Krebsforum Lazarus

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Autor Thema: Peter Zeller: 2. Teil: Pseudomedizin  (Gelesen 6648 mal)

Glückspilz

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Peter Zeller: 2. Teil: Pseudomedizin
« am: 10. Dezember 2010, 23:04:59 »

2. Teil: Pseudomedizin

Zuerst geben wir eine tabellarische Übersicht über pseudodiagnostische und pseudotherapeutische Verfahren bei der Krebskrankheit sowie Pseudotheorien zur Entstehung der Krebskrankheit. Damit soll lediglich ein Eindruck vermittelt werden, wie groß das Angebot allein in diesem Bereich ist.

§ 33. Tabellarische Übersicht über Pseudopathogenesen, pseudodiagnostische und pseudotherapeutische Verfahren bei der Krebskrankheit.

1. A-Blastomase Amadei
2. Actinia de Angelis
3. Alkylisierender Stoß
4. Aloe vera
5. Alternative Krebstherapie van Aaken
6. A-Mulsin Hochkonzentrat
7. Anthocyane
8. Anthroposophie Steiner
9. Anticancergen Z 50-zuccalalytischer Test
10. Anticancerlin
11. Antimalignozyt
12. Antineol
13. Antineoplastone Burzinsky
14. Aromatherapie
15. Arthrisinal >U<
16. Asparagin
17. AU-8
18. Autologe Zytokin Therapie Klehr
19. Autosuggestion Coué
20. Bal’a Heilserum
21. Bakterien-Klistiere
22. Bamfolin Oshima, Yokoyama
23. Bauer Heilfasten
24. BCG-Immunisierung
25. Biological Response Modifiers Theurer
26. Biologische Behandlung Zabel
27. Biomedizinische Entgiftungsbehandlung
28. Biophotonen Popp
29. Biotonometrie Rilling
20. Bogomas -Behandlung
31. Bolen-Heitan -Test
32. Bonifacio Antikrebs Ziegen-Serum
33. Breuss Krebskur-Total
34. Bromelain Gerard
35. Bromelain + Harnstoff Nieper
36. Buchinger Heilfasten
37. Cadmiumsulfat Ryan
38. Carbonylgruppen
39. Carcalion
40. Carcin
41. Carnivora Keller
42. Carcinomprotozoen Weber
43. Carzodelan Gaschler
44. Cefaktivon Haese
45. CH-23 Christoff
46. Chamoruls
47. Chapparel Tee
48. Chase -Diät
49. Chiang Pan
50. Cobra Gastreu R 17
51. Coleys Toxinmischung
52. Collodanrum und Bichloressigsäure nach Kahlenberg
53. Contreras -Methode
54. Crofton -Immunisierung
55. Curry Diagonalnetz
56. Deville Oligotherapie
57. Diamant-Kohle-Mischung
58. DMSO (Hämatoxylin gelöst in Dimenthylsulfoxid)
59. Eiweißfastenkur Vasarhelyi
60. Endobionten Enderlein
61. endogene/endokrine Behandlung/ Dausset -Methode
62. Erb Rohkostdiät
63. Erdstrahlen v. Pohl
64. Ernährunsgrundregeln Windstosser
65. Esterlit
66. Eurythmie
67. Faktor AF 2 Guarnieri
68. Ferguson Pflanzenprodukte
69. Fisch Ozongemische
70. Frisch entfettete Gallekapseln
71. Frischzellenbehandlung Niehans
72. Frost -Methode
73. Furfurol Drobil, Proewig
74. Gewebe-Sero-Therapie Thomas
75. Germanium Asai
76. Gerson vegetarisch-salzlose Diät
77. Gobalnetz Hartmann
78. Glover Serum
79. Griechische Kur
80. Grüninger Methode
81. Hadley Vakzine und Blut- und Hauttests
82. Hämazytologischer Index (HCL)
83. Haut Kapazitäts- und Widerstandsmessung nach Rilling
84. Hamer Eiserne Regel des Krebs
85. Hendricks natürliche Immunbehandlung
86. Homöopathie Hahnemann
87. Homotoxinlehre Reckeweg
88. Horvi Schlangen Reintoxine
89. Hoxsey Methode
90. Hubbard EleKtrometer
91. Hydrazinsulfat J. Gold
92. Hyperthermie v. Ardenne
93. Immunoaugmentative Therapy Burton
94. Immunstimmulierende Behandlung (iAT)
95. Iscador-Mistel
96. Issel s Kombinationsbehandlung
97. Kaffee-Klistiere
98. Kallzyme
99. Kanfer neuromuskulärer Handschrifttest
100. Kapillardynamischer Test Kaelin
101. Karotten-Sellerie-Saft
102. KC 555
103. Kelly Malignitätsindex
104. Koch s Molekulartherapie
105. Koehnen Programm
106. Kousmine Diät
107. Krebiozen Durovic, Ivy
108. Krebs Lipidkonzentrat und der Malignitätsindex
109. Krebsdiät Mar, Kleine
110. Krebsfeindliche Diät Kretz
111. Kretschmer-Dehnhardt- Diät
112. Kuhl Diät
113. Laetrile (Amygdalin) Krebs & Krebs
114. Levamisol
115. Lewis Methode
116. Livingston -Vakzine
117. Magnetfeldtherapie Ginsberg
118. Makar intradermale Krebsteste (iCT)
119. Mandeln
120. Marihuana
121. M-P Virus
122. Millet Brot
123. Milluve
124. Mischung X
125. Mucoricin
126. Multiple Enzymbehandlung
127. Naessens
128. Neuraltherapie Huneke
129. Neythymun
130. Neytumorin
131. Novantimeristem Frick
132. Öl-Eiweiß-Kost Budwig
133. Olivenöl
134. Oncon-Saft
135. Orgon Energie Geräte Reich
136. Oszilloclast Abrams
137. Oxybiotic-816 Estripeaut
138. Ozon
139. Ozongemische Payr
140. Pankreasfermente Beard
141. Pasisiana
142. Pendeln
143. Petrasch Anthozym
144. Petroleum Ganner
145. Physiatrone Solomides
146. Planzon
147. Plenosol
148. Polonine
149. Polydyn Holzinger
150. Polyerga
151. Polyerga neu Kuhlmey
152. Polyoma microbico Martini
153. Psychophilosophie Ruckstuhl
154. Rabjuvén
155. Rand Vakzine
156. Resistozell
157. Resomill Miller
158. Resplant
159. Revici Krebskontrolle
160. Rhinozeros Bezoar
161. Rohkostdiät Wearland
162. Rohkostdiät Wigmore
163. Rote Bete Saft Seeger
164. Rovital Carciviren Roka
165. Samuel s kausale Behandlung
166. Sauerstoffmehrschritt-Therapie Ardenne
167. Sanders -Behandlung
168. Schlangenfleisch
169. Schlangenöl-Kapseln
170. Simonton Methode
171. Sonnenblumensamen
172. Spargelöl
173. Spenglersane
174. Spirochäten Häfeli
175. Staphylokokkus Phagenlysat
176. Sterine Calvados
177. Stoffwechselaktive Kost Anemüller
178. Stronglife
179. Stropheupas forte
180. Symbioselenkung
181. TMX Sandberg
182. Tumosteron Klemke
183. Traubendiät Johanna Brandt
184. Trypanosa Coudert
185. Trypanosa Klyueva
186. Trypanosa Roskin
187. Überwärmungsbäder Schlenz
188. Ultraviolette Blutbestrahlung (HOT) Wehrli
189. Ungeschwefelte Rosinen
190. Unpolierter brauner Reis
191. Ukrain
192. Viscum album
193. Vitamin A
194. Vitamin C Cameron, Pauling
195. "Vitamin B-15" Pangaminsäure
196. Vitamin E
197. Wasser-Erd-Element-Theorie Kappler
198. Wobemugos/Wobenzym Ransberger
199. Zedernzapfen
200. Zellatmungsaktivator A
201. Zellmedin-Thymus 200
202. Zell-Oxygen-Hefepräparate
203. Zen Makrobiotische Diät
204. Ziegenmilch
205. Zytoplasmatische Therapie Theurer

Alle diese Verfahren wurden irgend wann einmal in den letzten achtzig Jahren angeboten und auch genutzt.
Gespeichert
Würde ich von Licht leben,
müßte ich grün sein.

Glückspilz

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Peter Zeller: 2. Teil: Pseudomedizin
« Antwort #1 am: 10. Dezember 2010, 23:11:22 »

Phänomenologie und Analyse einiger pseudomedizinischer Verfahren

§ 34. CH 23 nach Christoff.

Der Bulgare Christoff behauptet, daß sein Präparat gegen Krebs hilft.

Analyse:

Die ganze Theorie der Methode besteht aus dem Satz:
CH 23 hilft gegen Krebs.

1. Angaben über die Zusammensetzung werden unter Hinweis auf das Patentrecht verweigert.
2. Es gibt keine Behandlungsdaten.

Man kann hier eigentlich nur von Betrug sprechen.


§ 35. Beres Tropfen.

Die Beres-Tropfen wurden vor allem in den 70er Jahren von den Printmedien heftig
propagiert. Erfinder war der ungarische Biochemiker Dr. Joszef Beres
Seine Tropfen sollten alle Tumorarten und auch Rheumatismus heilen.
Im Ungarischen Nationalen Onkologischen Forschungsinstitut wurden
experimentelle und klinische Prüfungen durchgeführt, sämtliche
mit negativem Ergebnis (Barkow 1982).

Analyse:

Bestenfalls kann man sagen, daß die Methode spekulativ ist.
Durch die Teste ist sie falsifiziert .
Eine Diskussion lohnt nicht.


§ 36.Die Hoxsey-Behandlung (nach Henney).

Harvey Hoxsey aus Dallas propagierte in den 50er Jahren zwei Medizinen zur
Krebsbehandlung. Diese wurden als "rosa Medizin" und als
"schwarze Medizin" bezeichnet. Erstere war aus laktiertem
Pepsin und Jodkali zusammengesetzt, letztere war Cascara
(Faulbaumrinde, ein Abführmittel) in einem Extrakt aus
Stacheleschenrinde, Kreuzdornrinde, roten Kleeblüten,
Klettenbeerenwurzeln, Klettenwurzeln, Süßholzwurzeln, Faulgras und
Luzerne. Neben diese Medizinen wurde den Kranken von der Hoxsey-Klinik
in Dallas im Paket-Angebot eine körperliche Untersuchung mit Blut-
und Urintest angeboten. Diese Teste enthüllten regelmäßig, daß
die potentiellen Kunden tatsächlich Krebs hatten, und ein
lebenslanger Vorrat an beiden Medizinen wurde zum Kauf angeboten.
Etwa 400 Patienten, die behaupteten, sie
hätten Krebs gehabt, der durch die Hoxsey-Methode
geheilt worden sei, wurden von Inspektoren der Food and Drug
Administration (FDA) in den späten 50er Jahren überprüft. Dabei
zeigte sich, daß bei einer Gruppe Krebs entweder vom Behandelten
selbst diagnostiziert worden war oder aber Biopsien keinen Verdacht
auf Krebs ergeben hatten, bei einer 2. Gruppe war Krebs durch
konventionelle Behandlung geheilt worden; später hatten sie die
Hoxsey-Behandlung angewandt, aus Angst, daß der Tumor sich neu gebildet hätte.

