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WlLHELM ZUR LlNDEN * WALTHER BÜHLER
Vom Sinn der Kinderkrankheiten Es ist eines der beunruhigenden Zeichen für die Natur-Entfremdung des heutigen Menschen, daß ihm das Verständnis für die Grundtatsachen des Lebens - Gesundheit und Krankheit - immer mehr verlorengeht. Er steht den Vorgängen in seinem eigenen Körper hilflos gegenüber und hat den Instinkt verloren für das, was ihm zuträglich oder schädlich ist. So erscheint den meisten Menschen heute jede Krankheit - und sei es nur ein harmloses Schnupfenfieber - als ein lästiges und oft gefährliches Ereignis, das so schnell wie möglich beseitigt werden muß, am liebsten durch vorbeugende Impfung oder ein radikal wirkendes Mittel.
Was in früheren Generationen für jede einfache Mutter ein selbstverständliches Wissen war, ist für die heutigen Menschen ein völlig neuer, unerhörter Gedanke: daß nämlich den Krankheiten selbst oder ihren Begleiterscheinungen, wie dem Fieber, ein verborgener Sinn zugrunde liegen könne, der für die körperliche und seelische Entwicklung des Menschen von wesentlicher Bedeutung ist.
Die Angst vor dem Fieber
Vor allem bei den Krankheiten der Kinder blicken die Eltern aus der Sorge und Verantwortung für ein hilfloses und noch unselbständiges Geschöpf verständlicherweise ängstlich und wie gebannt auf die scheinbar nur negativen und gefährlichen Seiten des Krankseins. Viele unwissende Eltern verlangen vom Arzt, daß er das Fieber möglichst bald beseitigt, ja manche sind so töricht, die Tüchtigkeit ihres Arztes geradezu nach der Geschwindigkeit zu beurteilen, mit der er das Fieber zum Absinken oder Verschwinden bringt. Diese Haltung entspringt der irrigen Annahme, jedes Fieber sei an sich schon eine Krankheit. Nun werden tatsächlich genug Mittel angeboten, mit deren Hilfe der Arzt ein Fieber in wenigen Stunden senken oder gar beseitigen kann. Aber man schenkt der Tatsache zu wenig Beachtung, daß immer wieder neue, stärkere »Wunderdrogen« auf den Markt gebracht werden müssen offenbar weil die alten schon nicht mehr wirken. Irgend etwas scheint nicht zu stimmen bei dieser Rechnung: Wundermittel - Fieberbeseitigung - »Heilung«. Wie kommt es denn, daß trotzdem die Ärzte immer mehr zu tun haben und daß die Krankenhäuser nicht mehr ausreichen?
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Gewiß verlieren zahlreiche akute Krankheiten mit Hilfe solcher Mittel rasch ihren heftigen Charakter, aber oft ist der Patient nachher nicht im wahren Sinne »genesen«; er kann sich nicht recht erholen und klagt vielleicht bald über andere Beschwerden, da die alten nicht wirklich »geheilt«, sondern nur symptomatisch behandelt, also »verdrängt« wurden. Hat das immer stärkere Auftreten fieberlos verlaufender Krankheiten, das man heute beobachten kann, vielleicht seinen Grund darin, daß den Menschen das heilende Fieber mit Hilfe der Gewaltmittel abgewöhnt wurde? Jedenfalls ist es eine Tatsache, daß der zivilisierte Mensch heute den Zustand völliger Gesundheit kaum noch kennt; er befindet sich in einem andauernden Schwebezustand zwischen halber Krankheit und halber Gesundheit. Bisher war diese Entwicklung in der Hauptsache auf die Erwachsenen beschränkt. Leider erstrecken sich aber die beschriebenen medizinischen »Erfolge« allmählich auch auf immer jüngere Jahrgänge, also auf Schulkinder und manchmal schon auf Kleinkinder oder sogar Säuglinge. Es gibt heute zweioder dreijährige Kinder, bei denen nichts mehr recht anschlägt, weil sie schon mit sämtlichen Antibiotika ausgiebige Bekanntschaft gemacht haben! Und da die verschiedenen Keime gegen diese Mittel resistent geworden sind, läßt sich das Fieber nicht mehr unterdrücken. Alle zwei bis drei Wochen tritt eine akute fieberhafte Krankheit auf. Daran kann man erkennen, mit welcher verzweifelten Kraft ein gesund geborenes Kind einmal, ein einziges Mal eine Krankheit wirklich erleben und durchstehen möchte. Gegen alles ist ein solches Kind geimpft und trotzdem möchte es sich einmal in einer Krankheit bewähren; es möchte einmal seine eigenen Heilfähigkeiten einsetzen dürfen und dabei seine Konstitution stärken. Selbstverständlich haben wir es in solchen Fällen von Arzneimißbrauch mit Entartungserscheinungen unserer Zivilisation zu tun, die vorläufig noch nicht die Regel sind. Ebenso zweifellos ist es aber, daß diese Tendenz im Steigen ist, daß die Zahl solcher Unglückskinder bereits riesengroß ist - und daß sie weiter wachsen wird. Vom Sinn des Fiebers Es gibt wohl in der Geschichte der Medizin keinen großen Arzt, der seine Schüler nicht eindringlich gelehrt hätte: Fieber ist nicht die Krankheit selbst, sondern so etwas wie eine Waffe, die der Kranke im Kampf mit der Krankheit besitzt und entwickelt. Für den biologisch heilenden Arzt ist diese Auffassung selbstverständlich. Neuerdings ist sie auch von
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schulmedizinischer Seite voll bestätigt worden. Professor O. Westphal, Freiburg i. B., der die Rolle des Fiebers erneut untersuchte, sagt darüber: »Fieber ist nur ein Zeichen von Krankheit. Heute wissen wir recht genau, daß ein Fieber an sich das Gegenteil von einer Krankheit ist, nämlich, daß es zu den Mechanismen gehört, mit denen der Körper versucht, sich einer Infektionskrankheit zu erwehren.« Mit dieser Feststellung von wissenschaftlicher Seite ist in diesem sehr wichtigen Punkt eine völlige Übereinstimmung in allen medizinischen Richtungen hergestellt worden. Wenn nun auch in der Praxis danach gehandelt würde, könnte viel Unheil verhütet werden, das durch vorzeitiges, nicht genügend überlegtes Unterdrücken des Fiebers entsteht. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß Komplikationen und Nachkrankheiten entstehen können - sowie vor allem auch eine stark verzögerte Rekonvaleszenz -, wenn das Fieber zu früh zum Schwinden gebracht und die eigentliche Krankheitsursache nicht heilend angegangen wurde. Auch kann der Organismus bei einer vorzeitigen Auslöschung des Fiebers oft keine Immunität gegen die betreffende Krankheit entwickeln, so daß zum Beispiel eine mit Antibiotika abgebrochene Scharlacherkrankung mehrmals wiederkommen kann. Die Aufgabe des Arztes besteht eben nicht darin, das Fieber zu bekämpfen. Sein Bemühen muß sein, den biologischen Vorgang des Fiebers zu überwachen, so daß es als heilender Faktor wirksam werden kann. - Selbstverständlich kann bei jeder Krankheit auch einmal ein schwerer Verlauf auftreten. Die Art des Fiebertypus gibt dem erfahrenen Arzt dann wichtige Hinweise für die Frühdiagnose einer derartigen Situation. Daher ist es notwendig, bei hohen Temperaturen den Arzt zuzuziehen, damit er den Fieberablauf »überwacht«. Wenn er, wie es ja bei einem guten Arzt vorausgesetzt wird, die Fähigkeit besitzt, die biologischen Vorgänge des Fiebers richtig zu beurteilen, muß man ihm vertrauensvoll die Entscheidung überlassen, ob es sich noch um ein Heilungsgeschehen handelt, oder ob - wie dies in selteneren Fällen vorkommen kann das Fieber aus einem Schwächezustand heraus weiterlodert. Der Pflegende aber sollte durchdrungen sein von dem Wissen um die wohltätige Aufgabe des Fiebers; eine kraftvolle Fieberreaktion hilft ja dem Patienten, die verlorengegangene Harmonie der Körpervorgänge wiederherzustellen. Diese vertrauensvolle Grundhaltung ist in der Pflege eines Kranken bereits selbst ein heilender Faktor. Die innere Unruhe, die aus der Angst vor dem Fieber und den seltenen Komplikationen entsteht, von denen man vielleicht einmal gehört hat, überträgt sich nur zu rasch auf den Patienten und erschwert damit die Heilungsvorgänge.
