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Author Topic: An Magie und Geistererscheinungen zu glauben  (Read 1708 times)

Eule

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An Magie und Geistererscheinungen zu glauben
« on: July 19, 2015, 01:23:59 PM »

An Magie und Geistererscheinungen zu glauben ist Ursubstanz der Anthroposophie. Um so furchtbarer die Entlarvung durch einen Text, der heute 234 Jahre alt ist.

Christoph Martin Wieland schrieb 1781, bevor Hahnemann seinen Scheißdreck Homöopathie erfand, bevor die Blavatsky den Scheißdreck Theosophie erfand, aus dem dann der Scheißdreck Nationalsozialismus und der Scheißdreck Anthroposophie zusammengewahnt wurden, im Kapitel 1 seines Werks "Ueber den Hang der Menschen, an Magie und Geistererscheinungen zu glauben" als eine Warnung diese Worte:

[*quote*]
Eben darum, weil der Hang zum Uebernatürlichen, der Glaube an unsichtbare Bären und der Wunsch, mehr zu wissen und zu können, als Menschen wissen und können sollen, das arme menschliche Geschlecht von jeher allen diesen Betrügern in die Hände geliefert, ihm dadurch unzerreißliche Ketten angelegt und unheilbare Wunden geschlagen hat: eben darum nenne ich diesen Hang, diesen Glauben, diesen Wunsch – die schwache Seite der menschlichen Natur; und eben darum ist es so nöthig, daß wir uns da, wo die größte Gefahr ist, durch die untrüglichen Grundsätze, welche Natur, allgemeine Erfahrung und allgemeiner Menschenverstand darbieten, auch am stärksten zu befestigen suchen.
[*/quote*]


Die heutigen Menschen dünken sich so klug und weise. Doch Beispiele wie dieses zeigen, daß unsere Vorderen mitnichten dumm waren. Dumm waren und sind vielmehr jene, die trotz des Wissens und der Weisheit ihrer Vorderen Scheiße ohne Ende bauen. Scheiße, Scheiße und nochmal Scheiße. Anthroposophische Scheiße und nationalsozialistische Scheiße.

Heute, 234 Jahre nach Christoph Martin Wieland, gibt es Vollidioten, die die Scheiße Anthroposophie anhimmeln, sie verbreiten, sie zur Grundlage des Lebens der Menschen machen wollen. Vollidioten, die dafür skrupellos sogar über Leichen gehen.

Gehen wir weiter zurück in der Geschichte, so sehen wir, daß schon die Alten Griechen sich über Esoteriker lustig machten... Wie konnten sie ahnen, daß die Esoteriker Millionen Menschen eiskalt abschlachten würden?

Ein Ende ist nicht abzusehen...


Das Kapitel 1 vollständig:

[*quote*]
Christoph Martin Wieland
"Ueber den Hang der Menschen, an Magie und Geistererscheinungen zu glauben"


Kapitel 1

1781.

Gespenster, Elementargeister, Mittelwesen zwischen Engeln und Menschen, Feuer- und Luftgeister, Kobolde, Bergmännchen und Wassernixen, Schutzgeister oder Plagegeister einzelner Menschen, – mit einem Worte, alle Arten von angeblichen Erscheinungen und wunderbaren Einwirkungen unsichtbarer Wesen, werden – aller Einwendung einer gesunden Philosophie und aller durch sie bewirkten Aufklärung zu Trotz – in der Einbildungskraft und selbst in dem Herzen der Menschen immer einen Fürsprecher finden, der ihre gänzliche Verbannung unmöglich machen wird. Jede Erzählung dieser Art, Alles, was einer Anekdote aus der Geisterwelt ähnlich sieht und die Wirklichkeit dieser phantastischen Wesen zu bestätigen oder die Gründe, womit die Vernunft sie bestreitet, zu entkräften scheint, wird den Meisten immer willkommen seyn. Selbst der aufgeklärtere Theil der Menschen – Personen, die es auf keine Weise von sich gesagt wissen möchten, daß sie Gespenster, Gespenster-Erscheinungen, und was in dieses Fach gehört, im Ernste zu glauben fähig wären – unterhalten sich doch gern mit Gesprächen oder Lectüren dieser Art. Ja, sogar der Philosoph, indem er die Wahrheit der Begebenheiten, auf welche die Geisterseher ihren Glauben gründen, leugnet, fühlt sich unvermerkt von seiner eignen Phantasie überschlichen und ist oft selten von seinen Vernunftschlüssen überzeugt genug, daß nicht die instinctartige Neigung zum Wunderbaren, die er mehr oder weniger mit den Ungelehrtesten gemein hat, den leisen Wunsch, des Gegentheils durch unleugbare Thatsachen überführt zu werden, in ihm erregen sollte.

