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Author Topic: "ELTERN" - und die Gesundheit bleibt auf der Strecke  (Read 2982 times)

ama

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"ELTERN" - und die Gesundheit bleibt auf der Strecke
« on: August 16, 2006, 06:16:30 AM »

Erst mal das Beweisstück:

http://www.presseportal.de/story.htx?nr=860827

[*QUOTE*]
Sanfte Hilfe statt Schulmedizin
Die Zeitschrift ELTERN jetzt mit Extra-Heft "Homöopathie für Kinder"

15.08.2006 - 12:14 Uhr, Gruner+Jahr, ELTERN    [Pressemappe]
   Hamburg (ots) - Werdende Mütter plagt häufig das eine oder andere
Zipperlein. Gut, wenn sie sich in dieser Situation mit der
homöopathischen Medizin auskennen. Weil ihre Mittel besonders
verträglich sind, ist die Homöopathie für Schwangere ideal, berichtet
die Zeitschrift ELTERN in einem Beitrag des 24-seitigen Extra-Hefts
"Homöopathie für Kinder", das der September-Ausgabe (EVT: 16. August
2006) beiliegt.

   "Die Homöopathie bietet Schwangeren gute Möglichkeiten, beginnende
Störungen rechtzeitig abzuwenden", sagt Dr. Gisela Hauskrecht,
Oberärztin in der Münchner Frauenklinik des Dritten Ordens, im
Extra-Heft. "Vor der Geburt des Kindes sind das unter anderem
Übelkeit, Sodbrennen und Rückenschmerzen."

   Aber auch später sind die sanften Mittel der Homöopathie eine
echte Alternative, über die man sich in immer mehr spezialisierten
Beratungsapotheken informieren kann. Dr. Gisela Hauskrecht: "Im
Wochenbett hilft die Homöopathie etwa bei Beschwerden an der
Dammnaht, bei schmerzenden Nachwehen und beginnender Brustentzündung.
Auch den Babyblues kann man mit homöopathischen Mitteln etwas
auffangen."

   Generell sollte man während der Schwangerschaft jedoch nur
sogenannte homöopathische Tiefpotenzen wie D6 einsetzen und jedes
Mittel vor der Einnahme mit dem Arzt oder Apotheker abstimmen.

   Dr. Hauskrecht weist in ELTERN auch auf die Grenzen der
Homöopathie hin: "Sie liegen überall dort, wo chirurgisches
Eingreifen oder der Einsatz konventioneller Medikamente unerläßlich
ist, beispielsweise wenn eine Mutter nach der Geburt zu stark
blutet."

   Wenn Eltern sich entschließen, eine Geburtsklinik zu wählen, die
auch Homöopathie anbietet, sollten sie vorher möglichst viele
Informationen sammeln, rät Dr. Hauskrecht. "Sie machen sich am besten
auf den Websites der Krankenhäuser kundig und besuchen natürlich die
Informationsabende der verschiedenen Kliniken."



Eva Kersting
Kommunikation / PR
Verlagsgruppe Frauen / Familie / People    
Gruner + Jahr AG & Co KG

Tel: 040/3703-2990
Fax: 040/3703-5703
E-mail: presse-vgfrauen@guj.de
[*/QUOTE*]


Tatsache: Diese Sonderhefte existieren nicht im freien Raum. Sonderhefte sind ein besonderer Werbeträger und werden bevorzugt eingesetzt, um zu einem Thema Werbung gezielt(er) einzusetzen. Dazu gibt es zwischen den Redaktionen und den Inserenten besondere Konditionen und Vereinbarungen.

Tatsache: Sonderhefte sind eine gute Einnahmequelle.

Tatsache: Sonderhefte sollen besondere Aufmerksamkeit erzielen und von den Lesern/Käufern - im Gegensatz zu einzelnen normalen Heften - länger aufbewahrt werden. Damit sichern sie eine deutlich bessere Werbewirkung und eine bessere Leser/Blatt-Bindung.

Tatsache: Die Zeitschrift "FÜR SIE" hatte im August 2005 ein Sonderheft "Gesund durch die Heilkräfte der Natur, 68 Seiten Extra Hömöopathie". Auffallend war, wie WENIG Reklame darin war, von Buchreklame abgesehen. Wer hat dieses Sonderheft bezahlt?
Wie hoch waren die finanziellen Zuflüsse durch die Pharmaindustrie und andere Interessensgruppen?

Tatsache: Sonderhefte sind gezielte PR, das ist Reklame, die nicht als Reklame erkennbar ist, eben weil sie getarnt ist.