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Ganz besonders gelten diese Überlegungen für die Fieberzustände bei Kindern. Temperamentvolle Kinder können heute über 41 Grad Fieber haben und drei bis vier Tage später völlig gesund sein! Erfahrene Eltern haben gelernt, sich über das hohe Fieber, das akute Erkrankungen wie Grippe, Angina oder infektiöse Kinderkrankheiten - besonders Masern, Scharlach - begleitet, zu freuen. Sie erkennen daraus, mit welcher starken Kraft sich ihr Kind zur Wehr setzt. Wie jede Krise, die man im Leben durchmacht, ist auch das Fieber oft mit unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden. Es kann starken Blutandrang zum Kopf und erhebliche Kopfschmerzen verursachen. Selbstverständlich wird der Arzt oder auch die Mutter von sich aus mit Wadenwickeln, nassen Strümpfen oder lauwarmen Essigwasserwaschungen das Blut vom Kopf abzuziehen suchen. Der naturgemäß vorgehende Arzt sieht es als seine Aufgabe an, Übertreibungen, die in jedem lebenden Organismus vorkommen, zu mildern und zu lenken. Dazu steht ihm eine Reihe wirksamer Heilpflanzen zur Verfügung, wie z.B. die Tollkirsche (Belladonna) oder der Eisenhut (Aconitum napellus), deren giftige Auszüge in potenzierter, d. h. rhythmisch verdünnter Form verordnet werden. Der Arzt arbeitet so nicht gegen, sondern mit dem Fieber, denn es ist für ihn ein wichtiger Heilfaktor. Niemals wird er daher so weit gehen, das Fieber rasch und völlig zu beseitigen. Je ernster die Krankheit, um so wichtiger ist die Beachtung dieser Grundregel allen echten Heilens. Man bedenke auch die Tatsache, daß manche Krankheiten erst dann gefährlich werden, wenn eine Entzündung vorliegt und kein entsprechend hohes Fieber auftritt. Fieber ist also eine höchst sinnvolle Kraftäußerung des Kranken. Die Masern Eltern, die mit wacher Aufmerksamkeit die Entwicklung ihrer Kinder verfolgen, machen die Erfahrung, daß eine Kinderkrankheit, -wenn sie in rechter Weise überstanden wurde - sich segensreich auswirkt. Am deutlichsten kann man das bei den Masern beobachten. Kräftig auftretende Masern führen zu einer Art von Aufquellung der Haut und der Schleimhäute. Das führt zu Schnupfen, Bindehautentzündung, Husten mit Schleimabsonderung, vor allem aber zu einer Aufweichung der Gesichtszüge, die Konturen werden unscharf, was oft zu einer grotesken Veränderung der Gesichtsformen führt. Dann aber, nach zwei oder drei Tagen, gehen alle Schwellungen zurück, das Fieber und alle katarrhalischen Erscheinungen an Augen, Nase und Bronchien lassen nach. Langsam,
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aber immer deutlicher kommt dann ein neuer, oft fremder Gesichtsausdruck zur Erscheinung und nach einiger Zeit fällt aufmerksamen Eltern auf, daß vielleicht sogar die bisherige Ähnlichkeit des Kindes mit Vater oder Mutter abgenommen hat, daß ein neues, individuelleres Gesicht entstanden ist. Auch sonst zeigt sich oft eine Veränderung im Kinde. Eigenarten oder Schwierigkeiten im Wesen, die bisher zu bemerken waren, treten zurück. Das Kind ist offensichtlich in ein neues Entwicklungsstadium eingetreten. Will man es exakt ausdrücken, so kann man sagen: »Das Kind ist jetzt besser inkarniert«, Leib und Seele haben sich besser gefunden. Eine tiefere Erklärung für diese Vorgänge kann man nur geben, wenn man auf die intimeren Zusammenhänge im Menschenwesen eingeht: Das Kind konnte gewisse Besonderheiten, die es aus der Vererbung übernommen hatte, mit Hilfe des Fieberprozesses überwinden, und es ist nun erst richtig zu sich selbst gekommen. Sein eigenes Wesen, das, was seine innerste Persönlichkeit ausmacht, hat sich durchgesetzt - mit Hilfe der Masern und unter Mitwirkung des Fiebers.
Damit nähern wir uns dem eigentlichen Sinn einer solchen Erkrankung: Das Ich des Kindes, also sein in ihm wirkendes Wesen, benutzt die Wärme-Steigerung, die wir Fieber nennen, um zur Selbstverwirklichung zu gelangen. Es wird dadurch erst richtig Herr im eigenen Haus.
