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Author Topic: Fall Hingst: wieder geht ein preisgekrönter Autor der Zeitgeistszene als Faker  (Read 889 times)

Krant

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  • Posts: 642

Und wieder geht ein preisgekrönter Autor der Zeitgeistszene als Faker in die Annalen ein.


https://twitter.com/JoLepp/status/1134552533458927616

[*quote*]
Jonas Leppin Verified account @JoLepp

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Jonas LeppinVerified account
@JoLepp

Journalist, Chef vom Dienst / M.E. Newsdesk @SPIEGELONLINE · Politik, Medien, Rapmusik
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp

Mit einer erfundenen jüdischen Familiengeschichte hat die in Dublin lebende deutsche Historikerin Marie Sophie Hingst (@MlleReadOn) die Leser ihres Blogs "Read on my dear, read on" sowie das Archiv der Gedenkstätte Yad Vashem getäuscht. (Thread)
1:09 PM - 31 May 2019


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        Jonas Leppin
        ‏Verified account @JoLepp
        May 31

Die Bloggerin reichte 22 gefälschte "Pages of Testimony", sogenannte Opferbögen, in Yad Vashem ein, die den Eindruck erwecken, dass große Teile ihrer Familie im Holocaust umgekommen seien. In Wahrheit stammt Marie Sophie Hingst aus einer evangelischen Familie, belegen Unterlagen.
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
May 31

"Frau Dr. Hingst", so lautet das quasiamtliche Urteil der Archivare, habe sich eine fiktive Familiengeschichte angeeignet. "Bis auf einige Namen ist alles frei erfunden."
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
May 31

Außerdem hat Hingst in ihrem Blog mehrmals behauptet, dass sie eine Slumklinik in Neu-Delhi gegründet und dort eine Sexualberatung für junge indische Männer angeboten habe. Seit 2016 habe sie in einer Arztpraxis auch syrische Flüchtlinge in Deutschland beraten.
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
May 31

Diese frei erfundenen Geschichten wurden 2017 von @zeitonline (hier: https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2017-02/sexuelle-aufklaerung-fluechtlinge-deutschland …) und 2018 von @dlfnova (hier: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/sexuelle-aufklaerung-macht-kokosoel-meinen-penis-laenger?fbclid=IwAR01wvOnzAaN102FlrYvUekMRQpnfXzM2GVOoOhzs5JqYmR_nW0xMauMC2U …) verbreitet.
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
May 31

Marie Sophie Hingst ist in der Blogger-Szene recht bekannt. 2017 beispielsweise war sie beim Preis @goldeneblogger in der Kategorie "Blogger des Jahres" ausgezeichnet worden (https://danielfiene.com/archive/2018/01/30/so-schon-waren-die-goldenen-blogger/ …).
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
May 31

2018 wurde Hingst mit dem "Future of Europe"-Preis der "Financial Times" ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung erzählte sie wieder vom Leidensweg ihrer vermeintlich jüdischen Familie und verglich deren Schicksal mit dem der Flüchtlinge, die heute an Europas Küsten strandeten.
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
May 31

Und dieses Jahr veröffentlichte Hingst ein Buch namens "Kunstgeschichte als Brotbelag", das aus einer Fotoaktion unter anderem auf Twitter entstanden war und über das auch SPIEGEL ONLINE berichtete (https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/kunstgeschichtealsbrotbelag-twitter-user-kopieren-kunst-auf-stullen-a-1219555.html …)
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
May 31

Lesen Sie hier die ganze Geschichte vom Kollegen Martin Doerry: https://www.spiegel.de/plus/marie-sophie-hingst-die-historikerin-die-22-holocaust-opfer-erfunden-hat-a-00000000-0002-0001-0000-000164179841 … (+/€)
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Jonas Leppin
‏Verified account @JoLepp
22h22 hours ago

Der Blog "Read on my dear, read on" wurde von der Autorin inzwischen offenbar gelöscht.
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    FfmFrollein
    ‏ @FFrollein
    May 31

Replying to @JoLepp @niggi @MlleReadOn

Wie arm muss so jemand an Geist und Selbstbewusstsein sein, um sich auf solch schreckliche Weise Bedeutung zu erschwindeln.
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Sebastian L.
‏ @le_seb_
May 31

Für mich braucht die Frau professionelle Hilfe. Sie hat nicht "nur" nachgeholfen, um Klicks, Ruhm o. Geld zu ernten, sie hat sich mit großem Aufwand weite Teile ihrer eigenen Biographie ausgedacht & z.B. die Identitäten Verstorbener angenommen(!) um sich selbst zu decken.
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    Robert Schlösser
    ‏ @rschloesser1
    21h21 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Aber warum?
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Katrin Hilger
‏ @katrinhilger
16h16 hours ago

Fame, Sucht nach Anerkennung und Beachtung. Und auch finanzielle Interessen. Als bekannte Bloggerin verdient man gut.
0 replies 0 retweets 37 likes

    End of conversation

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    Christina Marx
    ‏ @ChristinaMarx6
    May 31

Replying to @JoLepp @ArminWolf @MlleReadOn

Wie kann das sein, wo doch alles wahr ist, was man im Internet liest...
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Chris Chros
‏ @Chris95052005
May 31

Haha, ja, äußerst seltsam.
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    End of conversation

    Karam L.
    ‏ @Kara54963917L
    21h21 hours ago

Replying to @JoLepp @JSevincBasad @MlleReadOn

Das kommt davon, wenn eine ganze Industrie von stiftungsvergebener „Awards“ Narzissten heranzieht.

Das sind die Früchte der #Prestigeökonomie.
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    Felix Weber
    ‏ @FelixWe20512823
    24h24 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Die perfekte Masche in einer "naziphobischen"/"rassistophobischen" Gesellschaft.
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Willi
‏ @Willi_D
23h23 hours ago

halt die Fresse, Felix.
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    End of conversation

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    alezandra kienxl
    ‏ @alekie79
    May 31

Replying to @JoLepp @niggi @MlleReadOn

Ich habe sie immer gern gelesen. Wie schade.
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Alter Ego
‏ @vail_of_light
16h16 hours ago

Schade?
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alezandra kienxl
‏ @alekie79
15h15 hours ago

Dass sie Menschen so hinters Licht geführt hat.
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    Havelpreuße
    ‏ @havelpreusse
    22h22 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Sie hat geschrieben, was alle lesen wollten.  Und ihr Fall ist nur die Spitze des Eisbergs.
2 replies 3 retweets 12 likes
Glasklar Klarname
🛡️
🇩🇪
‏ @DeJoMueller
10h10 hours ago

"Alle" ist schon ein sehr großes Wort. 🧐
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Havelpreuße
‏ @havelpreusse
10h10 hours ago

Ok, viele.
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    End of conversation

    Kai Baumgartner
    ‏ @kaibaumgartner
    17h17 hours ago

Replying to @JoLepp @publizistikon @MlleReadOn

Neues aus #Relotius-Hausen, quasi als Eigenreflexion via Fall-Projektion auf Dritte. @zeitonline @SPIEGELONLINE
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    peter huth
    ‏ @HuthPeter
    13h13 hours ago

Replying to @JoLepp @JFDA_eV @MlleReadOn

Da spielt Der Spiegel aber "haltet den dieb"
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    RealTlacatl
    ‏ @Real_Tlacatl
    23h23 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

seine Karriere auf dem Leid des Holocausts aufzubauen ist moralisch allerunterste Schublade.
Es ist zu erwarten, dass sie sich als Opfer inszeniert.
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    hottentot
    ‏ @hottentot
    21h21 hours ago

Replying to @JoLepp @sixtus @MlleReadOn

Kostümjuden. Ich hasse sowas.
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    Katie Gallus
    ‏ @KatieGallus
    24h24 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

What?! Schock 2.0. Das Leben ist doch krass genug- hört und schaut man nicht mehr hin, dass immer mehr erfunden wird? So versandet das letzte bisschen Vertrauen des Lesers für ehrliche Geschichten, die stark UND real sind.
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    Katrin Hilger
    ‏ @katrinhilger
    16h16 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Wow, warum habt ihr das überprüft? Aber Danke, es ist ziemlich bitter, wenn wieder wer, den man gern liest, sich als Lügnerin entpuppt
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CCAA
‏ @CCAA09009559
15h15 hours ago

Wenn man betrogen werden will, findet man immer einen der's macht. Werden Sie Erwachsen! Die Welt ist auch so, wie sie sie ist, spannend und interessant, nicht nur so wie sie angeblich sein soll.
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    End of conversation

    Anne
    ‏ @AltermanAnne
    22h22 hours ago

Replying to @JoLepp @sixtus @MlleReadOn

Verachtenswert.
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    FIERE BLOTTE
    ‏ @FIEREBLOTTE
    11h11 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

und die falschen Zeugnisse sind heute, 1.6., immer noch on-line
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    (((𝐉𝐞𝐚𝐧-𝐋𝐮𝐜
    ‏ @datenhalde
    23h23 hours ago

Replying to @JoLepp @niggi @MlleReadOn

War auch immer viel zu unterhaltsam geschrieben. Gerne gelesen, gute Belletristik 😎
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    Dietmar Bauer
    ‏ @Dietmar_Bauer
    11h11 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Hat sich das ewig leidende Frl. #Hingst @MlleReadOn also, Schminke runter, selbst neutralisiert! Und vorher noch den #Holocaust verarscht.

@Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/kultur/hochstaplerin-marie-sophie-hingst-bloggerin-soll-holocaust-opfer-erfunden-haben/24410552.html

#ReadOnMyFake #ReadOnMyFuck @goldeneblogger @dlfnova @DerSPIEGEL #Relotia #Relotius #metooindia
Die Fuck-Bloggerin.
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    Elvis lebt
    ‏ @LebtElvis
    May 31

Replying to @JoLepp @niggi @MlleReadOn

Was für eine Pissnelke
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    Martin Rath
    ‏ @Schnattertunnel
    15h15 hours ago

Replying to @JoLepp @citoyenberlin @MlleReadOn

Kandidatin für den Gerhard-Konzelmann-Gedächtnispreis. Ob es für den eine Longlist braucht, hängt eigentlich nur vom Beobachtungszeitraum ab. Ist ja leider nicht so, als wären solche Figuren neu, im Spektrum von Hans Bernd Gisevius bis Bruno Dössekker.
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    Kerstin Meier
    ‏ @kiwi12345600
    14h14 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

sie ist sicher nicht die Einzige, die versucht mit diesem unendlichen Leid Karriere zu machen, Pfui Teufel :-(
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    l s
    ‏ @Jondalar76
    14h14 hours ago

Replying to @JoLepp @totul69 @MlleReadOn

Immer misstrauisch sein bei Leuten die Sachen sagen und schreiben, welche sich "so schön" ins passende (angepasste?) Bild setzen.
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    Andre Miller
    ‏ @lepoetico
    15h15 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Da hat sich eine der talentiertesten Online-Literaten etwas verrannt:
Der unbedingte Wunsch eine eigene Opferbiografie zu beschreiben und sich nach und nach anzueignen lässt auf tiefe persönliche Probleme schließen.
Aber Habgier oder Geltungssucht würde ich ausschließen.
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🇭🇺 Hartmann Demö
🇭🇺
‏ @Diemo_HARTMAN
14h14 hours ago

Ich lese gern WC-Psychologie, bitte machen Sie weiter, Sie haben Talent.
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    B
    ‏ @BeaBohne
    21h21 hours ago

Replying to @JoLepp @buntewelt1966 @MlleReadOn

Es ist unfassbar warum schrieb sie nicht ein Buch?
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    Georg Landmann

🇩🇪
🇫🇷
‏ @georg2012land
8h8 hours ago
Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Also auch bei der „Zeit“....

Bemerkenswert ist, dass sie „analoge“ gefälschte Unterlagen vorgelegt hatte....
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    Commander
    ‏ @Superflanker24
    14h14 hours ago

Replying to @JoLepp @sixtus @MlleReadOn

Danke für die Aufklärung.
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    Andre Miller
    ‏ @lepoetico
    15h15 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

Und dass ihr literarisches Werk ungeprüft von der Grünen & #Relotius affinen Presse aufgesogen wurde, spricht eher gegen eine gutmeinende linke #Filterblase, die sich selbst als Regierungssprecher Dr. Merkels gefällt und passende "Stories" zu #wirschaffendas unkritisch publiziert
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    Honkler
    ‏ @Johnson_H93
    14h14 hours ago

Replying to @JoLepp @pip_news @MlleReadOn

#Relotius
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    Felix Huber

🇪🇺
💙
💜

‏ @huberflix
15h15 hours ago
Replying to @JoLepp @ArminWolf @MlleReadOn

Wild :O
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    Meritus Mundus
    ‏ @meritus_mundus
    10h10 hours ago

Replying to @JoLepp @pip_news @MlleReadOn

Das ist Futter für Kraut /pol/.
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    DenkBär
    ‏ @Denkbaer
    10h10 hours ago

Replying to @JoLepp

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    Hans
    ‏ @mainstream1954
    12h12 hours ago

Replying to @JoLepp @MlleReadOn

😂😂😂😂
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    The G

🅰️me
🇩🇪
🇮🇱
🇦🇹
🇺🇸
‏ @MaxDax2018
9h9 hours ago
Replying to @JoLepp @denk_net_noch @MlleReadOn

Anklage und Gefängnis.
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[*/quote*]
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Krant

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  • Posts: 642


Und dafür gibt es Preise?

gesichert:
http://archive.is/FVm1j

[*quote*]
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Mai 24, 2019 by Read on   - 33 Comments
Literatur und Leben.

