Alles, was echt ist, aber für so unecht hätte ich den Lüdtke nicht gehalten, daß einen so dummen Fehler macht.
Lüdtke weiß, daß Aribert Deckers die Leipziger Pfuscher am Haken hat, und daß er ihnen nachweist, daß sie keine Homöopathie machen. Trotzdem veröffentlicht Lüdtke den Leipziger Blödsinn. Allerdings nur als Abstract, dem er einen langen Kommentar hinterher schickt.
Eine der lustigen Stellen des Kommentars:
[*quote*]
Als Kontrollen wurden analoge Belladonna-Verdünnungen verwendet, deren Herstellung statt mit Schüttelvorgang nur durch Umrühren mit einem Glasstab erfolgte.
Auf die Testung von verschüttelten Lösungsmittelkontrollen wurde verzichtet, weil deren Wirkungslosigkeit laut den Autoren in einer anderen Studie nachgewiesen wurde.Eine solche Aussage erscheint jedoch unzulässig, da die Ergebnisse nicht publiziert wurden.
Sie ist auch logisch nicht nachvollziehbar, denn gerade wirkungslose Kontrollen wären ja bestens geeignet gewesen, einen Effekt zu zeigen![*/quote*]
Das erklärt auch die Überschrift:
"Erst gerührt und dann geschüttelt?" Die Dummheit des Buchstabenchaos erklärt es nicht. Dabei sind das Akademiker! Kein Wunder, daß Hausfrauen ohne Berufsausbildung mit denen locker mithalten können.
https://www.karger.com/Article/PDF/80561[*quote*]
Journal Club
Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2004;11:241–251
© 2004 S. Karger GmbH, Freiburg[...]
Abgerundet wird dieser Journal Club durch eine Arbeit (Schmidt et al.), die in
Deutschland grosses Aufsehen erregt und in der Presse Schlagzeilen wie
«Homöopathie jetzt endlich bewiesen» hervorgerufen hat. Die
wissenschaftliche Diskussion zu diesen Ergebnissen hat gerade erst
begonnen, im Internet ist man schon weiter, und dabei unversöhnlich
wie immer: «Der Fall in Leipzig ist ein klägliches Versagen einer ganzen
Universität. Eine Schande für die Wissenschaft»
(http://www.ariplex.com/ama/ama_ho13.htm),
«Homöopathie wirkt! Uni Leipzig weist in spektakulärer Studie Wirksamkeit nach»
(http://www.mtec-ag.de).
R. Lüdtke, Essen[...]
Erst gerührt und dann geschüttelt?
Schmidt F, Süss WG, Nieber K: In-vitro Testung
von homöopathischen Verdünnungen. Biol Med
2004;1:32–37.Abstract: Mit einem In-vitro-Testmodell konnten signifikante
Wirkungen von homöopathischen flüssigen Belladonna-
Verdünnungen nachgewiesen werden. Für die Untersuchungen
wurden isometrisch registrierte tonische Kontraktionen
glattmuskulärer Präparate des Fundus/Corpus des Magens
und des Ileums der Ratte genutzt. Homöopathische flüssige
Belladonna-Verdünnungen haben keinen Einfluss auf die durch
Histamin und K+ induzierten Kontraktionen. Sie beeinflussen
die Acetylcholin(ACh)- und Substanz P(SP)-induzierten
Kontraktionen. D6 bewirkt eine Erhöhung der Kontraktion.
D18 zeigt keinen Einfluss auf die ACh- und SP-induzierten
Kontraktionen. Hochpotenzen (D60, D100) hemmen die
ACH- und SP-induzierten Kontraktionen.
Kommentar – M. Bluth, BerlinDiese Publikation über eine In-vitro-Testung von homöopathischen
Hochpotenzen stammt von einer Leipziger Arbeitsgruppe, die
nicht zum üblichen Kreis der Verdächtigen der
Homöopathieforschung gehört. Verwendet wurde ein
klassisches In-vitro-Versuchsmodell aus der pharmakologischen
Grundlagenforschung, mit dem die Betreuerin seit Jahrzehnten
vertraut ist. Die experimentellen Ergebnisse gehen auf die
Diplomarbeit im Fach Pharmazie der Erstautorin zurück [1].
Für den Wirknachweis von Belladonna-Potenzen wurden
Ileum- sowie Magencorpuspräparate der Wistar-Ratte isoliert,
als Zielkriterium die tonischen Kontraktionen gemessen.
Die Auswahl der getesteten Belladonna-Potenzen D6, D10,
D18, D32, D60 und D100 in wässriger Lösung mit 0,43%
Ethanolgehalt scheint willkürlich getroffen worden zu sein.
Als Kontrollen wurden analoge Belladonna-Verdünnungen
verwendet, deren Herstellung statt mit Schüttelvorgang nur
durch Umrühren mit einem Glasstab erfolgte.Auf die Testung
von verschüttelten Lösungsmittelkontrollen wurde verzichtet,
weil deren Wirkungslosigkeit laut den Autoren in einer anderen
Studie nachgewiesen wurde. Eine solche Aussage erscheint
jedoch unzulässig, da die Ergebnisse nicht publiziert
wurden.