Tatsache: Sonderhefte sind kein Wohlwollen und kein Geschenk des Zeitschriftenverlags, sondern knallharte Kalkulation.

Im Fall von Homöopathie ist es knallharter Mißbrauch des Vertrauens der Leser auf Kosten ihrer Gesundheit, vom Geld ganz abgesehen, das mit der offenen und verdeckten Reklame Zielobjekt ist.


Zu behaupten, Homöopathie sei Naturheilkunde, ist dumm. Homöopathie ist reine Chemie.

Homöopathie ist nicht sanft. Homöopathie tötet. Homöopathie ist religiöser Wahnsinn.
Logged
Kinderklinik Gelsenkirchen verstößt gegen die Leitlinien

Der Skandal in Gelsenkirchen
Hamer-Anhänger in der Kinderklinik
http://www.klinikskandal.com

http://www.reimbibel.de/GBV-Kinderklinik-Gelsenkirchen.htm
http://www.kinderklinik-gelsenkirchen-kritik.de

ama

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"ELTERN" - und die Gesundheit bleibt auf der Strecke
« Reply #1 on: May 09, 2008, 11:12:34 AM »

Darauf habe ich Jahre gewartet: auf einen Bericht, der die Machenschaften der PR-Mafia aufdeckt. Am 8.5.2008 war es endlich soweit:

http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_7419044.html

[*QUOTE*]
--------------------------------------------------------------------------
Den Patienten im Visier – die Tricks der Pharmaindustrie

Sendung vom 08. Mai 2008, Autor: Caroline Walter und Alexander Kobylinski

Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel direkt beim Patienten
ist in Deutschland verboten. Trotzdem finden Pharmafirmen offenbar
Mittel und Wege, das Gesetz zu umgehen. Immer wieder gelingt es den
Firmen, ihre Medikamenten-Werbung in Publikumszeitschriften zu
lancieren – als Artikel getarnt. Caroline Walter und Alexander Kobylinski
decken auf, wie das Geschäft mit der verbotenen Pharmawerbung
funktioniert.

In unserem ersten Bericht müssen wir leider mal unserem eigenen
Berufsstand ans Leder gehen: Journalisten sind bekanntlich der
Wahrheit verpflichtet, ausgewogen und objektiv soll die
Berichterstattung sein. Dazu gehört auch eine eindeutige Trennung
zwischen redaktionellem Text und Werbung. Doch das wird offenbar
gerade bei Gesundheitsthemen nicht immer ernst genommen.
Kontraste hat aufgedeckt, wie Pharmaunternehmen systematisch
verbotene Medikamenten-Werbung in die Medien lancieren. Dafür
haben unsere Autoren monatelang unter schwierigsten Bedingungen
recherchiert. Caroline Walter und Alexander Kobylinski berichten
über das Geschäft mit schmutziger Pharmawerbung.

Marion Simon – ihre größte Angst ist: Sie wacht morgens auf, und kann
nicht mehr laufen. Sie hat Multiple Sklerose, eine unheilbare Krankheit.
Bei Marion Simon kommt sie in Schüben, dann versagen ihr die Beine,
die Hände zittern. Jeden zweiten Tag muss sie sich ein Medikament
spritzen. Aber die Nebenwirkungen machen ihr schwer zu schaffen.
Marion Simon sucht nach Rat und Informationen über die Krankheit, im
Internet, bestellt Broschüren und sammelt Zeitungsartikel.

Marion Simon
"Überall da, wo etwas über die Multiple Sklerose geschrieben wird,
auch wenn es nur so ein Funken ist, den sauge ich jetzt auf, um jetzt zu
wissen, das habe ich jetzt, damit kann ich etwas anfangen, damit kann
man mir helfen oder auch nicht. Und bin definitiv auch darauf
angewiesen weil: ich kriege sonst nirgendwo Informationen. Ich muss
danach selber suchen."
 
Artikel aus den Medien, die bei schwerkranken Menschen Hoffnung
wecken.

Was Marion Simon nicht ahnt: Pharmafirmen versuchen, die Informationen, die sie sucht, zu steuern.

Viele Patienten stoßen auf Informationen vor allem in den
Gesundheitsseiten großer Zeitschriften. Dort gibt es auch Berichte über
Multiple Sklerose. Auffällig ist, dass Patienten vor allem auf eine
Broschüre aufmerksam gemacht werden – ein Ratgeber soll es sein, zu
bestellen beim MS-Service-Center. Mit der Post kommt dann ein
Anschreiben, das die Interessierten zu einer Internetseite lotst. Auf der
stehen Veranstaltungstermine für Betroffene – hier ein Patiententag zur
Multiplen Sklerose.

