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele und die Entstehung einer Tumorerkrankung auch nicht ansatzweise mit einer derart einfachen „Wenn-Dann-Theorie“ erklärt werden. Bei den Zuhörern werden Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt werden können.

Das Gespräch führte Marion Zauner