Analyse:

1. Wenn bei jedem Klienten die Diagnose Krebs gestellt wird, dann fußt die
ganze Unternehmung auf einem Betrug, der an Gewissenlosigkeit seinesgleichen
sucht. Richtschnur des Handelns sind die monetären Interessen, die Geldgier
des "Therapeuten".

2. Bei einem Gemisch aus derart vielen Pflanzenextrakten ist die Wirkung
völlig unkalkulierbar, deshalb ist die Behauptung einer Antitumorwirkung spekulativ.


§ 37. Der Oscilloclast nach Abrams

(mod. nach Henney).
Das "Radionics" genannte Verfahren des Arztes Dr. Abrams
bestand darin, daß ein auf Löschpapier getrockneter Bluttropfen
des Patienten in einen von ihm konstruierten Kasten gesteckt wurde.
Nach seiner Auffassung sollten Elektronen grundlegende biologische
Einheiten sein, Krankheit entstehe durch Störung der
Elektronenschwingung; durch Normalisierung der Elektronenschwingung
(in seinem Kasten, der in seinem Institut für elektronische Medizin
steht) werde die Krankheit geheilt. Krebs, Syphilis und Tuberkulose
können geheilt werden.

Analyse:

1. Zunächst einmal sind hier eine Reihe von Spekulationen
versammelt: Elektronen als biologische Grundeinheiten, Störung der
Elektronenschwingung, gestörte Schwingung als Krankheitsauslöser
u.s.f.

2. Für Syphilis und Tuberkulose kann die gestörte Elektronenschwingung
als Krankheitsauslöser mit Sicherheit ausgeschlossen werden, diese
Behauptung ist falsifiziert.

3. Es ist nicht zu sehen, wie aus dem Kasten eine Wirkung auf den
Organismus des Kranken entstehen kann: Behauptung der Fernwirkung.


§ 38. Die bioenergetische Funktionsdiagnostik nach Voll.

Die bioenergetische Funktionsdiagnostik oder Mora-Therapie nach
Voll, Morell und anderen ist wieder aktuell, nachdem einer der
Vertreiber, die Firma Brügemann, in letzter Zeit (1997) große
Aktivitäten entwickelt. Die Methode soll sowohl diagnostisch wie
auch therapeutisch wirksam sein. Die Theorie besagt, daß alle
Krankheiten im Körper durch falsche Schwingungen entstehen. Die
falschen Schwingungen sollen durch ein Gerät abgenommen und nach
Inversion wieder in den Körper zurückgesandt werden. Da
physikalisch Schwingung und invertierte Schwingung sich gegenseitig
auslöschen, soll durch Löschung der pathologischen Schwingungen
die Krankheit beseitigt werden.

Analyse:

1. Die Erfinder haben offensichtlich bei Dr. Abrams gelernt. Die
Behauptung, Krankheiten entstünden durch pathologische
Schwingungen, ist schlicht spekulativ .
Für Infektionskrankheiten gilt das mit Sicherheit nicht. Bei
keiner einzigen Krankheit, deren Ätiopathogenese geklärt ist,
spielen elektromagnetische Schwingungen eine Rolle.

2. Die Auslöschung von Schwingungen ist nicht identisch mit der
Normalisierung von Schwingungen; hier ist die Argumentation nicht
konsistent
.

3. Eine Auslöschung von Schwingung kann es deshalb nicht geben, weil
zwischen Aufnahme und Abgabe der Schwingung immer ein Zeitintervall
 ? t
entsteht, die invertierte Schwingung überlagert sich einer neuen
Schwingung, das Ergebnis wird damit unkalkulierbar. Auch hier ist
die Argumentation nicht konsistent.

4. Die Methode will alle Krankheiten heilen unabhängig von der jeweiligen
Pathogenese, sie ist universell. Hier kommt der typische Universalitätsanspruch
zum Vorschein.

5. Eine Untersuchung des Geräts durch einen unabhängigen Techniker hat
ergeben, daß die beiden Metallzylinder, die der Kranke in die Hand
nimmt, schlicht auf Masse gelegt sind - eine Vorsichtsmaßnahme,
die sich bei stromführenden Geräten sehr empfiehlt. Dadurch
können allerdings weder Schwingungen vom Kranken zum Apparat noch
vom Apparat zum Kranken gelangen; die Methode ist damit falsifiziert.

6. De facto wird nie eine Diagnose gestellt; eine Therapie ohne Diagnose
ist aber unverantwortlich.

7. Da eine Diagnose entbehrlich sei, so die Bewerber, könne die
sozusagen vollautomatische Anwendung auch von der Helferin
ausgeführt werden, die so den Arzt zeitlich entlaste.

8. Was an der Behandlung mit einem Apparat ganzheitlich
sein soll, wie die Vertreiber behaupten, ist nicht zu sehen.

9. Das Gerät kostet 25.000 Mark, pro Sitzung soll der Arzt 150 Mark
nehmen. Das monetäre Interesse ist unverkennbar.

Zu welch unverantwortlichen Handlungen derart abstruse Theorien führen
können, zeigt der Bericht eines österreichischen Kinderarztes in
der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde vor einigen Jahren, der sich nicht
scheut, die akute Blinddarmentzündung bei Kindern mit diesem Gerät zu behandeln. Man
kann nur hoffen, daß solche Ärzte möglichst schnell im Gefängnis landen.

Die akute Blinddarmentzündung beim Kinde ist eine äußerst tückische
Erkrankung. Durch die oft anzutreffende Symptomarmut bei oft nur
geringer Temperatuerhöhung verführt sie den Arzt zu dem falschen
Glauben, das Krankheitsbild sei nicht akut und eine ‘Therapie’
des nihil facere ungefährlich. Wenigstens eine Reihe von Prozessen
wegen Nichterkennens einer Blinddarmentzündung sollte uns Ärzte
eines besseren belehrt haben, unbeschadet der sinnlosen Gefährdung
kindlichen Lebens.


§ 39. Die Biophotonen des Fritz - Albert Popp.

Fritz-Albert Popp arbeitete an der Universität Marburg als Physiker. Nach seiner
‘Entdeckung’ der ‘Biophotonen’ mußte er die Universität
verlassen. Seither ist er in der Pseudowissenschaft ein bedeutender
Mann. Seine Biophotonen-Theorie wurde später zur theoretischen
Untermauerung der bioenergetischen Funktionsdiagnostik herangezogen.


(1)
Nach Popp strahlen Zellen elektromagnetische Wellen ab, eben Biophotonen .

(2)
Diese Strahlung steuert sämtliche Lebensvorgänge
im Körper, alle biochemischen Reaktionen u.s.f.; die Störung
dieses Regulationssystems führt zur Krankheit. Wegen der Größe
der Lichtgeschwindigkeit ist eine Steuerung instantan, also ohne
zeitliche Verzögerung möglich.

Gegen diese These (2) sprechen eine Vielzahl von Forschungsergebnissen.
Die Steuerung der Lebensvorgänge wird in Physiologie und
Pathophysiologie, in Biochemie und Pathobiochemie und in der
pathologischen Anatomie ausführlich behandelt, elektromagnetische
Schwingungen spielen dabei keine Rolle. Bei allen
Steuerungsprozessen treten zeitliche Verzögerungen auf, eine
Sofortreaktion ohne meßbares Zeitintervall ist noch nirgends
beobachtet werden. Die Komplexität der biologischen
Steuerungsmechanismen steht darüberhinaus in krassem Gegensatz zur
simplen Poppschen Theorie. Außerdem hat Popp eines vergessen, wenn
er die Moleküle als Sender ansieht: Es gibt im ganzen Organismus
kein Organ, das als Empfänger dienen könnte.

Die elementare Widerlegung ist natürlich die Existenz der
Wärmestrahlung, mit der sich seine Messungen problemslos erklären
lassen. Dazu gibt es in seinem Buch (Popp 1984, 49) zwei Seiten über
Wärmestrahlung, doch statt der Wärmestrahlung erklärt er die
Lumineszenz, die physikalisch etwas ganz anderes darstellt. Einem
ausgebildeten Physiker dürfte diese Verwechslung nicht passieren.

Auch anderswo nimmt er es mit der Physik nicht so genau. Benzpyren liegt
in zwei unterschiedlichen molekularen Strukturen vor, die eine sei
stark, die andere praktisch nicht kanzerogen (Popp 1984, 42). Das
französische Forscherpaar Pullman habe dazu die Theorie entwickelt,
daß nur aus dem einen Benzpyren hochreaktives Epoxid entstehen
könne, das die DNS schädige und so zum Tumor führe. Das ist
sicher eine prüfbare Hypothese, aber Popp befriedigt sie nicht. Er
stellt fest, daß die beiden Strukturvarianten sich in
der Absorption und Reemission von ultraviolettem Licht

unterscheiden und feiert das als seine große Entdeckung; das sei
der schlüssigere
Grund für den Unterschied bei der Kanzerogenität. Aber
Absorptions- und Emissionsverhalten hängen immer von der Struktur
ab, sie ändern sich, wenn die Struktur sich ändert. Das ist nicht
großartig und schon gar nicht neu, und mit der Kanzerogenität hat
es erstmals gar nichts zu tun; diesen Zusammenhang müßte er erst
beweisen.
Gespeichert
Würde ich von Licht leben,
müßte ich grün sein.

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Peter Zeller: 2. Teil: Pseudomedizin
« Antwort #2 am: 10. Dezember 2010, 23:21:31 »

§ 40. Molekulartherapie nach Koch.

Dr. William F. Koch aus Detroit vertrieb etwa ab 1940 seine Behandlung über eine
Organisation, die sich "Christliche Medizinische Forschungs-Liga" nannte
und in der er zeitweise mehr als 3.000 Mitarbeiter beschäftigte. Nach Koch entsteht
Krebs durch eine Blockade der Carbonylgruppen (=C=O) im Organismus. Diese sollte
durch die Gabe von Glyoxal aufgehoben werden.

Nachdem wiederholte Analysen zeigten, daß die Kochsche Lösung
destilliertes Wasser war, behauptete Koch, die Substanz sei so
potent, daß sie extrem verdünnt werden müsse und die
Konzentration dann leider unter der Nachweisgrenze sei.

Koch wurde 1943 und 1946 vor Gericht gestellt (Henney).
Mehr als 100 Patienten sagten zu seiner Verteidigung aus und
behaupteten, daß das Mittel bei der Behandlung von mehr als 69
Krankheiten, vor allem bei Krebs, wirksam sei. Die Verfahren gegen
ihn wurden vom Richter abgewiesen.

Analyse:

1 .Die These, daß Krebs durch Carbonylgruppenblockade ausgelöst wird,
ist durch nichts belegt, also spekulativ.

2. Es gibt keinen Hinweis dafür, daß die Blockade der Carbonylgruppen
durch Glyoxal aufgehoben werden kann.

3. Die angebliche Potenz ist wissenschaftlich falsifiziert:
Die LD_50 beträgt bei der Ratte 2020mg/kg KG, beim Meerschweinchen 760mg/kg KG.

4. Ungestörte Geschäfte macht man, solange es geht, um den Wahrheitsbeweis
kümmert man sich erst vor Gericht - dort soll die Wahrheit dann
durch Zeugenaussagen bewiesen werden.
Wieder einmal dominieren Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Kranken
und Geldgier.