Eine Tradition, die so alt als das Menschengeschlecht oder doch gewiß um viele Jahrhunderte älter als die Philosophie ist, hat eine Art von allgemeinem Glauben und Einstimmigkeit aller Völker über diese Dinge hervorgebracht. Von Kindheit wird unsre Einbildungskraft mit Bildern, Mährchen und angeblichen Geschichten angefüllt, welche sich auf diesen Glauben gründen und ihre ansteckende Kraft an uns beweisen, zu einer Zeit, da wir uns noch keines Betruges versehen, und die Vernunft uns noch mit keinen Waffen gegen unsre eigne und fremde Leichtgläubigkeit ausgerüstet hat.

Die Dichter, welchen mit dem Wunderbaren die reichste Quelle von Erfindung und Interesse genommen würde, nähren diese Anlage auf eine so verführerische Art, daß, wenn wir gleich Verstand genug haben, zu sehen, daß sie uns täuschen, wir doch mit Vergnügen einwilligen, so angenehm getäuscht zu werden. Mitten in der Ueberzeugung, daß die ganze Maschinerie ihrer Götter- und Geister-Erscheinungen, Zaubereien und Feereien aus blosen Geschöpfen ihrer Einbildungskraft zusammen gesetzt sey, ertappen wir uns über einem heimlichen Seufzer, daß doch diese Wunderdinge wahr seyn möchten; und je empfänglicher unsre Seele für die Einwirkungen dieser Art von Dichtungen ist, desto geneigter sind wir, uns durch Erzählungen, die sich (dem Vorgeben nach) auf Erfahrung und Thatsache gründen, von der Wahrheit dessen, was wir wahr zu finden wünschen, überreden zu lassen.

Wie viel endlich unter allen Völkern die Religion beigetragen habe, diese Disposition in den Gemüthern der Menschen zu verstärken, braucht hier kaum erwähnt zu werden. Und was ist's Wunder, wenn Priester (welche hierbei ein eben so begründetes und in verschiedenem Betracht ungleich wichtigeres Interesse hatten als die Dichter) geschäftig gewesen sind, den Glauben an übermenschliche Wesen und übernatürliche Wirkungen zu befördern; da selbst ein großer Theil der Philosophen, vornehmlich die von der Pythagorischen, Platonischen und Alexandrinischen Schule, diesen Glauben begünstiget und eine Geisterlehre, in welcher alle Artikel des populären Aberglaubens Unterstützung finden, zur Grundlage und zu den Hauptpfeilern des Lehrgebäudes gemacht haben?

Diese romantische Art zu philosophiren, die zu gleicher Zeit der natürlichen Trägheit der Menschen und ihrer Begierde nach erhabenen und wunderbaren Ideen schmeichelt, konnte nicht fehlen, sich in eine desto größere Achtung zu setzen, da sie sich, gleich den alten Mysterien (deren Stelle sie unvermerkt einnahm) [Fußnote], in ein heiliges Dunkel verbarg, in welches nicht einem Jeden einzudringen erlaubt war. Aber, je größer und abschreckender die Schwierigkeiten, in diesen Geheimnissen eingeweiht zu werden, desto glänzender waren auch die Vortheile der Glücklichen, die zu diesem Vorzuge gelangten. Die magische Philosophie, deren vorgebliche Meister sich des Namens der Weisen im erhabensten Sinne des Wortes anmaßten [Fußnote] (wie sie noch bis auf diesen Tag thun), versprach nichts Geringeres als die größte Veredlung der Menschheit, Erhöhung ihrer natürlichen Kräfte bis zur Gemeinschaft mit der göttlichen Natur. Sie rühmte sich, den Schlüssel zu besitzen zu den Pforten einer unsichtbaren geistigen Welt, gegen welche die sichtbare sich verhalte, wie die Buchstaben einer Schrift zu den Worten, und die Worte zu den Ideen, deren blose Zeichen sie sind, oder wie ein todtes Steinbild zu einem lebendigen Menschen. Sie kannte (ihrem Vorgeben nach) nicht nur alle Arten von Geistern nach ihren verschiednen Ordnungen, Stufen, Kräften, Wirkungskreisen, Eigenschaften und Verhältnissen; sie besaß auch die Mittel, mit diesen unkörperlichen Wesen in Verbindung zu treten, die Freundschaft der guten unter ihnen zu erwerben, sich die bösen zu unterwerfen und mit Hülfe der einen und der andern die wunderbarsten Wirkungen hervorzubringen.