Das Scharlachfieber
Auch wer die menschenkundlichen Schriften Rudolf Steiners nicht genauer kennt, kann durch eigene exakte Beobachtung die dort niedergelegten Anschauungen bestätigt finden und nun bereit sein, das volle Wesen des Menschen, also außer seinem physischen Körper den Organismus der lebendigen Kräfte des Aufbaues und Wachstums, dazu die Seelenkräfte, sowie das in allem wirksame Ich als zentralen Kern des Menschen, anzuerkennen. Wer lediglich das Körperliche für wissenschaftlich erforschbar hält, der kommt nur zu einer oberflächlichen Betrachtung und kann weder Gesundheit noch Krankheit verstehen, am wenigsten aber die Tatsache, daß bei einer Krankheit ein wohltätiger, sinnvoller Aufruhr entsteht, der schließlich zu einer um so größeren Klärung und Ordnung führt. Es wird noch nicht genügend erkannt, daß im menschlichen Organismus jeder physiologische Prozeß nicht nur ein chemischer Vorgang ist, sondern zugleich Mittler und Instrument seelisch-geistiger Prozesse. Dies sei kurz am Beispiel des Scharlachfiebers gezeigt. Wenn sich einem Menschen auf dem Wege zu einem als gut erkannten hohen Ziel, das er erstrebt, scheinbar unüberwindliche Hindernisse in den
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Weg stellen, kann er, in edlem Zorn aufbrausend, sagen: »Man möchte aus der Haut fahren.« Er möchte gleichsam die Grenzen des Möglichen sprengen, und die zunehmende Rötung des Gesichtes und das »Anschwellen der Zornesader« zeigt, daß er bis ins Leibliche ergriffen ist. Der gestaute Wille macht sich daher vielleicht in einem Faustschlag auf den Tisch Luft. - So wie bei einer solchen Willensbewegung die Armmuskeln das Instrument der wollenden, im Zorn entflammten Seele sind, so lebt zum Beispiel in der Muskeltätigkeit des Herzens, also in jedem Herzschlag, der unbewußte Lebenswille unseres Seelenwesens.* Ja, alle physiologischen Wärmeprozesse in uns sind Träger der unbewußten Tiefen unseres seelisch-geistigen Wesens, insofern es Willenscharakter hat. Die Wärme ist das Tor, durch das sich unser - dem ewigen Wesenskern entstammender - Lebenswille den Körper erobert und damit in die Sinneswelt einzieht. Es ist deshalb nicht bloß ein Vergleich, wenn wir das Fieber einen organisch-unbewußten Zorn nennen. Jedem Fieberprozeß liegt in der Tat eine Steigerung unseres Lebenswillens zugrunde. Der Scharlachkranke, der nun im wörtlichen Sinne aus der geröteten Haut fährt, die oft in Fetzen abfällt, erobert sich in einem Anfall berechtigten »Zornes« seine Leiblichkeit, die dem Eindringen des Seelisch-Geistigen mancherlei Widerstände entgegensetzen kann. Er sucht mit Vehemenz das ihm von dem Vererbungsstrom bereitete, aber nicht immer passende »Modell« (Rudolf Steiner) auf seine individuellen Bedürfnisse abzustimmen. Gerade eine solche dramatische Erkrankung kann uns also auch über die seelischgeistige Innenseite des Fiebers aufklären, jeder gewaltsame Eingriff in den Fieberprozeß bedeutet daher zugleich eine Schockierung der unbewußten Geistwesenheit des Menschen, ein Verurteilen derselben zur Lethargie, eine Schwächung ihres Lebenswillens. Eine Wiederholung solcher Rückschläge durch stete unsachgemäße Fieberbeseitigung statt sinnvoller Fieberlenkung greift besonders beim heranwachsenden Organismus ungut in die Entwicklung der Persönlichkeit ein und schafft Dispositionen für Willensschwäche und Hemmung der Lebensinitiative, ja für Melancholie und Depressionen im späteren Lebensalter. Das Gegenteil ist der Fall bei einem Menschen, der das werdende Leibesinstrument in der Kindheit durch die vom Schicksalsgang geforderten Krankheitsprozesse auf seine Individualität richtig abzustimmen vermochte. Er bleibt leiblich gesünder und seelisch elastischer. *Näheres siehe auch in: »Der Leib als Instrument der Seele« von Dr. med. W. Bühler.
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Der Wärmeorganismus
Die Wärmeprozesse, wie schon an anderer Stelle angezeigt, arbeiten in jedem Organ anders und bilden eine den ganzen Körper durchdringende Wärmeorganisation, ja einen regelrechten, relativ selbständigen Wärmeorganismus. Er bedeutet etwas wie das Allerheiligste in der physischen Leiblichkeit. Dieser Wärmeorganismus ist beim heranwachsenden Kind, vor allem beim Säugling, noch unfertig, labil und für alle Störungen von außen besonders empfindlich. Er muß, ebenso wie der übrige Organismus, erst langsam heranreifen, um in rechter Weise zu funktionieren und Instrument des seelisch-geistigen Wesenskernes werden zu können. Bei jedem Fieber wird er auf eine besondere Probe gestellt. Deshalb sind beim Kind ungerechtfertigte, seiner wahren Natur nicht gemäße Eingriffe besonders schwerwiegend und können sich weit ungünstiger auswirken als der scheinbar gleiche Eingriff beim Erwachsenen. Zum Impfproblem* Von hier aus fällt auch ein neues Licht auf die schwere Verantwortung, die wir mit einem bedenkenlosen Abimpfen unserer Kinder gegen alle möglichen Kinderkrankheiten übernehmen müssen.
Unsere Auffassung, daß jeder Kinderkrankheit ein tieferer Sinn im Schicksalswerdegang der Persönlichkeit zukommt, zeigt, daß die künstliche Beseitigung von Erkrankungsmöglichkeiten nicht so selbstverständlich ist und keineswegs nur positive Seiten hat, wie man es heute wahrhaben möchte.
Wenn wir aber durch gehäuftes Impfen dem kindlichen Organismus die meist förderliche Auseinandersetzung mit einer typischen Kinderkrankheit ersparen, übernehmen wir - nach Rudolf Steiner - als Ärzte und Erzieher die Verpflichtung, zum Ausgleich die Seelenkräfte unserer Kinder durch zusätzliche pädagogische Maßnahmen zu aktivieren und zu harmonisieren, wie dies zum Beispiel bei der Waldorf-Pädagogik der Fall ist.
Andererseits sollte der Erzieher sich bewußt sein, daß jede pädagogische Maßnahme nicht nur den Kopf anspricht, sondern durch die Art, wie sie praktiziert wird, gesundend oder kränkend bis in die leibliche Konstitution der Kinder hineinwirkt.
Wie zum Beispiel die Zornausbrüche eines Vaters oder eine einseitig intellektuelle Erziehung in der Schule einerseits den kindlichen Organismus schwächen und schädigen, so greift andererseits
* Näheres über die Impfprobiematik können Sie dem Beratungsblatt »Zu den Impfungen« entnehmen. Zu beziehen bei:
Initiativgruppe zur Förderung des anthroposophischen Heilwesens,
5804 Herdecke,
Auf dem Schnee 48 B.
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eine Menschenbildung, die Denken, Fühlen und Wollen in harmonischem Gleichmaß pflegt und entwickelt, gesundend und kräftigend in den Zusammenhang von Leib und Seele ein und macht dadurch den Organismus auch gegen Krankheitstendenzen widerstandsfähiger. Welch segensreichen Einfluß in dieser Beziehung zum Beispiel eine dem heranwachsenden Organismus angepaßte und bereits im Vorschulalter mögliche Eurythmie hat, ist noch viel zu wenig erkannt. Selbstverständlich liegen bei den einzelnen Kinderkrankheiten die Verhältnisse verschieden, gemäß dem individuellen und differenzierten Zusammenspiel von Leib und Seele.
Auf jeden Fall aber ist es für die Gesamtentwicklung des Menschen bedeutend förderlicher, seine Gesundungskräfte zu aktivieren, als ihm durch passiven, einseitigen Impfschutz und ängstliches Fernhalten jeglicher Ansteckungs- oder Schädigungsmöglichkeiten jede Kraftprobe ersparen zu wollen, - wenn diese vielleicht auch mit Mühen und Nöten verbunden ist. Weitere Ausführungen über dieses Thema können in dem einschlägigen Schrifttum nachgelesen werden (siehe unseren Literaturhinweis). Hier mag das Beispiel der Masern und des Scharlachs genügen, um den tieferen Sinn der Kinderkrankheiten darzustellen. Wer die Zusammenhänge durchschaut, wird die wunderbaren Vorgänge des Fiebers mit anderen Augen ansehen lernen. Er wird es gewissenhaft beobachten, aber nicht mehr aus kurzsichtiger Ängstlichkeit vorzeitig in dieses Heilungsgeschehen abrupt eingreifen wollen. An die Stelle der Angst tritt dann das Staunen vor dem Wunder dieser weisheitsvollen Naturvorgänge und das Vertrauen in die lebendigen Kräfte eines jeden heranwachsenden Menschenwesens, das sich auf vielerlei und individuelle Weise seinen Weg in die Leiblichkeit zu bahnen sucht.
