http://kidmed.de/?p=324Der erwähnte Artikel der Frankfurter Rundschau:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2840932_Homoeopathie-Widerstand-gegen-Lauterbachs-Attacke.htmlPolitik
Homöopathie
Widerstand gegen Lauterbachs Attacke
Von Steven Geyer
Berlin. Homöopathie oder Naturheilmittel, medizinische Risiken oder Kosten-Ersparnis, Beliebtheit oder Wirksamkeit - vieles es geht durcheinander im Streit darüber, ob gesetzliche Krankenkassen für homöopathische Behandlungen aufkommen sollten. Umso aufgeregter wird gestritten.
"Mit Kanonen auf Spatzen" werde geschossen, wenn Politiker aus SPD und CDU den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) die Erstattung von Homöopathie verbieten wollen, schmipft die Pharma-Branche. Man befinde sich im Dilemma zwischen großer Nachfrage und medizinischen Zweifeln, klagen die Kassen. Und Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) findet zwar nichts daran, wenn eine Kasse freiwillig anbietet, homöopathische Behandlungen zu übernehmen. Man werde aber diese Wahltarife "überprüfen". Das hatte auch CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn angekündigt, als SPD-Kollege Karl Lauterbach das Ende von Homöopathie auf Rezept gefordert hatte.
Die Kassen sind empört: "Es kann nicht sein, dass in der vergangenen Woche die nächste Honorarerhöhung für Ärzte diskutiert wurde und in dieser Woche Leistungskürzungen für die Versicherten", sagte Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, der FR. Barbara Sickmüller, Vize-Chefin des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, nannte es "bezeichnend, dass Erfahrungen betroffener Patienten bei der Debatte, der die Steigbügelhalter einer Rationierungspolitik bereitwillig beispringen, außen vorgelassen werden". Die Kassen böten die Wahlleistungen an, "weil Zehntausende mit der Homöopathie gute Erfahrungen gemacht haben - und dafür zahlen." Die Streichung könnte aber nie das Defizit der Kassen auffangen. Abseits der Zusatztarife entfielen nur 0,06 Prozent der Gesamtausgaben für Arzneimittel auf homöopathische Präparate. Rund neun Millionen Euro für Homöopathie stünden mehr als 170 Milliarden Gesamtausgaben der Kassen gegenüber.
Doch Lauterbach geht es nicht um die Kosten. Er fand, die Kassen "adeln" Homöopathie zur Medizin - trotz fehlendem Wirknachweis. "Da vertraue ich unseren Medizinern, dass sie im Zweifel andere Arznei verschreiben", kontert Carola Reimann (SPD), Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. Lauterbach vertrete in der Fraktion eine Einzelmeinung. "Rot-Grün wollte diese Option eröffnen und dabei sollte es bleiben", sagte sie der FR.
Auf der Liste der 44 Medikamente, die die Kassen bezahlen müssen, obwohl sie nicht verschreibungspflichtig sind, stehen zwar etliche rein pflanzliche Mittel - aber kein einziges homöopathisches. Ein Unterschied, den die Homöopathie-Lobby gern verwischt. Selbst die Techniker Krankenkasse, die die umfangreichsten Homöopathie-Leistungen anbietet, übernimmt im Grundtarif keine homöopathische Arznei. Diese kaufen sich etwa 1000 ihrer 7,5 Millionen Versicherten mit einem Wahltarif. Von der Gemeinschaft der TK-Versicherten getragen wird die Erstattung von homöopathischer Anamnese und Beratung - aber nur durch Schulmediziner mit Zusatzausbildung, nicht durch Heilpraktiker. Das nutzen 42.500 TK-Versicherte.
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2837437_Homoeopathie-Angriff-auf-die-sanfte-Medizin.htmlPolitik
Homöopathie
Angriff auf die sanfte Medizin
Sollte Alternativmedizin bezahlt werden? Mit seinem Vorstoß, die Homöopathie als Kassenleistung zu streichen, hat Karl Lauterbach eine heiße Debatte über Sinn und Unsinn von Naturheilverfahren aus.