5. Hätte Koch die Hahnemannsche Homöopathie gekannt, dann hätte er genau
anders herum argumentiert, daß nämlich erst die hochgradige
Verdünnung das Mittel so potent mache. Dies zeigt die Beliebigkeit
der Argumentation.

6. Später haben die Epigonen die Theorie so modifiziert, daß ein Überangebot
von Carbonylgruppen sehr wohl zu einer Entblockierung führen
könne, vergleichbar der kompetitiven Hemmung bei Rezeptoren, indem
der blockierende Stoff auf die Carbonylgruppen des Glyoxals
übergeht. Aber wenn Glyoxal in der Kochschen Lösung noch nicht
einmal nachweisbar ist, kann man wohl kaum von einem Überangebot
sprechen. Wegen des extrem häufigen Vorkommens von Carbonylgruppen
im Organismus würde die erforderliche Glyoxaldosis weit im
toxischen Bereich liegen.


§ 41. Autologe Zytokin-Therapie (AZT) nach Klehr.

Dr. Nikolaus Klehr, ursprünglich Hautarzt im oberbayrischen Murnau,
läßt sich Patientenblut schicken. Aus diesem werden in einem
Geheimverfahren angeblich Zytokine hergestellt, die der betreuende
Arzt als Lösung in Ampullen erhält. Diese Zytokine, die indirekt
vom Patienten stammen, daher die Bezeichnung autolog, sollen den
Tumor zerstören.

Eine Untersuchung des Ampulleninhalts im Heidelberger
Krebsforschungsinstitut ergab destilliertes Wasser. Klehr sagt,
seine Zytokine seien so potent, daß diese hochgradige Verdünnung
unter die Nachweisgrenze notwendig sei.

Klehr behauptet einen Erfolg von über 90 Prozent. Er legt aber keine
Behandlungsdaten vor, es gibt von ihm auch keine ernstzunehmende
wissenschaftliche Veröffentlichung. Eigene Bemühungen waren
erfolglos. Auf meine Bitte um wissenschaftliches
Informationsmaterial schickte Klehr ein Heftchen mit Festvorträgen
zur Eröffnung seiner Klinik in Bad Heilbrunn.

Trotz mehrerer Versuche der bayerischen Ärztekammer ist es bisher nicht
gelungen, Klehrs Handeln gerichtlich zu unterbinden. Die Führung
eines Professorentitels einer südamerikanischen Universität wurde
ihm vom Gericht untersagt.

Propagiert wurde Klehrs Methode unter anderen vom österreichischen
Kabarettisten Hans Peter Heinzl, der allerdings an seinem Darmkrebs
gestorben ist, und vom deutschen Schauspieler Klausjürgen Wussow,
bekannt als "Chefarzt" der "Schwarzwaldklinik".

Analyse:

Die Parallelen zu Koch sind nicht zu übersehen. Molekulartherapie ist
heute altmodisch, modern ist Zytokintherapie, unverändert bleibt
die hochgestochene Namensgebung, die Wissenschaftlichkeit
vortäuschen soll. Destilliertes Wasser hat schon bei Koch nicht
geschadet und ist einträglich, wenn man die „Therapie“ für
4.300 Mark (laur Auskunft seines Instituts) verkaufen kann.


§ 42. Carnivora.

Das Präparat wurde Anfang der achtziger Jahre in Deutschland sehr
publikumswirsam von einem Dr. Kisseler, Chefarzt der
röntgenologischen Abteilung des Kreisrankenhauses Reutlingen,
propagiert. Er mußte deshalb das Krankenhaus verlassen und machte
eine Privatklinik im Schwarzwald auf, wo er heute (1998) noch wirkt.

Carnivora ist ein Extrakt aus der fleischfressenden Pflanze Venusfliegenfalle.
Wie die Pflanze das Fleisch, so sollte Carnivora den Tumor auffressen.

Es sind lebensbedrohliche allergische Reaktionen nach der Injektion von
Carnivora bekannt geworden, die aber vom Erfinder bestritten oder
heruntergespielt wurden.
   

Analyse:

1. Daß die Methode spekulativ ist, steht außer Frage.
2. Die Methode beruht auf einem selten primitiven Analogiedenken :
Pflanze frißt Fleisch, Extrakt frißt Tumor.
3. Wenn lebensbedrohliche Folgen der „Therapie“ nicht ernst genommen werden,
dann zeugt das nicht gerade vom Verantwortungsbewußtsein des Therapeuten.


§ 43. Blütentherapie nach Bach.

Nach einem Intermezzo in der Chirurgie begann der englische Arzt Edward Bach
1913 seine Laufbahn als Bakteriologe am Londoner Homöopathischen
Krankenhaus. Damals konnten 7 Gruppen von Darmbakterien
differenziert werden: Faecalis, Ruhrtyp, Morgan, Gärtner, Proteus,
Coli und Typ sieben. Von der Tatsache ausgehend, daß Bakterien
Krankheiten auslösen, entstand in Bach die Überzeugung, daß alle
Krankheiten des Menschen durch diese sieben
Bakteriengruppen ausgelöst werden, wobei die Zahl Sieben ihm
keineswegs bedeutungslos erschien, und daß aus diesen sieben
Gruppen durch homöopathische Aufbereitung sieben
Heilmittel (sog. Nosoden in der homöopathischen Theorie, also Heilmittel, die aus
materiellen Krankheitsmanifestationen des Körpers wie Eiter, Sekret
oder Stuhl nach homöopathischer Vorschrift hergestellt werden) für
alle Krankheiten des Menschen gewonnen werden können.

Technisch ging er so vor, daß er beim jeweiligen Patienten im Stuhl die
Bakteriengruppe bestimmte, die mengenmäßig am meisten vertreten
war, diese kultivierte und nach Sterilisation und Trocknung mit
Milchzucker zur gewünschten Potenz zerrieb.

Damit wurde der Bakterientyp allein maßgebend für die Therapie, jede
klinische Diagnostik war bedeutungslos geworden.

Diese Methode hat Bach, seiner Meinung nach erfolgreich, bei folgenden Krankheiten
angewandt: Epilepsie, chronische Colitis, Nervenzusammenbruch,
Kopfschmerzen, Migräne. Die einzelnen Dosen wurden im Abstand von
mehreren Monaten über etwa zwei Jahre gegeben.

Analysiert man Bach's Daten, kann man einem Erfolg nicht zustimmen. Eine von ihm
behauptete tatsächliche Änderung des typischen Krankheitsverlaufs
wird durch seine eigenen Aufzeichnungen widerlegt.

So war die Epileptikerin nie anfallfrei. Der bekannte schubweise
Verlauf der Colitis mit langen symptomfreien Intervallen wird von Bach
kritiklos als Erfolg dargestellt. Gleiches gilt für Migräne und Kopfschmerzen.

Die von ihm selbst dokumentierte Wirklichkeit nimmt Bach nicht zur Kenntnis:

"So viele Mediziner stehen heute für die Wirksamkeit dieser Präparate ein,
daß an deren Wert überhaupt kein Zweifel mehr bestehen kann“
(Vortrag "Ein effektives Verfahren zur Herstellung oraler Vakzinen", 1930).
       
Während eines Banketts kam ihm plötzlich der Gedanke, die ganze
Menschheit lasse sich in sieben
Menschentypen einteilen. Für ihn war das keine Idee oder prüfbare
Hypothese, sondern göttliche Botschaft an ihn, den Auserwählten,
eine Botschaft, die keiner menschlichen Überprüfung bedarf. Die
sieben Menschentypen ordnete er den sieben Stuhlbakterientypen zu.
Jetzt konnte er auf die Bestimmung der Darmbakterien verzichten und
gleich dem Menschentyp entsprechend mit dem zugeordneten
Bakterientyp behandeln.

Probleme traten auf, weil sich zunehmend Patienten vor den Medikamenten ekelten,
wenn sie erfuhren, daß diese aus ihrem eigenen Stuhl hergestellt worden waren.
Das bringt ihn dazu, die Bakterien durch Pflanzen zu ersetzen
([Bach in einem Vortrag am 1.11.1928 vor der Britischen Homöopathischen Gesellschaft).

Ungefähr um diese Zeit gab er seine Arbeit auf und zog aufs Land. Die
Biographen machen seinen angeblich schlechten Gesundheitszustand
verantwortlich, wahrscheinlicher ist aber, daß er akut schizophren
wurde. Er findet erst zwölf, dann weitere sieben Pflanzen, die ihm
als Heilpflanzen dünken, und nennt sie die zwölf Heiler und die
sieben Helfer, dann noch weitere neunzehn, also insgesamt 12 + 7 +12
+7 = 38 Pflanzen. Er ordnet diesen Pflanzen eigene Seelencharaktere
zu: „Jede dieser Pflanzen entspricht einer der vorher genannten
Charaktereigenschaften und bringt gerade diese Qualität besonders
zur Geltung, so daß das betreffende Individuum die Chance erhält,
einen Fehler abzulegen, der ihm besonders zu schaffen macht“ (aus:
Befreie Dich selbst, 1932).

Mit den Pflanzen verläßt er die vorher so gepriesene Homöopathie. Die
Blüten der Pflanzen werden morgens gepflückt und dann in eine
Schale mit frischem Quellwasser gelegt. Die von den Blüten
eingefangene Sonnenenergie soll so in das Wasser übergehen und
potenziert werden. Tropfen der ‘Lösung’ wird Branntwein zur
Haltbarmachung zugegeben, so erhält man die Vorratsflaschen, die
sogenannten stock bottles.

Seine Erkenntnismethode erhellt sich aus dem Brief vom 17.1.1934 (S. 131).
Er ist von Zukunftsangst erfüllt. Plötzlich wird ihm eine
Botschaft zuteil. Während er seine Gedanken niederschreibt,
erblickt er einen blühenden Ginsterbusch. Allein damit wird der
Ginsterbusch zum Heilmittel. Anschließend fragt er eine egozentrische und
ganz diesseitig ausgerichtete
Bekannte, was für sie das Schönste sei.
Es sind die von blühender Heide bedeckten Berge. So wird das Heidekraut das
nächste Heilmittel.

Analyse:

Bach's Denksystem hat einen pseudoreligiösen Charakter, in dem auch die
Zahlenmystik eine Rolle spielt. Der Sektencharakter wie beiSteiner
wird an vielen Stellen deutlich, wenn er von göttlicher Offenbarung
redet, die nur ihm zuteil wird und deren noch so moderate Kritik
Häresie ist. Die ganze hochkomplexe Krankheitslehre wird in ein
simples Korsett gepreßt: 7 Bakterien, 7 Menschheitstypen, 7
Universalheilmittel, seine Nosoden, später 12 Heiler, 7 Helfer, 7
Stufen der Heilung, noch später 12 + 7 + 12 + 7 „Blütenessenzen“.
Bei seiner Zubereitungsmethode dürften aufgetretene Wirkungen auf
den Brandy als mengenmäßig weitaus größten Bestandteil der
Mittel zurückzuführen sein. Sein Krankheitsbegriff ist ebenfalls
simpel. Wirkliche organische Krankheiten gibt es gar nicht, sie sind
nur Ausdruck seelischer Verstimmung, was um so unverständlicher
ist, als er die Aufdeckung der Natur der Infektionskrankheiten
miterlebt. Er nimmt es nicht zur Kenntnis. Was nicht in sein Konzept
paßt, wird ins Gegenteil verkehrt.