Sie ist auch logisch nicht nachvollziehbar, denn gerade
wirkungslose Kontrollen wären ja bestens geeignet gewesen,
einen Effekt zu zeigen! Die Frage nach der Wirksamkeit von
Belladonna-Verdünnungen hätte daher sinnvollerweise mit
einem verschüttelten Lösungsmittel-Kontrollarm begleitet
werden müssen, denn zwischen diesen beiden Komponenten
liegt naturgemäss eine homöopathische Potenz, in die durch
Schütteln messbare Ionenmengen aus den Glasgefässen in
Lösung gehen [2], die biologische Wirkungen auf Zellkulturen
ausüben können [3, 4] .
Folglich werden die Ergebnisse der Studie nur mit Zurückhaltung
aufgenommen werden können, insbesondere da die
Veröffentlichung auch keine Angaben zu Kontrollmechanismen
wie Verblindung oder Randomisation macht.
Die Experimente wurden mit Wiederholungen von 7–11 Mal
durchgeführt, jedoch bleibt unklar, ob sich diese Angaben
lediglich auf Messreihen mit den gleichen Testsubstanzen
beziehen oder ob für jede Messreihe jeweils frisch hergestellte
Potenzen verwendet wurden. Angesichts des durch die
Herstellung der Hochpotenzen resultierenden erheblichen
Aufwandes und der äusserst homogenen Ergebnisse ist ersteres
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Da
eine genaue Beschreibung des Potenzierungsvorganges, des
Zeitraums, in dem die Potenzen verwendet wurden, ebenso
von Sicherheitsmassnahmen vor Verunreinigungen während
des Potenzierungsvorganges fehlt, ist auch dieser Punkt insgesamt
sehr bedenklich.
Der experimentelle Versuchsaufbau selbst erscheint auf den
ersten Blick gelungen, eine genauere Analyse zeigt jedoch
Ungereimtheiten. Die Peristaltik der Präparate wurde wahlweise
mit Acetylcholin, Substanz P, Histamin oder Kalium stimuliert.
In den veröffentlichten Vorversuchen wurde diejenige Konzentration
von Acetylcholin und Substanz P ermittelt,
die eine maximale Kontraktion bewirkt, und in den Hauptversuchen
verwendet. Für Histamin wurde zwar die maximale
Stimulationskonzentration mit 250 µM ermittelt, aus nicht
näher beschriebenen Gründen in den Hauptversuchen aber
nur eine Konzentration von 100 µM verwendet. Für die Stimulation
mit Kalium wurde eine Konzentration von 15 mM
verwendet, hier fehlen Angaben zur ermittelten Wirkung in
Vorversuchen gänzlich.
Die Diskussion dieses Umstandes wird bei der Interpretation
der Ergebnisse jedoch nicht berücksichtigt. Dass eine Wirkung der
Belladonna-Potenzen nur bei Stimulation mit Acetylcholin und
Substanz P nachweisbar ist, nicht aber mit Histamin oder Kalium,
wird vielmehr als ein Hinweis auf eine
Wirkung von Belladonna auf das cholinerge System gewertet,
das auch für einen Teil der Wirkung der Substanz P verantwortlich
gemacht wird.
Obwohl die Idee der rezeptorvermittelten Wirkung der Potenzen seit
einigen Jahren experimentell gestützte Attraktivität besitzt [5, 6], ist
sie für diese Studie nicht mehr als eine
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Spekulation. Die Vielzahl an Inhaltsstoffen der Atropa belladonna
– u.a. mehrere wirksame Alkaloide – verbietet eine simple Reduktion
auf ihren Hauptwirkstoff Atropin. Wahrscheinlicher würde diese
Hypothese erst mit der Verwendung
von Atropinsulphat-Potenzen, wie sie von der Arbeitsgruppe
in einem Kongressbericht beschrieben wurde [7], jedoch liegt
derzeit keine detaillierte Veröffentlichung vor.
Die beobachtete Wirkung der verwendeten Belladonna-Potenzen
auf die mit Acetylcholin induzierte Kontraktion entspricht einer
Wirkungsumkehr von den niederen zu den
höchsten Potenzen. Belladonna D6 stimuliert, D60 bzw. D100
hemmen die Kontraktion, die dazwischen liegenden Potenzen
sind stufenweise weniger wirksam bzw. unwirksam. Hier
unterscheiden sich die Corpus- und Ileum-Präparate wie auch
an anderer Stelle leicht, wirken aber insgesamt gleichgerichtet.
Die verdünnten Kontrollen sind bei Stimulation mit Acetylcholin
wirkungslos. Bemerkenswert ist die Wirkung der
Belladonna-Verdünnungen hingegen auf die Substanz P-induzierte
Kontraktion. Hier wirkt die Belladonna-Verdünnung 6
genau wie auch die Potenz D6 stimulierend. Weiterhin lässt
sich sowohl am Corpus- wie auch am Ileus-Präparat tendenziell
genau die gleiche Wirkumkehr für die Verdünnungen erkennen
wie für die Potenzen, die allerdings nur bei Letzteren
Signifikanzniveau erreicht. Dieses interessante Phänomen
wird von den Autoren nicht diskutiert, obwohl eine schwache
aber gleichgerichtete Wirkung der Verdünnungen angesichts
des Herstellungsprozesses durchaus nahe liegend wäre.
