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Author Topic: 'Homöothie für Skeptiker', ein Machwerk von Schlingensiepen und Brysch  (Read 199 times)

Julian

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Für die üblichen Verdächtigen kam eine leider etwas lädierte Mail.


[*quote*]
DR. MED. IRENE SCHLINGENSIEPEN
MARK-ALEXANDER BRYSCH

Homöothie für Skeptiker

Wie sie wirkt, warum sie heilt,
was belegt ist

O.W. B A R T H ©

Im Gegensatz zur Schulmedizin
behandelt ein Homöopath nicht ver-
schiedene Leiden eines Patienten
mit unterschiedlichen Mitteln, son-
dern sucht das eine Mittel , das auf
alle Beschwerden eines Patienten
heilend wirken kann. Der Patient
wird ganzheitlich betrachtet, seine
Beschwerden werden als Ausdruck
einer einzigen Ursache oder Störung
in seinem Organismus begriffen.
Aber was weiß man über die Wirk-
samkeit der weißen Kügelchen? Wel-
che konkreten Heilerfolge lassen
sich durch homöopathische Behand-
lung nachweisen?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich
die naturwissenschaftliche Grund-
lagenforschung zur Homöopathie.
Dutzende Forscher sind von dem
Ziel angetrieben, die Wirksamkeit
dieser Methode zu widerlegen oder
zu beweisen. An verschiedenen
Universitäten auf der ganzen Welt
wurden in den letzten Jahren Experi-
mente und Studien durchgeführt.
Alle skeptischen Zeitgenossen,
die, ähnlich den Autoren selbst, die
Homöopathie und Globuli lange
für reine Placebos gehalten haben,
finden hier eine überzeugende
Beweisführung für diese sanfte,
aber hochwirksame Therapie.

Irene Schlingensiepen
Mark-Alexander Brysch

HOMÖOPATHIE
FÜR SKEPTIKER

Wie sie wirkt, warum sie heilt, was belegt ist
O.W. B A R T H ©

------------------
Besuchen Sie uns im Internet:
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FSC
www.fsc.org
Papier aus ver-
antwortungsvollen
Quellen
FSC* C083411
© 2 0 1 4 O.W. Barth Verlag

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Maria Verde
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Satz: Adobe InDesign im Verlag
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-426-29225-9


INHALT
Wie dieses Buch entstanden ist
und wichtige Hinweise für die Lektüre                                              9
Kügelchen? Nein danke! - Wer braucht schon Homöopathie?       11
Was ist Homöopathie? Ein kurzer Überblick                                  17
Was die Studien sagen - Pro und contra Homöopathie                  21
Was man von Studien erwarten kann                                             23
Homöopathie und ADS                                                                    26
Homöopathie bei Krebspatienten                                                     31
Patientenzufriedenheit: Homöopathie und Schulmedizin im Vergleich      34
Ein Fallbeispiel aus der Praxis: Noah ohne Arche?                                   38
Den Potenzen auf der Spur - Wie kann wirken, was nicht wirken darf?    43
Nicht ein einziges Molekül?                                                                        44
Wie homöopathische Mittel wirken                                                             47
Die Feldwirkung homöopathischer Heilmittel                                             50
Dem Geheimnis des Wassers auf der Spur                                               52
Ein Fallbeispiel aus der Praxis: Panik am Rednerpult                                60
Ein universalgelehrter Mediziner entdeckt die Homöopathie                     65
Hahnemanns Methode: das Simile-Prinzip                                                 70


Die homöopathische Arzneimittelprüfung am Beispiel Arnika

Die Grundprinzipien der Homöopathie

1. Ein Mittel für alle Symptome des Kranken
2. Herstellung der Heilmittel
3. Das Patientengespräch oder die Kunst der Anamnese

Hahnemanns Temperament als Hürde
für die Verbreitung seiner Idee

Heilungserfolge stärken die Homöopathie

Ein Fallbeispiel aus der Praxis:

Gefangen in einem Netz im Meer

Homöopathie ist nicht gleich Homöopathie

Bönninghausen: Lieblingsschüler und Nachfolger Hahnemanns

Constantin Hering: Export in die Neue Welt

James Tyler Kent und die Entwicklung des Repertoriums

Die vielen Schulen der Homöopathie

Die Schulmedizin verdrängt die Homöopathie in der westlichen Welt

Renaissance der Homöopathie im 20. Jahrhundert

Ein Fallbeispiel aus der Praxis: Verloren im Nebel und Wind

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Der Weg zur Quelle. Das innere Wissen des Patienten
als Schlüssel zu seinem Heilmittel

Ein Fallbeispiel aus der Praxis: Wie ein neues Leben
Leben retten, Menschen heilen -
Grenzen der Schulmedizin, Chancen der Homöopathie
Eine Frage der Mittel
Neue Aufgaben, veraltete Weltbilder

Ein Fallbeispiel aus der Praxis: Kapitän auf der letzten Reise

Wie gefährlich ist Homöopathie?