Seit seinem Bestehen, also seit 2013 war und ist dieses Blog ein literarisches Projekt. Es fiktionalisiert und literarisiert, es beschreibt und umschreibt, es setzt exemplarische Beispiele und hofft so die Welt auch noch einmal ganz anders sichtbar zu machen. Der Ich-Erzähler ist ein unzuverlässiger Erzähler und wie alle Literatur hat es nicht das Anliegen, die Wirklichkeit originaltreu wiederzugeben. Dieses Blog findet und erfindet, lässt aus, vermischt Fakten mit Fiktion, und war zu keinem Zeitpunkt eine Chronik oder ein Versuch schlüssiger Biographik, sondern immer nur der Versuch zu erzählen. Dieses Blog ist keine Autobiographie oder eine Selbstbeschreibung, sondern immer allein der Versuch literarisch zu Stimmen und Stimmungen zu finden.

Marie Sophie Hingst

 
Mai 22, 2019 by Read on   - 12 Comments
Unruhige Nächte

Verrätselte Träume.

Das ist nicht neu.

Was dann ist diese Unruhe?, frage ich mich, spät in der Nacht.

Es ist kalt draussen, sagen meine Füsse.

Die Fenster sind bodentief.

Schiebt man das Fenster auf, steht man in Garten.

27 Steinplatten und dann das Gras.

Die Steinplatten sind uneben.

Lange schon hat der Löwenzahn sich unter die Steine geschoben.

Längst hat der Moos sich über die Steinge gelegt.

Die Steine beschweren sich nicht.

Auch meine Fussohlen finden das Moos.

Im Dunkeln aber ist der Garten unruhig wie ich in der Nacht.

Die Kastanie so ist mir atmet schwerer als sonst an der Gartenmauer. Schüttelt unruhig die Äste, die Palme, die mir bis knapp unter das Kinn reicht, raschelt so überdeutlich und laut, dass ich vermute auch sie habe etwas verloren, was sie nun nicht mehr finde. Aber auch ich kann der Palme nicht beim Suchen helfen und auch die Kastanie nicht beruhigen, denn ihre Unruhe ist doch auch meine Unruhe.

Die blauen Lilien, die tagsüber immer Königin spielen, auch sie stecken die Köpfe zusammen, wer weiss schon vielleicht streiten sie nur in der Nacht, um dann doch am nächsten Morgen still und graziös in den Tag zu sehen. Die Lilien in der Nacht aber haben etws vor jenen Schauspielern, die alle fürchten, weil man weiss, dass sie noch vor der Generalprobe mit Gläsern oder auch Haarbürsten werfen. Die Unruhe der Lilien wiegt schwer in der Nacht.

In der Mitte des Gartens ist ein Bassin.

Das Bassin gehört den Fröschen. Eine grosse Familie. Generationenübergreifendes Wohnen. Grossmutter Kröte zum Beispiel ist eine Respektsperson. Sonnt sie sich und verzehrt leicht geröstete Fliegen am späten Nachmittag halten die Kinder, Enkelkinder und auch die Urenkelfröschlein Abstand. Grossmutter Kröte hat zu viel von der Welt im Allgemeinen und von den Störchen im Besonderen gesehen. Grossmutter Kröte ist zu alt, um den Sonnenstunden noch zu viel Bedeutung beizumessen.

Vielleicht aber sitzt sie auch in der Nacht noch einmal am steinernen Rand und sieht in das dunklke Wasser hinunter. Was sehen wir schon nachts im Spiegel, ausser der Unruhe wieder und wieder? Vielleicht sieht unsere Vergangenheit ja noch einmal zurück, unscharf und stückweise nur, aber wen hat das schon abgehalten wieder und wieder einen Blick zu versuchen. Vielleicht aber schläft Grossmutter Kröte auch lange schon und misst den Spiegelbildern wie auch den Nächten keine Bedeutung mehr zu.

Aber das glaube ich nicht.

Als ich am Bassin stehe, aber zieht nur der Wind, Kreis eüber die Wasseroberfläche. Ich sehe nicht in die dunkle Tiefe, die Nacht ist doch tief genug.

Aber die Unruhe, die Unruhe bleibt mir, auch als ich auf den Mauersims, und dann auf den Dachsims steige und schliesslich auf dem Dach sitze, näher an der Nacht und weiter entfernt vom steinernen Bassin.

Eine Katze klettert auf einen Schornstein hinauf. Die Unruhe der Katzen ist noch einmal eine ganz andere Unruhe als die der Kastanien, der Lilien, der Palmen, der Kröten und mir.

Für einen Moment verharrt die Katze auf dem Schornstein, aber vielelicht habe ich zweimal zu lange geblinzelt, denn als ich wieder zum Schornstein herübersehe, ist die Katze schon wieder verschwunden. Die Unruhe der Katzen ist stärker als eine Wimpernlänge.

Die Nacht ist kalt.

Aber die Unruhe ist immer noch kälter.

Hinter dem Garten beginnt ein Park.

Hinter dem Park endet die Stadt.

Hinter der Stadt beginnt das Meer.

Aber selbst auf den Zehenspitzen kann ich das Meer nicht sehen.

Das Meer muss man sich leisten können. Ich kann es nicht.

Ich bin müde, aber nicht von der Nacht, ich bin müde von all der Unruhe.

Ich kann mich nicht erinnern an eine Zeit vor der Unruhe.

Wie kommen Leute zu einem ruhigen Leben und einem Haus am Meer?

Einmal habe ich ein Haus am Meer gemietet.

Aber es hat nicht gereicht.

Es reicht für kaum noch einen hier in Irland.

Dafür reicht es dem Minister für Housing.

Was soll das Gerede nach einer Wohnung. Er hat eine Idee. Er nennt es Co-Housing. Er findet Menschern brauchen nichts weiter als eine zigarettenschachtelgrosse Kiste mit einem Klappbett und einem Stuhl. Fünf Stockwerke hat seine Idee. Auf 40 Menschen soll eine Küche kommen. Für 1300 Euro im Monat ist man dabei. Der Minister ist stolz auf seine Idee. Er versteht nicht, warum seine Pläne auf Protest stossen. Es ist so ein guter Plan. Warum sind die Menschen so undankbar.

Ich sitze auf dem Dach eines Hauses in dem wir zu siebent leben. Der Minister findet, wo sieben leben können auch siebenundzwanzig leben.

Im Park hinter dem Haus schlafen Menschen in Zelten.

Der Minister for Housing schläft sicher gut.

Aber die Unruhe, meine alte Unruhe ist zurück oder war nie weg und auf dme Dach legt sie ihre Wange an meine, und zieht mich hoch.

Mir ist schwindelig als ich zurück ins Haus gehe.

Ich trinke ein Glas Wasser in der Küche.

Der treue, alte Hund schläft.

Die Katze ist fast ganz im Ärmel meiner Strickjacke verschwunden.

Ich schliesse das Fenster.

Aber die Unruhe, die Unruhe schiebt sich schmal wie ein Schatten mit mir ins Zimmer hinein.
Mai 20, 2019 by Read on   - 11 Comments
Stilles Licht

20190518_113832-01

Sehr wenig Worte übrig.

Eigentlich gar keine Worte übrig.

Es ist keine Zeit für Worte.

Keine Zeit für grosse Worte und auch alle kleinen Worte helfen nicht weiter.

Wenn einer nicht mehr zurückkommt, gibt es keine Worte mehr.

Wenn ein Freund nicht mehr zurück kommt, helfen keine Worte mehr weiter.

Ich weiss nicht wann die Worte hier wiederkommen.

Heute ganz bestimmt nicht.

Morgen auch nicht.

Vielleicht übermogen, aber vielleicht auch nicht.

Gerade sind meine Hände kalt.

Am Samstag haben Jane und ich und viele andere Lichter angezündet.

Mel hat das Licht gezeichnet, auf das wir hoffen.

Vielelicht hofft auch das Licht.

So viel Licht.

Vielleicht reicht das Licht bis in die Berge, das Schnee und das Eis.

Meine Hände sind kalt.

Ein Freund fehlt.

Wie kommt das Licht ins Dunkle?

Ich weiss fast nichts über das Licht.

Ich brauche mehr Kerzen sage ich an der Kasse.

Wir zünden alle Kerzen an.

Vielleicht reicht das Licht immer weiter.

Vielleicht weiß das Licht mehr als wir.

Vielleicht.
Mai 15, 2019 by Read on   - 25 Comments
Bohrender Schmerz

Am Anfang sagt sie, seien es einfach nur Zahnschmerzen gewesen. Gedacht habe sie sich nichts weiter dabei, denn es sei ihr natürlich klar gewesen, dass so ein Implantat ein grosser Eingriff sei.

Dass der Zahnarzt so geschwitzt habe, hätte sie zwar gewundert, denn es sei kein warmer Tag gewesen. Aber sie habe sich auch geschämt dem Zahnarzt sein Schwitzen so nachteilig auszulegen. Es sei doch auch ein anstrengender Beruf fremden Menschen in die Mundhöhle zu greifen.

Sie habe also die Augen geschlossen und an etwas ganz anderes gedacht.

Vielleicht hätte sie das nicht tun dürfen, denn vielleicht hätte sie dann doch bemerkt, dass der Zahnarzt da schon in helle Panik geraten war.

Als sie aufstand, wackelten ihr die Knie, aber das passiere ihr öfter, denn ihr Blutdruck sei schon immer sehr niedrig gewesen.

Der Zahnarzt habe sich die Stirn mit einem blauen Vliestuch abgewischt und gehustet.

Schmerzmittel und Ruhe, sagte er und sie nickte.

Aber schon dort in der Praxis, in dem ungeheuer hellen Sprechzimmer habe sie sich des Gefühls nicht erwehren können, dass der auf die Implantschraube aufgesetzte Zahn nicht dort sass, wo der alte Zahn war, sondern mitten auf ihrer Zunge.

Eine Art Backstein im Mund, so sei es ihr vorgekommen.

Der Zahnarzt aber sei zufrieden gewesen.

Sie werden schon sehen, habe er gesagt.

Sie habe sich hingelegt daheim.

Der R. habe ihr Eisbeutel gebracht und sie habe zwei Schmerztabletten genommen.

Den R. habe sie noch sagen hören, dass er sie wecken würde mit einem Teller Suppe-später dann.

Aber ihr habe sich allein bei der Erwähnung des Wortes Suppe schon der Magen umgedreht.

Geschlafen habe sie dennoch nicht.

Ein bohrender Schmerz habe in ihrer Wange gewütet.

Trotz des Eises.

Sie sagt, es war ihr als hätte jemand mit einer eisernen Zange kleine Kristallsplitter aus ihrem Zahnfleisch gezogen.

Dann hätte sie sich übergeben.

Der R. habe ihr die Haare aus dem Gesicht gehalten und zu ihr gesagt: Liebes Dir läuft Blut aus dem Mund.

Aber sie habe das nicht geglaubt.

Dann habe sie aber auch das Blut gesehen.

Ihr sei schwindelig geworden.

Der R. habe den Zahnarzt angerufen.

Das ist doch nicht normal, habe er gesagt. Das ist doch nicht normal.

Der Zahnarzt aber habe gesagt, sie müsse sich einfach an das Implantat gewöhnen. Ob sie immer so weinerlich sei?, habe er den R. gefragt.

Frauen seien ja heute derartig verwöhnt.

Er habe laut gelacht.

Der R. habe geschrien, dass es nicht normal sei aus dem Mund zu bluten.

Aber der Zahnarzt habe einfach aufgelegt.

Der R. habe sie hinüber in ihr Bett getragen.

Da habe sie schon nicht mehr sprechen können.

Der R. sei in die Apotheke gegangen, um herauszufinden, wo ein Notzahnarzt sei.

Sie sei froh gewesen, als er weg war, denn ihr sei klar gewesen, dass sie es nicht mehr irgendwohin schaffe.

Sie sei auf allen Vieren in ihr Arbeitszimmer gekrochen und habe nach ihrer Ateliertasche gesucht.

Zum Glück sei ein kleiner Meissel in der Tasche gewesen.

Schon damals an der Kunstakademie habe sie der Professor oft gelobt, für ihre so präzise Technik, anders als viele Männer habe sie nie zu grob mit dem Material hantiert.

Daran habe sie denken müssen mit diesem würgendem Schmerz in der Wange.

Sie habe den kleinsten Meissel genommen und sei in den Flur gerobbt. Aufstehen habe sie da schon nicht mehr können.

Aber im Flur sei der tiefe Bodenspiegel und dann habe sie mit allerletzter Kraft, den aufgesetzten Zahn wieder herausgebrochen.

Dann aber hätte es wieder angefangen zu bluten.

Wahrscheinlich hat sie mit dem Meissel auch das umliegende Zahnfleisch verletzt.

Dann sei ihr schwarz geworden vor Augen.

Aber sie sei so erleichtert gewesen, denn mit dem zerstörte Zahn habe der nervenzerfetzende Druck in ihrer Mundhöhle nachgelassen.

So habe sie der R. gefunden.

Der R. habe das ganze Blut gesehen und gedacht, das wäre das Ende.

Dann sei der Rettungswagen gekommen.

Aber sie habe das alles nicht mehr bemerkt.

Schliesslich sei sie in die Zahnklinik gekommen.

Der Zahnarzt dort sei ganz blass gewesen.

Es war ihr peinlich gwesen, wegen eines Zahnes mitten in der Nacht dort anzukommen.

Der R. habe sich geweigert sie allein im Behandlungszimmer zu lassen.

Das erinnere sie noch.

An was danach kam, daran habe sie keine Erinnerungen mehr.

Sei sei so erschöpft gewesen von den entsetzlichen Schmerzen.

Aber nach zwei Tagen habe sie einen Joghurt essen können.

Der R. hätte geweint.