Was steckt hinter diesem Informationsangebot? Wir gehen zu dieser
Veranstaltung in Bielefeld, einem so genannten Patiententag. Eingeladen
hat eine Klinik in ihre Räume. Über 100 Betroffene sind in das
Krankenhaus gekommen.

Doch gleich am Eingang treffen wir auf den Stand einer Pharmafirma,
die Multiple-Sklerose-Medikamente herstellt. Haufenweise wird
Werbematerial an die Patienten ausgegeben. Darin lesen wir vor allem
über ein Medikament namens Tysabri.

Passend dazu: der Vortrag eines Oberarztes der Klinik über dieses
Medikament. Darin lobt er dessen Vorzüge. Eine Studie habe ein
dramatisch gutes Ergebnis gezeigt, und Tysabri habe eine gute
Verträglichkeit.

Eine gravierende Nebenwirkung erwähnt der Oberarzt im Vortrag nicht
– es können durch das Medikament schwere Leberschäden auftreten,
Deshalb gibt es sogar eine Warnung der europäischen Zulassungsbehörde
zu Tysabri.

Als nächstes tritt ein Patient auf, der Multiple Sklerose hat und Tysabri
nimmt. Sein Text wirkt wie einstudiert:

Patient
"Ich bin absolut dankbar, dass es dieses Medikament gibt und falls
jemand unter Ihnen dieses Medikament bekommen soll, kann ich
wirklich nur sagen, dass dieses Medikament absolut hilfreich ist und
eine absolut gute Basis schafft."

Ist er von der Pharmafirma engagiert? In der Pause erzählt er uns, dass
er im Mai in derselben Rolle wieder bei so einer Veranstaltung auftritt.
Und er gibt zu, dass er Geld dafür bekommt.

Wir zeigen dem renommierten Pharmakologen Professor Bernd
Mühlbauer, die Bilder von der Veranstaltung.

Prof. Dr. Bernd Mühlbauer, Institut für Pharmakologie, Bremen
"Ich halte eine solche Veranstaltung für völlig unverantwortlich. Der
Patient erwartet eine neutrale Informationsveranstaltung und was er
geboten bekommt ist, wie wir gesehen haben, eine Werbeveranstaltung.
In Deutschland gibt es ein Heilmittelwerbegesetz und in diesem
Heilmittelwerbegesetz ist ganz klar festgelegt, dass eine Werbung, eine
direkte Werbung von pharmazeutischen Firmen für ihre Produkte am
Patienten, absolut verboten sind."
 
Das Verbot gilt für verschreibungspflichtige Medikamente. Es soll
Patienten vor Manipulation durch Pharmafirmen schützen.
Doch das Verbot wird offenbar von Pharmafirmen mit Tricks
umgangen. Weil sie nicht direkt beim Patienten werben dürfen,
versuchen sie es indirekt über große Zeitschriften. Denn die
Gesundheits- und Medizinseiten dieser Zeitschriften werden von
Millionen gelesen.

Wir wollen es genau wissen. Wir durchforsten monatelang solche
Massenblätter nach versteckter Pharmawerbung, nach verdächtiger
Nennung von konkreten Medikamenten.

Auffällige Beispiele: Auf dieser Medizinseite ist ein Bericht über Wege
zum Rauchstopp. Nur ein Medikament wird mit Namen genannt und als
neues Wundermittel gegen die Abhängigkeit gepriesen. Dabei ist es
wegen aufgetretener Selbstmordfälle umstritten.

In einer anderen Zeitschrift, ein großer Artikel zum Thema "Besser
leben mit Diabetes". Dabei wird ein neues Medikament besonders
positiv – mit Namen und sogar mit Foto hervorgehoben.
In der "Bunten" finden wir einen großen Medizinartikel über eine neue
Pille zum Abnehmen. Eine Professorin lobt auffällig:
"Mit dem neuen Mittel ließen sich also Tausende von Leben retten."
 
Und der Name des verschreibungspflichtigen Medikaments wird genannt.
Auch dieses Medikament ist umstritten: Es gibt Warnungen, weil gehäuft
Depressionen aufgetreten sind.