FAQ - häufig gestellte Fragen

Glossar

Verzeichnis der Studien zur Homöopathie

Literatur

Kritik an der Lancet-Studie

Danksagung

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WIE DIESES BUCH ENTSTANDEN IST UND WICHTIGE
HINWEISE FÜR DIE LEKTÜRE

Dieses Buch ist die Essenz aus einem über Jahre geführten
Dialog zwischen meinem Sohn Mark-Alexander und mir. Ge-
meinsam haben wir uns in dieser Zeit mit der Forschung zur
Homöopathie beschäftigt. Dies war für uns beide sehr erhel-
lend, denn viele seriöse Arbeiten dringen bislang kaum an die
Öffentlichkeit und waren für uns, genauso wie für viele andere
Zeitgenossen, neu. Alle wissenschaftlichen Studien, auf die wir
uns im Text beziehen, werden im Literaturverzeichnis am Ende
des Buches aufgelistet. Die meisten dieser Studien können Sie
im Internet kostenlos nachlesen. Die Internetadressen wurden
mit angegeben (Stand August 2013). Wiederkehrende Fachbe-
griffe, die mit einem ~» Pfeil gekennzeichnet sind, finden Sie
am Ende des Buches in einem Glossar.

In unsere Gespräche ist mein Fachwissen genauso eingegangen
wie Mark-Alexanders Expertise, geistige Strömungen durch
ihre prägenden Persönlichkeiten und Entwicklungen zu ver-
stehen. Wie entsteht eine neue Erkenntnis, wie und wann setzt
sie sich durch, und wie beeinflusst die Irrtumsfähigkeit von uns
Menschen unser Weltbild?

Gemeinsam haben wir zunächst die wesentlichen Fragen iden-
tifiziert und überlegt, wie die komplexe Materie in eine syste-
matische Form gebracht werden kann. Mark-Alexander suchte
und fand die allgemeinverständliche Form. Sein differenzierter
Blick als Historiker half uns beiden dabei, die homöopathische
Zunft unvoreingenommen zu betrachten und Ungereimtheiten
und Probleme dingfest zu machen. Das war ein spannender
Dialog, auch wenn wir mal nicht der gleichen Meinung waren.
Das kommt bekanntlich in den besten Familien vor - und bei
uns sowieso.
9

Ich habe zu diesem Buch die homöopathischen Fachkenntnisse
und die sehr genauen Langzeitbeobachtungen von Krankheiten
und ihren Heilungsverläufen beitragen können. Alle Patienten,
die wir fragten, haben uns freundlicherweise die Erlaubnis ge-
geben, die Geschichte ihrer Behandlung in diesem Buch zu er-
zählen. Ihnen allen gilt unser ganz besonderer Dank. Es gehört
Mut dazu, die eigene Geschichte freizugeben, denn es bedeu-
tet, selbst auch noch einmal mit der schwierigen Vergangenheit
konfrontiert zu sein. Die persönlich erkennbaren Daten der Pa-
tienten wurden selbstverständlich verändert, um ihre Anonymi-
tät zu wahren. Dazu gehört auch, dass die jeweils angewandten
Heilmittel auf Bitten der Patienten nicht genannt werden.

Wir haben für dieses Buch vor allem Fälle von Menschen aus-
gesucht, denen in unserem Gesundheitssystem auch mit gro-
ßem Aufwand nicht mehr geholfen werden konnte. Denn diese
Fälle zeigen besonders deutlich, wie unsere Arbeit aussieht. In
meiner Praxis behandele ich inzwischen nur noch Patienten,
die schwer erkrankt sind und meist mehrere verschiedene Be-
schwerden haben. Oft werden sie zu mir geschickt, weil ich als
ausgebildete Schulmedizinerin und Homöopathin das Wissen
aus beiden Bereichen anwende, um ihnen zu helfen. An den
Fallgeschichten dieses Buches wird dies deutlich. Wenn ich bei
der Wiedergabe dieser Fallgeschichten von »wir« spreche, mei-
ne ich damit meine Fachkollegen und mich, die wir die Fälle
gemeinsam aufgenommen, erlebt und beraten haben. Manch-
mal war ich dabei in der Rolle der Supervisorin.