Der romanhafte und subtile Lehrbegriff, und die wenig verständlichen Schriften eines Plotinus verloren sich während der langwierigen Finsterniß, welche nach Zerstörung des alten römischen Reichs über Europa kam: aber die Begriffe und Träume von Mittelgeistern und Zauberkräften, womit der Norden, so wie der Orient, von jeher angefüllt war, erhielten sich; und der immer tiefer einwurzelnde Aberglaube, von Mönchen und Romanendichtern auf alle mögliche Weise genährt, überhob die Adepten dieser Zeiten der ungelegnen Mühe, ihre Behauptungen zu beweisen oder mit der Vernunft in Uebereinstimmung zu setzen. Was Wunder, daß selbst während der Dämmerung, welche im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert Europa die Wiederherstellung der Literatur und höhern Aufklärung der Wissenschaften vorbereitete, jene Afterphilosophie, unter dem Schutze der ehrwürdigen Namen eines Hermes Trismegistus, Zoroaster, Orpheus, Pythagoras, Platon u. s. w. sich nicht nur in Ansehen erhielt, sondern sogar wieder eine wissenschaftliche Form gewann, von welcher sich einige der besten Köpfe jener Zeiten verblenden ließen?

Irrthümer, die den Menschen Jahrtausende lang beherrscht haben, sind nicht so leicht zu verdrängen. Sie nehmen alle mögliche Gestalten an und bedienen sich aller möglichen Kunstgriffe, wodurch eine des Lichts noch ungewohnte Vernunft hintergangen werden kann. Ehmals waren es die Mönche und die Verfasser der Ritterbücher gewesen; nun waren's Philosophen, Aerzte, Naturforscher, Chymisten, die den populären Glauben an Geister-Erscheinungen, wiederkommende Seelen der Verstorbenen, Elementargeister, Kobolde, prophetische Träume und Ahnungen, Sympathien und Antipathien, Palingenesien und Metamorphosen, kurz, alle Wunder und Abenteuer der weißen und schwarzen Magie in ihren Schutz nahmen und mit neuem Ansehen bekleideten. Der Glaube an alle diese Dinge war im sechzehnten Jahrhundert so allgemein, daß man kaum einen berühmten Mann dieser Zeit wird nennen können, der nicht mehr oder weniger damit angesteckt gewesen wäre.

Nun hat zwar, Dank sey dem Himmel! diese poetische Art von Philosophie seitdem einer andern Platz gemacht, welche, mit neu erfundnen Werkzeugen bewaffnet, sich gleichsam neue Sinne zu verschaffen und damit die größten Schwierigkeiten zu übersteigen gewußt hat, die ehmals Jedem entgegenstanden, der mit der Fackel der Beobachtung ins Innere der Natur einzudringen versuchte. Die verworrenen und ungewissen Formen der Dämmerung scheinen nun in dem immer zunehmenden Tage zerflossen, und die bezauberte Welt von der natürlichen auf ewig verdrängt zu seyn. Aber die Einbildungskraft findet immer wieder Mittel, sich im Besitz ihrer alten Rechte zu erhalten. Der Kreis ihrer Wirksamkeit erweitert sich zugleich mit dem Kreise unsrer Kenntnisse. Die Natur (gleich als ob sie eifersüchtig sey, sich über ihren verborgnen Mysterien von sterblichen Augen überschleichen zu lassen) erscheint immer wunderreicher, geheimnißvoller, unerforschlicher, je mehr sie gekannt, erforscht, berechnet, gemessen und gewogen wird. Die unendliche Mannigfaltigkeit und der grenzenlose Schauplatz ihrer Wirkungen verschlingt unsern Geist; er verliert sich in einem Ocean von Wundern, an welchen, wie viel wir auch erklären und begreifen zu können meinen, doch noch immer Unerklärbares und Unbegreifliches genug übrig bleibt, um die verlegene Imagination in ihre alte Tage zurückzuwerfen.