Gestern hätte der Zahnarzt in der Zahnklinik zu ihr gesagt, dass das eingesetzte Implantat viel zu gross für ihren Kiefer gewesen sei. Ihr behandelnder Zahnarzt habe wohl die Laborbestellungen verwechselt. Eine Kante des neuen Zahns habe sich so tief in ihr Zahnfleisch gebohrt, dass und dann brach der Zahnarzt ab.

Die Nähte müsste sie noch für ein paar Tage drinbehalten, sagt er ihr.

Ob es sie zu arg drücken würde.

Aber sie habe nur den Kopf geschüttelt.

Alles prima, habe sie gesagt.

Fast hätte sie den Zahnarzt umarmt.

Wenn alles verheilt ist, sagte er, dann können wir gemeinsam überlegen, was am besten ist.

Sie habe genickt.

Sie habe sich entschuldigt mit einem Strauss Tulpen.

All das Blut.

Der Teppich im Flur sei ruiniert.

Sie habe sich bei R. entschuldigt.

Sie habe angeboten die Reinigungskosten für den Teppich zu übernehmen.

Sie seien doch gerade erst zusammengezogen.

Aber der R. habe sie umarmt.

Seine Wangen seien ganz nass gewesen.

Solche Angst habe der R. gehabt.

Auch dafür, sagt sie habe sie sich sehr geschämt.
Mai 14, 2019 by Read on   - 15 Comments
Umleitung-Ein Jahr später…

Ein kurzer Hinweis in eigener Sache. Vor genau einem Jahr ist dieses Blog im Zuge der Anpassung an die datenschutzrechtlichen Neuerungen kurz DSGVO auf diese Seite hier umgezogen. Das alte Blog endete mit dem Hinweis auf diese Webaddresse. Die nicht DSGVO konforme Seite habe ich stillgelegt. Ein Jahr lange habe ich für eine Umleitung bezahlt, diese Bezahlung habe ich jetzt eingestellt, denn ein Jahr sollte ausreichen, um diesen Wechsel mitzuvollziehen. Das dachte ich jedenfalls, aber nun ein Jahr später erreichen mich Bitten um Zugriff auf die stillgelegte Seite und wütende Emails mit dem Vorwurf ich würde geheime Seiten für ausgewählte Leser betreiben. Dem ist nicht so. Die einzig von mir betriebene Seite ist seit Mai 2018 diese: https://readonmydear.com/

Wenn Sie hier mitlesen möchten, müssen Sie diese Adresse aufsuchen. Eine andere gibt es nicht. Bitte bringen Sie keine Verschwörungstheorien in Umlauf und bitte sehen Sie vom Zugriff auf eine stillgelegte Seite ab.

Sie können hier erwarten, dass kein Missbrauch mit Ihren Daten geschieht und Sie werbefreien Zugriff auf dieses Blog erhalten, im Gegenzug kann ich erwarten, dass auch Sie, so sie hier vorbeisehen mögen, ihre Webaddresse aktualiseren.

Es dankt immer Ihr Fräulein Read On
Mai 13, 2019 by Read on   - 16 Comments
Sonntag

Der tierärztliche Neffe schluchzt.

Er schluchzt trotz der heissen Waffeln auf dem Tisch dick mit Puderzucker bestreut und er schluchzt auch dann noch als ich Schokoladenstreusel und Kirschen in der blauen Schüssel mit den weissen Punkten dazu stelle. Schokoladenstreusel und Kirschkompott liebt der tierärztliche Neffe nämlich noch mehr als den dicken Puderzucker.

Aber heute helfen die Waffeln nicht.

Meine Trostversuche laufen ins Leere.

Selbst die Katze, die auf eine Waffel spekuliert, verzieht sich in ein anderes Zimmer, denn ihr sind überbordende Gefühlsäusserungen, die sich um etwas anderes als ihren Anteil an der morgendlichen Milch drehen, fremd.

Dafür kommt der Hund in die Küche getappt und der untröstliche Neffe springt auf und schlingt die Arme um den Hund, der Hund hält Pfoten und Fell hin und der Neffe schluchzt ins Hundefell. Der treue, alte Hund seufzt und der Neffe weint.

Die T. steht in der Küchentür und wispert: „Ein Unfall? Eine schlechte Schulnote? Probleme daheim?“

Ich schüttele den Kopf und flüstere: „Leinster ist Toulouse im Rugby unterlegen.“

Oje.

Oje.

Aber verloren ist das Spiel eben doch. 20: 10.

Irgendwann aber bekommt der Neffe einen Schluckauf, ich reiche Taschentücher und ein kaltes Handtuch.

Der Hund hat nasses Fell.

Dann doch Waffeln und Huhn für den grossen Tröster Hund.

Mit Extra Kirschen und Streuseln flüstert der Neffe.

Ich nicke.

Klar doch.

„Ob die Rugby-Spieler wohl auch ein Trostfrühstück bekommen?“, fragt er mich.

Ich bejahe das ganz unbedingt.

Die Katze späht durch die Küchentür.

Die Erleichterung ist ihr anzusehen.

Natürlich ahnt sie etwas vom Hund und Huhn und ich beeile mich auch ihr ein Tellerchen zu richten.

Ein Fräulein kann am Morgen nicht nur Katastrophe um Katastrophe ertragen.

Der Waffelberg schrumpft, der Hund schläft und die Katze beginnt einen meiner Schuh zu malträtieren. Alles wie immer also.

Ich sehe zum Neffen herüber.

„Komm, sage ich die Nachbarn haben uns eingeladen zum Trampolin springen, wenn wir nur hoch genug hüpfen, dann fällt die Traurigkeit wieder heraus!“

Der Neffe nickt und dann springen wir hinauf und hinab bis der Neffe schliesslich ermattet auf dem Rücken liegen bleibt und ich seine Nasenspitze mit einem Löwenzahnblatt kitzle.

Dieser alte Trick funktioniert auch bei Mannschaftssportschmerzen noch immer gut.

Der Neffe kichert nämlich.

So ein Glück.

Ich kichere mit und irgendwo mit den Wolken verschwindet die grosse Traurigekit über das verlorene Spiel.

Noch einmal Glück gehabt.

Später am Nachmittag bringe ich den tierärztlichen Neffen zu einem Kindergeburtstag.

Don’t mention the rugby, sagen die anderen Frauen und Männer die Kinder bringen.

Ich verhalte mich still.

So ein Glück für mich dieses Kind, so ein Glück.

Am Abend gehe ich zu einer Tanzaufführung.

Es ist erstaunlich wie sich das Publikum zwischen Konzerthaus und Performancetheater unterscheidet.

Im Konzerthaus sitzen ältere Damen mit Strickpullundern und vielen Erinnerungen an Schulorchester und vielleicht einmal auch an einen begabten, jungen Geiger aus Budapest, der für ein paar Wochen in Tipperary mit seinem Kammerorchester probte, sie trinken Tee vor dem Konzert, sie sind enthusiastische Zuhhörerinnen, muss jemand husten, so findet sich in ihren Taschen gewiss ein Brustbonbon.

Im Performancetheater aber sitzen die Ironiker der Stadt. Sie tragen Statementketten und trinken Weisswein mit Eiswürfeln. Sie haben alle unauffällig Jutebeutel mit amerikanischen Tanzfestivalaufdrucken dabei und sie lächeln mit kühler Überlegenheit über die Lage der Welt. Sie vergelichen Restaurants uns Affären. Abgelegte Liebhaber gewinnen nicht in ihren Gesprächen.

Aber das eigentlich Irritierende ist, dass sie lachen mitten in der Vorstellung, mitten in diesem Tanz, der nichts Leichtes hat, sondern sich mit der Frage befasst, wie viel Platz wir uns nehmen, dort wo wir leben. Ein Mann tanzt auf einem quadratischen Tisch, wärehnd die Hände der Anderen nach seinen Beinen fassen. Lange Minuten geht das so und das Lachen rollt druch den Saal. Das Lachen über den, der da entkommen will. Er entkommt nicht. Das Publikum lacht lauter. Vielleicht glauben ja ausgerechnet die Ironiker an die gerechte Strafe?

Ich gerne zum Tanz und ins Theater, aber gern bin ich nicht im Theater, denn ich fürchte mich vor dem schneidenden Lachen.

Vielleicht bin ich deshalb im Konzerthaus zu Hause.

Ich warte auf den Bus. Der Bus kommt nicht.

Eine Gruppe Mädchen trifft auf eine Gruppe anderer Mädchen.

Fast zeitgleich bücken sich je ein Mädchen der beiden Gruppen nach etwas, das auf dem Boden liegt.

Beide wollen ihr Recht geltende machen.

Keine will das was sie aufheben jede an ihrer Seite preisgeben.

Schon kommen die Freundinnen hinzu.

Erst Geschrei, dann ein erster Rempler, dann Beschimpfungen, es fliegt ein Basecap, dann knallt eine Ohrfeige in ein Gesicht, zwei Mädchen ziehen einem dritten hart und schmerzhaft an den Haaren. Zwei umstehende Männer fangen an zu filmen, dann endlich gehe ich herüber zu den Mädchen. Ich sage so laut ich kann: STOP IT. THAT’S MINE. Dabei weiss ich noch immer gar nicht, um was die Mädchen sich eigentlich schlagen. Sie starren mich an. Ich bücke mich und in meinen Händen liegt einen abgebrochene Schnalle einer Louis Vuitton Tasche. „Die ist echt“ sagt eines der Mädchen, aber in ihrer Hand ist auch ein Büschel Haare. Lets fuck off, sagt die eine Gruppe zur anderen Gruppe und dann rennen die beiden Mädchengruppen in jeweils entgegengestezte Richtungen davon.

Ich werfe die Schnalle in den Papierkorb.

Dann kommt der Bus.

Zuhause wartet der Hund.

Langsam gehen wir hinunter zu den Kastanien.

Was für ein Tag, sage ich.

Der treue, alte Hund nickt
Mai 11, 2019 by Read on   - 9 Comments
Woanders ist es auch schön

Drei Tage. Alle bösen Vorahnungen können einem den Schrecken über das was in der Türkei passiert nicht nehmen.

Es gibt so Geschichten, die liest man und dann kann man lange nicht mehr schlucken. Diese Geschichte über eine so zarte Freundschaft und ein so schreckliches Ende ist eine dieser Geschichten. Wann, nur wann, wird das Leben des Einzelnen mehr zählen als das Recht eine Waffe zu tragen?

Was für eine wunderbare Sammlung. Man bekommt sofort Reisefieber und will sich Bücher in beide Jackentaschen stopfen, um gleich loszuziehen.

Ich höre so selten Podacasts, aber dafür empfiehlt Herr Rau viele und sehr verschiedene Hörangebote.

Ich muss zugeben, ich könnte mir die Gepardenbilder von Herrn Jawl immer wieder ansehen.

Überhaupt gibt es Tierzuwachs in Groß-Bloggersdorf, denn in den Garten der formidablen Frau Mutti sind 9 Asylenten eingezogen.

Man kann es gar nicht oft genug sagen: Impfen hilft.

Jedes Leben ist ein Roman.

Es kann gar nicht genug Blogs geben, die uns teilhaben lassen, wie viele Arten es gibt auf die Welt sehen.

Schaffen Sie es länger als zehn Sekunden nicht mit den Zehen zu wippen?
Mai 10, 2019 by Read on   - 14 Comments
Ungehörtes. Marc-André Hamelin spielt Klavier an einem verregneten Donnerstag in Dublin.

Eigentlich sage ich mir, ist das Wetter doch viel zu schlecht, um noch einmal in die Stadt zu fahren für ein Klavierkonzert.

Eigentlich bin ich doch viel zu müde nach einem langen Tag in der Mondsteinscheibenfabrik, um noch einmal in die Stadt zu fahren für ein Klavierkonzert.

Eigentlich wollte ich doch einfach nur für eine Stunden in den Regen schauen und ist der Regen nicht auch Musik, und warum sollte ich das Regentropfenorchester versetzen nur um in die Stadt zu fahren für ein Klavierkonzert?

Eigentlich sage ich mir, gehe ich doch nicht mehr zu Virtuosenkonzerten, denn immer lassen sie mich leer zurück.

Ich wollte schon damals als ich von Schumanns Fingerfoltermaschine las, ihm die Hand auf die Schultern legen und sagen: „Bitte nicht.“

Eigentlich sage ich mir, bevor ich dann doch auf die Website klicke, ist das Klavierkonzert doch bestimmt schon seit Wochen ausverkauft.

Aber das Klavierkonzert ist überhaupt nicht ausverkauft und mein Lieblingsplatz sieben Reihen links schräg vom Flügel entfernt ist auch noch frei, aber eigentlich ist der Donnerstag schon zu lang und die letzte Besprechung des Tages geht bis sechs Uhr.

Eigentlich kann ich auch morgen in das Symphoniekonzert gehen, sage ich mir.

Aber meine Füsse zucken doch immer wieder unter dem Schreibtisch und um 18. 25 Uhr stehe ich nicht am Bahnhof, sondern an der Bushaltetselle.

Noch im Bus sage ich mir, dass ich ja gar nicht am Konzerthaus aussteigen muss, sondern einfach bei der J. im Institut vorbeisehen kann. Am Donnerstag ist die J. ohnehin lang im Institut und ich sehe die J. doch so gern.

Aber ich steige nicht beim Institut aus, sondern 25 Minuten vor Konzertbeginn renne ich so schnell ich kann von der Bushaltestelle zum Konzerthaus, atemlos sage ich zur Schalterdame: „Gibt es noch eine Karte für Marc-André Hamelin gleich jetzt?

Sie nickt.

Ich sage: Er ist doch wirklich da?

Sie nickt noch einmal und ich erstehe eine Karte für meinen Lieblingsplatz. Sieben Reihen schräg links vom Flügel entfernt.

Er ist wirklich da.