Irene Schlingensiepen

KÜGELCHEN? NEIN DANKE! - WER BRAUCHT SCHON HOMÖOPATHIE?

Stellen Sie es sich ruhig noch einmal vor. In diesen kleinen
weißen Zuckerkügelchen ist nichts. Nicht ein Molekül des ur-
sprünglichen Wirkstoffs. Denn dieser wurde so stark verdünnt,
dass man ihn nicht mehr nachweisen kann - nicht mit moderns-
ten Mikroskopen und nicht mit empfindlichsten Messinstru-
menten. Wie diese Medizin funktionieren soll, können nicht
einmal ihre Anhänger erklären. Die Homöopathie macht es
ihren Gegnern wirklich nicht schwer, ich weiß, wovon ich spre-
che, ich habe sie selbst lange für esoterische Quacksalberei
gehalten. Meine Ausbildung zur Ärztin war klassisch: Medizin-
studium in Bonn, später Göttingen, wo ich auch im Uniklini-
kum gearbeitet habe. Noch während des Studiums ging ich mit
meinem Mann an ein Max-Planck-Institut, und wir schrieben
unsere Dissertation bei Otto Creutzfeldt, eine Persönlichkeit,
die uns tief geprägt hat. Bis heute ist er der einzige Zeitgenosse,
den ich persönlich als Universalgelehrten erlebt habe. Er hatte
Biologie, Physik, Geschichte, Theologie und Medizin studiert
und war Psychiater und Neurologe. Bei ihm sind wir durch eine
strenge wissenschaftliche Schule gegangen.

Vage Vermutungen oder rührend erzählte Einzelfallgeschich-
ten waren in unserer Forschungsgruppe nicht viel wert. Wenn
man hier behauptete, eine Substanz habe eine Wirkung auf den
menschlichen Organismus, musste man diese Behauptung auch
nachweisen und belegen können. Ich verdanke diesem Doktor-
vater ein solides wissenschaftliches Fundament. Und, was be-
sonders wichtig ist, die von Creutzfeldt befeuerte Neugier, sich
nicht von ungeklärten Rätseln abzuwenden und gerade an den
Dingen zu forschen, die wir noch nicht verstehen.

Alles in allem hatten wir damals ein recht klar geordnetes me-
10
 11

dizinisches Weltbild. Die Wirksamkeit der -> Schulmedizin
war evident, die meisten alternativen Methoden waren Mär-
chenstoff für Unbelehrbare. Das galt besonders für die Homöo-
pathie. Und dann war es schließlich doch so eine - für mich
tatsächlich berührende - Einzelfallgeschichte, die mein Ver-
hältnis zur Homöopathie grundlegend verändern sollte.

Unser jüngster Sohn litt, nur wenige Jahre nach seiner Geburt,
an außerordentlich schwerem Asthma mit anhaltender Atemnot.
Man sollte meinen, so etwas sei mittlerweile gut in den Griff zu
kriegen; aber trotz starker Medikamente verbesserte sich sein
Zustand nicht, sondern das Asthma wurde immer schlimmer.

Die Krankheit brachte uns zum Verzweifeln, denn wir konnten
nichts tun, nur ohnmächtig zuschauen und unseren Sohn trösten,
wenn es besonders schlimm wurde. Und die Attacken wurden
heftiger und kamen regelmäßiger, schließlich mehrmals im Mo-
nat. Dann saßen wir an seinem Bett und sahen mit an, wie er um
jeden einzelnen Atemzug kämpfte. Er rang nach Luft und huste-
te stundenlang ohne Pause, als würde es ihm die Lunge zer-
reißen. Schließlich bis zu sechs Tage und Nächte hintereinander.