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WILHELM ZUR LINDEN " OTTO WOLFF
Die Rachitis und ihre Verhütung Als Rachitis bezeichnet man eine Säuglingskrankheit, die sich am auffälligsten durch ungenügende Festigkeit und sogar durch Verbiegen der Knochen zeigt; der Bauch ist stark vorgewölbt und die Muskulatur schwach entwickelt und in einer Art dauernder Spannung. Die Kinder sind matt, aber schlaflos und reizbar; sie bleiben in der Entwicklung zurück und sind anfällig für katarrhalische Erkrankungen wie Schnupfen, Bronchitis und Durchfälle. Als tiefere Ursache liegt eine Stoffwechselstörung vor, genauer gesagt, eine mangelnde Fähigkeit zur Verkalkung. Im Laufe der Entwicklung müssen sich ja die Knochen durch Kalkeinlagerung verfestigen und auch die anderen Gewebe straffer werden. Natürlich ist es naheliegend zu meinen, daß dann mit einer Zufuhr von Kalk die Krankheit zu beheben sei; das ist aber überhaupt nicht der Fall.
Der Organismus kann damit gar nichts anfangen! Vielmehr besteht gerade ein Unvermögen, Kalk richtig aufzunehmen und damit umzugehen. - Erst in den letzten Jahrzehnten gelang es, diese Vorgänge genau zu erforschen und entsprechend zu beeinflussen. Noch um die Jahrhundertwende war die Rachitis eine schwere Volksseuche, an der Kinder zugrunde gingen oder verunstaltet wurden. Durch gesteigerte Wohnhygiene, Verbesserung der Ernährung und zusätzliche ärztliche Maßnahmen konnten die schwersten Formen dieser Krankheit zum Verschwinden gebracht werden. Womit hängt diese Schwäche des Organismus, mit dem Kalk nicht richtig umgehen zu können, zusammen, und was kann man dagegen tun?
Seit über hundert Jahren ist bekannt, daß Lebertran die krankhaften Veränderungen in kurzer Zeit heilen kann. Obwohl die Verwendung um die Jahrhundertwende der Bevölkerung in größerem Maße zugänglich gemacht wurde, scheiterte der Erfolg oft an dem Geschmack. Für viele Kinder war das tägliche Einflößen von Lebertran eine seelische Qual. Andererseits bemerkte man, daß auch Licht, vor allem die Ultraviolettstrahlung der Höhensonne, Rachitis heilen kann. Der alte Name »Englische Krankheit« für Rachitis kommt daher, daß die Krankheit vor allem in England auftrat, wo durch die mangelnde Sonneneinstrahlung und schlechte Wohnverhältnisse die Bedingungen eher gegeben waren.
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Das sogenannte Vitamin D
Eine Aufklärung dieser eigentümlichen Tatsache, daß sowohl Lebertran als auch Licht heilend wirken können, brachte die Auffindung des Vitamin D, das sich in Milch, Butter, Eigelb, besonders reich aber im Lebertran befindet. Die Lösung dieses Rätsels lag in der Entdeckung, daß das Vitamin D aus einer Vorstufe entsteht, die zwar der Organismus bildet, die aber erst durch die ultraviolette Bestrahlung in das wirksame Vitamin D übergeht. Mit Recht wird daher Vitamin D auch als »ins Medizinglas gebanntes Sonnenlicht« bezeichnet. Es gelang nun, dieses Vitamin D künstlich herzustellen, und 1931 wurde es in großem Stil zur Vorbeugung und Behandlung der Rachitis eingeführt. Da man allgemein Vitamine als Inbegriff von Gesundheit und Leben ansah, war es kein Wunder, daß keine großen Bedenken gegen die Anwendung und eventuelle Überdosierung oder dadurch zu befürchtende Schäden bestanden. Die Möglichkeit, eine schwere Krankheit auf so einfache Weise beherrschen zu können, ließ Bedenken nicht aufkommen. Das Problem Rachitis und ihre Behandlung schien gelöst. Jahrzehntelang verabreichte man allen Kindern das fertige Vitamin D (Handelspräparate sind unter den Namen Vigantol, Vigorsan, D-Tracetten, Detavit und anderen im Handel). Die Anwendung erfolgte jahrelang bedenkenlos, vor allem aber in Form des sogenannten Vitamin-D-Stoßes, bei dem sehr hohe Dosen auf einmal verabreicht werden. Die Stoßanwendungen waren in erster Linie bequem, und ihre gefährlichen Folgen schienen nicht gleich überschaubar, obwohl von verschiedener Seite warnende Stimmen erhoben wurden. Insbesondere wurde von anthroposophischen Ärzten immer wieder auf die Gefahren dieses Vorgehens hingewiesen. Bereits durch eine tiefere Auffassung vom Wesen der Krankheit und des Heilens, aber auch durch »Zwischenfälle« zeigte sich, daß die Dinge keineswegs so einfach liegen. Bekanntlich sind Vitamine Substanzen, die dem Organismus mit der Nahrung zugeführt werden müssen, weil er sie nicht selbst bilden kann. Das ist für die Substanz Vitamin D nicht der Fall! Deshalb wird in Fachkreisen diese Substanz auch nicht mehr zu den eigentlichen Vitaminen gerechnet, sondern zu den Hormonen. Der Mensch kann nämlich sehr wohl die Vorstufe des Vitamin D, das 7- Dehydrocholesterin selbst bilden. Was er aber wirklich von außen zugeführt erhalten muß, ist das Licht, das aus der Vorstufe erst das wirksame »Vitamin« im Organismus entstehen läßt. Gibt man nun das »fertige« Vitamin D, so nimmt man dem sich entwickelnden Organismus eine Tätigkeit ab, die er selbst ausführen beziehungsweise
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lernen sollte. Er braucht dann die Vorstufe nicht erst herzustellen, braucht auch kein Licht, kurz, alles geht viel schneller und einfacher. - In Wirklichkeit aber ist es töricht zu glauben, man könne einem Kind in der Entwicklung helfen, wenn man ihm etwas abnimmt, so daß es dies gar nicht erst selbst zu machen braucht. Vergleichsweise gesprochen ist das so, wie wenn man einem Kind die Mühe des Laufenlernens ersparen wollte und es gleich in einen Rollstuhl oder ein Auto setzte, wodurch es selbstverständlich wesentlich rascher vorankommt. Nicht der äußere »Erfolg« ist entscheidend, sondern das, was das Kind überhaupt an Fähigkeiten erwirbt und an der Auseinandersetzung mit der Umwelt gewinnt. Dieses Erwerben von Fähigkeiten als Entwicklungsschritt gilt es zu werten! Die Gefahr der Anwendung von Vitamin D Was geschieht aber nun durch das Vitamin D? Wir haben gesehen, daß der kranke rachitische Organismus mit dem Kalk nichts anfangen kann. Bekommt er nun Vitamin D, so kann er leicht Kalk aufnehmen und im Organismus ablagern. Es kommt zur Verkalkung der Knochen, die ja erwünscht ist, aber wenn die Grenze der Dosis nicht genau eingehalten wird darüber hinaus zu Kalkablagerungen auch in anderen Geweben, vor allem in der Niere und den Gefäßen. Ist die Dosierung zu hoch, dann wird der Kalk geradezu in das Gewebe hineingepreßt. Es kann also das Gegenteil der ursprünglichen Krankheit eintreten: Ist das rachitische Kind in der Entwicklung zurück und zu weich, so kann durch eine Überdosis von Vitamin D die Entwicklung so beschleunigt werden, daß ein vorzeitiger Alterungsprozeß und eine übermäßige Verhärtung einsetzt. Eine gewisse Verkalkung am richtigen Ort, das heißt im Knochen und den Zähnen, ist für die Entwicklung nötig. Erst beim alten Menschen treten Kalkablagerungen auch in anderen Geweben, zum Beispiel den Blutgefäßen, auf. Die übermäßige Kalkablagerung am falschen Ort ist also ein krankhafter, das heißt vorzeitiger Alterungsprozeß. Es zeigte sich tatsächlich auch bald, daß die Anwendung einer so hochwirksamen Substanz, wie es das Vitamin D ist, keinesfalls ungefährlich ist. Es gab Todesfälle nach Vitamin-D-Verabreichungen, und in England tauchte um 1950 ein neues Krankheitsbild wie eine Epidemie auf, das zunächst nicht richtig gedeutet werden konnte. Bei diesem rätselhaften Krankheitsbild blieben die Kinder in der Entwicklung zurück, zeigten vermehrt Kalk im Blut und eine allgemeine Verkalkung praktisch aller Gewebe, nicht nur der Knochen. Jedem Liter Milch fügte man damals in England 1000 Ein-
