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Karl Pilsl im Visier der Kommunisten
Siegfried
Site Admin
Verfasst am: So 20 Mai, 2007 09:41
Nach der rechtsradikalen NPD haben nun auch die linksradikalen Kommunisten die obskuren Wirtschaftsmethoden von Karl Pilsl aufs Korn genommen. Es ist erschreckend, dass solche Organisationen keine Probleme haben, den wahren Kern eines Herrn Pilsl und seine Geldvermehrungsstrategien zu durchschauen, während wiedergeborene Christen mit dem Anspruch "Geistgetauft" zu sein und die "Gabe der Geisterunterscheidung" zu haben, massenhaft selbst auf obskurste religionsphilosophische Theorien, die ausschließlich der Selbstbereicherung dienen, hereinfallen und diese für Gottes Wort aus der Bibel halten.
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ROTFUCHS
TR I B Ü N E F Ü R K OM M U N I S T E N U N D SO Z I A L I S T E N
I N DE U T S C H L A N D
9. Jahrgang Nr. 97 Seite 7 Februar 2006
Was Herr Pilsl unter „Wirtschaftsrevolution“ versteht
Rein zufällig geriet in meine Hände eine Broschüre (Verlag „Gute Nachricht“) eines gewissen Karl Pilsl, österreichischer
Wirtschaftsjournalist, der in den USA lebt. Inhaltlich bietet diese Schrift nichts Nachdenkenswertes. Sie verdient jedoch aus zwei Gründen beachtet zu werden:
Erstens geht Herr Pilsl mit seinem kleinformatigen Gedankengut bei Kolloquien und Seminaren in der Bundesrepublik
hausieren und zweitens spiegelt seine „Theorie“ den sogenannten neoliberalen Zeitgeist in zugespitzter, wenn auch
kleinkarierter Weise wider.
Zunächst belehrt er uns, daß „wir in einer noch nie dagewesenen Wirtschaftsrevolution“ (leben), die von den USA ausginge und die „wirtschaftliche und gesellschaftliche Welt drastisch verändert“. Es sei „die Zeit der großen Chancen und Möglichkeiten, aber nur für Menschen, die keine Angst haben, mutig und kühn sind, es ist die Zeit für Visionäre und Pioniere“. Hier wird die Mär vom Tellerwäscher, der zum Millionär emporsteigt, aufpoliert und in die „Globalisierung“ getaucht, wobei Letzteres nichts anderes ist als die Internationalisierung aller Lebensbereiche, besonders der Wirtschaft, durch das Industrie- und Finanzkapital im imperialistischen Stadium des Kapitalismus mit all den Widersprüchen,
auf die Lenin bereits verwiesen hat.
Der Kampf gegen den Terrorismus würde – so Pilsl – die Wirtschaftsrevolution noch beschleunigen, natürlich durch die segensreiche Hegemonialmacht USA, die diesen Herausforderungen gewachsen sei. Kein Wort wird über den Passivsaldo
der Handelsbilanz, der Zahlungs- und Kapitaltransferbilanz sowie über die Staatsverschuldung der USA verloren. Auch nicht über die wahnsinnigen militärischen Projekte und die Kosten des völkerrechtswidrigen Irak-Kriegs.
Worin besteht nun der „Schlüssel“ für seine geheimnisumwitterte Wirtschaftsrevolution? Entscheidend für ihn ist
„Homebusiness by telecomunication“. Ein jeglicher kann also von Haus aus am weltweiten Geschäftsleben mittels eines
Heimcomputers unter Nutzung des Internets teilnehmen. Damit vermag er für seinen Lebensunterhalt selbst zu sorgen
(vgl. die Ideen des Stammvaters des politischen Liberalismus Thomas Hobbes) und zu Reichtum zu gelangen.
„Jeder muß bereit sein, sich als Einzelunternehmer zu sehen.“ Es lebe die „Ich-AG“! Dafür würde schon das Internet als Herzstück globaler Unternehmensorganisation sorgen. An den Akteur wird lediglich die Forderung gestellt, er solle „begeisternde Visionen“ haben und den Übergang von einer technikorientierten Unternehmensstrategie zu einer talentorientierten nicht verpassen.
Außerdem müsse man dem Kunden nicht mehr nachlaufen, sondern ihn führen. Erforderlich sei, die Bankfiliale in dessen Wohnzimmer zu bringen. Ein weiteres visionäres Credo dieses Dunkelmannes ist, daß „vollzeitig tätige Mitarbeiter, die nur für eine einzige Firma arbeiten“ im Jahre 2010 in der Minderheit seien. Man ist nur dann expertiert, wenn
„Problemlösungen für mehrere Firmen zugleich zur Verfügung (gestellt werden)“. „Wer wirklich ein Menschenspezialist geworden ist, wird nie mehr arbeitslos sein.“
Schlußfolgerung:
Wir werden alle Menschenspezialisten, allerdings mit dem Ziel, den Menschen zur Emanzipationsreifezu führen, damit er das Wesen des menschenverachtenden kapitalistischen Systems erkennt und mithilft, dieses zu überwinden.