Es war reine Höflichkeit, dass ich nach zwei Jahren - völlig
mürbe geworden - von einem befreundeten Kollegen soge-
nannte Globuli annahm, also ein homöopathisches Heilmittel
gegen die Anfälle. Ich hatte gar nicht vorgehabt, sie zu verwen-
den. Aber der Kollege war immer wieder mit seinen Kügelchen
angekommen, also nahm ich sie irgendwann an, aber eigentlich
nur, um ihn nicht immer wieder vor den Kopf zu stoßen. »Pro-
bier es aus, was nicht wirkt, kann schließlich auch nicht scha-
den.« Als der nächste schwere Asthmaanfall kam und ich wie-
der hilflos zusehen musste, löste ich schließlich vier kleine
Zuckerkügelchen in einem Glas Wasser auf und gab sie mei-
nem Sohn zu trinken. Was nicht wirkt, kann schließlich auch
nicht schaden, dachte ich. Und ganz bewusst informierte ich
ihn in diesem Fall nicht darüber, was ich ihm da gab, versprach
auch nicht, dass es ihm helfen werde.

Das für mich Unglaubliche geschah: Der Husten hörte auf, die
Luftnot verschwand nach wenigen Minuten. So eine Attacke
hatte bis dahin mehrere Tage angehalten. Diesmal war die
Krankheit wie weggeblasen. Ich weiß noch, dass ich meinen
Mann, der spät im Labor arbeitete, anrief. Ganz verblüfft schil-
derte ich ihm, dass es unserem Sohn innerhalb kürzester Zeit
viel besser ging. Ich erzählte ihm natürlich von den Kügelchen.

Wir konnten uns kaum vorstellen, dass sie etwas mit der Besse-
rung zu tun hatten, das passte nicht zu unserem wissenschaft-
lichen Verständnis. Eher glaubten wir an einen erfreulichen
Zufall. Immerhin keimte eine leise Hoffnung in uns auf, denn
die schulmedizinische Therapie wurde auf Dauer zu einem gra-
vierenden Risiko. Wenn andere Antiasthmatika nicht wirken,
bleibt oft nur die Behandlung mit Cortison. Bei kleinen Kin-
dern ist eine längere Behandlung damit keine Option; steigende
Dosierungen können zu Knochenerweichung (Osteoporose)
führen. Noch im Jugendalter ist dann ein Teil solcher lang-
fristig mit Cortison behandelter Patienten auf einen Rollstuhl
angewiesen. Im Studium hatten wir Bilder von diesen Lang-
zeitschäden gesehen, und die Erinnerung daran war oft zurück-
gekommen, wenn die Luftnot bei unserem Sohn wieder ein-
setzte.

Also haben wir das Experiment mit der Homöopathie wieder-
holt. In den folgenden Wochen und Monaten gaben wir unse-
rem Sohn beim ersten Anzeichen einer Asthmaattacke Globuli.

Und tatsächlich, die Anfälle wurden immer kürzer und weniger
heftig. A l s es schließlich gelang, das ganz exakt bestimmte
homöopathische Mittel zu finden, heilte die Krankheit binnen
kurzer Zeit endgültig aus. Seit fast zwanzig Jahren lebt unser
Sohn nun völlig beschwerdefrei, ganz ohne Atemnot und ohne
Behandlung mit Asthma-Medikamenten. Die vollständige Hei-
lung eines so schweren Asthmas noch im Kindesalter ist nach
schulmedizinischen Standards, vorsichtig formuliert, erstaun-
lich. Wir hatten jedenfalls befürchtet, dass unser Sohn kein un-
12
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beschwertes, normales Leben würde führen können, von völli-
ger Heilung ganz zu schweigen.

War es aber möglich, dass die obskuren Zuckerpillen geschafft
hatten, was mit den schweren Geschützen der Schulmedizin
nicht machbar gewesen war? Der Mensch irrt bekanntermaßen,
solange er strebt, und ich fragte mich, ob ich mich in meinen
»sicheren« Erkenntnissen die Homöopathie betreffend geirrt
hatte.

Vielleicht teilweise? Zunächst war mein Interesse jedenfalls
noch ausschließlich auf die Anwendung bei meinem Sohn be-
grenzt. Im ersten Jahr hatte ich meinen »homöopathisch ver-
irrten« Kollegen noch regelmäßig um Hilfe bei der Behandlung
bitten müssen. Ich wollte die Therapie auch selbstständig fort-
führen können, also belegte ich einen einfachen Abendkurs
an der Volkshochschule, der meine Erwartungen ganz und gar
nicht erfüllte. Ich hatte keine Ahnung von Homöopathie, aber
dafür eine lange Liste von Klischees im Kopf. Ich dachte, die
Behandlung beschränke sich auf ein freundschaftliches Ge-
spräch zwischen Patient und Arzt. Und der verordnet hinterher
ein Heilmittel, das sich »richtig anfühlt«.

