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Homöopathie bei physischem und psychischem Trauma
Wie eine Begleittherapie mit homöopathischen Arzneien bei Kindern auf der Intensivstation helfen kannDer neunjährige Junge, der nach einem Verkehrs-
unfall auf der Intensivstation im Dr. von Hauner-
schen Kinderspital liegt, ist schwer verletzt: Er hat
ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, diverse Kno-
chenbrüche und liegt seit über einer Woche im Koma. Die
Hightech-Medizin, mit der er versorgt wird, ist notwendig.
„Aber kann man nicht noch irgendetwas Zusätzliches für
ihn tun?“, fragt seine Mutter. Die Ärzte und Schwestern der
Intensivstation rufen Dr. Sigrid Kruse, Leiterin des homöo-
pathischen Bereichs im Dr. von Haunerschen Kinderspital.
Dort werden die Patienten sowohl im ambulanten wie im
stationären Bereich begleitend homöopathisch behandelt.
Das Projekt wurde 1995 von Prof. Mathias Dorcsi, Begrün-
der der Wiener Schule der Homöopathie, und der Münchner
Globuli (wie z. B. Arnica) werden in unterschiedlichen Potenzen verabreicht
homöopathischen Kinderärztin Dr. Mira Dorcsi-Ulrich initiiert. Inzwi-
schen ist die Homöopathie in Zusammenarbeit mit GLObulus e. V.
(Verein zur Förderung der ärztlichen Homöopathie in den Kinderkliniken)
soweit integriert, dass homöopathische Konsile von allen Stationen an-
gefordert werden. „Die Homöopathie ist Teil der modernen Pädiatrie
und erweitert unsere Behandlungsmöglichkeiten bei der gemeinsamen
Suche nach der bestmöglichen Therapie für das einzelne
Kind“, sagt Dr. Sigrid Kruse. Eingesetzt werden kann sie bei
physischen Traumata wie z. B. Verletzungen (Fraktur, Schä-
del-Hirn-Trauma, Autounfall, Verbrennung, Stichverletzung,
Operationen), Intubationen, Schmerzen und einem Entzug
von Sedierungsmedikamenten.
Positive Ergebnisse gibt es außerdem bei psychischen Trau-
mata wie Schock, Angst, Panik, Wut oder Heimweh. „Unse-
re Arbeit passiert immer in enger Absprache mit den Ärz-
ten und Pflegekräften auf der Station“, erklärt Dr. Kruse. In
der Homöopathie ist für die Suche nach dem/den richtigen
Arzneimittel(n) das ausführliche Gespräch (Anamnese) mit
dem Patienten wichtig. Doch was tun, wenn er bewusstlos
Ein kleiner Patient bekommt Globuli
ist? „In dem Fall des Jungen habe ich die Anamnese mit sei-
ner Mutter gemacht, mich aber zusätzlich auf Informationen
der Ärzte und der Schwestern sowie auf meine eigenen Beob-
achtungen verlassen“, so Dr. Kruse. Der kleine Patient bekam
daraufhin Arnica in Hochpotenz, im weiteren Verlauf Opium
C200 und Hypericum C30. „Arnica ist das Hauptmittel bei
Verletzungen“, sagt Dr. Kruse. „Es ist eines der am besten
erforschten homöopathischen Arzneimittel überhaupt. Seine
Wirkung ist durch Studien belegt. Es hemmt die Blutung und
fördert die Resorption, was gerade bei Verletzungen sehr
wichtig ist. Außerdem fördert es die Wundheilung und ist ein
Hauptmittel beim Schädel-Hirn-Trauma.“ Die erste Arznei-
mittelprüfung mit Arnica machte schon Samuel Hahnemann,
der Begründer der Homöopathie, im 18. Jahrhundert. Inzwi-
schen gibt es eine Reihe von Doppelblindstudien zu Arnica
mit signifikant positiven Ergebnissen.
Mit Homöopathie und Traumata beschäftigte sich auch das
Internationale Symposium „Homöopathie in Klinik, Praxis
und Forschung“, das zum 13. Mal am Dr. von Haunerschen
Kinderspital stattfand. Hier wurde auch der Fall des kleinen
Jungen vorgestellt, bei dem die homöopathische Therapie
gut anschlug: Nach zwei weiteren Tagen Intensivmedizin be-
gleitet durch eine homöopathische Arznei besserte sich sein
Zustand deutlich. Nach dem Aufenthalt in einer Rehaklinik
kann er wieder laufen, sprechen und besucht die Schule.
KONTAKT
Dr. Sigrid Kruse
089/4400-57724
sigrid.kruse@med.uni-muenchen.de
KLINIKUMaktuell 02.2015 11
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