Er kommt einfach links zur Tür herein, setzt sich an den Flügel und dann macht er etwas was Klaviervirtuosen niemals tun. Er beginnt den Abend mit einem Stück, das eigentlich nur ein Flüstern ist. Er spielt die Cipressi von Mario Castelnuovo-Tedesci. Hamelin am Flügel nickt uns zu, öffnet das Fesnter, schon sind wir nicht mehr in Dublin, schon stehen wir auf einem offenen Balkon eines ockergelben Hauses in der Toscana, schon werden wir still. Hören Sie wie die Zypresse wispern in der sterngen Hitze des Tages, fragt uns der Mann am Klavier, kommen sie, lassen sie uns hören, wie der Wind in die Zypressen fährt, kommen sie. Er der Virtuose macht das Gegenteil aller Virtuosen, er zeigt uns nicht was seine Finger können, er überschlägt sich nicht, konfrontiert uns nicht, er der Mann am Flügel zeigt sich verwundbar, zögert fast vor den Tasten als wolle er die Zypressen nicht unterbrechen. Er macht das, was Virtuosen nie tun, die doch auf Verführung bedacht sind und auf Überwältigung. Er aber fragt uns, könnt ihr sie hören die Zypressen, dicht aneinander gepresst an einer staubigen Strasse, hört ihr sie wirklich, fast unterbricht er sich, um uns zu fragen und wir sitzen mit ihm an der Strasse und hören die Zypressen. Er versteckt sich nicht hinter wahnsinnigen Klavierläufen, die doch allen Virtuosen zu Eigen sind, er zeigt uns jede einzelne Note. So unter den Zypressen fängt der Abend an.

Dann kommt der Schumann. Fantasie in C-Dur. Schumann, das haben wir alle gelernt, Schumann der Romantiker, Robert und Clara und immer im Eck der Schatten des Vaters und ja auch ihre erbarmungslose Kritik. Schumann, der ein Wunderkind war und es doch nie glaubte, Schumann der Geld sammelte mit seiner Fantasie in C- Dur und sie doch am Ende Liszt zu widmen, da war es wieder die Suche nach dem Genie. Diese Fanatsie ist dann doch auch ein so merkwürdiges Stück. Beethoven flirrt darin herum, Clara natürlich, immer Clara, aber es ist dann doch auch so unverkennbar Schumann darin. Wir hören ja nie nur Schumann, wenn wir Schumann hören, sondern immer hören wir all die Geschichten, die wir unweigerlich kennen. Es gibt für Pianisten eigentlich immer nur zwei Entscheidungen. Entweder sie wollen wie Schumann sein. Oder sie wollen alles sein nur nicht Schumann. Das hört man. Aber am Donnerstagabend hört man nichts von Beiden. Sondern wir dort im Saal, wir hören Marc-André Hamelin, der die so bequem gewordenen Schumann Pflaster abreisst. Einfach so. Er lässt sie nicht gelten. Er, dort am Flügel, er hört Schumann wirklich zu. Und sein Schumann ist klarer, heller, durchsichtiger und leiser, viel, viel leiser als der so schnell scheppernde Schumann für den sich Virtuosen so gern bewundern lassen. Aber hier hören wir einen Pianisten, der sich nicht zufrieden gibt mit dem was man weiss, hier sitzt jemand am Flügel, der uns zuruft, nun hören sie doch erst einmal zu und wir hören zum ersten Mal einen Schumann ohne den Druck Schumann zu sein. So hört man Schumann nicht, nie, so zwingt einen kein Pinaist zum hören und ich sitze dort in der siebenten Reihe links vom Flügel mit weichen Knien und Gänsehaut auf den Armen, weil ich zum ersten Mal Schumann höre.

Ich kann nicht aufstehen in der Pause.

Ich kann nur sitzenbleiben uns auf den Flügel starren und höre noch immer die Fantasie in C-Dur von Robert Schumann.

Hamelin spielt Weissenberg und Trenet, die doch kein Virtuose an einem Konzertabend spielt,um den es um Hochkultur geht, aber er gibt für uns den Barpianisten, er spielt die traurigen Lieder für die, einsamen Frauen und die Trinker für die spielt er auch. Er spielt für den Portier, der allein mit einer Pudeldame in Brooklyn wohnt und er spielt für all die nach ihren Herzen in den Handtaschen oder den Gläsern mit Kristallrand suchen. Wir hören ihn suchen und ich wünschte jemand brächte auch ihm ein Glas Scotch. Ganz plötzlich verlässt er die Bar und kehrt zurück zu uns hier ins Konzerthaus nach Dublin.

Er spielt Faure nach der Pause, aber ich bin noch bei Schumann, noch immer kann ich nicht aufhören diesen Schumann, diesen völlig anderen Schumann zu hören.

Er spielt Chopin zum Abschluss, den ich nie mochte. Zu sehr hat auch mich Ljudmila Alexejewa mit seinen Etüden geplagt, diese Fingerübungen nach denen man die Händ ein Eiswasser tauchen muss, um sie wieder zu fühlen. Mir lag das Manierierte seiner Musik nie, aber wieder, wieder hören wir die Polonaise-Fantaisie nicht als stehtanz mit polnischem Nationalstolz, sondern als ein Sommerlied, einen Spaziergang, einen so leichten, so ungeheuer durchdachten Chopin, an dem nichts mehr staubt und der einen nicht sofort und unmittelbar an Prüfungsnachmittage in einem staubigen Kultursaal erinnert. So einen Chopin hören wir. Es ist ein Chopin der Zwischentöne.

Er spielt um gehört zu werden, denke ich, er spielt bis wir hören, er spielt bis uns das Herz bricht, weil wir schon so lange aufgehört haben hinzuhören.

Er spielt Rachmaninov als Zugabe, ein ironischer Diener vielleicht an die Virtuosen, bei denen der Flügel wackelt, hört sagt er vielleicht auch ihnen, hört doch erst einmal hin.

Noch lange später, ich bin schon im Bus nach Hause und später noch, mitten in der Nacht wache ich auf, weil ich noch immer seinen Schumann höre, da erschrecke ich mich, dass ich fast nicht zu einem Konzert gegangen wäre, an dem der vielleicht beste Pianist der Welt, sich als Virtuose des Hörens zeigt.

Hier können Sie hören, wie man Rachmaninov auch spielen kann.

Wie immer gilt Karte und Programmheft sind selbst bezahlt und niemand hat mich zum Aufschreiben dieser, meiner Konzerteindrücke aufgefordert.
Mai 8, 2019 by Read on   - 6 Comments
Über Flieder

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Fast hätte ich ihn doch übersehen den ersten Flieder mitten in der Hecke. Er versteckt sich gut der Flieder, hinter dem Grün und hinter den Wolken. Der Flieder steht mitten im Regen. Da stehen auch ich und der Hund. Fast hätten wir uns nicht getroffen der erste Flieder, er im blauen Hemd und ich im alten Wetterfleck, der alte Hund hat nasse Pfoten, der Flieder hat ein Hemd an aus hellblauer Seide und ich stehe schäbig zwischen den beiden, denn unten am Saum hat der Wetterfleck ein Loch. Den Flieder nun ausgerechnet so anzutreffen, ist nicht leicht. Immer schon zwar habe ich den Flieder, den Weißen, wie den Dunkelvioletten und auch den mit dem hellblauen Schimmer zwar sehr geliebt, aber immer ist es doch auch eine Liebe mit Sicherheitsabstand gewesen. Dem Flieder einfach so unter die Augen zu treten, das schaffe ich nicht. Der Abstand vom Flieder zu mir, ist der Abstand zu jenen Frauen deren Tanzkarte immer voll ist und deren Lachen so silbern, so hell ist, wie meines niemals war. Es sind die Frauen, die niemals über ihre eigenen Füsse fallen und immer eine passende Antwort haben.

Der Abstand von mir zum Flieder ist der Abstand zu einem Mann, den ich einmal in Rom an einer Straßenkreuzung traf. Er trug einen weissen Anzug. Nicht nur eine weisse Hose, oder ein weißes Hemd oder eine weiße Krawatte, sondern einen weißen Dreiteiler und natürlich einen weissen Hut. Wer kann schon einen weissen Hut tragen? Vielleicht hat dem Mann damals in Rom niemand gesagt, dass das niemand mehr kann nach Humphrey Bogart. Neben dem Mann stand ein cremefarbenes Cabriolet mit fauchendem Motor. Der Mann mit dem weissen Anzug sass auf dem Bordstein. Stellen sie sich das einmal vor. In Rom. In einem weissen Anzug. Auf einem Bordstein. Da kam ich mit einem alten Fahrrad und sagte: „Brauchen Sie Hilfe?“ Der weisse Mann aber sah mich nur flüchtig an, verwarf mich sofort, schüttelte nur ein wenig die Hand, wie man sich einer lästigen Fliege erwehrt, seine Augenlider blieben halb geschlossen, er wusste ja ohnehin es würde sich nicht lohnen sie zu öffnen. Ich fuhr davon und er blieb sitzen. So weit ist der Abstand vom Flieder zu mir, der Flieder sieht mich so an wie damals der Mann auf der Bordsteinkante, nämlich gar nicht, aber ich, die es doch besser wissen müsste, ich drehte mich um damals auf dem alten Fahrrad, ob er nicht doch, vielleicht nur für eine Viertelsekunde doch hinter mir hersehen würde, aber natürlich tat er das nicht. Dafür fuhr ich mir eine Acht in das Fahrrad. Das kommt davon. Der Flieder sieht genauso über mich hinweg, und ich sehe genauso sehnsüchtig zu ihm hinauf, wie ich damals so unbedingt den Mann auf dem Bordstein zwei Wimpernschläge abluchsen wollte. So weit ist der Abstand zwischen dem Flieder und mir.

Der Abstand zwischen dem Flieder und mir, das ist die halbgeöffnete Tür eines Hotelzimmers in Aix-en-Provence, im Bett schlief eine Frau bei weit geöffnetem Fenster und neben ihr stand ein Fliederstrauss, so üppig, so dicht, so schwer, das während sie schlief leise und zart schon die Blüten sich ihr in die Arme neigten. Neben dem Bett auf einem viel zu unbequemen Stuhl aber, um so auf ihm zu sitzen wie sie es tat sass eine Frau, die Knie bis zur Brust hochgezogen, eine Hand aber im Flieder und die andere Hand auf der Schulter der Geliebten, lass mich der Flieder deiner Träume sein, lag auf der Hand der Frau. Vielleicht hatten sie beide Ehemänner in Paris, aber vielleicht hatten sie sich gerade auch erst gefunden.Damals aber ging ich schnell weiter, denn der Abstand zwischen mir un dem fliedernen Zimmer ist immer mehr als nur eine halbgeöffnete Tür. Ich bin schon viele Jahre nicht mehr in Aix-en-Provence gewesen und wer weiss, ob nicht die beiden Frauen längst selbst einen Fliederbusch gepflanzt haben, irgendwo und ungestört. Der Flieder hier in der Hecke, schwer und tropfend vom dichten Regen schweigt sich auch darüber aus.

Erst später habe ich gedacht, dass Männer auch den Frauen, die sie lieben niemals solche Sträusse in die Arme legen, ich selbst habe einmal nur einem Mann einen Fliederstrauss geschenkt, ich bin mir sicher, dass kaum war ich aus den Augen, er den Flieder in einen Mülleimer stopfte, denn so liegen die Dinge mit dem Flieder und mir. Dicht steht der Flieder ganz am Rande der grossen Stadt Berlin und nur ausnahemseise schnitt ich mir ein paar Zweige ab für den Tisch oben im Haus, denn auch dort war das schwere Parfüm, immer ein Abstand, den ich doch nie überwinden konnte, denn die Frauen mit Perlenketten, schweren Parfüms und gebildetene Ehemännern lächeln über mich mit leichtem Spott. Besser Abstand zwischen mir und dem Flieder schaffen. Ich schneide ihn ab für Besuch und einmal auch für eine fremde Frau, die anders als ich die Liebe mit Flieder gut kannte und doch hat der Flieder wohl auch ihr gegenüber sein Versprechen nicht gehalten. Mir ist leichter und wehmütiger zugleich, verschenke ich den Flieder.

Diesmal wird der Flieder wohl ohne mich verblühen und hier in der Hecke im dichten Regen, da sehen der Flieder und ich uns nur wie ein mit den Jahren schon blind gewordener Spiegel. „Komm“, sage ich zum treuen alten Hund. Es hat aufgehört zu regnen und über dem Flieder da schimmert es Blau. Dann gehen wir heim, der Hund alt und ich älter, auch ich und doch am Ende bevor der Fluss wieder Strasse wird, da drehe ich mich noch einmal um wie damals in Rom, oder Aix-en-Provence oder anderswo und hoffe für eine Viertelsekunde er sähe mich doch. Vergeblich natürlich, der Flieder lässt sich nicht überreden, der Flieder hat viele Augen, nur keine Augen für mich.

 
Mai 6, 2019 by Read on   - 17 Comments
Sag Read On, was machst Du eigentlich den ganzen Tag?

Frau Brüllen will es wissen. An jedem 5. eines Monats und das im sechsten Jahr (Applaus!) fragt sie in Klein-Bloggersdorf herum und der Kleinbloggersdorfer schreibt auf was er so erlebt. Et voilà.

Sehr früh ein Bananenbrot gebacken.

Die Katze, die sonst findet, es sei unter ihrer Würde so früh auch nur mit den Schnurrharren zu zucken, widerlegt mit einem Sprung vom Sessel auf die Arbeitsfläche die Schwerkraft.

Ich bin beeindruckt.

Die Katze ist wenig beeindruckt von meiner Verweigerung, Handgemenge, Verbannung vor die Küchentür, die Katze nimmt sich den Hund vor, der alte Hund seufzt.