Von wegen! Der Homöopathie liegt eine komplexe, seit nun-
mehr zweihundert Jahren gewissenhaft ausgearbeitete Syste-
matik zugrunde. Hunderte Krankheitsbilder sind in dieser Zeit
mit großer Sorgfalt beschrieben und geordnet worden. Etliche
hundert Regalmeter mit Nachschlagewerken zu Krankheits-
bildern und Symptomen sind bis heute zusammengekommen.
Egal aus welcher Fachrichtung man kommt, für einen aufge-
schlossenen Arzt kann so ein Archiv eine Entdeckung sein.
Mein erstes Interesse am theoretischen Überbau der Methode
war geweckt; ich wollte zunächst dieses System verstehen, um
zu einem sattelfesten Urteil über die Homöopathie zu gelan-
gen. Damals war es mir noch gar nicht bewusst, aber dies wa-
ren die ersten Schritte auf einer langen Reise, die nun schon
mehr als zwanzig Jahre andauert und die mich mittlerweile um
den halben Erdball geführt hat. Ich habe dabei anfangs keinen
zielgerichteten Plan verfolgt: aber ich hatte all die Jahre einen
Leitfaden. Zuerst eher unbewusst, dann immer zielstrebiger bin
ich der zentralen Frage nachgegangen: Was heilt?

Die Frage ist einfach, ihre Beantwortung ist es nicht. Ich habe
noch keine erschöpfende Lösung gefunden. Doch ich habe von
vielen erstklassigen Lehrern lernen dürfen und über die Jahre
verschiedene Methoden im Praxisalltag ausprobiert. Ich habe
mit Schulmedizinern und Homöopathen diskutiert, mit Phar-
makologen, Psychologen, Biologen, mit Quanten- und sogar
mit Astrophysikern. Und mir und anderen dabei immer wieder
Fragen gestellt, um Leben und Gesundheit ganz grundsätzlich
zu verstehen: Wie hängen Materie, Energie und Leben zusam-
men? Was ist Krankheit? Was heilt?

Dabei sind einige Vorurteile ins Wanken geraten und einige
bestehen geblieben. Über manches denke ich heute kritischer
nach und über anderes weniger abfällig. Ich bin zu der Über-
zeugung gelangt, dass eine hochentwickelte, aufgeklärte Ge-
sellschaft wie unsere enorm von den Erkenntnissen der Schul-
medizin profitiert. Und dass sie auf das bemerkenswerte Hei-
lungspotenzial der Homöopathie nicht unbedacht verzichten
sollte. Schließlich meine ich, dass wir noch einen weiten Weg
vor uns haben, wenn wir alternative Heilmethoden richtig ver-
stehen und mit messbarem Erfolg anwenden wollen.
Irene Schlingensiepen
14
 15

WAS IST HOMÖOPATHIE?
EIN KURZER ÜBERBLICK

»Neulich war ich auch beim Homöopathen. Das war sehr
schön, der macht das mit so Klangschalen.« Mit diesen Worten
ermunterte uns eine freundliche Nachbarin, als sie von diesem
Buchprojekt hörte.

Bachblüten, Schüßler-Salze, Atemübungen und eben Klang-
schalen - welche alternativen Heilansätze zur Homöopathie
gehören und welche nicht, bleibt in der allgemeinen Wahrneh-
mung oft unklar. Dabei kann man es ziemlich genau eingren-
zen. Bevor es also um die Detailfragen zum Wirksamkeitsstreit,
zur ärztlichen Praxis und zu den Inhaltsstoffen geht, fassen wir
erst einmal zusammen, was gemeint ist, wenn es hier um Ho-
möopathie geht.