Denn was haben wir auch mit den scharfsinnigsten und unwidersprechlichsten Erklärungen Alles dessen, was im Himmel, auf Erden und unter der Erden ist, am Ende zu Befriedigung unsers Vorwitzes gewonnen, als – Erscheinungen zu kennen, deren Ursachen – Wirkungen zu berechnen, deren Kräfte – noch immer Geheimniß sind? Und wenn wir auch das ganze Uhrwerk der Körperwelt bis auf seine ersten Bestandtheile aus einander legen könnten; so nöthigt uns doch am Ende ein Gefühl, dem die Vernunft selbst nachgeben muß, geistige Kräfte anzunehmen, welche der Materie Zusammenhang, Bewegung, Leben, Empfindung und Gedanken geben, die nicht ihr eigen sind: und so befinden wir uns immer wieder da, wo uns die Philosophie gefunden hatte, glauben immer, daß sie uns gerade das nicht sagen könne, was wir am liebsten wissen möchten, und fühlen uns also um so geneigter, Jedem Gehör zu geben, der unsre Einbildungskraft in Erwartung setzt und ihr eine Befriedigung zu versprechen scheint, die sie bei jener vergebens gesucht hatte.

Hierzu kommt noch ein andrer Umstand, der eine eben so natürliche Folge der Aufklärung ist, als er den Geistersehern günstig zu seyn scheint. Je weiter die Grenzen unsrer Kenntnisse hinaus gerückt werden, je mehr wir die unerschöpfliche Mannigfaltigkeit der Natur im Detail ihrer Werke kennen lernen, desto weiter dehnt sich auch der Kreis des Möglichen vor unsern Augen aus; und vielleicht ist es gerade der größte Naturforscher, der sich am wenigsten untersteht, irgend etwas, das nicht augenscheinlich in die Classe der viereckigen Dreiecke gehört, für unmöglich zu erklären.

Seitdem die unersättliche Wißbegierde mit geschärften Sinnen in alle Elemente eingedrungen ist; seitdem uns die Vergrößerungsgläser einen Abgrund von physischen Wundern, wovon Niemand zuvor die mindeste Vorstellung hatte, aufgeschlossen haben; seitdem uns die Entdeckung neuer, von keinem Demokrit oder Aristoteles nur geahneter Eigenschaften der Materie die Natur von ganz neuen Seiten gezeigt, und der unermüdliche Fleiß der Forscher fast täglich in dem Falle ist, auf Entdeckungen zu stoßen, welche die Hälfte dessen, was man vorher für wahr gehalten, wieder umstoßen oder zweifelhaft machen: seitdem haben auch unsre Begriffe vom Wunderbaren und Natürlichen, Möglichen und Unmöglichen eine merkliche Veränderung erleiden müssen. Mitten zwischen den grenzenlosen Tiefen des Unendlichgroßen und Unendlichkleinen, wo jeder Sonnenstaub eine Welt, und jede Welt ein Sonnenstaub, jeder belebte Keim eine ganze Schöpfung, jeder Punkt im Unermeßlichen ein Schauplatz ist, zu dessen Durchschauung das Leben eines Menschen nicht zureichte, lernt der Mensch bescheidner von seinen Einsichten denken und wird immer furchtsamer, zu entscheiden, was die Natur könne oder nicht könne, je öfter er schon in seinen zu raschen Urtheilen durch nachfolgende Erfahrungen beschämt worden ist. Vor einigen Jahrhunderten hatte das Wunderbare beinahe alle Begriffe vom Natürlichen aus den Köpfen unsrer Vorfahren verdrängt: jetzt verenget die Natur immer mehr die Grenzen des Wunderbaren, und wir finden uns hier auf allen Seiten von so vielen Unbegreiflichkeiten umringt, daß uns beinahe nichts mehr in Erstaunen setzt.

So günstig indessen dieser Umstand den Geistererscheinungen, besonders den Gespenstern und Mittelgeistern (welche unter allen Einwohnern der bezauberten Welt noch immer die meisten und scheinbarsten Zeugnisse für sich haben) seyn mag: so ist doch unser Unvermögen, ihre Unmöglichkeit zu beweisen, Alles, was zu ihrem Behufe daraus geschlossen werden kann.