Die T. und der J. sind auf eine Hochzeit geladen.

Die Meinungen über den Bräutigam sind geteilt.

„Aber nun ist es zu spät“, sagt die T.

Die T. streichelt die eingeschnappte Katze.

Die T. räuspert sich zweimal.

„Read On können wir dich um einen Gefallen bitten?“

Ich nicke.

Der Nachbar drei Häuser zur Linken fährt auch auf die Hochzeit.

Ich nicke noch immer.

„Kannst Du seine Hühner füttern.“

Ich nicke noch immer. Hühner schienen mir immer sehr annehmliche Tiere.

Vielleicht hätte ich misstrauisch werden müssen, als die T. sagte, dass die Hühner Preishühner seien.

Aber ich dachte nur, ob die Hühner wohl Eier aus Perlmutt oder mit grünen Sprenkeln legen.

Der Nachbar strahlt.

Die Hühner starren mich mit adliger Überlegenheit an.

Das Haus des Nachbarn ist voller Hühnerbilder und voller Hühnertrophäen.

Spätestens jetzt hätte ich fliehen mögen.

Der Nachbar nämlich spricht mit den gleichen glänzenden Augen über die Hühner, wie der Tierarzt von Kälbchen schwärmte.

Auch der Tierarzt fand Kälbchen sei nicht schlichtweg ungezogen, sondern hochbegabt und so erschaure ich als der Nachbar von den Führungsqualitäten eines Huhnes namens Johanna schwärmt. Johanna gurrt spöttisch nähere ich mich.

Der Nachbar aber strahlt wie der Honigkuchenpferde zwei.

Er sieht eine Verbindung.

Ich sehe neue Schrecken.

Er zeigt mir Futter und den Drahtpalast in dem die Hühner residieren.

Die Hühner müssen am Abend in den Stall, denn der Fuchs geht um.

Es gälte Johanna zu überzeugen, dann folgten die Anderen sowieso.

„Überzeugen?“, krächze ich.

Der Nachbar umarmt mich.

Der treue, alte Hund und ich gehen zum Fluss.

Die T., der J. und der Nachbar fahren zur Hochzeit.

Ich wasche Wäsche, falte Wäsche, bügle Wäsche, lese ein Buch, lasse es wieder, blättere in der Zeitung, sehe misstrauisch hinüber zur tickenden Uhr, friere ein bisschen, esse ein Honigbrot, schliesse die Augen, wasche all meine Tücher, verschneide die Stirnhaare des Hundes, höre eine Arie, richte eine Suppe und dann ist sie da die Dämmerung.

Ich stapfe hinüber zum Nachbarn.

Ich zähle die Hühner.

Vier Hühner scharren im Sand und picken vor sich hin.

Johanna scharrt nicht im Sand.

Johanna und drei Getreue sitzen auf dem siebten Ast eines Apfelbaumes des Drahtpalastes Glanz und Zierde.

Put. Put. Put. rufe ich.

Johanna grinst.

Kein Flügel rührt sich.

Ich rufe die liebe C. an.

Die liebe C. hat Hühnererfahrung.

„Wir haben mit kleinen vertrockneten Äpfeln auf die Hühnerkrallen gezielt“, sagt die liebe C.

„Was?“

„Hühner sind stur“, sagt die liebe C.

Das mit den Äpfel aber habe gut funktioniert. Bis Cousin G. ohne Hühnererfahrung nicht auf die Krallen sondern auf die Hühnerköpfe gezielt habe. Ihr Vater habe lange geweint.

Ich sehe das grässliche Bild: Nachbar mit toter Johanna im Arm.

Ich lege lieber auf.

Dann steige ich auf den Apfelbaum.

Johanna grinst.

Kein Flügel bewegt sich.

Nur ich habe ein Loch im T-Shirt.

Ich flehe.

Ich bitte.

Ich warne vor dem Fuchs.

Ich erinnere die Hühner an schlimmere Schicksale als die des Fuchses:

„Mancher gibt sich viele Müh
Mit dem lieben Federvieh:
Einesteils der Eier wegen,
Welche diese Vögel legen,
Zweitens, weil man dann und wann
Einen Braten essen kann;
Drittens aber nimmt man auch
Ihre Federn zum Gebrauch
In die Kissen und die Pfühle,
Denn man liegt nicht gerne kühle.“

Johanna legt den Kopf zur Seite und trippelt auf der Stelle.

Vielleicht ein erster wunder Punkt?

Ich bitte.

Ich flehe.

Dann singe ich die Moritat von Meckie Messer.

Ein Huhn flattert vom Baum herunter.

Oh der Blick Johannas!

Ich singe und singe und singe.

Ich nähere mich erneut dem Baum.

„Hör zu“ sage ich. „Johanna ich kann dich nicht ausstehen. Du mich auch nicht. Wir beide können jetzt in Würde in unser jeweiliges Haus gehen oder das alles wird hier unanständig und schmutzig.“

Dann flüstere ich etwas so Grässliches in Richtung Johanna, was ich hier aus Gründen der öffentlichen Ordnung nicht wiederholen kann, aber seien Sie gewiss, die Wendung Braten am Spiess fiel nicht nur einmal.

Johanna starrt mich hässlich an.

Natürlich kann sie nicht kampflos aufgeben.

Mit einem schrillen Pfiff segelt sie vom Baum herab und hackt nach meinem Arm, trifft aber meine Stirn.

Ohne sich noch einmal umzusehen, marschiert sie in Richtung Hühnerleiter.

Die Damen folgen auf ihr auf die Kralle.

Ich atme tief durch.

Meine Knie zittern.

Ich habe Stöckchen im Haar und eine Schramme an der Stirn. Aber das kenne ich schon von der Kälberweide.

Der treue, alte Hund sieht mich mitleidig an.

„Hühner im Stall“, schreibe ich T.

T. schickt Herzen.

Dann treffe ich die B.

Dublin hat kein Opernhaus, aber manchmal übertragen sie Opern aus der großen, weiten Welt hier im Kinosaal.

Heute gibt es Gounods Faust, diesen großen Schlager des 19. Jahrhunderts,

Der Kinosaal ist voll.

Der Kinosaal ist voll mit Damen um die 80.

Ich suche die B.

Vor mir unterhalten sich zwei ältere Damen mit Krokoprinthandtasche und Perlen über eine Seite die Baritonhunks oder so ähnlich heißt und die ganz genau das hält, was sie verspricht.

Die Damen lächeln verwegen.

Pardon, sage ich, denn ich erspähe endlich die B.

„In ihrem Alter hätte ich ja an der Garderobe auf Erwin Schrott gewartet“, sagt die ältere der beiden Damen.

Ich bin mir sicher, die Damen würde noch heute mit Veilchen in der Hand warten.

Aber ich falle neben der B. auf den letzten freien Platz.

Die B. starrt mich und das Pflaster auf meiner Stirn an.

Sie schüttelt den Kopf: „Sag Read On, was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“
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Tag Archives: Krieg   
August 12, 2017 by Read on   - 23 Comments
Dreizehn

Einmal will ich es richtig machen. Ich fahre nach der Nachtschicht nicht ins Büro, sondern zurück in das kleine, irische Dorf. Der Tierarzt steht auf und ich ziehe mich aus. Sein graues T-Shirt ist noch warm und während ich mir die Zähne putze, mache ich die Augen zu. Blauer Schaum im weißen Becken. Die Bodenfliesen glitzern und die Welt dreht sich langsamer, blauer Schaum und kaltes Wasser. Das Telefon höre ich nicht, aber der Tierarzt hört das Telefon und kommt ins Bad. Sein Gesicht im Spiegel hat dunkle Schatten, dann nehme ich das Telefon und zwei Minuten später ist mein Gesicht genau so schattig wie das Seine. Ich drehe mich um, ziehe das graue T-Shirt wieder aus und dunkelblaue Scrubs wieder an. Der Tierarzt und ich sagen nichts im Auto, die See zur Linken und zur Rechten ein grüner Tag, Sonnenschein, Vögelgebrüll, dichte, grüne Hecken, dann die graue Autobahn. Das Krankenhaus ist ein Krankenhaus wie es viele gibt. Der Tierarzt küsst mich auf die Stirn und ich lege meinen Kopf unter sein Kinn. Eine Viertelsekunde lang vielleicht. Kam man Wimpernschläge zählen?

Das erste was ich höre ist die Mutter. Meine Schuhe quietschen auf dem Flur. Desinfektionsmittel und immer noch der Zahnpasta Geschmack auf der Zunge und auch Rost und Eisen. Die Mutter hat kurze, schwarz gefärbte Haare und die schreit: Sie ist dreizehn. Sie schreit immer wieder und ich gehe weiter, dafür bin ich da, weitergehen. Das Kind ist dreizehn Jahre alt und bekommt ein Kind, dafür bin ich da. Ein Fall für dich Read On. Weißt du noch Read On, sagt mein Kopf, weißt du noch, damals im Sudan, aber dann gehe ich schon wieder weiter, mein Kopf ist eine Schublade voller abgeschlossener Kästen. Ich setze mich zu dem Kind auf dem Bett. Das Kind schreit vor Schmerzen und es schreit nach seiner Mutter. Die Mutter des Kindes schreit auf dem Flur:

SHE CAN’T BE PREGNANT. SHE IS THIRTEEN. YOU GOT IT FECKIN WRONG.
Die Hand des Kindes ist kalt.
I AM GOING TO FECKIN KILL HER. I KILL HER.
Ich streiche dem Kind über die Stirn.
FECKIN KILLIN HER.
Das Kind schreit nach seiner Mutter.
Die Mutter stürmt in das Zimmer: TELL ME THAT CAN’T BE TRUE.
Das Kind weint. Seine Fingernägel sind rosa und glitzern, das Kind drückt seine Fingernägel tief in meine Hand hinein.
Ich stehe auf. „Hören Sie, sage ich, ihre Tochter braucht ihre Unterstützung. Jetzt.
Die Mutter schreit: YOU ARE A WHORE. Das Kind schreit nach seiner Mutter. Bitte, sage ich zu der Mutter und sehe sie an, bitte verlassen sie das Zimmer, wenn sie nicht für ihre Tochter da sein können.
„YOU ARE SUCH A BITCH! Schreit die Mutter und stößt mich gegen den Türrahmen.
Das Kind schreit nach seiner Mutter.
Die Mutter dreht sich um und geht.
Das Kind schreit: MOMMY, MOMMY COME BACK.
Die Mutter dreht sich nicht um.
Das Kind schreit nach seiner Mutter und ich lege meine Arme und das Kind klammert sich an meinen Hals. HELP ME, schreit das Kind. Das Kind ist dreizehn und uns läuft die Zeit davon. Das Kind bekommt ein Kind und dafür bin ich hier. Durch meine Nächte laufen die Frauen, die noch immer Kinder sind, das ist der Krieg, in den Kriegen sind die Männer Soldaten und die Kinder bekommen Kinder, das Linoleum quietscht unter meinen Füßen.

I AM SCARED sagt das Kind und ich nicke. Dann singe ich ein Lied für das Kind. Zwischen dem Sudan und all den Ländern bis in ein irisches Krankenhaus hinein, singe ich alte und neue Bollywood Lieder, Chup Chup, Ke Chup, die Kinder müssen weiteratmen und ich muss es auch. „Mein Baby“ sagt das Kind und sieht auf das Bündel in seinen Armen. Das Kind hält das Kind fest.
Ich wasche mir die Hände und das Wasser ist kalt. Im Krankenhaus Kiosk kaufe ich ein blaues Stofftier. Ich lege das Stofftier neben das Kind ins Bett. Das Kind des Kindes wird nicht älter werden als ein oder zwei Tage. Das Kind im Bett schläft.

Auf dem Flur vor dem Zimmer wartet ein Mann. Fleckige, rote Wangen. Er sei ein Onkel. Ich stehe mit dem Rücken in der Tür. „Seine Nichte.“ Ich schüttle den Kopf. Ich sage irgendetwas mit Autorität. Der Mann geht zur Seite. Der Krieg, der in die Körper der Frauen tritt, ist nicht nur im Sudan, ist auch in irischen Wohnzimmern, hat Onkel, Väter und Brüder und schweigende Mütter, Tanten und Cousinen. Dann kommt die Polizei und der Arzt und ich stehen mit dem Rücken zur Wand. Ich gehe hinunter, in den kleinen Park. Der Himmel ist kühl und wieder geht die Sonne unter. Der Consultant legt seine Hand auf meine Schulter. Wir sagen nichts. Desinfektionsmittel klebt uns zwischen den Zähnen, der Pförtner sagt: „Endlich vorbei?“ Ich starre ihn an. Der Tierarzt wartet unter den Bäumen und meine Hände zittern. Die Sonne ist untergegangen. Ich mache das Fenster auf und der Tierarzt sieht mich an. „Bitte halt an“, sage ich oder höre ich mich sagen und dann stolpere ich eine Böschung hinunter. Brombeerhecken, Ginster und Efeu und meine Hände verfangen sich in den Brombeerdornen. Mir ist so schlecht und der Tierarzt hält mir die Haare aus dem Gesicht. „Es tut mir leid“, sage ich und der Tierarzt schüttelt den Kopf. Zuhause ziehe ich mich aus. Das graue T-Shirt fällt über meine Knie. Der Tierarzt zieht Brombeerdornen aus meinen Händen. Meine Hände sind kalt. In meinen Händen sind die Fingernägel des Kindes eingegraben. Der Tierarzt deckt mich zu und über mein Gesicht laufen die Frauen, neben mir liegt das Kind, dann wache ich auf und sitze auf dem kalten Rand der Badewanne, lehne den Kopf gegen das Waschbacken. In der Nacht stirbt das Kind des Kindes. Ich liege auf dem Badezimmerfußboden, die kalten Kacheln im Rücken. Der Tierarzt legt sich zu mir, bitte komm zurück, sagt er und ich suche nach einem Schlüssel für die Schubladen in meinem Kopf, mein Mund ist voller Papier und erst als der Tierarzt mich unter die Dusche zieht, geben meine Hände nach. „Dreizehn“, sage ich und das T-Shirt ist ein grauer, nasser Ball vor meinen Füßen und das Wasser schlägt kalt gegen meine Wange.
Januar 13, 2017 by Read on   - 7 Comments
Gelber Sand

