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Zur Anwendung des Präparates "Galavit" in der Krebstherapie
Nach intensiver Recherche liegen keine Beweise zur
Wirksamkeit von 'Galavit' bei Krebserkrankungen vor, die
den Kriterien von evidenz-basierter Medizin genügen.
aus Deutsches Ärzteblatt, Heft 15 vom 13.04.2001
Gemeinsame Stellungnahme der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
und der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.Über das Präparat "Galavit" wird seit einiger Zeit intensiv in
den Medien (TV, Zeitschriften, Internet) berichtet. Von den
bisher bekannten Anbietern in Deutschland, Österreich und
der Schweiz wird "Galavit" als "Neue Hoffnung auch für
Krebskranke" dargestellt. Es sei in geheimen
Forschungslabors bei Moskau entwickelt worden, um die
russischen Kosmonauten wirksam gegen die Entstehung von
Tumoren durch die hohe Strahlenbelastung im Weltraum zu
schützen.
Wie auf der Internetpräsenz zu "Galavit" zu lesen ist, soll
"Galavit" bei Krebserkrankungen mannigfache Wirkungen
haben: Es stimuliere das körpereigene Abwehrsystem, es
stoppe das Wachstum des Primärtumors, es verhindere die
Neubildung von Metastasen, es aktiviere die
Regenerationsfähigkeit des erkrankten Gewebes, es
verlängere die (Über-)Lebenszeit und es verbessere deutlich
die Lebensqualität der Betroffenen (1).
Nach Angaben des im Internet veröffentlichten, aus dem
Russischen übersetzten Beipackzettels besteht für "Galavit"
als "immunmodulierendes und entzündungshemmendes
Mittel" eine Vielzahl von Indikationen. Diese sind sowohl die
Behandlung akuter Infektionskrankheiten als auch die
Therapie chronischer Entzündungen bis hin zur
"Immunität-Korrektur bei onkologisch Kranken in der pre-
und postoperativen Phase, die bestrahlt bzw.
chemotherapeutisch behandelt werden, zwecks Vorbeugung
postoperativer Komplikationen" (2).
"Galavit" enthält
2-Amino-1,2,3,4-Tetrahydrophthalazin-1-4-dion-Natriumsalz.
Im Rahmen einer Krebstherapie soll Galavit intramuskulär
verabreicht werden, wobei die Regeldosis bei 15-20
Injektionen liegt. Als Gegenanzeigen sind Schwangerschaft
und Unverträglichkeitsreaktionen genannt. Angeblich zeige
das Präparat keinerlei Nebenwirkungen oder
Wechselwirkungen mit anderen Substanzen (2).
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und
die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. nehmen wie folgt
Stellung:
Nach intensiver Recherche liegen keine Beweise zur
Wirksamkeit von "Galavit" bei Krebserkrankungen vor, die
den Kriterien von evidenz-basierter Medizin genügen. Es sind
keine klinischen Studien zu "Galavit" mit an Krebs
erkrankten Patienten bekannt, die die oben beschriebenen
positiven Wirkungen aussagefähig belegen. In den
medizinisch-wissenschaftlichen Literaturdatenbanken wie
zum Beispiel Medline findet sich keine Publikation zu
"Galavit" mit überzeugenden Ergebnissen von präklinischen
und insbesondere klinischen Untersuchungen. Damit lassen
sich die auf den Internet-Werbe-Seiten (1) aufgeführten
Behauptungen des günstigen Einflusses von "Galavit" bei
Krebserkrankungen nicht bestätigen. Ebenso ist keine
Aussage möglich zur Qualität, Wirksamkeit und
Unbedenklichkeit des Präparates.
"Galavit" wurde in der Russischen Föderation im März1997
vom Ministerium für Gesundheitswesen zugelassen. Dieses
Zulassungsverfahren findet unseres Wissens ohne Prüfung der
Daten statt. Es sind keine den internationalen Standards
entsprechenden Belege oder klinischen Studien erforderlich.
In Deutschland besteht für "Galavit" keine Zulassung, die
Kosten für eine Therapie mit "Galavit" werden daher von den
Krankenkassen nicht übernommen.
"Galavit" kann in Russland als dort registriertes Medikament
käuflich erworben werden. Der Preisunterschied zwischen
dem Erwerb der Substanz in Russland und der Behandlung
hierzulande ist groß. Während 20Ampullen in Russland etwa
400DM kosten (2, 3), muss ein Patient in Deutschland allein
für die Medikamentenkosten einer "Galavit"-Therapie für die
vergleichbare Zahl an Ampullen bis zu 16800DM oder mehr
bezahlen (3). Dazu kommen dann noch die Kosten für den
"empfohlenen" Krankenhausaufenthalt.
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und
die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. raten angesichts des
Mangels an unbedingt erforderlichen Daten (Verträglichkeit,
klinische Wirksamkeit, Langzeitdaten usw.) vom Einsatz
dieses Präparates ab.
Zu Fragen der Rechtmäßigkeit hinsichtlich der Anwendung,
der Werbung und des Vertriebes von Galavit verweist die
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)
auf die Mitteilung im Deutschen Ärzteblatt "Zur Anwendung
des Präparates Ukrain in der Krebstherapie" (4).
Literatur
http://www.galavit.dehttp://www.galavitum.deFOCUS 44 / 2000 vom 30. 10. 2000, S. 222.
Dt Ärztebl 2001; 98: A 420 [Heft 7].
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Hanauer Landstraße 194
60314 Frankfurt/Main
Telefon: 0 69/63 00 96-0
Fax: 63 00 96-66
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Internet:
www.krebsgesellschaft.deArzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Geschäftsführer Prof. Dr. med. H. Berthold
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©Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Last Update: 16.08.2005
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Quelle:
http://www.akdae.de/en/20/20/Archiv/2001/20010413.html.