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heiten Vitamin D zu, so daß mit den noch außerdem vitaminierten Nahrungsmitteln die Säuglinge und Kinder täglich 3000-4000 Einheiten Vitamin D erhielten. Dabei beträgt der normale Tagesbedarf 400- 600 Einheiten! Erst nach geraumer Zeit erkannte man den Zusammenhang dieser »neuen« Krankheit mit dem Vitamin D. Nach Beseitigung der Nahrungsmittel-Vitaminisierung sank die Häufigkeit der geschilderten krankhaften Erscheinungen beträchtlich ab. Später (nach 1961) wurde ein gehäuftes Zusammentreffen von zu hohem Kalkgehalt im Blut, wie es nach Vitamin-D-Gaben eintritt, und Herz- und Gefäßerkrankungen bei Kindern beschrieben. In diesen Fällen, wie bei den geschilderten Erscheinungen eines erhöhten Kalkgehaltes im Blute, ist immer wieder die Rede von »geistigen Schäden«, von geistiger Retardierung oder Hemmung der geistigen Entwicklung. Der kindliche Körper wird also in einen Zustand versetzt, der dem des alten, an Arterienverkalkung leidenden Menschen angenähert ist. Die Folge einer derartig starken und vorzeitigen Mineralisierung des kindlichen Körpers ist -neben anderen Schäden - eine Bewußtseinsveränderung, die sich zunächst allerdings in zu großer Wachheit äußern kann, dann aber im Verlaufe von Jahren zu einer Einschränkung des Denkvermögens und der geistigen Entwicklung führt. In dieser fundamentalen Störung der Bewußtseinsentwicklung ist die Hauptgefahr der Vitamin- D-Behandlung zu sehen! Nicht die geschilderten schweren Schäden an Nieren und Blutgefäßen allein oder die glücklicherweise nur sehr wenigen Todesfälle sind für die Beurteilung der Auswirkung von Vitamin D entscheidend, sondern vielmehr die Veränderung der gesamten Konstitution und die hier charakterisierten feineren Störungen, auf die man heute überhaupt nicht achtet. Natürlich muß man sich vor Einseitigkeit der Auffassung hüten und darf nun nicht alle negativen Beobachtungen dem Vitamin D in die Schuhe schieben. Es gibt noch mancherlei andere Gründe für solche Veränderungen des Bewußtseins oder frühzeitiger Alterungsprozesse: die Technisierung unseres Lebens, die unsinnige Reizüberflutung schon der Kinder und Säuglinge durch Straßenlärm, Radio, Fernsehen und so weiter. Vor allem aber die immer stärker werdende Intellektualisierung und Mechanisierung der Lehrmethoden in den Schulen, eine falsch verstandene Vorschulerziehung, kurz, das gesamte zivilisatorische Leben wirkt in dieselbe Richtung wie Spätwirkungen der Vitamin-DAnwendung. Diese unheilvolle Entwicklung sollte deshalb nicht auch noch medikamentös gefördert werden.
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Die praktische Vorbeugung
Es kann sich selbstverständlich nicht darum handeln, über die Tatsache hinwegzusehen, daß es durch Anwendung von Vitamin D möglich ist, die schweren Schäden der Rachitis früherer Zeiten zu verhindern. Vielmehr muß darauf hingewiesen werden, daß man eben von einem Extrem ins andere fallen kann und statt der einen eine andere Krankheit hervorruft, die unter Umständen schlimmer ist als die Grundkrankheit. Namhafte Kinderärzte, wie zum Beispiel Professor Mai, haben daraufhingewiesen, daß »vielleicht eine ungenügend therapierte Rachitis heute weniger gefährlich ist als ein späteres Gefäß- oder Nierenleiden«. Wir dürfen hinzufügen, daß eine leichte Rachitis für den ganzen Lebenslauf eines Menschen unter Umständen weniger schwerwiegend ist als eine Beeinflussung oder Hemmung der geistigen Entwicklung, worauf hingewiesen wurde. Vor allem aber ist zu bedenken, daß nicht alle Kinder rachitisgefährdet sind, ja daß manches Kind von sich aus schon eine gewisse vorzeitige Entwicklung zeigt, wie man sie heute vielfach antrifft. Dies kann sich in vorzeitigem Fontanellenschluß, frühzeitigem Durchbruch der Zähne, vorzeitiger intellektueller Entwicklung und anderem äußern. Zumeist sind die Eltern erfreut über die rasche Entwicklung und sehen darin das künftige Genie. Der Arzt weiß aber, daß solch eine Verfrühung der Entwicklung keineswegs positiv zu werten ist; ja, die sog. Akzeleration der Jugendlichen ist ein schwieriges ärztliches und menschliches Problem. Jedenfalls fördert eine Maßnahme, die - mit Recht - eine Retardierung verhindern will, die gegenteilige Entwicklung, wenn sie, d.h. die Verabreichung von Vitamin D, nicht angezeigt ist. Die übliche »vorbeugende« Verabreichung an jedes Kind nimmt darauf keine Rücksicht. Was für manche Kinder eine Hilfe ist, wird für andere zum Schaden. Die Tragik unserer Zeit ist, daß nicht nur diese Auswirkungen noch nicht gesehen werden, sondern daß andere Lösungen als die Verabreichung von synthetischem Vitamin D überhaupt nicht in Erwägung gezogen werden. Ein wesentlicher Faktor für die Entstehung oder Begünstigung der Rachitis ist die Ernährung. Es besteht kein Zweifel, daß die Kinder, die Muttermilch erhalten, weniger rachitisgefährdet sind als Flaschenkinder. Kann ein Kind nicht gestillt werden, so gibt eine gesunde Ernährung aus hochwertigen Getreidezusätzen (Demeter-Produkte, Marke »Holle«) zu guter verdünnter Kuhmilch einen erheblichen Schutz gegen schwere Rachitis. Dieser Getreideschleim, gewonnen aus Korn, welches auf natürlich gedüngten Äckern gewachsen ist - nach biologisch-dynamischen