Und verbietet uns da nicht eben die Vernunft – welche uns abhält, zu entscheiden, daß etwas darum unmöglich sey, weil wir uns keine deutliche Vorstellung machen können, wie es möglich sey – etwas blos darum für möglich zu erklären, weil wir nicht einsehen, wie und warum es unmöglich seyn sollte?

Wir befinden uns also hierüber in einem ziemlich wagerechten Schwanken; und das Gewisseste, wozu wir uns selber bringen können, ist das Gefühl, daß ein erscheinender Geist, an sich selbst und ohne Rücksicht auf besondere Erfahrungen und Zeugnisse, weder etwas so Unnatürliches sey, um für ganz unmöglich gehalten zu werden, noch natürlich genug, um uns nicht, in jedem besondern Falle, gegen seine Wirklichkeit mißtrauisch zu machen.

Der Erzähler einer Geistergeschichte, die er als vorgeblicher Augen- oder Ohrenzeuge in ganzem Ernste für wahr gibt, kann sich heutiges Tages darauf verlassen, daß er die meisten Personen von Erziehung und Kenntnissen, sogar diejenigen, die hierin blose Prätendenten sind, unglaubig finden werde. Wie glaubwürdig auch der Gewährsmann in unsern Augen seyn mag, die Erzählung selbst ist es niemals; denn es ist einem seiner Vernunft mächtigen Menschen eben so natürlich, eine solche Geschichte nicht zu glauben, als zu glauben, daß die Sonne morgen wieder aufgehen werde. Dieser Glaube und jener Unglaube beruhen auf einerlei Grunde.

Lassen wir aber einen Philosophen auftreten und in einem ausdrücklich dazu geschriebenen Buche mit scharfsinnigen und scheinbaren Gründen aller Art beweisen, daß alle für historisch wahr ausgegebene Gespenster- und Geistergeschichten auf gar keinem glaubwürdigen Zeugnisse beruhen; und daß diese Erscheinungen, welche man ohne Einwirkung solcher Wesen, die zu keinem der bekannten Naturreiche gehören, nicht erklären zu können glaubt, sich aus bekannten natürlichen Ursachen sehr wohl erklären lassen: augenblicklich wird etwas, das (wenn ich nicht irre) nicht blos Widersprechungsgeist ist, in uns rege, welches uns drängt, die verfolgten Phantome in unsern Schutz zu nehmen.

Ich habe oft Gelegenheit gehabt, diese doppelte Bemerkung zu machen; und, ohne sie darum für etwas Allgemeines zu geben, glaube ich, daß man von dem größern Theile derjenigen, welchen dermalen die Benennung von Personen von Erziehung zukommt, sagen könne: daß sie, ungeachtet des Unglaubens, den sie allen Erzählungen von Geistererscheinungen, welche bei Gelegenheit in einer Gesellschaft circuliren, entgegen setzen, im Herzen doch sehr geneigt sind, die Partei der Geister gegen einen Jeden zu halten, der ihnen entweder das Daseyn selbst oder wenigstens alle Gemeinschaft mit uns irdischen Menschen absprechen wollte.

