Willich: "Ich glaube, dass die integrative Medizin eine moderne Medizinform ist.":http://www.kma-online.de/nachrichten/medizin/id__16942___view.html[*QUOTE*]
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16.03.2009
Innovative Therapie
Integrative Medizin verspricht große Erfolge In der Ambulanz für Prävention und Integrative Medizin der Charité Berlin
werden Patienten von Ärzten verschiedenster Fachrichtungen behandelt.
Harald Müllers (Name geändert) Leidensweg ist lang: Seit Jahren plagen ihn
starke Schmerzen im linken Bein. Jeder Schritt tut weh, meist geht es nur
humpelnd voran. Er konsultierte schon mehrere Orthopäden, doch außer
vagen Diagnosen schlugen sie nicht viel vor. Eine Operation wollte der
Lehrer auch nicht. Er lernte, mit den Schmerzen zu leben. Bis er vor einigen
Monaten im Berliner Universitätsklinikum Charité auf ein völlig neuartiges
Angebot stieß: In der
Ambulanz für Prävention und Integrative Medizin (Champ)
werden Patienten von Ärzten verschiedenster Fachrichtungen behandelt. Sie
bringen ihr Fachwissen zusammen und
setzen bewusst auch
alternative Heilverfahren ein. An deutschen Kliniken gibt es kaum vergleichbares,
selbst weltweit sind interdisziplinäre Behandlungen dieser Art sehr selten.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Ambulanz in Europas größtem
Universitätsklinikum kaum von anderen Krankenhausangeboten. In dem kleinen
Wartebereich im Bezirk Mitte sitzen Männer und Frauen, während im Nebenraum
ein Arzt Patienten empfängt. Doch eines ist hier grundsätzlich anders: "Patienten
werden als Ganzes betrachtet, Lebensumstände mit berücksichtigt und Wünsche
und Vorstellungen in die Therapie miteinbezogen", beschreibt Patient Müller die
Behandlung. "Die Ärzte bei Champ hören viel mehr zu, stellen mehr Fragen und
fixieren sich nicht nur auf eine Sache."
Genau das ist auch der Ansatz des
Charité-Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie
und Gesundheitsökonomie, zu dem die vor rund einem Jahr gegründete Ambulanz
gehört. "Bislang stehen sich Vertreter der Schulmedizin und alternativer Heilmethoden
meist ablehnend, gelegentlich sogar feindschaftlich gegenüber", sagt der Direktor
des Instituts, Professor Stefan Willich.
Schulmediziner glauben oft nur, was sie in ihren
Lehrbüchern finden. Ihre Kritiker dagegen schwören auf alternative Methoden und
engere Patientenbeziehungen."Diese Spaltung wollen wir mit unserem integrativen Ansatz überwinden", erklärt
Internist Willich. "Ich glaube, dass die integrative Medizin eine moderne Medizinform
ist." Schließlich könne nur so die Versorgung der Patienten mit ihren unterschiedlichsten
Anforderungen und Ansprüchen verbessert werden. Die Schulmedizin hat zwar durchaus
ihre Stärken, wie er aus eigener zehnjähriger Erfahrung in der Kardiologie weiß. Zum
Beispiel bei der Versorgung akuter Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
"Doch wenn ein Mensch chronisch krank wird, sind die Behandlungsmöglichkeiten in der
Schulmedizin limitiert."Das belegen auch die bundesweiten Zahlen: chronische Schmerzen wie im Kopf oder im
Rücken zählen zu den größten Volkskrankheiten, hunderttausende Menschen sind oft
jahrelang in ihrem Alltag eingeschränkt. Ärzte stehen dem oft hilflos gegenüber. Das
treibt nicht nur die Kosten des Gesundheitssystems in die Höhe, auch die Wirtschaft
beklagt die aus den Krankheiten resultierenden, unzähligen Fehltage.
Der neue Ansatz der Charité könnte dabei schon bald Abhilfe schaffen. In der
Ambulanz arbeiten nicht nur zehn Mitarbeiter verschiedener Fachbereiche wie
Allgemeinmedizin, Psychotherapie und Ernährungsberatung zusammen.
Im Institut
gibt es sogar drei Professuren für den Bereich der Komplementärmedizin - das ist
für eine Universitätsklinik deutschlandweit einmalig. Deswegen wird im Institut
auch der Nutzen alternativer Heilmethoden wissenschaftlich erforscht. "Wir wollen
nicht einfach irgendetwas bei den Patienten ausprobieren und damit Tür und Tor für
Scharlatanerie öffnen", erklärt der 49-jährige Willich.
Stattdessen sollen nur erfolgreich
erprobte Methoden angewandt werden. Dieser wissenschaftlich fundierte Ansatz hat sich herumgesprochen. Innerhalb eines
Jahres nach ihrer Gründung hatte die Ambulanz schon mehr als 1000 Patientenkontakte
und wird auch von anderen Abteilungen der Charité um Rat gefragt. Außerdem
übernehmen gesetzliche Krankenkassen mittlerweile einige alternative Behandlungen,
bei denen die Wirksamkeit nachgewiesen werden konnte. Für die meisten Therapien
müssen die Patienten allerdings weiterhin selber bis zu mehrere hundert Euro bezahlen.
Patient Müller ist das aber egal. Ihm geht es schon nach wenigen
Akupunkturbehandlungen deutlich besser. "Die Schmerzen sind fast weg", freut er sich.
Er ist jetzt erleichtert, die von bisherigen Medizinern empfohlene schwere Operation
umgangen zu haben. "Stattdessen kann ich ein ganz normales Leben führen - und
sogar
wieder ausgiebig mit meinem Hund herumlaufen!"
Aliki Nassoufis, dpa
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[aus Archiv aufgetaut, Thymian]