Auf die gemessene Stimulation durch Belladonna D6 für
Acetylcholin wie auch D6, V6 und V8 für Substanz P weisen die
Autoren hin, auf eine erste Wirkumkehr der in der Ursubstanz
anticholinergen Belladonna jedoch nicht. Demnach wird
ein interessanter Punkt nicht diskutiert: Ein wellenförmiger
Verlauf der Wirkungen von Potenzreihen mit Wechsel von
Hemmung und Stimulation ist nicht nur ein konsistentes
Ergebnis anderer In-vitro-Modelle [8, 9], sondern wird ebenfalls
in einer von den Autoren zitierten und vom Aufbau sehr
ähnlichen Arbeit beschrieben: Verwendet wurde hier Belladonna
C1–C200 sowie verschüttelte Lösungsmittelkontrollen,
gemessen die mit Acetylcholin induzierte isotonische Kontraktion
des Duodenums der Wistar-Ratte [10].
So gliedert sich diese Veröffentlichung in die wachsenden
Reihen der In-vitro-Arbeiten zur Homöopathie [11] ein, die
nur, so scheint es, gemeinsam eine kritische Masse erreichen
könnten.
Wer aber insgeheim auf bahnbrechende Ergebnisse hoffte, der
gleicht einmal mehr dem Tantalos: Greift der Schmachtende
nach den saftigen Trauben wissenschaftlicher Evidenz, so
entziehen sie sich ihm stets, doch nicht weit genug, um ihm die
Hoffnung nehmen zu können.
Literatur
1 Schmidt F: Einfluss von ausgewählten homöopathischen Verdünnungen
auf die stimulierte Kontraktion am Gastrointestinaltrakt der Ratte.
Diplomarbeit, Universität Leipzig, Institut für Pharmazie, 2002.
2 Witt C: Physikalische Untersuchung homöopathischer Hochpotenzen. Essen,
KVC-Verlag, 2000.
3 Pison U, Steden H, Lais-Schweer L: Der Einfluss stark verdünnter
homöopathischer Arzneimittel auf das Zellwachstum von Fibroblasten in vitro;
in Albrecht H, Frühwald M (Hrsg): Jahrbuch 1 der Karl und Veronica Carstens-Stiftung.
Stuttgart, Hippokrates, 1995, pp 69–82.
4 Carmine TC: Effects of high potencies of tumour necrosis factor alpha on H2O2
production in cultured neuroblastoma cells by enhanced luminol-dependent
chemiluminescence (ECL): A possible system for investigating the biological
significance of homoeopathic high potencies. Br Hom J 1997;86:67–72.
5 Sainte-Laudy J, Belon P: Application of flow cytometry to the analysis
of the immunosuppressive effect of histamine dilutions on human basophil activation:
Effect of cimetidine. Inflamm Res 1997;46:27–28.
6 Sainte-Laudy J: Stimulatory effect of high dilutions of histamine on activation of
human basophils induced by anti-IgE. Inflamm Res 2001;50:63–64.
7 Radau K, Nieber K, Süss W: Importance of tribomechanical activated
alpha-lactosemonohydrate for the transfer of the therapeutical active
ingredient from agitated ultra high dilutions to triturations.
Proc International Meeting of Pharmaceutics, Biopharmaceutics and
Pharmaceutical Technology Nuremberg, 2004,
pp 45–46.
8 Sainte-Laudy J, Belon P: Application de modèles d´hypersensibilité du type I à
l’étude de l’activité de dilutions hahnemanniennes des médiateurs de cette
hypersensibilité. Homéopathie 1986;3:40–44.
9 Lorenz I, Schneider EM, Stolz P, Brack A, Strube J: Influence of the diluent on
the effect of highly diluted histamine on basophil activation. Homeopathy
2003;92:11–18.
10 Cristea A: Experimental pharmacological researches concerning vegetal extracts
in high dilutions, II. Belladonna, at a very wide scale of dilutions, in vitro, on isolated
rat duodenum; in Taddei-Ferretti C, Marotta P (eds):
High Dilution Effects on Cells and Integrated Systems. Singapore, Biophysics,
World Scientific, 1998, pp 200–207.
11 Albrecht H, van Wijk R, Dittloff S: A new database on basic research
in homeopathy. Homeopathy 2002;91:162–165.
Kontaktadresse: Michael Bluth, Breitensteinweg 30, D-14165 Berlin,
E-mail michaelbluth@gmx.de
Adresse für Sonderdrucke: Prof. Dr. Karen Nieber, Institut für Pharmazie,
Pharmakologie für Naturwissenschaftler, Liebigstr. 18, D-04103 Leipzig,
E-mail nieber@rz.uni-leipzig.de
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