Die Homöopathie gibt es seit genau zweihundert Jahren, und
in dieser Zeit sind mehrere tausend homöopathische Heilmittel
bestimmt worden. Jedes dieser Heilmittel hat denselben Verar-
beitungsprozess hinter sich: es wurde aus einer einzelnen Aus-
gangssubstanz gewonnen, aus einer Pflanze, einem Salz, einem
Metall oder von einem Tier (zum Beispiel aus einer kleinen
Probe vom Fell, aus dem Blut oder aus der Milch). Theoretisch
kann man aus jeder natürlich vorkommenden Substanz ein
homöopathisches Heilmittel herstellen. Die Zahl homöopathi-
scher Mittel ist also nahezu unbegrenzt. Die Herstellung selbst
ist ein sehr aufwendiges Verfahren, dass viele hundert bis tau-
send Arbeitsschritte umfasst. Am Ende dieses Herstellungspro-
zesses ist die Ausgangssubstanz sehr stark in einer Lösung aus
Wasser und Alkohol verdünnt (der Verdünnungsprozess wird
•* Potenzieren genannt). Verabreicht wird sie in der Regel in
Form der bekannten weißen Kügelchen, auch Globuli genannt.
Viele praktizierende Homöopathen arbeiten mit rund hundert
stark verbreiteten und leicht erhältlichen Heilmitteln. Diese

17

Mittel werden auch in vielen Ratgebern genannt, was dazu
führt, dass sich manche Patienten mittlerweile selbst behan-
deln. Wir verzichten bewusst auf die Nennung solcher Heilmit-
tel und Anleitungen. Dieses Buch ist kein Arzneimittelratge-
ber und keine Hausapotheke. Nach unserer Erfahrung ist eine
Selbsttherapie bei chronischen Erkrankungen sehr schwierig.
Das gilt für die Schulmedizin genauso wie für die Homöo-
pathie.

Wenn manche Leser also darauf hoffen, dass wir in diesem
Buch bestimmte Heilmittel für häufig auftretende Krankheiten
wie Halsschmerzen, Kopfschmerzen oder eine Erkältung nen-
nen oder die Wirkung der Homöopathie damit belegen wollen,
dann führen wir stattdessen die alte Medizinerweisheit ins
Feld: Eine Erkältung dauert ohne Arzt sieben Tage und mit
Arztbesuch eine Woche. Die Selbstheilungskräfte unseres Kör-
pers kommen mit leichten bis mittelschweren Infektionen auch
ohne Hilfe von außen zurecht. Ein Medikament kann mitunter
die Symptome lindern, eventuell auch die Heilung begünsti-
gen. Wenn die Krankheit ausheilt, ist dies aber vor allem ande-
ren dem eigenen Immunsystem zu verdanken und beweist noch
nicht die Wirksamkeit einer externen Therapie. Daher beschäf-
tigen sich die zitierten Studien, genauso wie unsere Patienten-
beispiele, mit schweren Erkrankungen, bei denen ein günstiger
Heilungsverlauf kaum durch die Selbstheilungskräfte des Kör-
pers erreicht werden kann.

Der Therapieansatz der Homöopathie unterscheidet sich in
einem Punkt grundlegend von anderen medizinischen Me-
thoden. Denn ein Homöopath behandelt nicht jedes Symptom
eines Patienten einzeln. Er sucht vielmehr aus den vielen ver-
fügbaren Mitteln ein einziges aus, das die Kombination aller
Beschwerden eines Patienten abdeckt. Ein einziges Heilmittel
also für jeden einzelnen Patienten - egal wie viele verschiedene
Leiden dieser schildert. Der Patient wird ganzheitlich betrach-
tet. Die verschiedenen Beschwerden werden als Ausdruck einer
einzigen tieferen Ursache oder Störung in seinem Organismus
begriffen.

Die Homöopathie ist eine der ältesten und umstrittensten The-
rapieformen in unserem Kulturkreis. Denn Kritiker sind der
Ansicht, dass die Globuli keinerlei Wirkstoff enthalten können.
Aus diesem Vorwurf ergibt sich die erste Leitfrage dieses Bu-
ches. »Wirkt sie, oder wirkt sie nicht?«

Das ist wahrscheinlich die drängendste Ungewissheit, mit der
Patienten wie Homöopathen konfrontiert sind. Mit ihrer Be-
antwortung beschäftigt sich die naturwissenschaftliche Grund-
lagenforschung zur Homöopathie. An verschiedenen Universi-
täten auf der ganzen Welt wurden in den letzten Jahren Experi-
mente und Studien durchgefühlt. Dutzende Forscher sind von
der Frage angetrieben, ob man die Wirksamkeit dieser Methode
widerlegen oder beweisen kann. Dabei wurden Patienten unter-
sucht, Weizenkeime vergiftet, Eiskristalle fotografiert, es wur-
den Datenberge angehäuft, ausgewertet und heiß diskutiert.
Wichtige Ergebnisse dieser Forschungen stellen wir in den fol-
genden Kapiteln vor.