Bescheidenheit ist seine Sache nicht. Im Brief vom 26.10.1936, einer Art
Vermächtnis an seine Sekte, schreibt er: „ ...wir haben Kenntnis
erlangt von einem Heilsystem, wie es seit Menschengedenken noch nie
offenbart worden ist ... erklären wir ganz offen, daß wir glauben,
von Gott gesandt zu sein...“ Das genügt. Die göttliche
Inspiration als einzige Methode der Erkenntnis ist nicht nur billig,
sondern auch anmaßend.

Das hindert die Propagatoren, allen voran Scheffer vom deutschen Bach-Zentrum
in Hamburg, nicht, diese Pseudotherapie mit leeren Worthülsen
bedeutend zu machen:

"... die Wirkung beruht auf einer Reharmonisierung disharmonischer
seelischer Reaktionsmuster bzw. einer bioenergetischen Harmonisierung
fehlerhafter Informationskybernetik. ...
Disharmonie zwischen zwei Instanzen ...
homöopathie artige (!) Aufbereitungen ...
jeder Schluck ist ein Energie-Impuls ..."

(alle Zitate aus: Augustin, 75 ff, alle ernst gemeint).

Fazit:

Die Merkmale des naiven Weltbilds dominieren: Polarität Seele-Körper,
Mystizismus, Vitalismus, autistisches Denken (Bleuler),
Statik (am Wort des Popheten darf kein Jota geändert werden),
Universalität des Theorien- und Heilungsanspruchs bei Simplizität
der Theorie, denn seine Methode ist

"ein Gottesgeschenk...
[deshalb] seine Reinheit unangetastet lassen und es von allen
wissenschaftlichen Theorien freihalten,
denn in der Natur ist alles einfach
(Bach).

Diese Pseudomethode ist keine
Erfahrungsheilkunde, denn sie konzipiert ihre Erfahrung im voraus
und erlebt sie dann autistisch ungeachtet der realen Ereignisse oder
als "self-fulfilling prophecy".
Gespeichert
Würde ich von Licht leben,
müßte ich grün sein.

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Peter Zeller: 2. Teil: Pseudomedizin
« Antwort #3 am: 10. Dezember 2010, 23:22:20 »

§ 44. Die eiserne Regel des Krebses Hamer.

In seinem Buch "Die eiserne Regel des Krebs" vertritt der ehemalige deutsche Arzt
Hamer die These, daß alle Krebserkrankungen durch ein psychisches Schockerlebnis entstehen.
Ursache der Krebserkrankung ist das seelische Schockerlebnis, der
entstehende Tumor ist die Reaktion des Körpers auf dieses
Schockerlebnis, der Versuch einer Selbstheilung des Körpers, also
ein positives Geschehen. Aus dieser These folgt als Therapie, daß
man den ja nebensächlichen Tumor in Ruhe lassen soll, denn wird der
seelische Konflikt durch Gespräche aufgedeckt und dann verarbeitet,
bildet sich der Tumor von selbst zurück. Dieses nannte er die "Neue Medizin".

Entdeckt habe er diese Wahrheit, als er durch einen tragischen Unfall seinen
Sohn verloren habe. Danach sei er an einem Hodenkrebs erkrankt, den
er in München operieren ließ. In dieser Münchner Klinik habe er
die Unterlagen der Krebspatienten geprüft und bei allen ein der
Krebserkrankung vorausgehendes Schockerlebnis gefunden.

Daß eine solche Therapie des eigentlichen Nichtstuns in der Krebstherapie
keinen Erfolg haben kann, liegt auf der Hand, sonst hätten wir heute keine Krebstoten.

Nach den unvermeidlich aufgetretenen Todesfällen à conto seiner Nicht-Therapie wurde
Hamer 1987 auf Antrag der Ärztekammer gerichtlich die Approbation entzogen.

Die Todesfälle sieht Hamer anders. Sein Buch "Vermächtnis einer Neuen Medizin"
widmet er u. a. "den Patienten, den gestorbenen, die mir ans Herz gewachsen waren wie
Kinder, die aber so bedrängt oder gar mit massivem Druck gezwungen wurden, sich wieder
in die sog. Behandlung der herrschenden Mediziner zu begeben und dort unter Morphium
elendig zu Tode gebracht wurden."

[Hamer 1987, S. 6].

Bekannt wurde Hamer durch den traurigen Fall des österreichischen Mädchens Olivia mit
seinem Wilms-Tumor, wo nur das energische Eingreifen des österreichischen Staates die
Katastrophe verhindern konnte. Hier sah man erstmals das
erstaunliche Phänomen, daß die Medien auf der Seite des Kindes und
gegen den Wunderheiler waren.

Analyse:

1. Daß die These schlicht spekulativ ist, bedarf keiner Erläuterung.
2. Die Nähe zu Bach ist unverkennbar, nur daß Bach im Konflikt der Seele die
Ursache aller Krankheiten, Hamer die Ursache aller Krebskrankheiten sieht.
3. Beide haben ihr Schlüsselerlebnis, das der Grund ihrer felsenfesten
Überzeugung ist und von Mißerfolgen oder Sachargumenten nicht erschüttert werden kann.

Hamer bietet viele Beispiele dafür, wie die Wahrheit von den Scharlatanen
verdreht wird bis ins Gegenteil.

In [Hamer 1987] behauptet er, der Pathologe der Universität Düsseldorf Prof. Pfitzer
habe zu ihm gesagt, er, [Hamer], "werfe wirklich die ganze Medizin über den
Haufen mit seinem ontogenetischen System der Tumoren"

(S. 63)

Im Kontext wirkt das so, als ob Hamer mit einer revolutionären Theorie die
etablierte Medizin umstürze. Tatsächlich hatte Pfitzer gesagt, daß Hamer
die medizinischen Fakten durcheinanderbringe, sie nicht richtig
auseinanderhalten könne. Von einer Anerkennung der Hamer'schen
Pseudotheorie war keine Rede (pers. Mitteil. 1998). Daraus wird 16
Seiten später

"daß ein anderer berühmter Professor" (gemeint ist Pfitzer)
"die Neue Medizin offenbar sehr logisch und einleuchtend findet"
(S. 78).

Tatsächlich verdreht Hamer medizinische Fakten nach der simplen Methode,
daß er die bekannten medizinischen Kausalitäten einfach umdreht, die tausendfach
geprüften Ergebnisse zu Irrtümern der Medizin erklärt und seine
Umkehrung als neue Wahrheit verkündet. Tuberkelbakterien lösen im
Körper eine Tuberkulose aus, in der Lunge entsteht eine verkäsende
Nekrose. Die Verkäsung als Reaktionsform des Organismus ist so
spezifisch, daß man bereits aus der Tatsache der Verkäsung auf die
Tuberkelbakterien als Verursacher schließen kann, auch wenn
man sie noch nicht nachgewiesen hat.
Alles falsch, sagt Hamer, die Verkäsung ist in Wahrheit ein Hamer'sches
"Krebsäquivalent" wie Magengeschwür und Herzinfarkt, und die
Tuberkelbakterien sind jetzt unsere freundlichen kleinen Helfer (S. 25, 445 unten),
die dieses Krebsmaterial abräumen und uns so das Leben retten. Aber die
dumme Schulmedizin schlägt die kleinen Helfer mit ihren
Medikamenten tot. Man fragt sich dann schon, warum bis 1950 viele
Menschen an Tuberkulose gestorben sind, warum nach der Entwicklung
der Tuberkulostatika nur noch wenige gestorben sind, warum seit der
gezielten Bekämpfung der Tuberkelbakterien z.B. durch Schlachtung
der tuberkulösen Viehbestände die Tuberkulose epidemiologisch
keine Rolle mehr spielt.

Manchmal gewinnt man schon den Eindruck, daß Hamer das medizinische Wissen
durcheinanderbringt oder nicht verstanden
hat. Die Tatsache der Metastasierung von Tumoren will er damit
widerlegen, daß er der Medizin unterstellt, aus einem epithelialen
Tumor werde in der Metastase ein mesenchymaler Tumor, was barer
Unsinn ist. Und dann wartet der Leser auf die Hamer'sche Widerlegung,
aber die kommt nicht. Leukämie ist bei ihm "Heilungsphase eines Knochenkrebs"
(S.33).

Keine Rede aber ist von der 22jährigen leukämiekranken
Österreicherin, der er die schulmedizinische Behandlung ausredete
und die dann am Hamer'schen Nichtstun starb - und zwei kleine Kinder zurückließ.

Herzinfarkt ist "eine epileptiforme Krise in der Heilungsphase,"
Schizophrenie "ist eine Erkrankung, die man relativ leicht heilen kann."

Über die Epilepsie sagt er wortwörtlich:

"Die Epilepsie gilt als eine der Geistes- und Gemütskrankheiten der
Psychosen, obwohl niemand so recht weiß, wohin sie nun eigentlich
zuzuordnen sind."


So wirft er alles durcheinander, und die Medizinterminologie ohne Sinn
und Verstand soll nur dazu dienen, den Laien zu beindrucken.

Für die Medizin hat er nur Invektiven, medizinische Zusammenhänge
stellt er falsch dar und sagt dann seinen Lesern
"Seht her, so dumm sind die Ärzte."

O-Ton Hamer:

"So ziemlich der größte Blödsinn sind die sog. ‘Hirntumoren’, die
es gar nicht gibt .. Nichts, aber auch gar nichts stimmt bei den
sogenannten Hirntumoren. Es gibt sie genausowenig wie die sog.
‘Hirnmetastasen’, die nur ein Gebilde der halluzinatorischen
Ignoranz der Schulmediziner sind."

(S. 139)

Der größte Blödsinn ist für ihn das angebliche Dogma der
Medizin, aus epithelialen Tumoren entstünden Sarkome und umgekehrt
(S. 139 unten).

Metastasen intestinaler Tumore im Knochen sollen deshalb Sarkome sein (S. 141).

Aber die Medizin hat das nie behauptet, weil es tatsächlich Unsinn ist. So baut Hamer
aus falschen Unterstellungen einen Pappkameraden auf, damit er dann
nach Belieben auf ihm herumdreschen kann.

Die von Ärzten diagnostizierte Anämie beim Kinde ist für ihn eine
glatte Fehldiagnose, weil, so seine Milchmädchenrechnung, bei einer
angenommenen Verdopplung des Blutvolumens die absolute Zahl der
roten Blutkörperchen konstant bleibt, die Konzentration, also der
Wert, der tatsächlich gemessen wird, sich halbiert und so die
Anämie nur vorgetäuscht wird (S. 391).

Tatsächlich ist bei der Anämie des Kindes das Blutvolumen gleich oder sogar vermindert,
wodurch eine höhere Zahl von roten Blutkörperchen vorgetäuscht
wird, als tatsächlich vorhanden ist. Die Verhältnisse sind also
genau umgekehrt, als Hamer sie schildert. Außerdem kann sich das Blutvolumen nicht verdoppeln,
das beweist eine Vielzahl von Messungen, und nur deshalb kann man
sich auf die Konzentrationsbestimmung verlassen. Die Messung des
absoluten Blutvolumens ist jederzeit mit der Inulinbestimmung möglich.