Pilsl bilanziert: „Wir haben keine Wirtschaftskrise, wir haben eine Struktur-, Vertrauens- und Sinnkrise“. Worin diese
allerdings dem Grunde nach besteht – diese Antwort bleibt er uns schuldig. Seine Theorie schneidert er auf das Individuum
zu, eingedenk der Worte von Margret Thatcher: „Es gibt keine Gesellschaft, es gibt nur Individuen.“ Folglich appelliert er an die Psyche des einzelnen: Kreativität, Kunden zu Freunden machen
(und das in der kapitalistischen Marktwirtschaft als Gottesreich des Geldes).
Er erklärt: „Wer unmöglich denkt, für den wird es unmöglich bleiben.“ Dem negativen Denken müsse der Kampf angesagt werden, Frust solle ein Fremdwort sein; denn „wir brauchen begeisterte Unternehmer, Führungskräfte, Mitarbeiter“.
So weit seine Moralgebote für die geldzentrierte Lebensweise und die modernen Systemsklaven.
Pilsl lebt nicht in der eigenen simplen Vorstellungswelt, er ist kein politischer Solotänzer. Seine Gedankenwelt reflektiert
– wenn auch bieder und nicht widerspruchsfrei – das, was uns als Neoliberalismus angeboten wird. Auf den Arbeitsmarkt
bezogen, heißt das im Klartext: mehr Scheinselbständige (dadurch gehen den Sozialkassen Beiträge in Milliardenhöhe
verloren), Ausweitung der Zahl von Honorararbeitskräften auf Abruf, ohne daß diese tariflich gebunden sind, sozialversicherungsfreie Teilarbeitszeitkräfte (in Pilsls ökonomischem Wunderland,den USA, gibt es allein 45,8 Mio. Unversicherte!).
Zudem werden durch Rationalisierungs- und Konzentrationsmaßnahmen der Wirtschaftsunternehmen immer mehr
Lohnabhängige freigesetzt. Mit jedem Werktag fallen Tausende versicherungspflichtige Arbeitsplätze weg. Der Rückgang
der Stellenangebote ist enorm. Das bezieht sich auf alle Wirtschafts- und InduIndustriezweige.
Man könnte annehmen, daß das Thema „Informationsgesellschaft an sich“ ohne gesellschaftlichen Bezugsrahmen sowie die Möglichkeit, neue Eigentumsverhältnisse im Kapitalismus durch freie, nicht urheberrechtlich geschützte Software zu schaffen, ausgelaugt sei. Solche widersinnigen Ideen und Illusionen werden allerdings durch Herrn Pilsl
weiterhin genährt.
Seine vereinfachten Lösungsmuster, vorgetragen im Gestus absoluter Gültigkeit, sind nichts anderes als eine Heilsbotschaft,
die aus der Marktgläubigkeit resultiert und die soziale Zähmung des Menschen bewirken soll. Sie dient dazu, die Gesellschaft dem Markt und den Verwertungszwängen des Kapitals zu unterwerfen, die Polarisierung zwischen „Arm und Reich“ zu vertiefen sowie letztendlich die Menschheit durch die Devise des „Krieges jeder gegen jeden“ (Th. Hobbes) zu
bestialisieren. Dagegen gilt es ein breites Bündnis des politischen Widerstandes zu formieren.
Prof. Dr. Werner Roß
Die freie Wirtschaft
Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.
Ihr sollt auf Euren Direktor vertrauen.
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.
Ihr sollt alles weitere dem Chef überlassen.
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein.
Wir wollen freie Wirtschafter sein!
Wir diktieren die Preise und die Verträge –
Kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Ihr braucht keine Heime für Eure Lungen,
keine Renten und Versicherungen.
Ihr sollt Euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat auch noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehen –
Wollt Ihr wohl auseinander gehen!
Ihr sagt: Die Wirtschaft müsse bestehen.
Eine schöne Wirtschaft! Für wen? Für wen?
Das laufende Band, das sich weiterschiebt,
liefert Waren für Kunden, die es nicht gibt.
Ihr habt durch Entlassung und Lohnabzug sacht
Eure eigene Kundschaft kaputtgemacht.
Denn Deutschland besteht –
Millionäre sind selten – aus
Arbeitern und Angestellten!
Und Eure Bilanz zeigt mit einem Male
einen Saldo mortale.
Während Millionen stempeln gehen.
Die wissen, für wen!
Kurt Tucholsky (1930)
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