img_1012Nach fünf Jahren ein Wiedersehen. Da stehst du also, ganz in grau. Graue Flanellhose, eine dicke, graue wattierte Jacke, ein grauer Schal fest um dich gewickelt und für einen Moment bin ich mir nicht sicher, ob Du es bist. Denn wer im Krieg auseinandergeht- im Süd-Sudan- der achtet auf vieles, aber nicht auf gebundene Schnürsenkel oder abgestimmte Farbverläufe. Langsam gehst du die Straße hinunter, auf mich zu, zwar nicht in grau, aber in rot blau gestreift, an der Straßenecke steht und wartet. Blaue Stiefel, ein blau-rot- gestreiftes Kleid, ein dicker blauer Mantel, blau-rot kariert. Deine Email las sich als seien wir Schulfreunde: Liebe Read On, ich bin auf drei Tage geschäftlich in Berlin, vielleicht reicht die Zeit für ein Essen? Ich antworte wie eine Schulfreundin: Lieber Freund, bei mir ginge eigentlich nur der 12. Januar ab 19 Uhr? Aber lass uns doch telefonieren. Du antwortest nicht wie ein alter Schulfreund. Du schreibst einfach Ja. Ich schreibe dir die Adresse des Restaurants und dann sehe ich dir zu wie du die Straße hinunterläufst. Im Zeitungskiosk liegt der Lettre International. Warum der Süd-Sudan das übelste Land der Welt ist, verspricht ein Autor zu erklären. Ich drehe mich weg und dann stehst du vor mir. Tief in den Taschen sind deine Hände vergraben. Ich muss mich auf die Zehenspitzen stellen, um dich zweimal rechts und zweimal links zu küssen. Ich muss die Augen schließen, denn auf einmal riecht die Straße nicht mehr nach Berlin im Januar, sondern nach gelbem Sand und verbrannten Gummireifen. „Es ist hier drüben, sage ich“ und du nickst. Das Restaurant ist fast leer. Nur ein russisches Pärchen sitzt am Tisch gegenüber. Er trägt ein enges und glänzendes Hemd und telefoniert. Seine schöne Freundin, die eine Pelzmütze auf dem Kopf trägt, obwohl es recht warm ist und Gianni noch Kerzen bringt, zieht sich die Lippen nach. Wir trinken Eiswasser mit Zitronenscheiben und Gianni bringt Rosamarinbrot  und erzählt von seinem Ärger mit Anna, der Köchin und dem Bandscheibenvorfall seiner Mutter. Du sitzt schweigend dabei und fährst mit der Hand über die rot-weiß karierte Tischdecke. Dann muss Gianni, Prosecco für das russische Paar öffnen und du erzählst mir von deiner Geschäftsreise. Ich nicke, und kann mir dich nicht als Handelsreisenden vorstellen. Du ziehst dein Ipad aus der Tasche und zeigst mir Frau und Kind. Ich nicke und bewundere Frau und Kind. Hübsch und ach und zauberhaft und ach und wunderbar und ach und freut mich sehr. Du wiederholst dich: „Alles ganz normal“, sagst du und Bild um Bild voller Normalität zieht an mir vorbei. Ich sehe gelben Sand und die Zeltstadt, dich zwischen zertretenen Plastikflaschen und Müll, die endlose Schlange aus Menschen, die immer länger wurde und über allem der sich vorwärtsschiebene Geruch des Krieges, der näher und näher rückte, auf Toyota Trucks mit den Kindergesichtern, die Maschinengewehre in den Händen hielten und überall und immer wieder die brennenden Reifen. „Ganz normal, alles ganz normal“ sagst du und nickst bekräftigend. Ich nicke mit und sehe weiter auf die Bilder, die Frau und Kind und dich Ski fahrend, badend, grillend, Haus bauend und lachend zeigen. Wunderbar, sehr schön, wirklich ganz herzig, höre ich mich sagen. Das Pärchen vom Nebentisch isst Muscheln und die Muschelbrühe macht mich schwindelig. Gianni bringt Feldsalat mit Calamretti für dich, mit Leber für mich. „Das ist sehr gut“, sagst du und Gianni strahlt. „Alles ganz frisch“ sagt er und schimpft über Anna, die den Schwertfisch verdorben habe. Ich sehe auf deinen fehlenden Daumen, denn der blieb zurück, blieb mit so vielen anderen Dingen im übelsten Land der Welt würde der Autor sagen und sagt es vielleicht nur, weil er den gelben Sand zwischen den Zähnen nicht ertrug. Alles frisch also heute Abend und alles normal. Zögernd siehst du mich über das Wasserglas an. Ich sehe weg. Da fällt doch gelber Sand aus deinen Haaren. Auf der Straße, die jetzt gegen halb zehn dunkel ist, fällt geduldig der Regen. Unter den Bögen der U-Bahn, die hier oberirdisch verläuft, am Straßenrand stehen die Prostituierten. Eine Frau, enge Glitzerjeans und eine bonbonfarbe Bomberjacke zu blondierten Haaren macht einen Kussmund, nicht nur für die Autos, die anhalten sollen, sondern für ihr Telefon, hier unter der Laterne, prüft sie ihre Lippen, variiert den Blick und dann erst drückt sie den Auslöser. Vielleicht behält sie das Bild für sich, vielleicht gibt es einen Mann in Bukarest oder einen kleinen Sohn in Warschau: „Mama liebt dich.“ Dann schiebt sie ihr Telefon in die Hosentasche und dreht sich zurück zur Straße. Alles ganz normal.

Wir wissen nichts über die Geschichten der Anderen und die Geschichten der Anderen, die mit der eigenen im gelben Sand vergraben liegen, sind gut verborgen. Du fährst dir durch das Haar und ich sehe auf die Uhr.“ Morgen ist ein langer Tag“, sage ich und du nickst. Ich bezahle und küsse erst Gianni, dann Anna und schließlich noch einmal dich. Da sind wir schon vor der Tür. Das russische Pärchen hat gerade Kaffee bestellt: „Dreh dich nicht um“, sagst du, „das war dein letzter Satz.“ Dann streichst du mir mit dem was von deinem Daumen noch übrig ist, über die Wange und ich sehe dir einen Moment zu lang in die Augen. „Dreh dich nicht um“, sagst du noch einmal und ich halte deinen Daumen an meine Wange gedrückt. Dann kommt dein Taxi. „Auf bald einmal wieder“ sagen wir, als seien wir Schulfreunde. Die Frau unter der Laterne mit ihrer glitzernden Bonbonjacke, beugt sich zu einem Autofenster hinunter, ich dreh mich nicht um. Zurück im Wald, niemand ist mehr auf der Straße, fällt, ich bin mir ganz sicher, gelber Sand aus meinen Stiefeln.
Dezember 14, 2016 by Read on   - 4 Comments
Der Angst nachgehen

Während meines Vortrages schütteltest du den Kopf und gingst. Die Tür fiel krachend ins Schloss. Aber das passiert bei Vorträgen zum Thema: Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung in Slum Communitys sehr oft und nicht nur in Neu-Delhi spucken mir Männer ins Gesicht. Es lohnt sich nicht einer krachenden Tür hinterherzusehen und so redete ich weiter. Ich erzählte von den Eisenbahnschienen, die am Slum entlanglaufen und den morgendlichen Leichenzählungen, damals als wir dort begannen, zählten wir vor allem tote Frauen.

Nach dem Vortrag und vielen geschüttelten Händen atmete ich endlich aus. Meine Abneigung gegen feuchte Hände ist schier unüberwindlich und ich wusch mir die Hände. Lange und gründlich. Flackerndes Neonlicht im Bad. Im Flur, grauer Teppichboden, graue Stühle, graue anthrazitfarbene Anzugträger überall, dort standest auch du und sehr laut und sehr akzentuiert, damit ich es auch hörte, sagtest du zu einem der Anzugträger: „Frauen wie die da, mit ihren Weltrettungsambitionen machen mich krank.“ Ich lächelte leise, denn ich kenne das schon. Du trugst kein graues Sakko und auch keine graue Hosen. Du warst ganz in Schwarz, schwarzer Rollkragenpullover, schwarze, sehr teure Hosen, schwarze Schnürstiefel und schwarz waren deine Augen und schwarz wie deine Augen war auch dein Haar. Der Anthrazitgraue nickte über seiner Kaffeetasse und ich ließ euch stehen und stieg hinauf auf die Dachterrasse. Sonne und Luft und nichts davon grau. Dafür New York vor mir und endlich ausatmen. Aber lange hielt das nicht, nicht die Weite der Stadt, die Sonne und auch nicht das Atem holen. Schon standet du vor mir. Ganz schwarzer Schatten. „In Aleppo sterben Menschen, schriest du mich an, sterben Menschen und sie behelligen uns mit Tampons, Kondomen und Frauenproblemen. Ich sah dich an und sagte: „Kennen wir uns?“ Aber du warst schon weiter und verfluchtest mich. „Genau wegen solch Menschen wie mir, ginge die Welt vor die Hunde. Ewiges Geschwätz von Waschweibern, die nichts wüssten vom Krieg. Keine Ahnung hätte ich von zerschossenen Häusern, vom Bombenhagel, von verkohlten Autowracks, von zerfetzten Körpern und dem sengenden Geruch nach Brand und Munition sondern stattdessen vertriebe ich mir die Zeit mit meinen Frauen und ihren Problemchen. Du tobtest immer lauter und weiter und an deiner Schläfe pochte eine Ader. Ich saß da in der Sonne und in deinem Schatten und sah dich an und du tobtest dich aus. Ich hatte kalte Hände und erst als du schriest: Fuck, fuck fuck you, stand ich auf und trat auf dich zu und ich griff mit beiden Händen in deinen Pullover, schwarz und weich unter deiner Härte. Dein Geruch war Traurigkeit. Meine Hände aber sind eisern. „Hören sie“ sagte ich zu dir, du schriest ja noch immer, keine Frau in Aleppo wird lebendig, liegen meine Frauen tot am Straßenrand, keine Bombe fällt nicht, weil es in Neu-Delhi eine Müttersprechstunde gibt, niemand wird gerettet, weil es in einem Slum in Indien Kondome gibt. „Unter meinen Händen zitterten deine Schultern. Aber ich ließ nicht los. „Meine Frauen und ihr Aleppo teilen nur die Unsichtbarkeit und die wird auch nicht deswegen kleiner weil es bei Twitter Betroffenheit und dann auch wieder Katzenbilder gibt. Die Welt und meine Knöchel waren weiß unter deinem Schwarz, aber ich gab nicht nach, die Welt geht weiter mit Aleppo, mag da auch eine Mutter schreien wie ein Tier, man wird sie nicht hören , aber Sie, sie kriegsversehrte Taube brauchen ihre Kräfte für den Krieg.“ Ich sah ich dich an, bevor ich sagte, „ich weiß dein Herz ist müde und deine Traurigkeit so schwer.“

Stumm und zitternd sahst du auf mich herunter. Meine Hände drückte ich gegen deine Rippen, denn ich kenne das schon, kenne doch die Narben,  es sind dieselben, die auch zwischen meinen liegen, nur spiegelverkehrt, drückte mich in deine Narbe hinein, zeichnete den Stiefelabdruck nach der da zwischen deinen Rippen lag und zog deine Finger zwischen meine Rippen. „Nichts daran ist gut“ sagte ich und zog meine Hände fort.

Zwei Stunden habe ich heute für den Vierzeiler an dich gebraucht. Prends ma main. Es ist die gleiche Angst.
September 19, 2016 by Read on   - 1 Comment
Zahnreihen

Im Bus auf dem Weg zum Flughafen. Eingeklemmt zwischen riesigen Koffern und in Käfigen hechelnden Hunden, stehe ich mit dem Rücken zur Wand. Vorsicht vor Rentnern mit Rucksäcken, sage ich mir nachdem ich schon mehr als einen in die Magengrube gestoßen bekam. Ich werde doch nicht etwa anfangen aus meinen Fehlern zu lernen? Erst später sehe ich den jungen Mann und seine vier Schwestern. Ich stehe zu weit weg, um zu hören woher sie kommen. Yemen glaube ich, aber ich mag mich irren. Keines der Mädchen ist älter siebzehn Jahre alt und die fünf Geschwister lachen und scherzen miteinander, selbst der Bruder, der selbst fast noch ein Kind, die Verantwortung trägt, wird mitgerissen. Eine der Schwestern muss eine witzige Geschichte erzählen, denn die vier anderen, kringeln sich vor Lachen und erst als ich mich an ihrem Lächelns sattgesehen habe, sehe ich die Zähne. Die Mädchen, die doch so hell lachen, haben klaffende Lücken im Kiefer, ganze Zahnreihen fehlen ihnen, schwarze Löcher tun sich auf, auch beim Bruder, der keinen einzigen Vorderzahn mehr besitzt. Die Zähne der kleinsten der Schwester, stehen schief und krumm, mager und bröcklig, fast möchte man sagen aufgegeben. Das ist der Krieg, der Krieg wo auch immer, das sind ja nicht nur zerberstende Häuser und brennende Straßen, sondern die gekappten Wasserleitungen, der Mangel an Hygieneprodukten, der Hunger, er frisst sich nicht nur in die Rippen hinein, sondern zieht die letzten Reserven aus den Zähnen, die dann nutzlose Stümpfe geworden, als Relikte anderer Zeiten vom Krieg erzählen.