Auch das Analogiedenken läßt er nicht aus: Weil der "Konflikt mit Flüssigkeit zu tun hat",
bekommt der Patient einen Nierenkrebs.

Doch auch Hamer ist nicht frei von Erkenntnis, wenn auch unbewußt. Da schreibt er
auf S. 457: "..[nach Meinung der Schulmedizin] könne der Dr. Hamer ja auf keinen Fall Unrecht
gehabt haben"
!

Ein klassischer Freud'scher Verschreiber, der beweist, Hamer weiß, daß er Unrecht hat -
und Unrechtes tut.
Gespeichert
Würde ich von Licht leben,
müßte ich grün sein.

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Peter Zeller: 2. Teil: Pseudomedizin
« Antwort #4 am: 10. Dezember 2010, 23:27:20 »

§ 45. Homöopathie I.

Seit ihrer Geburt vor fast 200 Jahren (1. Auflage des Organon 1810) sind
gegen die Homöopathie viele valide Argumente

(z. B. Stolberg M: Die Homöopathie auf dem Prüfstein. Der erste
Doppelblindversuch der Medizingeschichte im Jahr 1835. Münch. Med. Wschr. 138, 1996)

vorgebracht worden (vgl. dazu Prokop, Hopff), die ich hier nicht
wiederholen werde. Stattdessen werde ich zwei Argumente vortragen,
die m. W. in der Literatur noch nicht mitgeteilt worden sind.

Die Theorie der Homöopathie läßt sich in einem Satz formulieren:
"Jede Krankheit wird durch die Verdünnung und Potenzierung desjenigen
Mittels geheilt, das in seiner normalen Dosierung die gleichen
Symptome hervorruft wie die Krankheit selbst."


Die überaus komplexe Krankheitslehre - Krankheitsätiologie,
Krankheitspathogenese und Therapie - wird durch einen Satz beschrieben.

Dies widerspricht der Grunderkenntnis, daß einfache Systeme einfach, komplexe aber nur komplex
beschrieben werden können. Allein dadurch ist die Homöopathie entwertet.

Diese Grunderkenntnis bedarf keiner näheren Erläuterung, sie ist offensichtlich.

Nach Prigogine haben übrigens Szilard und Brillouin die Gültigkeit dieses Satzes
in der Informationstheorie gezeigt.


Das zweite Argument ist: Dieser Satz hat nicht eigentlich den Charakter
einer wissenschaftlichen Theorie. Er wirkt einmal wie die
Formulierung eines Wunsches, es möge so sein, wie es sich ja auch
im "curentur" des "similia similibus" ausdrückt.

Zum andern ist es eben nicht eine statuierende
Feststellung einer Natureigenschaft, sondern eine
Handlungsanweisung, ein Rezept, wie man vorzugehen hat, ein
Algorithmus. "Weil es die Schwerkraft gibt, fällt der Apfel"
ist eine wissenschaftliche Theorie, aber keine Handlungsanweisung.

Eines geht aus diesem Satz klar hervor: Diese These ist zwar spekulativ,
aber nachprüfbar (s. u. Insulin-Antikörper). Wenn die Homöopathen
dies unverändert nicht wahrhaben wollen, ist dies eine Folge ihres
autistisch-undisziplinierten Denkens.

Ein zweites wird auch klar: Was bitte ist eine normale
Dosierung? Man sieht: Die fehlende gedankliche Präzision dieses
Denksystems ist schon in seiner Wurzel angelegt.

Angesichts dieser Argumente ist es nicht zu verstehen, daß einzelne Ärzte
trotz ihrer Ausbildung die Homöopathie als valides Therapiesystem
ansehen. Die Ersetzung der rationalen Pharmakotherapie durch die
homöopathische Pseudotherapie und ihre Herbeiredung in den Medien
verbunden mit der Täuschung des Patienten ist in höchstem Maße
unethisch und sollte mit dem Entzug der Approbation geahndet werden.


§ 46. Homöopathie II: Homöopathie und Verdünnung.

Bereits 1935 hatte Madaus in eigenen Forschungen festgestellt, daß bei der homöopathischen
Verdünnungsprozedur ein Teil der Wirkstoffmoleküle durch Adhäsion
an der Wand des Glasgefäßes dem Verdünnungsprozeß entzogen wird,
ab D8 bis D12, abhängig von Molekelstruktur und Ladungsverteilung
der betrachteten Substanz, wird der Verdünnungsgrad nicht mehr
kalkulierbar. Das war eine Entdeckung, die die Homöopathen ins Mark
hätte treffen müssen, ist doch die Verdünnung als gleichzeitige
Potenzierung die Säule der homöopathischen Theorie. Aber sie haben
diesen Befund letztlich schlicht ignoriert. Das legt den Gedanken
nahe, daß es ihnen in ihrem Tun wohl mehr darum ging, etwas
zu tun und nicht so sehr um das, was sie tun.

Allerdings sind die Verhältnisse etwas komplizierter. Übereinstimmung von
rechnerischer und tatsächlicher Verdünnung hängen ab von:
Darreichungsart (fest, flüssig); für flüssige Darreichungen:
Molekelart (Molekelstruktur, Ladungsverteilung), Methode (Ein- bzw.
Mehrglasmethode), Löslichkeit des Stoffes im Verdünner (Alkohol,
Wasser), Verdünnungsverfahren (nur Wasser; nur Alkohol; Alkohol bei
der ersten und letzten Verdünnungsstufe mit Wasser in den Zwischenstufen).

1. Verreibungen fester Stoffe:

Hahnemann ging davon aus, daß mit fortgesetzter Verreibung die Teilchengröße
der Wirksubstanz immer kleiner und dadurch
die die Wirkung des Mittels immer größer werde. Tatsächlich wird
die Teilchengröße kleiner, allerdings nur bis etwa D6, danach
bleibt sie konstant, so daß die weitere Verreibung nur eine
Verdünnung darstellt. Die Messung egibt also einen Widerspruch zu
Hahnemann's These.

Altschul (a.a.O., S. 79) sieht in der Verringerung der Teilchengröße richtig eine Vergrößerung
der Oberfläche und will durch die dadurch erhöhte Kontaktfläche
die Wirkungsteigerung erklären. Dieses Argument ist nicht
stichhaltig. Alle Wirksubstanzen müssen zur Entfaltung ihrer
Wirkung erst in Lösung gehen, das Körnchen festen Stoffs muß sich
in seine Molekeln auftrennen. Die Teilchengröße kann bestenfalls
Ausmaß und Geschwindigkeit der Resorption im Magen-Darm-Kanal
beeinflussen, nicht jedoch die Wirkung auf den Organismus. Diese
hängt unverändert von der Zahl der vorhandenen Molekeln ab.

2. Verdünnungen von Lösungen:

Hahnemann schrieb vor, daß für jede Verdünnung eine neue Flasche
(Mehrglasmethode) verwendet werden muß. Wegen der Adhäsion der
Wirkstoffmolekeln an der Innenfläche der Flaschenwand wird beim
Flaschenwechsel ein Teil der Wirkstoffmolekeln entfernt und damit
dem Verdünnungsprozeß entzogen. Die Konzentration sinkt also
schneller, als es der rechnerischen Verdünnungsstufe (D6-D7..Dxx)
entspricht. Die Messungen von Kuhn ergaben, daß bei etwa D12 die
letzten Molekeln adhäriert werden.
(Kuhn A: Kolloidchemie, Homöopathie und Medizin.
Chem Ztg Bd 59, S. 85, 1935; Madaus G, a.a.O. Bd 2, S. 302 oben).

Es muß nicht erwähnt werden, daß der Grenzwert D12 von Substanz zu Substanz verschieden ist, abhängig
von den physikalisch-chemischen Molekelmeßgrößen.

Damit ist gesichert, daß etwa ab D12 Deklaration und Inhalt nicht mehr
übereinstimmen - ein ernsthaftes pharmazeutisches Problem.

Wird die Hahnemannsche Vorschrift mißachtet, indem alle Verdünnungen in
einer Flasche ausgeführt werden (Einglasmethode), entsprechen die
Resultate am ehesten dem rechnerischen Ergebnis, wenn
in allen Verdünnungsstufen 60%iger Alkohol verwendet wird.

Gerade hier taucht aber eine neue Fehlerquelle auf: Aus Sparsamkeit wurde
die erste Stufe mit Alkohol verdünnt, alle weiteren mit Wasser und
erst die letzte wieder mit Alkohol (wir reden jetzt von der
Einglasmethode). Während der Wasservedünnung baut sich an der
Innenwand des einen Glases eine Wirkstoffschicht auf, die dann bei
der abschließenden Alkoholverdünnung als ganzes in Lösung geht.
Im Versuch von A. Kuhn zeigte sich, daß eine rechnerische D100,
also einhundertmaliges Verdünnen 1:10, de facto einer D6 entsprach!

Damit wird die Sache gemeingefährlich, denn es werden nicht nur harmlose
Substanzen, sondern auch starke Gifte verdünnt. Enthält die
Urtinktur ein Mol des Giftes oder des giftigen Schwermetalls, dann
enthält die vermeintliche D100 als tatsächliche D6 immerhin

6,023*10 hoch 17

Molekeln des Giftes oder Schwermetalls - im Zweifelsfalle genug, um
ein Kind umzubringen.

Nach Madaus wurden diese Probleme auf Kongressen 1934 und 1936
diskutiert. Die damaligen Beschlüsse, im wesentlichen eine
Kennzeichnungspflicht der verwendeten Methode, können aber
keinesfalls als wirkliche Lösung angesehen werden - heutigentags
existiert diese Kennzeichnung nicht. Die Homöopathen wollen das
Problem durch Verdrängung lösen.

Eine unausweichliche Konsequenz ist, daß alle Therapieberichte seit 1800
bezüglich der Verdünnungsangaben Makulatur sind: Hatte der
Behandler mit einer D100 geheilt, wissen wir doch nicht, welche Dx
es wirklich war. Hier muß wenigstens eine Nachprüfung aller
homöopathischen Heilungen erfolgen, unter genauer Bestimmung der
Konzentration des Wirkstoffs in der Darreichungsform.


§ 47. Homöopathie III.

Nachdem wir die Theorie der Homöopathie in einem Satz zusammengefaßt haben,
zeigt sich, daß dieser Satz ein Algorithmus der Therapie ist.

Der Begriff der Ätiologie der Krankheiten kommt darin nicht vor,
entsprechend bleibt jede Ätiologie unberücksichtigt, eine Systematik der
Krankheiten muß sich allein auf die Symptome, den jeweiligen Symptomenkatalog
stützen. Damit ist die homöopathische Theorie auf jeden Fall
unvollständig, weil sie einen wesentlichen Teil der Krankheitslehre
nicht erfaßt.

Für die hippokratische Medizin wäre dieser Einwand ohne Belang, aber im
Gegensatz zur hippokratischen Medizin wird die Homöopathie heute
noch als wahr behauptet
.

§ 48. Homöopathie IV.

Die Homöopathie kann eine Krankheit dann nicht beschreiben, wenn die Ursache der
Krankheit ein Mangel ist, d.i. das Fehlen eines Stoffes.

Das gilt für die Vitaminmangelkrankheiten wie für den Diabetes, dessen Ursache ein
relativer oder absoluter Mangel an Insulin ist.