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Methoden und frei von Kunstdünger-, erhält auch bei der weiteren Verarbeitung keinerlei chemische Zusätze. Er stellt daher das reinste Naturprodukt dar, das heute möglich ist. Es muß aber nachdrücklich darauf hingewiesen werden, daß auch die beste Ernährung zur sicheren Rachitis- Vorbeugung allein nicht ausreicht! Ebenso muß deutlich ausgesprochen werden, daß der Verzicht auf synthetisches Vitamin D nur dann verantwortet werden kann, wenn die regelmäßige ärztliche Kontrolle ergibt, daß keinerlei Gefährdung besteht, beziehungsweise wenn anstelle des Vitamin D wirksame biologische Heilmittel in richtiger Dosierung und über genügend lange Zeit hinaus gegeben werden. Mit Nachdruck sei nochmals darauf hingewiesen, daß Kalkpräparate allein zur Rachitisverhütung nicht geeignet sind; sie können zwar eine ausgezeichnete Ergänzung der Natur sein, aber keine Rachitis- Heilmittel. - Eine sorgsam ausgewählte und durchgeführte Rachitis-Vorbeugung ist für alle Säuglinge durchaus notwendig. Es sei betont, daß jeder Säugling regelmäßig dem Arzt vorgestellt werden sollte, vor allem, wenn Anzeichen einer Rachitis auftreten. Erwähnt sei noch, daß jede Überernährung die Rachitisentstehung begünstigt. Die nun zu schildernden Maßnahmen haben sich seit Jahrzehnten in der anthroposophisch orientierten Medizin zur Rachitis-Vorbeugung bewährt. Vorbeugende Maßnahmen sollten bereits in der 5. Lebenswoche beginnen. Sie sind unter ärztlicher Kontrolle im 1. Lebensjahr durchzuführen. Auch im 2. Lebensjahr ist dringend ärztliche Aufsicht anzuraten. Zu einer vereinfachten, vorbeugenden Behandlung sind zwei Kombinationspräparate entwickelt worden, die vom Arzt verordnet werden: 1. Apatit/Phosphor comp., Tropfen, und 2. Conchae/Quercus comp., Pulver (Original Weleda). Die beiden Präparate sind in zwei verschiedenen Stärken und Zusammensetzungen im Handel: mit der Bezeichnung »S« für Säuglinge bis zum 7. Monat, mit der Bezeichnung »K« für Kleinkinder nach diesem Zeitabschnitt. Diese Mittel stellen eine Art Standardkur dar, durch die bei sorgsamer Durchführung das Auftreten einer Rachitis verhütet werden kann. Damit soll aber genaueren Verordnungen, die ein in der Methode erfahrener Arzt für einen Einzelfall auswählt, nicht vorgegriffen werden. In den ersten Lebensjahren ist eine monatliche Kontrolluntersuchung erforderlich. Diese Medikamente nehmen dem Organismus nichts ab, sondern regen die Selbstheilungskräfte des Kindes an, d. h. die Bildung der körpereigenen
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Vorstufe des Vitamin D. Sie sind deshalb mit dem Vitamin D nicht auf eine Stufe zu stellen. Bei besonders gefährdeten Kindern (vererbte Rachitisanlage, schlechte Lichtverhältnisse, ungeeignete Ernährung oder unzweckmäßige Pflege) kann man, besonders im Winter, für zwei oder drei Wochen statt der oben genannten Anwendung auch naturreinen Lebertran verabreichen, 2mal täglich einen halben bis einen Teelöffel voll. Notwendig ist das im allgemeinen nicht. Diese Methode hat sich in Jahrzehnten bei Tausenden von Säuglingen als erfolgreich und ausreichend erwiesen. Ein Schaden ist dadurch nicht zu erwarten, da Lebertran, wie alle natürlichen Quellen von Vitamin D, auch seinen Gegenspieler, das Vitamin A, enthält, so daß eine evtl. Überdosierung dadurch ausgeglichen wird. Eine notwendige Ergänzung dieser Maßnahmen ist das tägliche Hinausbringen der Kinder ins Freie, um die unbedingt nötige Zufuhr von Licht zu gewährleisten. Je nach der Witterung bringt man das Kind - von der sechsten Woche an - an die frische Luft und in die Sonne. Auch im Winter ist das nötig! Die Zeitdauer richtet sich nach Wind und Temperatur; oft genügt schon eine Viertelstunde. Vorsicht bei Ostwind und Temperaturen unter vier Grad! Notfalls stellt man das Kinderbett eine Zeitlang direkt an das geöffnete Fenster. Im Sommer kann man das Kind auch für kurze Zeit entkleidet der Vormittagssonne aussetzen, mit zwei Minuten beginnend, langsam auf fünfzehn Minuten steigernd, wobei der Kopf bedeckt werden muß. - Dem Kinderbad kann man auch Thymian-Abkochungen (oder Weleda-Kinderbad) oder Sole zusetzen. Es besteht keine Notwendigkeit, Säuglinge täglich zu baden. Mit der Seifenanwendung sollte man zurückhaltend sein, weil durch sie der wertvolle Hauttalg unnötig entfernt wird. Es sei ausdrücklich erwähnt, daß die vorgeschlagenen Behandlungen Standardmaßnahmen sind, die unter Umständen ergänzt werden müssen. Sollten dennoch rachitische Anzeichen auftreten, so hat der erfahrene Arzt natürliche Heilmittel zur Verfügung. Unbedingt gehören aber Sorgfalt und große Ausdauer der Mutter zu einem vollen Heilerfolg. Zur Frage der »Kollektivmedizin« Aus den dargestellten Grundgedanken kann hervorgehen, daß unsere Ablehnung der Vitamin-DPräparate vor allem deshalb erfolgt, weil eine übermäßige Verhärtungstendenz im Organismus veranlagt wird, die sich auf das ganze Leben auswirken kann. Nun ist eine Verhärtung und Verkalkung bis zu einem gewissen Grade nötig, sonst kommt es eben zur
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Rachitis. Doch ist diese Tendenz außerordentlich verschieden bei den einzelnen Menschen ausgeprägt. Man weiß heute, daß in seltenen Fällen sogar eine »Überempfindlichkeit« gegenüber Vitamin D besteht, das heißt, daß der betreffende Organismus es gewiß nicht benötigt und deshalb eben stärker reagiert. Man sieht nicht, daß Vitamin D zwar in vielen Fällen die Rachitis verhüten kann, aber in anderen Fällen, die vielleicht zahlreicher sind, eine noch bedenklichere Entwicklung einleitet. In der Begeisterung für die rasche Wirkung wurde das synthetische Vitamin D allen Kindern verordnet, oft sogar ohne Untersuchung und ohne jede Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse. Das geschah natürlich aus bester Absicht. Derartige Kollektivmaßnahmen sind aber mit wahrer Heilkunst nicht vereinbar. Durch sie kann soziale Hygiene tatsächlich unmenschlich werden, ganz gleich, ob ihre Ausgangsstellung richtig oder falsch war und ob die Absicht von bestem Willen getragen war. Gerade diese Tendenz zur Erweichung oder Verhärtung, Verlangsamung oder Beschleunigung der Entwicklung ist sehr individuell ausgeprägt. Das ist eine Realität, die berücksichtigt werden muß! Selbst bei der Festsetzung unserer Steuern nimmt der Staat Rücksicht auf die Besonderheiten jedes einzelnen Bürgers; ihre spezielle »Dosierung« wird eingehend geprüft, wobei äußerst differenziert vorgegangen wird. Wieviel mehr müßte aber in Fragen der Gesundheit der Einzelfall geprüft und berücksichtigt werden! Stattdessen wird noch immer schematisch vorgegangen, und jedes Kind erhält die gleichen Dosen, ob es deren bedarf oder nicht. Oft genug tun ängstliche Mütter darüber hinaus noch das Ihre und versorgen das Kind mit zusätzlichen Vitamin-D-Rationen in Stärkungsmitteln, Tabletten oder ähnlichem, weil sie glauben, daß man mit einem Vitamin niemals Schaden anrichten könne. Leider sind viele dieser hochwirksamen Präparate immer noch frei verkäuflich. Häufig wird bei der Verabreichung der Vitamin-D-Präparate sogar ein recht erheblicher moralischer Druck angewendet. Ja, Eltern, die ihr Kind nicht gegen Rachitis schützen, können strafrechtlich verfolgt werden. Eine sehr einseitige Sorge des Staates. Gewiß sind sich wohl alle führenden Kinderärzte darüber einig, daß der jahrzehntelang routinemäßig geübte »Stoß« völlig unphysiologisch ist, und man empfiehlt heute die tägliche Verabreichung geringer Dosen Vitamin D. Dennoch wird von verschiedener Seite noch immer der Frühstoß in der ersten Lebenswoche empfohlen. Er muß für das neugeborene Kind geradezu wie ein Schock wirken. Natürlich sind die