Von Steven Geyer
Berlin. Mit der Forderung, den Krankenkassen die Finanzierung von Homöopathie zu verbieten, hat SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach eine Debatte über die Bezahlung von Alternativmedizin ausgelöst. Sowohl ein Ärzte- und Kassensprecher als auch der oberste Medizinprüfer Deutschlands sprachen sich ebenfalls gegen Homöopathie aus.
Laut CDU-Gesundheitsexperten Jens Spahn ist auch die Union bereit, die Bezuschussung der Alternativmedizin in Frage zu stellen. "Wir haben Wahltarife für Homöopathie seinerzeit auf Wunsch von SPD und Grünen eingeführt", sagte Spahn der FR. "Sollte die SPD veränderungsbereit sein, können wir sofort darüber reden."
Die Grünen lehnen eine generelle Herausnahme von Naturheilverfahren aus der gesetzlichen Krankenversicherung dagegen ab. Fraktionschefin Renate Künast sagte der FR: "Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung vieler Heilmittel zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt." Zudem stünden die Kosten für Homöopathie in keinem Verhältnis zu den gigantischen Summen, die für Schulmedizin ausgegeben würden. "Wer die Kosten im Gesundheitswesen dämpfen will, sollte sich dort um die großen Mitnahmeeffekte kümmern, die keinen praktischen Nutzen für die Patienten haben", findet die ehemalige Verbraucherschutzministerin.
Das Gesundheitsministerium war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Derzeit müssen Kassen nur in den Ausnahmefällen für Naturheilmittel zahlen, wenn diese "Therapiestandard" sind. Seit 2007 dürfen Kassen anbieten, dass Versicherte freiwillig Zusatzbeiträge zahlen, um Alternativtherapien erstattet zu bekommen.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach hatte deshalb angeregt, Homöopathie wieder aus dem Leistungskatalog der Kassen zu streichen. "Man sollte den Kassen schlicht verbieten, Homöopathie zu bezahlen", sagte er dem Spiegel. Mittlerweile erstatte mehr als die Hälfte der gesetzlichen Kassen Leistungen von Homöopathen. "Viele Patienten glauben, die Kassen zahlen nur das, was nachweisbar hilft. Deshalb adeln die Kassen mit ihrem Vorgehen die Homöopathie."Auch der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses aus Ärzten und Krankenkassen, Rainer Hess, nennt die derzeitige Praxis "extrem unbefriedigend". Es gebe bis heute keinen Nachweis, dass Homöopathie wirksam sei. "Es hat schon viele Anläufe gegeben, die Schutzvorschrift dafür zu streichen, aber einflussreiche Politiker haben dies immer wieder verhindert."
Der künftige Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Jürgen Windeler, nannte Homöopathie "ein spekulatives, widerlegtes Konzept". Trotz unzähliger Studien sei bis heute nicht erwiesen, dass die Methode einen medizinischen Nutzen habe.
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http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2840932_Homoeopathie-Widerstand-gegen-Lauterbachs-Attacke.htmlZitat aus
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/2837339_Analyse-Magische-Kuegelchen.htmlAnalyse: Magische Kügelchen
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Es gibt keine ethisch befriedigende Lösung. Der Patient erhält vom Homöopathen ein Schein-Medikament, dessen Wirksamkeit nicht besser als die eines Placebos ist. Andererseits lassen sich bis zu 60 Prozent Erfolgsquote bei Placebo-Behandlungen belegen. Gegnern und Befürwortern der Homöopathie werden die Argumente noch lange nicht ausgehen.
60 Prozent Erfolgsquote? Wobei? Bei perforierten Blinddärmen, Splitterbrüchen und Infektionen mit Yersinia Pestis?
Wo ein Placebo wirkt, da sind die Leute doch gar nicht richtig krank.
Wenn aber jemand wirklich krank ist, und dann statt wirksamer Medikamente bloß ein Placcebo kriegt, betrügt man ihn um seine Gesundheit. Homöopathie ist subventionierter Mord.