Hier zeigt sich der klare Gegensatz zur Medizintheorie,
die diese Krankheiten beschreiben kann, so daß wir hier eine
weitere Einschränkung der Hoöopathie konstatieren müssen. So
umfassend sich die Homöopathie sonst gibt, so hat sie doch hier
einen grundlegenden Defekt, wenn man sie an der Medizintheorie mißt.

Die Homöopathie in ihrer erkenntnistheoretischen Grundlage zieht eine Parallele:

Krankheit ? Symptom a Stoff X ? Symptom a

also:
1.  Krankheit ? Symptom
2. Stoff X ? gleiches Symptom
3. Verdünnung (Stoff X) = Therapie ? Heilung

Die Theorie enthält aber nicht:

(2a) Fehlen von Stoff X ?    gleiches Symptom

Daraus resultiert der Defekt der Homöopathie, daß sie immer nur einen
Teil der bestehenden Krankheiten erfassen kann. Aus diesem
erkenntnistheoretischen Dilemma soll dann folgende Notlösung
helfen:

1. Gleichsetzung von Krankheit und Symptom:

Krankheit = Symptom, Symptom = Krankheit


(2) Stoff X ? gleiches Symptom

(3) Verdünnung (Stoff X) = Therapie ?

Heilung(Symptom) = Heilung(Krankheit)

So landet die Homöopathie zwangsläufig doch wieder bei der symptomatischen Therapie.


§ 49. Homöopathie V: Homöopathie und Vergiftung.

Betrachtet man den Satz „ Jede
Krankheit wird durch die Verdünnung und Potenzierung desjenigen
Mittels geheilt, das in seiner normalen Dosierung die gleichen
Symptome hervorruft wie die Krankheit selbst
“,
dann sieht man sofort, daß die Vergiftung die ideale Krankheit für
den Falsifizierungsversuch der Homöopathie ist. Bei Vergiftungen
gibt es einen Stoff ,
der in
seiner normalen Dosierung
die
 Krankheit
auslöst, es entstehen Krankheits symptome ,
die gemäß der homöopathischen Lehre das Arzneimittelbild
dieses Stoffes repräsentieren. Arzneimittelbild und Symptombild der
Krankheit sind damit in einer Weise identisch, wie es schöner von
der homöopathischen Theorie nicht gefordert werden kann. Die
Therapie ist damit festgelegt: Man gebe das vedünnte Gift und
erziele damit die Heilung. Aber was sollte es für einen Sinn haben,
den vielen Giftmolekülen im Körper des Kranken noch einige wenige
weitere hinzuzufügen!

Aus dieser Sackgasse soll nun eine Abfolge merkwürdiger Behauptungen
heraushelfen, die man zusammen als Informationstheorie der
Homöopathie nach Popp u. a. bezeichnen kann. Das Giftmolekül
enthalte nämlich die Information zu seiner eigenen Bekämpfung,
ungeachtet dessen, in welchen Organismus es gelangt.

Durch Verdünnen und Verschütteln oder Verdünnen und Verreiben wird diese
Information an den Trägerstoff - Wasser, Alkohol, Milchzucker -
weitergegeben und zwar um so stärker, je mehr die Verdünnung fortschreitet, je weniger
Giftmoleküle also in der Zubereitung vorhanden sind
,
dies sei der Mechanismus der Potenzierung. Wer würde danach
glauben, daß einige Löffelchen noch so potenzierten Wassers ein
Antidot darstellen?

Wir werden dies an einem konkreten Modell untersuchen. Cyanwasserstoff
(HCN) ist ein potentes Gift. Gelangt es in den Körper, dann
blockiert es die Atmungskette der Zellen
durch die Blockade der oxidativen Phosphorylierung, in dem es an das
Cytochrom bindet (näheres in jedem Lehrbuch der Biochemie). Damit
kann die Zelle keine nutzbare Energie gewinnen, die sie aber
lebensnotwendig braucht für die energieabhängigen
Stoffwechselprozesse zur Aufrechterhaltung der
Konzentrationsungleichgewichte der Stoffe. Durch die
entropiepositive Diffusion kommt es jetzt zwangsläufig zur
Gleichverteilung und damit zum Tod der Zelle und des Organismus.

Aus eigenen Kräften kann die Zelle die Bindung des Cyanidions an die
Cytochromoxidase nicht beheben, sie ist also unrettbar verloren. Da
hilft auch keine noch so mystische homöopathische Information, sie
braucht materielle Hilfe von außen: Nur durch die Gabe eines
schnellen Ferrihämoglobinbildners (DMAP), der sich mit dem
Cyanidkomplex bindet, wird das dreiwertige Eisen der
Cytochromoxidase wieder frei (Müller).

Die homöopathische Therapie der Vergiftungen müßte erfolgreich sein,
wäre die Theorie der Homöopathie wahr. Sie ist es nicht, und
deshalb sind die Vergiftungen die zweifelsfreie Falsifizierung der
Homöopathie.

An dieser Stelle wollen wir auf einen erkenntnistheoretischen Fehler
eingehen, der mit größter Selbstverständlichkeit ständig
andernorts gemacht wird, ohne daß er als Fehler erkannt wird. Es
ist die ganz selbstverständliche Zuweisung einer Eigenschaft a an
ein Objekt A in der Form

A hat die Eigenschaft a

oder A ist a

oder Cyanwasserstoff ist giftig .

Das Cyanmolekül ist keineswegs per se giftig! Das Cyanmolekül
besitzt die Eigenschaft Masse, es hat eine räumliche molekulare
Struktur, eine definierte elektrische Ladungsverteilung im Raum und
weitere Eigenschaften, mit denen Moleküle charakterisiert werden
können (vgl. dazu z. B. Rauen).

Was wir als Giftigkeit des Cyanmoleküls ansehen, entsteht als Interaktion
des Cyanmoleküls mit dem biologischen System Mensch. Nur weil das
biologische System eine lebensnotwendige Konstruktion enthält,
dessen Blockade tödlich ist, kann es zum deletären Verlauf kommen.
In einem anders konstruierten biologischen System könnte das
Cyanmolekül indifferent sein (die Anaerobier Clostridium perfringens und
Clostridium botulinum
, die keinen Elektronentransport zum Sauerstoff brauchen und für die
Sauerstoff ein Gift ist, würden sich durch HCN kaum beeindrucken
lassen) oder eine völlig anders geartete Reaktion, z. B. die
Sinnesempfindung der Süße auslösen.

Die Giftigkeit ist also keine Eigenschaft des Cyans, sondern eine Folge
der Interaktion; die speziellen Folgen dieser Interaktion werden
durch die Art des biologischen Systems, z. B. von der Konstruktion
eines Rezeptors oder wie hier vom Ablauf einer chemischen
Reaktionskette, bestimmt und sind damit unabhängig vom Cyanmolekül .

Aus genau diesem Grund kann die Entgiftungs information
auch nicht im Cyanmolekül selbst liegen, wie es die Homöopathie
implizit annimmt, denn die Art und Weise der Entgiftungsmöglichkeit
hängt alleine von der Konstruktion des beteiligten biologischen
Systems ab, je nach biologischem System würde sie eine andere sein,
so wie die Interaktion selbst von System zu System eine andere ist.

Dieses Argument ist die terminale Katastrophe der Homöopathie.

§ 49a. Homöopathie VI: Das experimentum crucis.

Die formalisierte Darstellung erlaubt es, einen Test zu entwerfen, gegen
den von homöopathischer Seite nichts eingewendet werden kann: Man
nehme einen Patienten, dessen Diabetes durch Insulinantikörper
verursacht wird. Damit haben wir<

1 . eine Krankheit, deren Symptome durch einen definierten Eiweißstoff
ausgelöst werden, also das Symptombild als erfaßbarer Anteil des
Krankheitsbildes, von dem wir wissen, daß es von den
Insulinantikörpern bewirkt wird,

2.  mit dem Symptomenbild der Insulinantikörper auch ihr Arzneimittelbild,
so daß wir nur noch

3. die Insulin-AK potenzieren müssen, um sie dann als Therapie anwenden zu können.

Also wie in § 48:

1. Diabetes ? Diab.symptome
2. Insulin-AK ? Insulinmangel
? gleiche Diab.symptome
3 . Potenzierung (Insulin-AK) = Therapie
? Heilung.
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« Antwort #5 am: 10. Dezember 2010, 23:30:43 »

§ 50. Die anthroposophische Misteltherapie.

Die Mistel wurde 1920 vom Gründer der anthroposophischen Bewegung,
dem Philologen Dr. Rudolf Steiner, zur Krebsbehandlung in die
anthroposophische Medizin eingeführt (Vortragsreihe
Geisteswissenschaft und Medizin, 13. Vortrag vom 2.4.1920).
Die Erkenntnis, daß die Mistel ein Krebsmedikament sei, gewann er durch ‘geistige innere Schau' -
Steiners bevorzugte Erkenntnismethode. Damit ist keineswegs ein
plötzlicher Einfall gemeint oder eine Inspiration, vielmehr hat
Steiner als der ‘Auserwählte’ eine ‘göttliche Eingebung’.

Nach Steiner ist die Mistel ein Schmarotzer am Baum, so wie
der Tumor ein Schmarotzer am Organismus des Kranken ist. Zur
Herstellung der Präparate werden Misteln von verschiedenen
Wirtsbäumen (Apfelbaum, Eiche, Pinie, Tanne) verwendet. Die Misteln
werden in mondlosen Nächten geschnitten, wenn mich mein Gedächtnis
nicht trügt, vielleicht aber auch bei Vollmond.

Analyse:

1. Die Theorie der anthroposophischen Mistelbehandlung entsteht aus einem
primitiven Analogiedenken:
Die Mistel ist ein Schmarotzer, der Tumor ist ein Schmarotzer.

2. Baum und Mistel sind aber zwei völlig verschiedene biologische Systeme,
der Tumor ist dagegen körpereigenes Gewebe. Die Analogie geht hier fehl.

3. Es ist auch nicht zu sehen, weshalb der eine Schmarotzer gegen den
anderen helfen sollte - die Behauptung ist spekulativ.

4. Wenn nun der Mistelextrakt nach Hahnemannscher Manier durch
‘rhythmische Prozesse’ potenziert wird, ist das in der
Steinerschen Theorie nicht begründet, hier hat er bloß
abgekupfert. Nach Hahnemann kann die Mistel kein Krebsmittel sein,
dazu müßte sie ‘in normaler Dosierung’ beim Menschen Krebs
hervorrufen, was sie nicht tut.
Auch die Analogie kann hier nicht herangezogen werden; die
Mistel ist kein Krebs des Baumes. Die Steinersche Mistelbehandlung
ist also eine Mischung aus primitivem Analogiedenken und nicht
verstandener Homöopathie.

5. Obwohl die Anthroposophen ihre Mistelbehandlung seit fast 80 Jahren
betreiben, gibt es von ihnen keine einzige Statistik, die den
 kurativen ,
 additiven
oder supportiven
Nutzen der Mistel belegen würde.

6. Etwas anderes wird auch deutlich, der Sekten charakter.
Steiner ist der Auserwählte ,
der allein über die Erkenntnis verfügt, der seine Ewigen
Wahrheiten

seinen Gefolgsleuten verkündet ,
denen er keinerlei Rechenschaft geben muß.