Mir däucht, diese Neigung habe, außer der Liebe zum Wunderbaren, noch einen besondern Zusammenhang mit der Hoffnung (die dem Menschen eben so natürlich ist als jene), nach diesem Leben in einem andern persönlich fortzudauern. Von Kindheit an mit Gespenstergeschichten genährt, welche sehr zuversichtlich auf angebliche Erfahrungen oder glaubwürdige Berichte gestützt werden, gewöhnt sich unsre Phantasie, die Gespenster und die übrigen Geister, deren Daseyn auf der Tradition beruht, als Einwohner jener unsichtbaren Welt anzusehen, in welche dereinst überzugehen unser Schicksal seyn werde. Ohne einen besondern religiösen oder philosophischen Glauben, der uns von diesem künftigen Leben angenehme und wünschenswürdige Vorstellungen macht, ist der Mensch, natürlicher Weise nichts weniger als geneigt, sich dieses Land der Seelen sehr reizend vorzustellen. Es sind ihm, wie dem guten Kaiser Hadrian, Loca pallida, lurida, livida, bleiche, bleifarbne, licht- und freudenleere Gegenden. Der Sund, der zwischen seinem jetzigen Leben und einem künftigen liegt, schneidet alle natürliche Gemeinschaft zwischen beiden ab: er weiß, was er zurücklassen und verlieren wird; aber, was er gewinnen werde, ist unbekannt oder ungewiß. Er erwartet es also zwischen Furcht und Hoffnung. Aber da der Gedanke an diese große Veränderung, so gern er ihn gänzlich aus dem Gesichte verliert, sich doch von Zeit zu Zeit aufdrängt, und der Mensch sich nun einmal nicht verbergen kann, daß es dazu kommen muß: so ist ihm Alles interessant, was einer Nachricht aus dem unbekannten Lande gleich sieht; und gerade darum, weil er weiß, daß ordentlicher Weise Niemand von dort zurück kommt, bemächtigt sich Jeder, der sich als einen außerordentlichen Gesandten oder Ueberläufer aus demselben ankündigt – so unglaublich auch die Sache an sich selbst ist – seiner ganzen Aufmerksamkeit.

Diese Vorstellungsart liegt, wenn ich mich nicht sehr irre, mehr oder weniger bei jedem Menschen zum Grunde, auf welche Weise sie auch durch andre Umstände modificirt worden seyn mag. Der Philosoph mag sich selber noch so deutlich beweisen, daß Gespenster und Hausgeister (Spiritus familiares) und Wassernixen, welche die Kinder ins Wasser hinab ziehen, um sie mit Mandeln und Rosinen hübsch rund zu füttern und dann aufzuessen, – in eine und eben dieselbe Kategorie, nämlich in das Fach der Ammenmährchen, gehören; der Weltmann mag alle solche Dinge, die nach dem Aberglauben unsrer guten dummen Altvordern riechen, noch so witzig belächeln; und das Hofgesindel des guten Königs von Schlaraffenland Alcinous mag noch so laut und bacchantisch über die Leute lachen, die keinen Magen und keinen Bauch mehr haben: Philosophen, Weltleute und lustige Brüder sind am Ende doch nur – Menschen wie Andere, und (einen Jeden ausgenommen, der ein ordentliches scientifisches Buch gegen die Gespenster geschrieben hat) gilt auch in diesem Stücke von ihnen Allen, was Horaz von der Natur überhaupt sagt: »Wie verächtlich wir auch gewisse Gefühle, die allen Menschen gemein sind, von uns stoßen, immer gibt es Augenblicke, wo sie uns unvermerkt überschleichen.« Wo die Natur den Menschen überhaupt schwach gelassen hat, da ist jeder zu verwunden, hätte er auch die gefährliche Stelle mit siebenfältigem Erze verwahrt.

Diese Erwägungen wären allein schon hinreichend, uns gewisse auffallende Thatsachen begreiflich zu machen, wodurch seit einigen Jahren unsre Zeit, aller ihrer gerühmten Aufklärung zu Trotz, auf einmal in die dickste Verfinsterung der barbarischen Jahrhunderte zurück zu stürzen scheint [Fußnote]

[Wieland redet hier von der Zeit zwischen 1780–1790. Ob sich von da an bis jetzt viel verändert habe, was, wie und warum es sich verändert habe, wäre eine wünschenswerthe Untersuchung. Man würde zu Allem, was die Berliner Monatsschrift damals aufstellte, auch jetzt ein Gegenstück finden. Vieles aber wird weit philosophischer betrieben als sonst; denn die Philosophie hat ihren Kreislauf vollendet, ist zu ihrem Ursprunge zurückgekehrt und wieder poetisch geworden. Da nun vornehmlich der Naturphilosophie dieses Glück geworden ist, so hat auch die Physik nicht zurückbleiben wollen, und man erstaunt, wie weit sie es, seitdem sie der Beihülfe der Mathematik und der Beobachtungen der Experimente nicht mehr bedarf, im Beweisen von Dingen gebracht hat, für die damals noch gar kein Beweis möglich schien. Wie nun aber alle Wissenschaften mit einander zusammen hängen, so hat auch schon die Arzneikunst großen Vortheil davon gezogen; denn kann ein Vortheil größer seyn, als der uns durch die Entbehrlichkeit der ganzen materia medica und sogar der Bandagenlehre zuwächst? Der Theologie könnte durch so viele Unterstützung von allen Seiten leicht werden, von den Wundern des Fürsten Hohenlohe – die Möglichkeit zu beweisen, zumal da wir ein System der Arzneiwissenschaft haben, dessen Basis und Grundpfeiler der Glaube ist. Nur die Juristen scheinen bis jetzt noch saumselig; sie mögen also zusehen, daß sie nicht hinter der Zeit zurückbleiben, vorzüglich da den Politikern von Hexenprocessen träumt.]