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Vitamin-D-Stöße für eine Massenbehandlung sehr bequem. Man hält eine Anwendung geringerer täglicher Vitamin-D-Gaben über längere Zeit hinaus deswegen nicht für vertretbar, weil erfahrungsgemäß viele Mütter eine sich über Monate erstreckende tägliche Verabreichung von Medikamenten nicht mit genügender Sorgfalt durchführen. Diese Auffassung und solche Bedenken sind in mancher Hinsicht verständlich und - sicherlich oft - auch zutreffend. Man sollte aber wegen der Nachlässigkeit mancher Mütter die Gesamtheit der Kinder nicht der Gefährdung durch unphysiologisch hohe Vitamin-D-Stöße weiter aussetzen! Angesichts der immer mehr bekannt werdenden Schäden durch das isolierte sog. Vitamin D sollte dessen immer noch weitgehend kritiklose Anwendung unterbleiben. Die Möglickeit, auf welche hingewiesen wurde, daß bei unseren Kindern eine »Hemmung der geistigen Entwicklung«, ja ein frühzeitiger Vergreisungsprozeß veranlagt werden kann, sollte als Warnung genügen! Denn was soll aus unseren schon im Säuglingsalter auf den Weg der Verkalkung gebrachten Kindern einmal werden, wenn sie erst in die Jahre der altersbedingten Adernverkalkung kommen! Literatur Rudolf Steiner, Themen aus dem Gesamtwerk, Zur Sinneslehre, 2. Aufl. Stuttgart 1981. Norbert Glas, Frühe Kindheit, 4. Aufl. Stuttgart 1985. Wilhelm zur Linden, Geburt und Kindheit. Ernährung - Pflege - Erziehung. Frankfurt 12. Aufl. 1986. Wilhelm zur Linden, Dein Kind - sein Werden und Gedeihen, 2. Aufl. Frankfurt 1982. Caroline von Heydebrand, Vom Seelenwesen des Kindes, 9. Aufl. Stuttgart 1984. Willi Aeppli, Sinnesorganismus-Sinnesverlust-Sinnespflege, Stuttgarts. Aufl. 1979. Karl König, Die ersten drei jähre des Kindes, Stuttgart 7. Aufl. 1981. Walther Bühler, Der Leib als Instrument der Seele, Stuttgart 9. Aufl. 1985. Wolfgang Goebel / Michaela Glöckler, Kindersprechstunde, 5. Aufl. Stuttgart 1986. Friedrich Husemann / Otto Wolff, Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst, Bd. 3, Stuttgarts. Aufl. 1986. Elisabeth Plattner, Die ersten Lebensjahre, Stuttgart 1987. Hans Müller-Wiedemann, Heilpädagogik in den ersten Lebensjahren, Stuttgart 1987. Seite 31 Geburt und Kindheit Ernährung " Pflege " Erziehung Dr. med. Wilhelm zur Linden Neuüberarbeitete und erweiterte 12. Auflage Dieses Buch ist aus der Praxis zwischen Arzt und ratsuchenden Eltern entstanden. Es schöpft aus der jahrzehntelangen Erfahrung einer anthroposophisch orientierten Heilweise. Es ist ein Standardwerk für jeden Erzieher, da es grundsätzlich menschenkundlich ansetzt. Es vermittelt Einblicke in die im Menschen wirkenden Kräfte der Seele und des Geistes. Ein Buch, das durch Erfahrung überzeugt. Das Werk hat 19 Kapitel und ein ausführliches Bezugsquellenverzeichnis und sonstige wertvollste Hinweise. Die Themen spannen sich vom werdenden Kind, Schwangerschaft, Gefahren für das werdende Kind, Empfängnisverhütung, über die Geburt, das Wochenbett, das Kind nach der Geburt, der Säugling, seine Ernährung bis hin zu Erziehungsfragen, das kranke Kind, Kinderkrankheiten, Maßnahmen und Hausmittel und vieles mehr. Kurz, es ist ein Werk, das jede Familie besitzen sollte. Die Zielsetzungen des Autors sind erfüllt, wenn dadurch eine Vertiefung des Verantwortungsgefühls der Eltern, Ärzte und Pflegepersonen bewirkt wird. Denn Auswirkungen im späteren Leben lassen sich nicht leugnen.
Ein Standard-Werk für den Erzieher.
(626 Seiten, Leinen, 38,-DM.)
Zu beziehen beim Verein für ein erweitertes Heilwesen,
7263 Bad Liebenzell 3,
Johannes-Kepler- Straße 56,
Telefon (070 52) 5 67, 2034.
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VEREIN FÜR EIN ERWEITERTES HEILWESEN
Immer mehr wird der Mensch heutzutage durch die technischen Lebensformen in seiner äußeren und zunehmend auch in seiner inneren gesunden Entfaltung bedroht. Deshalb brauchen wir eine um Schutz und Pflege der Seele und des Geistes erweiterte Hygiene, eine soziale Hygiene! Diesem Bemühen dient der 1952 von Ärzten und Laien gegründete Verein für ein erweitertes Heilwesen. Begründet in der Anthroposophie Rudolf Steiners und der hieraus entwickelten Erweiterung der Heilkunst dienen diesem Bemühen auch die Inhalte der regelmäßig erscheinenden »Merkblätter für eine bewußte Lebensführung in Gesundheit und Krankheit« sowie eine »Sozialhygienische Schriftenreihe« in Buchform. Diese Schriften sind für jedermann verständlich und leiten zur praktischen alltäglichen Lebenshilfe an. Ein wesentliches Anliegen ist uns die Erhaltung eines freien und die Schaffung eines menschengemäßen Gesundheitswesens. Darüber hinaus sehen wir unsere Aufgabe in der Förderung neuer, zukunftsorientierter therapeutischer Wirkungsstätten (z. B. Therapeutika) und Patientengemeinschaften mit dem Ziel, neue Sozialmodelle zu erproben. Der Verein für ein erweitertes Heilwesen möchte: Verständnis wecken für eine natur- und geistgemäße Heilweise, die durch die Anthroposophie Rudolf Steiners erweiterte Heilkunst fördern, sich einsetzen für ein freies Heilwesen, also vor allem für die Therapie- und Verordnungsfreiheit, die anthroposophische Menschen- und Naturerkenntnis fruchtbar machen für vorbeugende Gesundheitspflege, das heißt, eine zeitgemäße Soizialhygiene auf allen Lebensgebieten bewirken: z.B. Ernährung, Kleidung, Arbeitswelt, Freizeit, Kindererziehung, Selbsterziehung und Schulungswege für den einzelnen Menschen, die Ursachen der Umweltkränkung erforschen und die Möglichkeiten, diese mit Hilfe geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse zu heilen oder in Zukunft zu vermeiden, neue zukunftsorientierte Initiativen fördern: Therapeutika-Gründungen, bestehende anthroposophische therapeutische Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Sanatorien, bei der Aus- und Fortbildung aller im anthroposophischen Heilwesen Tätigen, besonders des ärztlichen Nachwuchses, der Kunsttherapeuten, z. B. Sprachgestalter und Heileurythmisten helfen, die anthroposophisch-medizinischen Forschungsinstitute unterstützen. Diese Ziele werden angestrebt durch öffentliche Vorträge und Seminare, Gründung von regionalen Initiativ- und Arbeitsgruppen im Bundesgebiet und West-Berlin sowie im Ausland unter Beteiligung von dort ansässigen Ärzten, Therapeuten und interessierten Laien - oftmals Keimzelle eines Therapeutikums, das ständig erweiterte Verlagsprogramm mit populären Themen für selbsterzieherische und selbstheilende Maßnahmen zu körperlicher, seelischer und geistiger Gesundheit. Die Finanzierung erfolgt über eine ständig wachsende Anzahl von Mitgliedern und durch Spenden. Deshalb rechnen wir mit jeder Einzelpersönlichkeit als Mitglied, um solche zukunftstragenden Ideen finanzieren zu können. Ihre Mitgliedschaft ist dafür eine wesentliche Hilfe. Der Mindestbeitrag im Jahr beträgt DM 40,- (monatlich DM 3,30).