Nach Prokop waren drei Psychiater der Meinung, Steiner habe an einer
Schizophrenie gelitten. Die folgenden Sätze stammen aus einem
Vortrag Steiners vor Ärzten und Medizinstudenten am 21.4.1921 in
Dornach (das Goetheanum in Dornach bei Basel ist das Zentrum der
Anthroposophen), veröffentlicht als Geisteswissenschaftliche
Gesichtspunkte zur Therapie
(3. Auflage 1963):

"Wenn Sie draußen im Universum, im Urgebirge denjenigen Prozeß sehen,
der sich in der Schieferbildung ausdrückt, namentlich in alledem,
was von der Kieselerde aus in die Schieferbildung führt, dann haben
Sie in den Kräften, die da drinnen, in diesem Prozesse, dem von der
Kieselerde ausgehenden Schieferbildungsprozesse, wirken, den
polarisch entgegengesetzten Prozeß von dem, der sich hier
einerseits in der physischen Hauptesbildung abspielt
[gemeint
ist die ontogenetische Entwicklung des menschlichen Kopfes - Z.]. Es
ist dieses ein wichtiger Zusammenhang zwischen dem Menschen und
seiner Umgebung. Es ist einmal im menschlichen Haupte dieser Prozess
wiederum drinnen, der sich draußen im Mineralisieren abspielt. Es
ist ja heute, ich möchte sagen, schon fast für die Geologie klar,
wenn auch noch nicht ganz, daß alles, was der Prozeß der
Schieferbildung ist, der Prozeß aller derjenigen Mineralisierung,
an der die Kieselerde, Silizium, beteiligt ist, mit dem
zusammenhängt, was man Entvegetabilisierung nennen könnte. Wir
müssen gewissermaßen mineralisch gewordene Pflanzenwelt in der
Schieferbildung suchen, und indem wir dieses Entvegetabilisieren zu
erfassen suchen, was gleichbedeutend ist mit der Schieferbildung der
Erde, ergreifen wir denjenigen Prozeß, der in einer anderen Weise
in seinem polarischen Gegenteil hier im menschlichen Haupte spielt.
Mit dem spielt aber ein anderer Prozeß zusammen. Und diesen anderen
Prozeß, der mit diesem zusammenspielt, müssen wir wiederum draußen
in der Welt suchen. Wir müssen ihn da suchen, wo sich zum Beispiel
Kalkgebirge bilden. Und wir haben es wiederum heute schon fast als
eine geologische Wahrheit für die äußere Wissenschaft daliegen,
daß Kalkgebirge im Wesentlichen auf einem Prozeß der Erdbildung,
den wir Entanimalisierungsprozeß nennen können, beruhen. Es ist
das der entgegengesetzte Prozeß des Tierwerdens. Und wiederum der
polarisch enzgegengesetzte Prozeß spielt hier drinnen. Wenn wir
also dem Silizium und dem Kalzium, die zur Ruhe gekommene Prozesse
sind, einen Anteil an der menschlichen physischen Hauptesbildung
zuschreiben, so müssen wir uns klar sein, daß dadurch in diese
menschliche physische Hauptesbildung etwas hineinspielt, was
draußen, in der ganzen Natur unserer Erde wenigstens, eine sehr
bedeutsame Rolle spielt. Wir können uns zu gleicher Zeit jetzt
schon vorbereitend darüber orientieren, daß, wenn wir hinschauen
auf der einen Seite auf die Kieselerde, auf das Silizium, daß das
eine wesentliche Verwandtschaft hat mit demjenigen, was gerade im
physischen Haupte vor sich geht; wenn ich von Silizium spreche, so
ist es eben der zur Ruhe gekommene Prozeß. Dasjenige wiederum, was
Kalkbildungsprozeß ist, was im Kalzium zur Ruhe kommt, das hat
etwas zu tun mit alledem, was der entgegengesetzte Pol ist, was
polarisch mit der andern Kraft zusammenwirkt im menschlichen
physischen Haupte. Diese Prozesse, die wir geradezu heute noch um
uns herum aufsuchen können, stehen im menschlichen Haupte im
Zusammenhange mit anderen Prozessen, die wir auf der Erde nicht
finden, die nur im Abdruck vorhanden sind, indem das Haupt eben
Abdruck ist von ätherischem Leib, astralischem Leib und Ich
(S.13/14).


Was waren das für Ärzte, die sich das angehört haben?

Wir haben die Haare nämlich nicht umsonst, sondern von den Haaren gehen
auch Kräfte wiederum nach dem Organismus, und zwar wiederum feinste
Kräfte, feinste Kräfte gehen aus den Haaren wiederum zurück in
den Organismus hinein.


Was spricht für die Schizophrenie?

Man muß bedenken, daß viele Schizophrene in der Alltagsumgebung auch
auf den Fachmann völlig normal wirken, die Schizophrenie kommt erst
dann zum Vorschein, wenn man den Kranken zufällig auf etwas
anspricht, das Teil seines ‘Systems’ ist oder wenn etwas
geschehen ist, das in den Augen des Kranken ‘bedeutsam’ ist. Das
‘System’ ist das, was der Fachmann als den Wahn beschreibt.
Manchmal handelt es sich dabei, wie bei Steiner, um riesige
Pseudodenksysteme. Wie echte Denksysteme gründen sie auf wenige
fundamentale Überlegungen, auf denen durch scheinbare Deduktion das
Denkgebäude errichtet wird, sie unterscheiden sich aber von den
echten Denksystemen typischerweise dadurch, daß Vorgänge, die in
keinerlei Beziehung miteinander stehen, in Beziehung zueinander
gestellt werden, wobei diese Beziehung noch als besonders bedeutsam
herausgestellt wird, so daß die tatsächlich getrennten Phänomene
als wesenhafte Einheit erscheinen. Schon die geringste Ähnlichkeit
oder auch die nur zufällige Gleichzeitigkeit genügen zur Bildung
der Analogie, der wesenhaften Gleichheit. Die zufällige
Ähnlichkeit, sei sie noch so entfernt, wird zum unumstößlichen
Beweis (vgl. Huizinga).
Sind die Blüten von gelber Farbe, befördert der Pflanzenextrakt
den Fluß der gelben Galle.

Es versteht sich von selbst, daß mit dieser ‘Erkenntnismethode’
nur Zufallstreffer zu erzielen sind. Die Wahrscheinlichkeit, in
Pflanzenextrakten ein choleretisches Mittel zu finden, ist
allerdings sehr hoch. Alle Pflanzen enthalten Alkaloide, sehr
reaktionsfreudige Stoffe, die u. a. mit der glatten Muskulatur
reagieren. Die Wahrscheinlichkeit einer Beeinflussung des
Gallengangsystems und seiner glatten Muskulatur liegt daher bei 100
Prozent.

Aber nicht nur das scheinbar Gleiche, auch das völlig Gegensätzliche
wird in Beziehung gesetzt, vermittels der Polarität und der
Komplementarität. So lassen sich Gleiches mit Gleichem und
Gegensätzliches mit Gegensätzlichem wesenhaft, notwendig und
bedeutend verbinden, heraus kommt die völlige Entdifferenzierung,
die Vermengung aller Phänomene, der Holismus.
Seit den Veröffentlichungen von Franco Basaglia und David Cooper ist es
Mode geworden, die Existenz der Schizophrenie als Krankheit
überhaupt anzuzweifeln, sie als sozialgenetische
Verteidigungsmaßnahme des Individuums darzustellen. Ich habe über
längere Zeit eine Patientin behandelt (Frau P., 60 Jahre), ihr für
den Bluthochdruck Medikamente verordnet. An einem Montagmorgen,
völlig übergangslos und ohne Zusammenhang mit dem vorhergehenden
Gespräch, erzählt sie voller Empörung, der Psychiater Z. habe ihr
am Wochenende eine Botschaft geschickt, sie müsse ihn aufsuchen, er
wolle sie befruchten. Sie habe sich gewehrt, das habe nichts
genutzt, er habe ihr seinen Samen in Form von Strahlungen geschickt,
der in sie eingedrungen sei. Sie werde sich jetzt bei der
Ärztekammer beschweren, weil sie befürchten müsse, schwanger zu
werden. Man sieht, wie hier reale und irreale Vorstellungen vermengt
werden. Mein Vater klärte mich auf, die Patientin leide seit 20
Jahren an einer Schizophrenie, sei aber harmlos.
Steiners Werk illuminiert noch einen ganz anderen Gesichtspunkt: Man kann
tatsächlich seine Kritiker totschreiben. Übersteigt das ‘Werk’
einen gewissen Umfang, wird es auf eigenartige Weise unangreifbar.
Irgendwo findet sich immer ein Satz, den der Kritiker nicht bis in
die letzten Verästelungen durchdacht oder den er sogar übersehen
hat. Je nach Kritik sind die ‘ewigen Wahrheiten’ mal hier, mal
dort. Es zählen immer nur gerade die Sätze, die sich zur
Widerlegung der jeweiligen Kritik eignen. Die Beliebigkeit der
Argumentation entsteht dadurch, daß sich die Argumente nicht nach
der Wahrheit, sondern nach der jeweiligen Nützlichkeit richten. Die
Widerlegung wird so zu einem sinnlosen Schattenboxen mit einem
Gummimännchen, so daß der Kritiker schließlich entnervt aufgibt.
Vielleicht ist alles bei Steiner aber auch nur eine typische pseudomystische
Verbrämung. Man muß die Zeit berücksichtigen, in der das geschah.
Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg war eine bittere Zeit in
Deutschland. Die Menschen hungerten. Da tritt das erstaunliche
Phänomen auf, daß sich dem leiblichen der Hunger nach geistiger
Nahrung beigesellte. Die Scharlatane des Geistes hatten
Hochkonjunktur, Steiner war nicht der einzige. Über diesen
Zeitgeist schreibt Jaspers 1925:
"Es ist heute vielfach eine Surrogatphilosophie verbreitet. Man
fabriziert Metaphysiken, versteht sich auf metaphysische Erbauung,
gründet Konventikel und Schülerverhältnisse, theosophische und
spiritistische Genossenschaften."


(Zum Verständnis des folgenden: Jaspers bezeichnet die Urheber
der Pseudophilosophien als Romantiker und
Nihilisten, die neu entstehende Psychologie sieht er als eine
betrachtende, beschreibende, registrierende Lehre, die nicht
Stellung nimmt in einem wertenden Sinn, nicht Partei
ergreift.) Diese
Weisen des Verhaltens sind immer wegen ihrer Künstlichkeit,
Unechtheit in großer Gefahr. Während der in einer Weltanschauung,
einer Kirche echt und fundiert lebende Mensch auf die Einstellung
universaler Betrachtung, die ihm nichts anhaben, ihn nicht stören
und gefährden kann, mit Gleichgültigkeit oder Mitleid blickt, auch
dann, wenn sie ihn selbst trifft, haben ganz im Gegensatz diese
Romantiker und Nihilisten einen Haß gegen diese Betrachtung des
Nichtstellungnehmenden. Sie ziehen einen Feind vor. Diese
rücksichtslose Wirklichkeits- und Wahrheitsforschung

[der neuen Psychologie]
geht gegen ihre Existenzbedingungen. Sie müssen sie mit allen
Mitteln bekämpfen, mit Lächerlichmachen, mit Insinuationen, mit
allen nur möglichen Klassifikationen des Psychologen (als
"Aufklärer", "Eklektiker" usw.), mit Verwerfung dieser
ganzen Art als des "Bösen" und "Liebelosen" u. dgl.