Diese Zähne oder besser diese Lücken kenne ich gut. Die Kinder im indischen Slum haben sie auch. Verfault sind die Zähne, nach den Milchzähnen, fallen bald auch die bleibenden Zähne aus und Glück haben diejenigen, die mit zehn Jahren ein billiges, schweres Gebiss bekommen, eine Prothese, aber eine die nichts mit den Dritten zu tun hat, mit denen in der hiesigen Werbung, gut gelaunte Rentner herzhaft in einen grünen Apfel beißen. Viele Kämpfe führt man ja und ich seit Jahren einen mit der Zahnbürste. Ungezählte Kofferladungen und der hartnäckige Versuch, den Gebrauch der Zahnbürste zu etablieren. Dort wo es keine Zahnbürsten gibt, oder Zahnbürsten für diejenigen, die sie am dringendsten brauchen, unerschwinglich teuer sind. In den ersten Jahren sind mir stets mit stolzem Lächeln, die originalverpackten Zahnbürsten präsentiert worden. Aus diesem Fehler habe ich gelernt und heute immerhin, kommen die Kinder zum Putzen in die Klinik, es gibt Milch und Obst und dann geputzte Zähne. Inzwischen machen manchmal auch die Eltern mit. Aber auch hier ist es ein zäher Kampf gegen die Unterernährung und den allgegenwärtigen Mangel, der schwarze Abgründe hinterlässt.

In Dublin ist es kalt und stürmisch, aber von weitem schon sehe ich die schmale Figur des Tierarztes, so schmal, dass ich glaube der Wind zieht ihn mit. Aber da sieht er mich schon und läuft mir entgegen. Eine halbe Stunde später sitzt er am Küchentisch und ich richte eine Kokos-Möhrensuppe. „Mit Ingwer für Dich?“, frage ich ihn und der Tierarzt nickt. Einmal sagt er, während des Studiums noch, bei einem Praktikum in der Landwirtschaft, habe er einer Kuh einen Zahn gerissen, den habe er lange mit sich herum getragen. Der Tierarzt schüttelt den Kopf. „In den Zeiten des großen Hungers, sagt er und sieht mich an, brach mir einmal ein Zahn heraus, aber ich war nur froh darum und fühlte mich deutlicher leichter.“ Noch später als es sowieso schon ist, putze ich mir die Zähne, aber im Spiegel sehe ich nicht mich, sondern die Zahnlücken der vier Mädchen, klaffend und übergroß, verzerrt und unleugbar, das ist der Krieg, den wir so gern in großen Wörtern beschreiben und vor allem verdrängen, aber hier in den kaputten Mündern der anderen, können wir sehen, was wir alles nicht wissen wollen.
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Krant

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Die jüdisch-praktische Beerdigung?
« Reply #3 on: June 01, 2019, 06:09:40 PM »


Und dafür gibt es Preise?

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März 15, 2017 by Read on   - 8 Comments
Trauermarsch

Am vergangenen Mittwoch Abend stehe ich im Dorfladen und staple Kartoffeln, Lauch und Milch auf der Ladentheke, dann kaufe ich doch noch Ziegenkäse, denn mir ist nach Quiche am Abend. ( Kurz vor Pessach habe ich ohnehin immer das Bedürfnis mich in Mehl zu wälzen und noch mein Müsli zu panieren.) Da beugt sich die Frau des Krämers vor und sagt: „Mit dem Nachbarn aus dem blauen Haus geht es zu Ende.“ Die Frau des Krämers, die doch sonst eine Frau der klaren Worte ist, überfällt beim Tod ein Hang zur Metaphorik. Als ich schließlich die Einkäufe in den Korb staple und ich mich zum Gehen wende, sieht sie mich noch einmal nachdenklich an: Fräulein Read on, ich hab es schon im Januar gesagt, der Schnitter reitet über die Dörfer.“ Dann schüttelt die Frau des Krämers den Kopf und redet über ihre Pechsträhne beim Bingo. Ich aber laufe zurück ins Oberland und bin vor allem sehr, sehr müde. Am nächsten Tag aber ist der Nachbar aus dem blauen Haus schon tot. Die Frau des Krämers berichtet mit schluchzender Stimme von den letzten Minuten des Nachbars in seinem Bett ( das Frühstück noch auf dem Tisch.) Ich kondoliere der Frau des Verstorben und muss mich sehr zusammennehmen, auf die Karte nicht „Liebe blaue Frau“ zu schreiben, denn im Dorf kannte man sie nie anders als unter diesem von der Frau des Krämers keineswegs nur freundlich gemeinten Namen. Dann aber hatte mich die Woche wieder fest im Griff. Gestern aber war ich früher zu Haus als üblich und saß im windschiefen, alten Haus am Schreibtisch und nicht im Büro und gerade als ich beschloss eine Tasse Tee zu brühen und nach der Keksdose auf dem Regal angelte, fingen die Glocken St. Sylvesters an zu läuten, dabei war es weder 12 noch 18 Uhr. Die Beerdigung, dachte ich und von weitem schon konnte ich den Trauerzug der langsam die Straße hinaufschritt erahnen. Eine schwarze Limousine mit weißem Gesteck auf der Motorhaube führte den Zug an, der Sarg aber war nicht Inneren des Autos verborgen, sondern die Söhne und Neffen des Mannes aus dem blauen Haus, trugen den Sarg auf den Schultern. Schwitzend und mit hochroten Gesichtern, denn die Sonne schien keineswegs milde, sondern brannte unbarmherzig streng für einen Tag in März. Schluchzend läuft die blaue Frau gestützt auf die Frau des Krämers hinter dem Sarg und dann folgen der Priester, zwei Messdiener und schließlich das ganze Dorf in Schwarz gekleidet, als lange Reihe. Die Dorfbewohner aber die nicht hinter dem Sarg herlaufen, stehen vor den Türen, ziehen den Hund oder fahren mit dem Auto an den Straßenrand. Sie alle schlagen ein Kreuz passiert der Sarg ihre Schwellen und sehen betreten auf den Boden nähert sich der schluchzende Trauerzug. Schließlich nimmt die Trauergesellschaft auch den steilen Anstieg, der zu mir ins Oberland führt. Auch ich stehe vor dem Haus, mitten in der gleißenden Sonne, aber ich schlage kein Kreuz vor der Brust, sondern jüdisch-praktisch reiche ich den Sargträgern Taschentücher an, die diese gern annehmen, denn ihre Augen tränen nicht vor Ergriffenheit, sondern von der Anstrengung den Sarg auf den Schultern hinauf ins Oberland zu wuchten. Für einen Moment treffen meine Augen, die des Priesters, der mir fremder ist als sonst in seiner Soutane, dem etwas schleppenden Gang, den Gebeten und der mir fremd erscheint auch in diesem Trauermarsch, dessen Heulen und Schluchzen und Flehen um Seele und Leib sich so unterscheidet vom kühlen Blick des Priesters, mag er auch flankiert sein. von zwei Messdienern mit roten Gesichtern.

Erst später fällt mir auf, dass es der Priester ist, der als Einziges nicht schwitzt, und schnell die Augen abwendet von mir, die ich im Sonnenlicht an der Hauswand stehe. Für einen Moment überlege ich ob der Priester, dessen Glauben nichts Frömmelndes und nichts Volkstümliches hat, hier nicht genau so fremd ist wie ich. Noch nie habe ich und der Priester geht bei mir ein und aus ein Kreuz vor der Tür schlagen sehen, er hat keine Heiligenbildchen wie die Frau des Krämers im Auto befestigt und in seinem Arbeitszimmer hängt ein Bild seiner Mutter aber nicht des Papstes. Betet er vor Tisch, dann ausschließlich mit kühler Ernsthaftigkeit und als die Frau des Krämers behauptete einen heiligen Fingernagel im Nachtkastel liegen zu haben, erzählte mir der Priester davon als einer absurden Kuriosität und wir beide hatten schließlich einen Schluckauf vor Lachen. Aber schon ist der Trauerzug an mir vorbei und biegt in den Kirchhof ein. Ich gehe nicht mit zum Gottesdienst, sondern folge der Trauergemeinschaft erst wieder auf dem Friedhof. Das Quietschen der Kirchentüren nämlich höre ich auf dem Sofa liegend. Auf dem Friedhof dann erneute Gebete, der Priester schwenkt Weihrauch, das Schluchzen gerade abgebbt, hebt wieder an, als der Sarg in der Erde verschwindet. Neue Gebete und alter Gesang. Reihum werfen wir Erde auf den Sarg und die Frau des Krämers und die blaue Frau schluchzen um die Wette. Hat der Priester nicht einen säuerlichen Gesichtsausdruck? Aber lange bleibe ich nicht, sondern lege nur einen Blumenstrauß auf das Grab des Mannes aus dem blauen Haus. Dann laufe ich langsam über den Friedhof zurück nach Haus, schon sitze ich wieder am Schreibtisch, die Trauergesellschaft sehe ich noch einmal als große, schwarze Wolke am Haus vorbeiziehen. Erleichtert die Sargträger, gefasst auch die blaue Frau und die Frau des Krämers: der Pub des Dorfes ist für die Trauergäste reserviert.

Später, es wird schon dunkel und ich richte gerade Käse und Brot ( vor Pessach, ich sage ihnen, zählt jede Scheibe doppelt ), da klopft der Priester. „Kommen Sie doch herein“, sage ich und hole einen zweiten Teller aus dem Schrank. Der Preister zeigt auf die Flasche Wein in seiner Hand. „Stört es Sie, wenn ich trinke?“ Ich schüttle den Kopf und als wir auf den dunklen Kirchhof schauen, sehe ich hinüber zum Priester, der in Sakko und Hosen auf dem Sessel sitzt, mit übereinandergeschlagenen Beinen und dem Kopf in eine Hand gestützt. „Fremd waren Sie mir Priester“, sage ich im Halbdunkel des Zimmers. Für einen Moment schweigt der Priester und sieht mich an: Ach Fräulein Read On, ich bin mir doch selber fremd.“ Dann müssen wir lachen, nicht lauthals, nicht dröhnend, nicht scheppernd, sondern leise und vor allem gemeinsam.
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Tag Archives: Unterernährung   
Juni 27, 2017 by Read on   - 61 Comments
Eine Banane

Immer am Montag kaufe ich bei der Frau des Krämers eine große Staude Bananen. Der Tierarzt nämlich hat sich überzeugen lassen, dass Bircher-Müsli mit zergatschter Banane eine feine Sache ist und wie Sie alle wissen: beim Tierarzt zählt jede Kalorie. Der Tierarzt löffelt also bananenversetztes Birchermüsli und ich werfe morgens eine Banane zum Apfel in die Tasche. Diese Woche sind die Bananen besonders gelb und saftig und weder grassgrün noch bräunlich angedellt. Wenn Sie so wollen: Bilderbuchbananen.

Heute Mittag ging ich mit der D. essen. Wir löffelten eine ziemlich bescheiden schmeckende Tomatensuppe und führten so Kollegengespräche:

Hast Du schon gehört?

Also wirklich ausgerechnet die G.

Ach, wenn das doch nur vom Tisch wäre.

Dann zog ich meine Banane aus der Manteltasche. „Magst Du die Hälfte als Nachtisch haben, D?“ Die D. aber sah mich an als hätte ich ihr eine Lösegelderpressung vorgeschlagen. „Bananen“ sagt die D. mit vor Empörung zitternder Stimme „würde sie seit schon Jahren nicht mehr essen.“ Bananen stopften und seien überhaupt wahre Kalorienbomben, ein Stück Torte sei ja nichts im Vergleich mit einer Banane, die den Stoffwechsel hemme und einem die Kalorienbilanz in dergestalte Höhen triebe, dass man sich davon nie wieder erhole.“ Ich starre die D. an und wie so oft denke ich an Indien. In Indien sind Bananen sehr billig ein Kilo Bananen kostet etwa 45 Rupien, was in etwa 60 Cent entspricht. Bananen sind billig und machen satt und so ist eine der Standardfragen in der kleinen Slumklinik: Tumne khane me kya khaya aaj? Was haben Sie heute gegessen und nahezu immer antworten diejenigen vor uns auf dem Stuhl: Ek banana. Eine Banane.

Das meint immer: eine Banane für den ganzen Tag. Ob sie als Bauarbeiter, oder Näherin arbeiten oder am Straßenrad bügeln, Schuhe reparieren, den Müll nach Brauchbarem sortieren, Straßen bauen, Schächte ausheben, oder die Kloake reinigen, die Menschen,die Rikscha fahren und die im Slum leben, haben meistens Berufe die mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden sind, und in ihrem Budget ist Platz für eine Banane. Das ist alles. Das was an Budget übrig ist, wird immer in Nahrung für die Kinder investiert oder in sauberes Wasser, das es im Slum nicht gibt. Unter- und Mangelernährung ist neben Erkrankungen durch verseuchtes Wasser die größte Herausforderung und eine Haupttodesursache.

Eines Tages kam ein junges Mädchen in die Sprechstunde. 14 Jahre, schwanger und dünn wie ein Strich, ihr Mann ebenso dünn und 16 Jahre alt. Sie konnte vor Krämpfen kaum noch stehen: Tumne khane me kya khaya aaj? Was haben Sie heute gegessen? Ek banana. Wie sich herausstellte hatte sie in der gesamten Schwangerschaft niemals mehr und nichts anderes als zwei Bananen am Tag gegessen. Ihr Mann hingegen nur eine Banane. Die zweite Banane war für Frau und Kind. Der Mann sammelte Nägel und Schrauben aus den Brackwassern des Slums,unter den Ärmsten der Armen ist die Rangordnung ja ebenso diffizil wie unter der Superreichen und selbst im Slum in dem der Durchschnittsverdienst bei einem Dollar liegt, zählte jener Mann zu denen, die an guten Tagen vielleicht 50 Cent verdienen.
In Europa sind die Überlebenschancen für Frühgeburten ab der 23. Woche gut, aber der 28. Woche sehr  gut und in Indien in einem Slum in beiden Fällen aber extrem schlecht. Das gilt auch für unsere Klinik, denn Frühgeburten verlangen einen Ressourcenaufwand den wir nicht leisten können und den wir intensivmedizinisch nicht tragen können. Die meisten Frühgeburten also sterben in den Armen ihrer Eltern. Das ist Indien.