Dann gibt es noch die allgemeinen Fragen: Was ist Homöo-
pathie überhaupt? Wo kommt sie her: Ist es eine alte chinesi-
sche Heilmethode? Oder vielleicht eine indische? Was machen
Homöopathen, wie arbeiten sie? Was hat es mit diesen merk-
würdigen Globuli auf sich? Wie werden sie genau hergestellt?
Und enthalten sie wirklich keinen Wirkstoff? Ist Homöopath
überhaupt gleich Homöopath, machen sie alle das Gleiche?
Was versteht man unter klassischer und was unter genuiner
Homöopathie, und was unterscheidet diese wieder von der
Quellenhomöopathie, der Methode, für die ich mich nach vie-
len empirischen Forschungsjahren entschieden habe?
Schließlich geht es noch einmal abschließend um das alte Pro-
blem: Was heilt? Schulmedizin und Homöopathie bekritteln
und bekämpfen sich seit Jahrhunderten. Ist es nötig, dass beide
Seiten sich so unversöhnlich gegenüberstehen? Ist dem Patien-
18
 19

ten damit gedient? Wie könnte ein Gesundheitswesen ausse-
hen, in dem nicht jede Seite ihren Alleingültigkeitsanspruch
rechtfertigt, sondern fragt: Was heilt kranke Menschen? Im kri-
tischen Blick auf Schulmedizin und Homöopathie versuchen
wir uns an solch einem Konzept.

Dieses Buch ist also für alle gedacht, die ein allgemeines Inter-
esse an Homöopathie haben. Für jene, die für sich selbst eine
Alternative zur Schulmedizin suchen, und natürlich auch für
die, die sich mal wieder über die »alternativen Spinner mit den
Zuckerkügelchen« ärgern möchten.

FAZIT

Im Gegensatz zur Schulmedizin behandelt ein Homöopath
nicht verschiedene Leiden eines Patienten mit unterschiedli-
chen Mitteln, sondern sucht das eine Mittel, das alle Beschwer-
den eines Patienten beseitigen kann. Der Patient wird ganz-
heitlich betrachtet, seine Beschwerden sind Ausdruck einer
einzigen Ursache.


Die wesentliche Frage - wesentlich für das Überleben
und das Wohlergehen der Welt - ist, wie die wunderbaren
Entwicklungen der Wissenschaft fruchtbar machen können
im Sinne eines uneigennützigen Einsatzes für die
Bedürfnisse des Menschen.
entsin Gyatso, 14. Dalai-Lama

WAS DIE STUDIEN SAGEN -
PRO UND CONTRA H O M Ö O P A T H I E

Stellen Sie sich vor, Sie müssen aus einem Flugzeug springen.
Würden Sie einen Fallschirm mitnehmen? Vermutlich schon,
aber woher wollen Sie wissen, dass er Ihnen helfen wird; ken-
nen Sie die Studienlage zur Wirksamkeit von Fallschirmen bei
Sprüngen oder Stürzen aus großer Höhe? Die gibt es tatsäch-
lich, und ihr Ergebnis liest sich wie eine Sensation: Im Jahr
2003 führten Gordon Smith und Jill Pell eine sogenannte Metastudie1
durch. Das bedeutet, dass sämtliche Forschungs-
ergebnisse zu Fallschirmen zusammengefasst und gemeinsam
bewertet wurden. Die Wissenschaftler fanden heraus: Nicht
eine einzige Studie belegt, dass Fallschirme beim Sprung aus
großer Höhe schützen. In einer Metastudie ergeben nicht-
positive Resultate eine negative Bilanz. Das Ergebnis dieser
Metastudie lautete also folgerichtig: Ohne positive Resultate
muss man zu dem Schluss kommen, dass Fallschirme beim
Sprung aus Flugzeugen nichts nützen. Den beiden Wissen-
schaftlern aus Cambridge war natürlich klar, wie unsinnig die-
se Behauptung ist. Sie wollten auf diese Art und Weise darauf

wir
bei

aus

1 Alle mit Pfeil gekennzeichneten Begriffe finden Sie auch im Glossar am
Ende des Buches, und alle im Folgenden genannten Studien werden im
Literaturverzeichnis angeführt.
20
 21