. Ein Rückfall, der Vielen nicht so unbegreiflich vorkommen würde, wenn sie bedächten, daß, aus immer fortdauernden, in der schwachen Seite des Menschen gegründeten Ursachen, nicht nur Aberglaube und Schwärmerei unter dem größten Theile der Menschen mit der Aufklärung unter dem kleinsten Theile immer gleichen Schritt hält; sondern, daß die Zeiten der größten Verfeinerung, des größten Luxus und der ungezähmtesten Liederlichkeit von jeher immer diejenigen gewesen sind, wo die schelmischen Schlauköpfe, die von Allem diesem zu Erreichung ihrer geheimen Absichten Vortheil zu ziehen wissen, das beste Spiel haben.

Ich berühre diese unangenehm schnarrende Saite blos darum, weil es sehr gegen meine Absicht wäre, wenn Jemand meine bisherigen Betrachtungen so ausdeuten wollte, als ob ich dem groben und, wofern er minder schädlich wäre, lächerlichen Mißbrauche, der in unsern Tagen von dem Hang der Menschen zum Wunderbaren und Uebernatürlichen gemacht wird, und der in eine wahre Dämonomanie auszuarten anfängt, das Wort reden wollte. Wenn wir gleich eine schwache Seite haben müssen; wenn es sogar wahr ist, daß diese schwache Seite mit gewissen Empfindungen und Neigungen, die einen Theil unsrer Glückseligkeit ausmachen, unmittelbar zusammen hängt: so bleibt darum nicht weniger wahr, daß unser angelegenstes Interesse erfordert, gegen die gefährlichen Täuschungen, denen sie uns blos stellt, auf unsrer Hut zu seyn. Der Hang zum Neuen und Wunderbaren, das Verlangen, in den Mysterien der Natur ohne langwieriges und anstrengendes Studium initiirt zu werden, der Glaube an geistige Beweger der Natur und an eine unsichtbare Welt, in welche wir überzugehen wünschen, die Deisidämonie oder die Furcht vor den unsichtbaren Bären, gegen die wir uns eben darum nicht wehren können, weil sie unsichtbar sind, der Wunsch, daß das Wasser der Unsterblichkeit, das Elixir der ewigen Gesundheit, das Hütchen des Fortunatus, das Horn und der Becher Oberons und der Stein der Weisen wirkliche Dinge und in unsrer Gewalt seyn möchten, sind freilich lauter Neigungen und Wünsche, die theils dem menschlichen Herzen, theils der menschlichen Trägheit, Leichtfertigkeit und Albernheit sehr natürlich sind. Aber folgt daraus, daß wir uns, mit geschlossenen Augen und gebundnen Händen, von Isispriestern, Magen, Fakirn, Bonzen, Mystagogen, Traumdeutern, Weisenmeistern, Spähmannen und Thyrspakurn, Schatzgräbern und Geisterbannern [Fußnote], wie die unwissendsten nord- und südländischen Wilden, zu Narren machen lassen sollen? – Eben darum, weil der Hang zum Uebernatürlichen, der Glaube an unsichtbare Bären und der Wunsch, mehr zu wissen und zu können, als Menschen wissen und können sollen, das arme menschliche Geschlecht von jeher allen diesen Betrügern in die Hände geliefert, ihm dadurch unzerreißliche Ketten angelegt und unheilbare Wunden geschlagen hat: eben darum nenne ich diesen Hang, diesen Glauben, diesen Wunsch – die schwache Seite der menschlichen Natur; und eben darum ist es so nöthig, daß wir uns da, wo die größte Gefahr ist, durch die untrüglichen Grundsätze, welche Natur, allgemeine Erfahrung und allgemeiner Menschenverstand darbieten, auch am stärksten zu befestigen suchen.
[*/quote*]

Die Stifte Gutenbergs:
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