Die extreme Mangelernährung der Frau hatte zu einer Plazentainsuffizienz geführt und wir holten das Kind. 28. Woche. Ein Kind so groß wie eine Banane ein winzige Hand zur Faust geballt, ein entschlossenes Gesicht und der Vater stand vor seinem Kind und weinte vor Liebe und Angst um das Kind. Ja, auch in Indien lieben Eltern ihre Kinder mit der gleichen Entschlossenheit und Unbedingtheit wie in Radebeul oder Bonn.
Damals aber hatten wir gerade ein gebrauchtes Röntgengerät angeschafft und hatten kein Geld. Nichts. Der S. sah auf das winzige Wesen und sagte: „Das ist eine Kämpferin.“ Ich rief die C. an und bat zum ersten Mal in meinem Leben jemanden um Geld. „Ja“, sagte die C. und wir fuhren mit dem winzigen Wesen in eine teure Klinik. 4.000 Euro legte ich auf den Tisch und der Arzt lächelte ein bisschen amüsiert über diesen Notgroschen.

Zum ersten Mal bettelten der S. und ich. Hemmungslos. Klagend, Weinend und der S. „Wir als Kollegen…“ und dann nahm der Arzt das Mädchen und seine Mutter auf. Der Vater schlief im Blumenbeet vor der Klinik. Das Mädchen nannten sie Amita: Kennt keine Grenzen. Jeden Tag kamen wir in die Klinik und Amita ballte ihre winzig, kleine Faust, jeden Tag ein bisschen entschlossener. Amita hielt durch und Frau Rajasthani kochte für Amitas Mutter und ihren Mann, kochte mit der gleichen Besessenheit mit der wir den Arzt überzeugten dieses eine Mädchen auf der Welt zu halten. Und Amita blieb auf der Welt.

Als Amita zurück nach Hause kam, war sie etwa so groß wie normal entwickelte Kinder in der 28. Woche und der ganze Slum hielt Amita am Leben. Damals obwohl wir doch gerade das Röntgengerät angeschafft hatten und ich nun einen Batzen Schulden bei meiner lieben C. hatte, beschlossen wir, dass sich etwas ändern müsste und seitdem liegen in der Schublade des Klinikschreibtisches, kleine gefaltete, braune Papiertüten mit Geld für eine richtige Mahlzeit. Und wenn die Patienten auf die Frage: Tumne khane me kya khaya aaj?, mit: Ek Banana antworten, dann gibt es eine Mahlzeit auf Rezept. Eine Banane macht nicht satt. Vor zwei Jahren hatten wir endlich genug Geld um für alle Kinder und werdende Mütter zweimal in der Woche ein Frühstück zu organisieren: Milch, Bananen und Samosas an jedem Mittwoch und Sonntag. Jede Kalorie zählt und der Hunger ist ein großer, ein hartnäckiger, ein verbissener Gegner, und die Kinder haben vor der 40. Woche eigentlich keine Chance. Und auch in der 40. Woche ist die Chance noch immer ein Vielfaches geringer als in Europa. Noch immer ist der Geburtstag der indischen Kinder im Slum oft auch ihr Todestag. So ist das in Indien und deswegen sind wir ja auch dort.

Zwei Jahre später Amita rannte vergnügt und jagte Straßenhunde, ich 4000 Euro gespart und lud meine liebe C. zum Essen ein. „Danke“, sagte ich und dachte an den Abend an dem Amita auf die Welt kam. Die C. nahm das Geld und zwei Tage später hatte ich 4,000 Euro auf dem Konto: Betreff: Alles Banane.

In der Praxis meiner lieben C. hängt ein Bild von Amita und mir: Sie verschlingt ihre Frühstücksbanane und erklärt mir sie sei ein Tiger, aber einer der nur Bananen möge und ich sage: „Ich weiß, Mäuschen, ich weiß“ und sehe ihre kleine, entschlossene Faust wie damals als sie auf die Welt kam und immer wenn ich vor dem Bild stehe und sentimental schniefe, kommt die liebe C. küsst mich auf die Nasenspitze und lacht: „So ist das wenn man Kinder hat.“

IMG_2760 (1).jpg

Die D. steht noch immer neben mir und erklärt mir, warum die Banane die Abnehmsünde Nummer 1 sei. Aber ich drehe mich weg und sage: „Ich will das wirklich nicht mehr hören.“ Dann drehe ich mich um und esse die wirklich sehr gute Banane, nicht zu grün und auch noch nicht braun angedellt. Eine Banane. Ek banana.

02. Juli 2017: Ich bin sehr gerührt und sehr dankbar für all Ihren Zuspruch und Ihre überwältigende Hilfsbereitschaft! Nun ist es mit Spenden eine gar nicht so einfach Sache, sondern eine rechtliche und auch strukturelle Herausforderung. Ich werde überlegen, ob und wie und welche Möglichkeiten es gibt und melde mich dann hier an alter Stelle. Aber ich bin unendlich dankbar vor allem dafür, dass Sie Anteil nehmen. Es gibt Dinge, die sind in Geld und Gold niemals aufzuwiegen. Danke. Von Herzen. Immer Ihr Fräulein Read On.
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Krant

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Der Fall Hingst: Relotiusine ist aufgeflogen?
« Reply #5 on: June 01, 2019, 06:53:08 PM »

Januar 2018. Nicht 2019. 2018.

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Januar 16, 2018 by Read on   - 246 Comments
Dunkle Briefe

Dies ihr ist ein kleines und persönliches Blog. Dieses Blog will niemanden etwas verkaufen, es hat keine politische Agenda, es gehört keiner Partei an, kein Verlag schreibt diesem Blog etwas vor, keine Agentur bewirbt hier Saftkartons, Knöpfe oder Kaugummis mit Einhorngeschmack.
Dieses Blog gibt es weil ich meist ziemlich spät am Abend ein Word-Dokument auf einem alten Notebook tippe, dann gähne, mir die Zähne putze und ins Bett gehe. Ich sollte natürlich die Kommata überprüfen oder die Rechtschreibung oder endlich anfangen Absätze in die Texte einzubauen. Aber fast immer bin ich schon zu müde. Dieses Blog hat keinen Redaktionsplan. Manchmal hat dieses Blog einen gelben Klebzettel: „Kälbchen wieder sehr frech“, Schwesterchen-Maske-Hochzeit D., aber dann schreibe ich doch wieder etwas ganz anderes auf. Dieses Blog will nichts, ich sehe alle halbe Jahre in die Statistik und habe anderntags die Zahlen schon wieder vergessen. Sie, die Sie hier lesen sind eingeladen zum Lesen, zum Lachen und Weinen, Sie können sich hier ärgern oder freuen. Sie können sagen: „Oh, dieses Fräulein Read On wieder“, Sie können den Text ausdrucken und die Kommafehler korrigieren oder aus den Texten ein Papierboot falten. Wenn es ihnen hier nicht gefällt, das Internet ist ein großer Ort, sie können lange Aufsätze über die Kanari-Zucht oder Maschinenbau lesen. Ich habe nachgesehen: dieses Blog hat seit seinem Beginn genau 5,878 Kommentare erhalten ( Danke für jeden Einzelnen ), 23 Kommentare habe ich nicht freigeschaltet.

Der Grund ist einfach: es sind Morddrohungen und ein langer Brief einer Organisation, die sich Schwarze Sonne nennt. Ich schätze alle, die hier kommentieren sehr. Viele Kommentare erlauben neue Blickwinkel, machen mich lachen und über viele Kommentare denke ich lange nach. Nicht immer schaffe ich es allen zu antworten. Das ärgert mich, manchmal kommen sie miteinander ins Gespräch, das freut mich besonders. Wenn einer von Ihnen lange nicht kommentiert, dann mache ich mir- denn ich kann nicht anders- Sorgen, aber niemals käme ich auf die Idee, die Email-Adressen, die Sie hier angeben, aufzuspüren, nachzuprüfen oder das zu tun, was man auf gut Deutsch als zu nahe treten bezeichnet. Das Blog gehört seinen Lesern, es verändert sich mit ihnen wächst, verwächst, schlängelt sich in eine andere Richtung, wie auch mein Leben, denn dies ist ja noch immer ein persönlicher Blog sich verändert mit den Jahren. Es oszilliert zwischen Ländern und Menschen, packt aus, zieht um, kauft ein paar neue Schuh, die Haare werden länger oder kürzer, nur die Abneigung gegen Sellerie wird wohl immer bleiben. Ich erzähle hier persönliche Geschichten, das ist ein Risiko, denn wer Persönliches preisgibt ist angreifbar, muss sich anfragen lassen, riskiert sogar, dass der Verein der Selleriefreunde, Protestnoten schreibt, Fräulein Read On ist nicht mein Passfoto, aber im Spiegelbild würden wir uns immer erkennen, das Fräulein und ich. Nicht zuletzt, weil wir immer ein Stück Nussschokolade in der Rocktasche tragen.

Die Geschichten, die Sie hier lesen können, aber nicht lesen müssen, sind meine persönliche Sicht auf die Welt, manchmal ein Ausschnitt, manchmal ein Versuch Gedanken zu ordnen, aber das was dieses Blog wirklich ist, ist der Versuch das Gespräch mit meiner Großmutter nicht abreißen zu lassen, denn Deutsch ist meine Großmuttersprache. Vier Jahre lang habe ich so geschrieben und heute erreichte mich dieser Brief. Der Brief kommt, aber wer weiß das schon von einer Frau, die im Brustton der Überzeugung befindet, hier würde gelogen, das sich die Balken biegen und sie würde mich nun enttarnen- zu meinem eigenen Schutz wohlgemerkt, denn Indien, die Aufklärunsgsprechstunde, die jüdische Großmutter sei alles Lüge, nichts als Lüge, und sie die edle Rittern und Retterin auf hohem Schimmel, besorgt um die Wahrheit selbst. Deswegen hätte sie diesen Blog auch gleich bei den „Goldenen Bloggern“ als nicht authentisch gemeldet und wünsche mir, denn die Dame ist von großzügiger Gesinnung: „Alles Gute.“

So sitzt man dann da mit dem Schreiben der Lügnerin, die einen selber Lügnerin heißt und das ist das perfide an den Lügnern in allen Formen und Farben: ihr schleichendes Gift, ihre stolz vorgetragenen Behauptungen, ihre Schamlosigkeit über ein fremdes Leben herzufallen, sich als Retter der Wahrheit zu inszenieren, denn die Lügner wissen schon was sie tun und wissen auch: immer bliebt irgendetwas kleben. Perfide Erzählfiguren beschwört sie da herauf: den Deutschen, der vom Jude-Sein träumt, die Rassistin, die arabische Männer untenrum erzieht, die eiskalte Geschichtenklauerin, die psychisch gestörte Bloggerin, der man doch helfen müsste und sich selbst inszeniert sie als „Schlimmeres“ Verhindern, eine beliebte, eine bequeme Figur und fühlt sich sich sicher stolz und stark, hier so erfolgreich als Detektivin tätig geworden zu sein und ein kleines Blog enttarnt zu haben, um sich nun selbst wichtig zu machen und groß zu tun. Lügner aber haben ein schlechtes Gedächtnis, denn ich habe natürlich einen Kommentar von ihr veröffentlicht.

Der Lügner hat kein Gedächtnis und auch kein Gewissen, für ihn gelten keine Grenzen, er schnüffelt und stöbert, er fragt nicht, er platzt hinein, er macht auch wohlmeinend und ist doch bösartig, er ist süßlich und klebrig aber niemals offen. Der Lügner ist hochmütig, sieht sich der Kritik enthoben und klopft sich noch auf die Schultern, der Lügner zweifelt nicht, er liebt Gerüchte und hat sich eingeschlossen in einem Zimmer, in dem nur er selbst sich Antworten auf falsche Fragen gibt.

Wer sich dann fragt, warum das Internet kein Ort mehr ist, um persönliche Geschichten zu erzählen, um zu erinnern, um zwecklos ein Thema anzustoßen, um zu plaudern, um Leser auf einen Tee zu bitten, um ohne langes Zögern die eigene Adresse herauszugeben, um manchmal Bilder und manchmal Töne hier hineinzulegen, der findet dann hier die Antwort. Weil die Angriffe, die Verschwörungstheorien, die Verleumdungen und das Geschmähe nicht länger mehr nur professionelle Journalisten trifft, oder große Verlagshäuser, sondern ein kleines, privates Blog mit Geschichten, die eben auch mein Leben sind. Das Leben anderer Menschen anzugreifen, zu verhöhnen und zu verleumden, ist nämlich keine Spielerei, kein Tändeln und die jüdische Erfahrung sagt: die Lüge und die Verleumdung ist niemals Spaß, sondern immer bitterer Ernst.

Wie man angesichts solcher Briefe weiterschreibt, das ist wie so vieles, eine schwierige und keineswegs leicht zu beantwortende Frage.

Da die Dame- so Sie denn eine ist- bitter beklagt, dass Ihre mich entlarvenden und bloßstellenden, kritischen Kommentare nicht freigeschaltet sind, so sei dieser ihr Brief hier unverändert abgebildet.



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