aufmerksam machen, zu welchen Verzerrungen die stupide
Exekution wissenschaftlicher Standards führen kann.
Das Wissenschaftsmagazin The Lancet veröffentlichte 2005
ebenfalls eine Metastudie, und zwar zur Wirksamkeit der
Homöopathie. Das Ergebnis dieser Untersuchung von Aijing
Shang fiel nicht gerade positiv aus. Homöopathie sei in etwa so
wirksam wie eine Placebotherapie. Da The Lancet ein interna-
tional anerkanntes, renommiertes medizinisches Fachblatt ist,
fand die Studie schnell Verbreitung. Den Gegnern der Homöo-
pathie kam sie sehr gelegen, und mittlerweile ist sie zu einer
Allzweckwaffe in vielen Diskussionen avanciert. Dabei wird
sie nicht nur von Homöopathen kritisiert, auch methodisch ver-
sierte Forscher beanstanden den Ansatz und die Durchführung
der Studie, selbst die Redaktion von The Lancet hat sich mitt-
lerweile von dieser Arbeit distanziert.

Und das aus gutem Grund. Zunächst ist es vollkommen un-
üblich, zwei Methoden wie Schulmedizin und Homöopathie
generell zu vergleichen, ohne sich auf eine klar definierte In-
dikation zu beschränken, also etwa die Heilungserfolge bei
Heuschnupfen oder Grippe zu vergleichen. Eine medizinische
Methode generell, also nicht im Hinblick auf eine bestimmte
Krankheit und vergleichbare Parameter zu untersuchen, ist aus
wissenschaftlicher Sicht nicht sinnvoll. Deswegen fielen die
Ergebnisse der Lancet-Studie übrigens auch für die Schul-
medizin bescheiden aus. Nur wurde die entsprechende Kurve
für schulmedizinische Studien bei der Veröffentlichung abge-
schnitten. Zum Glück für die Autoren ist dieser relativ schlich-
te Trick bisher wenigen Lesern aufgefallen (eine ausführliche
Kritik an der Methodik dieser Lancet-Studie finden Sie im A n -
hang).

Was man von Studien erwarten kann

Große Metastudien haben den Nimbus mathematischer Objek-
tivität. Aber auch die Auswertung von fremden Daten muss
nicht zwangsläufig der Wahrheitsfindung dienen. Ein ganz ein-
faches Beispiel: Wenn man in den offiziellen Wetterdaten der
Städte Rom und Berlin den durchschnittlichen jährlichen Nie-
derschlag vergleicht, stellt man fest: In Rom regnet es mehr
in Berlin. Aber damit ist dennoch nicht gesagt, dass Berlin bes-
seres Wetter hat. Denn schaut man sich die Daten im Detail an,
sieht man: Rom hat viel weniger Regentage, gerade im Som-
mer. Selbst im Winter sind es weniger als in Berlin. Das bedeu-
tet, wenn in Rom mal schlechtes Wetter ist, dann aber richtig.
Dann gibt es an einem Tag die ganze Ladung Regen. Rom hat
also beides, mehr Niederschlag, aber auch viel mehr Sonne.
Und den Messwert Temperatur haben wir bei dieser Meta-Un-
tersuchung völlig unter den Tisch fallen lassen. Je komplexer
also die Ausgangsdaten sind, desto schwieriger wird ihre Inter-
pretation. Man könnte auch sagen, desto anfälliger ist eine Stu-
die für Fehlinterpretationen und sogar für Manipulation. Vor
allem, wenn ihre Autoren auf der Suche nach einer Sensation
sind. Denn man könnte nun einen ausgesuchten Teil der Daten
im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit zusammenrechnen
und anschließend in den Medien verkünden: »Neue Studie
beweist: Betrug in Italien - So schlecht ist Roms Wetter wirk-
lich!« Die Studie wäre zwar rechnerisch korrekt, aber trotzdem
unseriös.

der
als
an,
hat
be-

Und selbst wenn man alle Daten ganz aufrichtig auswertet, sa-
gen sie mir immer noch nicht, ob ich im nächsten August mit
Regenschirm nach Rom oder mit Badeanzug nach Berlin fah-
ren soll. Mit dem Gesundheitswesen sieht es ähnlich aus. Viele
Krankheiten sind so komplex und individuell ausgeprägt, dass
aus großen Metastudien nicht unbedingt guter Rat zu gewinnen
ist.
22
 23
[*/quote*]

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