Sie helfen dann mit bei der Lösung der uns alle betreffenden Probleme.
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Merkblätter für eine bewußte Lebensführung in Gesundheit und Krankheit (eine Auswahl)
3 Künstlerische Therapie
17 Wassernot und Wasserrettung
20 Vom Wert der Gewürze
26 Der Heilberuf als Lebensaufgabe
28 Legasthenie - ein Zeitproblem
31 Menschengemäße Geburtshilfe
35 Was ist Homöopathie?
37 Depression - Wesen und Behandlung
39 Arzneimittelgesetz und geistige Freiheit
40 Die zweifache Abstammung des Menschen
45 Was bedeutet Seelenpflege?
49 Die Leber-Organ der Lebenskraft
101 Nervosität " Ich habe keine Zeit
102 Radio und Kino " Gefahren für die Seele
103 Gesunde Erde-Gesunder Mensch
104 Heilkräfte des Denkens
105 Krebs, die Krankheit unserer Zeit
106 Die Umwelt des Kleinkindes - Die gesunde Ernährung des Säuglings
107 Droge und Suchtentstehung
109 Comics oder Märchen?
110 Mit dem Bildschirm leben
111 Die Furcht vor dem Tode " Schöpferisches Altern
112 Tolerierte Sucht " Alkohol " Rauchen
113 Anthroposophische Medizin und ihre Heilmittel
114 Kinderkrankheiten haben einen Sinn - Rachitis - Abhärtung
115 Das kindliche Spiel - Spiel und Spielzeug
116 Zur Gesundung menschlicher Gemeinschaft
117 Musiktherapie - Ein Beitrag aus anthroposophischer Sicht
118 Meditation als Heilkraft der Seele
120 Hat das Leben einen Sinn? Schicksal und Wiederverkörperung
121 Therapiefreiheit - eine Forderung unserer Zeit
122 Das autistische Kind
123 Willensschulung-Notwendigkeit in Pädagogik und Selbsterziehung
124 Rhythmen im Lebenslauf
125 Pop-Musik: Faszination der Jugend
126 Empfängnisregelung und menschliche Freiheit
128 Rheuma - eine Volkskrankheit
129 Magersucht und »Freßsucht«
130 Eurythmie - die heilende Bewegungskunst
131 AIDS - Gesichtspunkte zur Sexualität
132 Unsere Zähne - Opfer der Zivilisation? (ab August 1988)
133 Unser täglich Brot
Die Merkblätter geben viele praktische Ratschläge zu einer umfassenden Gesundung von Leib, Seele und Geist. Sie appellieren zugleich an die Einsicht und Selbstverantwortung jedes Menschen. Sie sind von anthroposophischen Ärzten und Fachleuten, für jedermann verständlich, als Lebenshilfe für den Alltag geschrieben.
Bestellungen an:
Verein für ein erweitertes Heilwesen,
7263 Bad Liebenzell 3,
Johannes-Kepler- Straße 56,
Tel. (0 70 52) 20 34/5 67.
Für die Schweiz:
Verein für ein anthroposophisch erweitertes Heilwesen,
CH-4144 Ariesheim,
Stollenrain 15,
Tel. (061) 72 15 14
Hintere Umschlagseite
Dr.med. Walther Bühler, geb. 1913 in Homburg/Saar.
Staatsexamen 1938 in Freiburg
Sanitätsoffizier im Zweiten Weltkrieg.
Mitbegründer und langjähriger Leiter der Krankenanstalt Paracelsushaus in Bad Liebenzell/Ul.
Vorstandsmitglied der anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland und der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte.
Mitbegründer und Vorstandsmitglied der sozialhygienischen Laienbewegung »Verein für ein erweitertes Heilwesen«.
Autor von Zeitschriftenartikeln und Büchern.
Besonders bedeutungsvoll: »Das bewegliche Osterfest«
(Neuauflage 1978 »Die geistigen Hintergründe der Kalenderordnung«).
Seit 1968 hauptberuflich als Dozent und Vortragsredner tätig, auch über sozialhygienische Fragen, und dadurch weiten Kreisen bekannt.
Dr. med. Otto Wolff, geb. 1921 in Glatz/Schlesien.
Nach dem medizinischen Staatsexamen klinische Tätigkeit mit besonderer Forschungsrichtung Biochemie.
Danach niedergelassen als praktischer Arzt und Schularzt.
Langjährig tätig in der Heilmittelforschung und -entwicklung.
Zahlreiche Veröffentlichungen auf verschiedenen medizinischen Gebieten.
Herausgeber und Hauptautor des Standardwerkes der anthroposophischen Medizin:
F. Husemann / O. Wolff »Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst«,
Stuttgart 1974 und 1978. -
Dozent am medizinischen Seminar der Lukas-Klinik Ariesheim (Schweiz) und am »Waldorf Institute of Mercy College« in Detroit (USA).
Regelmäßige seminaristische Tätigkeit besonders über anthroposophische Medizin in Deutschland, Skandinavien, Spanien, USA, Brasilien, Argentinien und Südafrika.
Dr. med. Wilhelm zur Linden, geb. 1896 in Neuwied/ Rhein, gestorben 1972, hat sich besonders auch mit Fragen der Diätetik, der Heilpädagogik und der Kinderheilkunde befaßt.
Kinderkrankheiten haben einen Sinn!
Mein Kind hat 40 Fieber! Was kann ich tun? Diese ängstliche Frage wurde sicherlich schon von jeder Mutter gestellt.
Der Heilkundige wird nicht zum allbekannten Fieberzäpfchen raten, sondern zu ableitenden Maßnahmen wie Wadenwickeln und ähnlichem. Fieber ist ein wertvoller Helfer für das Kind in seiner Entwicklung. Es wird stärker und widerstandsfähiger aus seiner Krankheit hervorgehen.
Kinderkrankheiten müssen sein! Sie helfen dem kleinen Erdenbürger, seine »Wohnung« - gemeint ist sein Leib - richtig zu erfassen und sich ganz zu inkarnieren.
In dieser Schrift werden Gesichtspunkte aus der anthroposophischen Geisteswissenschaft aufgezeigt, die ein jeder Erzieher kennen sollte.