Prof. Dr. Bernd Mühlbauer, Institut für Pharmakologie, Bremen
"Solche Artikel sind schon fast als Täuschung des Lesers, des
Patienten, zu bezeichnen. Der Patient, der Leser, erwartet einen
sorgfältig recherchierten Artikel eines Fachjournalisten. Das heißt, es
strahlt eine Neutralität aus, die überhaupt nicht gegeben ist. Teilweise
werden Nebenwirkungen nicht erwähnt, teilweise wird die erwartete
Hauptwirkung, die nützliche Wirkung, völlig übertrieben, so dass
letztendlich das Produkt, über das gesprochen wird, in einem viel zu
günstigen Licht da steht. Und das ist völlig inakzeptabel."
 
Doch wie kommt diese verbotene Werbung für verschreibungspflichtige
Medikamente eigentlich in viele Zeitschriften? Unser Verdacht: Dahinter
steckt ein ausgeklügeltes System.

Wir hören uns in der Branche um und erfahren, Pharmafirmen nutzen
Agenturen, die sich um diese "ganz spezielle Werbung" kümmern.

Um herauszufinden, wie dieses Geschäft funktioniert, gründen wir zum
Schein eine eigene Pharmafirma: Connex Pharmaceuticals. Und wir
erfinden ein neues Medikament gegen Alzheimer. Der Name: Cerebon.
Unser Phantasieprodukt ist "natürlich" besser als alles andere auf dem
Markt. Wir wollen herausfinden, wie man es in den Markt drücken kann.
Dafür suchen wir passende Agenturen. Sie sollen unser
verschreibungspflichtiges Medikament direkt an den Patienten bringen.
Sie sollen also das tun, was uns als Pharmafirma verboten ist.

Unser erster Versuch: Als Mitarbeiter unserer Pharmafirma gehen wir
mit unserem erfundenen Medikament Cerebon zu einer Agentur.

Der Chef der Agentur präsentiert uns bereitwillig Beispiele dafür, wie
erfolgreich er für Pharmafirmen schon Artikel in Zeitschriften gepusht
hat. Auch bei unserem verschreibungspflichtigen Alzheimer-Medikament
Cerebon sieht er keine Probleme. Da gäbe es viele Möglichkeiten.

Agentur-Chef
"Ich kann Ihnen eine wunderbare gekaufte PR-Kampagne liefern. Das
heißt, man kauft sich in diverse Blätter ein. Ist natürlich ein ganz,
ganz sensibles Thema…Das läuft dann nur über die Chefredakteure
und Ähnliches, die man kennt. Und die veröffentlichen dann einen
ganzseitigen Artikel zum Thema mit Produktnennung. Dann würde da
wirklich draufstehen: "Sensation aus den USA, neues Heilmittel bei
Alzheimer". Das heißt, die Redaktionen werden von uns gebrieft, die
so was machen. Wir bekommen den Artikel vorher zu sehen, sie auch,
und dann geben wir den frei und dann wird der gemacht."
 
So 200 verschiedene Zeitschriften wären für die Kampagne interessant.
Wir fragen:

KONTRASTE
"Kann man sich darauf verlassen, dass Sie Artikel in die Zeitschriften
rein bekommen?"

Agentur-Chef
"Gehen Sie von mindestens 40 Artikeln aus, das erreiche ich im
Schnitt.
Je mehr Geld sie haben, desto größer ist das Medienfeuerwerk, das
man entfachen kann. Und das ist in dem Bereich eine ganze Menge,
wenn man davon ausgeht, dass man eigentlich nicht werben darf."
 
Dann erzählt er uns von seiner Spezialität. Er platziert für Pharmafirmen
Telefonaktionen in den Blättern. Ein Arzt werde von der Agentur
engagiert, der dann anrufende Leser berät und das Medikament nennt.

Agentur-Chef
"Der Mehrwert der ganzen Geschichte, ist jetzt nicht nur die Beratung,
sondern es ist mit der Redaktion vereinbart, dass bei jeder
Telefonaktion ein so genannter Nachbericht erstellt wird. Wir
schreiben die Nachberichte."
 
Er empfiehlt uns diese Telefonaktionen auch für unser Medikament.
Nach diesem Treffen gehen wir die Zeitschriften danach durch. Wir
suchen Hinweise auf solche Telefonaktionen. In dieser Zeitschrift finden
wir eine Telefonaktion mit einem Professor zum Thema Multiple
Sklerose. Man kann kostenlos anrufen.

Und in einer der nächsten Ausgaben findet sich auch der so genannte
Nachbericht zur Telefonaktion, wieder mit dem Professor, der nur ein
Medikament lobt.

Zitat:
"wird heute häufig das moderne Tysabri eingesetzt, das in solchen
Fällen besser wirkt."

Eine verdeckte Werbe-Kampagne? Gleich in mehreren Zeitschriften wird
genau über dieses Medikament berichtet. Teilweise mit gleichen Sätzen,
wieder ist vom modernen Tysabri die Rede, das besser wirkt.
Und im Medizinteil der "Freundin": Ein dreiseitiger Bericht über dieses
Medikament – gepriesen als Hoffnung aus dem Labor.

Alles Zufall? Wir haben bei den großen Zeitschriftenverlagen
nachgefragt: Die WAZ-Mediengruppe lehnt eine Stellungnahme ab. Der
Burda Verlag äußert sich nur schriftlich: In ihren Zeitschriften fände
keine versteckte Pharmawerbung statt, es herrsche eine klare Trennung
zwischen Redaktion und Werbung.

Lassen sich Zeitschriften und Medizinjournalisten doch kaufen? Um
mehr herauszufinden, besuchen wir als Mitarbeiter unserer erfundenen
Pharmafirma eine weitere Agentur.

Der Geschäftsführer erzählt uns, seine Firma könne uns ein
Gesamtpaket an verdeckter Werbekampagne für Cerebon anbieten. Sein
Netzwerk sei verlässlich. Er erwähnt mehrere verschreibungspflichtige
Medikamente, bei denen seine Agentur im Spiel war.

Für unser Cerebon hat er auch Ideen.

Agentur-Chef
"Wenn Sie jetzt zu mir sagen, Sie wollen in die 'Bunte', in der
'Bunten' vier Seiten, machen wir Ihnen. Da brauchen wir so ungefähr,
wenn Sie dort was anzetteln wollen... zwei Monate Vorlauf. Das kostet
30.000 Euro. Das haben sie jetzt nicht gehört..."
 
Bei anderen Zeitschriften wird es billiger, für eine halbe bis ganze Seite.

Agentur-Chef
"Je nachdem von der Auflage her. Da müssen wir schon mit 8
bis 10.000 oder so was müssen wir da hantieren."

Getarnt wäre die Zahlung an die Zeitschrift später als so genannter
Druckkostenzuschuss, erfahren wir. Mit diesen gekauften Artikeln
würden wir 13 bis 14 Millionen Leser erreichen. Seine Agentur würde
die Artikel für uns schreiben. Unsere Pharmafirma Connex könne völlig
im Hintergrund bleiben. Und wenn es Ärger wegen Nennung unseres
Medikaments in den Artikeln gebe – kein Problem.

Agentur-Chef
"Man muss die Vereinbarung so treffen, dass Ihre Firma außen vor ist.
Es ist immer so, dass dann versucht wird, natürlich die Firma
anzugehen … Aber die Firma muss dann einfach sagen, was wollt ihr
eigentlich, da steht eine Redaktion drunter, das sind Journalisten..."

Die verdeckte Pharmawerbung in Zeitschriften wirkt beim Patienten.
Das spürt auch Dr. Wiesner aus Bremen. Zu ihm kommen häufig
Patienten, die über ein Medikament gelesen haben. Und sie verlangen
von ihm, dass er genau das verschreibt.

Dr. Mathias Wiesner, Allgemeinmediziner
"Jetzt letzte Woche war auch wieder eine Patientin hier. Ich hab ihr
versucht, das alles zu erklären, dass das nicht richtig ist, und dass das
aus pharmakologischen Gründen eine falsche Entscheidung wäre, ihr
das Medikament zu verschreiben. Sie ist dann als Hausarztpatientin
bei uns geblieben, aber hat sich scheinbar bei einem anderen Arzt
dieses Medikament geholt. Ich hab es vorgestern dann gesehen, dass
sie damit hier in der Praxis stand."
 
Dr. Wiesner glaubt, dass so mancher Arzt dem Druck nachgibt, um den
Patienten nicht zu verlieren.

Und so zahlt sich die verbotene Medikamentenwerbung für
Pharmakonzerne am Ende aus.

Sie können uns zu diesem Thema gern Ihre Meinung schreiben. Wir
haben einen Blog für Sie eingerichtet auf unserer Internetseite unter
http://www.kontraste.de

© 2004 Rundfunk Berlin-Brandenburg
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[*/QUOTE*]

Der Weblog:
http://blog.rbb-online.de/roller/kontrasteblog/entry/verbotene_pharma_werbung

.
Logged
Kinderklinik Gelsenkirchen verstößt gegen die Leitlinien

Der Skandal in Gelsenkirchen
Hamer-Anhänger in der Kinderklinik
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