Steiners Werk lebt von der pseudomystischen Verbrämung, ist ohne das ganze
pseudomystische Drumherum gar nicht denkbar. Ich möchte deutlich
machen, daß es sich hier um eine bewußte Methode handelt.

Wenn ich sage "Katzendreck vertreibt Warzen", dann ist das bestenfalls
unappetitlich, aber nicht mystisch. Wenn ich aber sage "Warzen verschwinden,
wenn man den Kot der Katze des Pfarrers seiner Haushälterin nachts bei Vollmond
auf einem Kreuzweg auf den Bauchnabel schmiert"
, dann ist das mystisch.
Wir prägen dafür den Ausdruck der "pseudomystischen Komplikation".

Beide Handlungsweisen sind gleich, sie unterscheiden sich nur in den
Umständen. Indem also simple Handlungen mit höchst komplizierten
Umständen und Verfahrensvorschriften umgeben werden, die keinerlei
Wirkung auf das Nettoergebnis der Handlung haben, erhält das Ganze
einen geheimnisvollen, eben mystischen Anstrich.

Die Misteln sollen bei Vollmond geschnitten werden: Natürlich kann sich
zwischen Tag und Nacht die Konzentration der Inhaltsstoffe ändern,
aber diese Änderung ist marginal, sie ist nicht essentiell.
Wahrscheinlich haben die Verarbeitungsprozesse eine viel größere
Wirkung auf die Inhaltsstoffe, so daß man hierauf sein Augenmerk
richten müßte, aber verfahrenstechnische Fragen sind eben nicht mystisch.

In gleicher Weise gibt es auch die pseudogöttliche Komplikation:
Man schwadroniere über Gott, wie es Uriella alias Bertschinger von der
Sekte Fiat Lux macht, bezeichne sich als das Volltrance-Sprachrohr Gottes, erkläre
sein Badewasser zum Heilwasser gegen alle Krankheiten
(‘Athonwasser’), dann finden sich offensichtlich genügend
Gläubige, die dankbar den aufwendigen Lebensstil der Sektenführer
finanzieren. Man ist versucht zu sagen: Je dümmer eine Behauptung,
um so schneller findet sie Anhänger.

§ 51. Mistel II: Lektinol.

Lektinol ist ein Präparat der Firma Madaus. Es enthält
Mistellektine. Neueste Forschungen haben gezeigt, daß Lektine das
Krebswachstum hemmen können, allerdings nur in einem ganz schmalen
Konzentrationsbereich. Außerhalb dieses Konzentrationsbereichs
findet man keine Hemmung oder sogar eine Verstärkung des
Tumorwachstums.

Analyse:

1. Lektinol verfügt über eine Theorie.
2. Diese Theorie ist nachprüfbar.
3. Damit ist Lektinol kein pseudomedizinsches Verfahren, sondern eine
nachprüfbare wissenschaftliche Methode.

Nach Bekanntwerden der Forschungsergebnisse haben Pseudomediziner (u. a.
Windstosser) triumphiert nach dem Motto "Wir haben es ja schon immer gewußt."
Doch Lektinol ist kein Grund zum Jubeln, eher das Gegenteil, denn
diese Ergebnisse bedeuten, daß die Anthroposophen 80 Jahre lang mit
Konzentrationen gearbeitet haben, die das Krebswachstum fördern können.


Diese Geschichte zeigt, wie unverantwortlich es ist, pflanzliche Stoffe ohne Prüfung,
nur wegen ihrer ‘biologischen Herkunft’ in der Therapie einzusetzen.
Gespeichert
Würde ich von Licht leben,
müßte ich grün sein.

Glückspilz

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Peter Zeller: 2. Teil: Pseudomedizin
« Antwort #6 am: 10. Dezember 2010, 23:33:57 »

§ 52. Ukrain.

Der österreichische Ingenieur ukrainischer Abstammung Nowitzki
bewirbt ein von ihm entdecktes und entwickeltes Mittel, das er
Ukrain nennt und das „gegen Krebs hilft“. Dazu mobilisiert er
die Medien - wissenschaftliche Unterlagen oder Prüfungsergebnisse
gibt es nicht. Statt dessen werden angebliche Einzelschicksale
kolportiert wie in der Sendung von Schiejok im ORF 1995. Im ersten
Fall zeigte sich da, daß die Krebsdiagnose nur eine angebliche war
(der anthroposophische Hausarzt der jungen Frau hatte ein
sogenanntes Krebsvorgeschehen diagnostiziert und drei Jahre mit
Mistel behandelt), beim zweiten Fall eines operierten
Pankreaskarzinoms kann man mit Recht vermuten, daß der gebesserte
Zustand auf eine in diesem Fall geringe Wachstumsdynamik des Tumors
zurückzuführen war.

Ukrain ist ein Extrakt aus Schöllkraut (Chelidonium maius), er soll vier
Alkaloide des Schöllkrauts enthalten.

Nach Madaus (S. 916) ist Schöllkraut in Rußland ein verbreitetes Volksmittel gegen
viele Krankheiten gewesen, z. B. gegen Warzen, aber auch gegen Krebs.

Die Alkaloide von Chelidonium maius gehören zu den hochgiftigen
Substanzen im Pflanzenreich, tödliche Vergiftungen sind
beschrieben.

Eine Analyse lohnt nicht. Beschämend ist, daß der ORF mit seinem
Moderator Schiejok dazu beiträgt, daß Patienten solchen
Rattenfängern auf den Leim gehen. Über die unselige Rolle der
Medien und Medienschaffenden sagt H. Schäfer [in Köbberling, S. 18]:


"Die Sage von der Informationspflicht des Journalisten wird nur
selten als das Märchen durchschaut, das sie ist. Es hat sich ein
Stand höchst selbstbewußter, aber eben obligat ungebildeter
Menschen entwickelt, welcher Meinungen steuert. Ungebildet heißt:
auf dem Stand der Bildung unserer Zeit. Zweifellos gibt es
zahlreiche Ausnahmen, welche aber die These nur bestätigen. Im
Fernsehen werden Leute zur Prominenz hochstilisiert, die nichts, gar
nichts für die Menschlichkeit getan haben. Wer uns Spaß Macht, ist
unser König - dieses Motto ginge noch an. Aber es weitet sich
längst dazu aus, daß nur der gefällige Spaß, die erwünschte
Lach- und Schieß-Formation zu Bilde kommt. Es kann einem dabei
geschehen, daß man aufs widerlichste verleumdet wird, und man
bleibt wehrlos. Wenn also die Sachverhalte immer schwieriger zu
beurteilen sind, so propagiert ein zielbewußter Journalismus
diejenige Form der Entscheidung über das Unentscheidbare, die in
die eigene Landschaft paßt. Und diese Landschaft wird mehr und mehr
das Irrationale. Wenn endlich dieses Irrationale ‘in’ ist, vom
Volke der Fernseher velangt und bejubelt wird, gerät die Vernunft
in eine bejammernswerte Schneewittchenrolle, aus der sie kein
Prinzenkuß erweckt. Ohne den obligaten Irrationalismus allzu
zahlreicher Vertreter der Medien wäre die beklagenswerte
Entwicklung undenkbar."


§ 53. Krebiozen.
Die in den 60er Jahren angesiedelte Krebiozen-Story unterscheidet
sich insofern von den anderen pseudomedizinischen Verfahren, als
erstmals ein angesehener Universitätslehrer durch seine
Leichtgläubigkeit zum Aushängeschild des Betrugs wurde (Henney).

Der jugoslawische Arzt Dr. Stefan Durovic hatte in Buenos Aires ein
Institut gegründet, in dem eine Substanz namens Kositerin
hergestellt wurde, angeblich aus dem Blut von Pferden, die mit
Actinomyces bovis inokuliert worden waren (Merck 5170). Durovic
informierte den emeritierten Professor der Universität Illinois Dr.
med. Dr. phil. Charles Ivy, daß die Substanz Antitumoreigenschaften
besitze. Dieser übernahm die Angaben ungeprüft und begann sofort
mit der klinischen Anwendung der Substanz. Die behaupteten Erfolge
hielten einer Überprüfung nicht stand, klinische Befunde und
Behandlungserfolge waren entgegen dem tatsächlichen Verlauf
schlicht als Erfolge behauptet worden.

Untersuchungen der FDA von verschiedenen Proben ergaben als Inhaltsstoff Kreatin,
Kreatin in Mineralöl oder nur Mineralöl.

Die Anhänger beeidruckte das nicht. Sie glaubten den Vertretern der
Krebiozen-Stiftung, die alles „als eine Verschwörung der
organisierten amerikanischen Medizin“ hinstellten „mit dem Ziel,
diese Behandlung dem amerikanischen Volk vorzuenthalten“.

In dem von der FDA initiierten Gerichtsverfahren wurden die Urheber
dieses Betrugs trotz erdrückender wissenschaftlicher Schuldbeweise
freigesprochen (Henney).
   
Literatur:
Merck (5170)
Chem & Eng News 41, 59 (1963)
Holland   James F: Quackery Congress Symposion. The Krebiozen Story. JAMA 200, 213-8 (1967)


§ 54. Laetrile.

Dieses Präparat spielte in der Pseudokrebstherapie in Amerika und Europa
zwischen 1970 und 1980 eine große Rolle.

Inhaltsstoff ist das Amygdalin, das in Mandeln, Pfirsichkernen, Aprikosenkernen vorkommt.
Amygdalin ist ein D-Mandelonitril-?-D-glucosido-6-?-D-glucosid.

Das Molekül besteht also aus 2 Glucose-Molekülen, die durch eine ?-glycosidische
Brücke verbunden sind, die durch Amygdalase, eine ?-D-Glucosidase,
gespalten werden kann. Diese sind über eine weitere ?-glycosidische
Brücke, die durch Prunase, ebenfalls eine ?-D-Glucosidase,
gespalten werden kann, mit dem Mandelonitril verbunden, eine
Verbindung aus Benzaldehyd und Cyanwasserstoff H-CN.

Amygdalin wurde bereits 1830 isoliert, die chemischen Eigenschaften wurden von
Liebig und Wöhler 1837 beschrieben, die Synthese gelang Vierhover und Mack
1924. Um 1950 machte Dr. E. T. Krebs sen. den Vorschlag, Amygdalin
in der Krebsbehandlung einzusetzen und prägte auch den Namen Laetrile.

Sein Sohn erhielt später ein Patent auf Laetrile (Henney).

Im Körper wird aus Amygdalin Cyanwasserstoff freigesetzt. Dieser kann
entgiftet werden durch das Rhodanese-System. Durch die
Thiosulfatsulfurtransferase wird Schwefel aus Thiosulfat auf den
Cyanwasserstoff übertragen, so daß Thiocyanat und Sulfat
entstehen. Thiocyanat hat nur noch 1/200stel der Giftigkeit des
Cyans.

Das Rhodanesesystem kommt in zahlreichen Spezies vor, ist aber wegen der
hohen Toxizität von HCN nicht effizient genug, weshalb es uns nicht
vor einer HCN-Vegiftung schützen kann.

Die Theorie der Vertreiber lautete nun, daß die gesunde Körperzelle
sich durch das Rhodanese-System vor der Vergiftung schützen kann.
Die Krebszelle, so Krebs sen. und jun., verfüge über diesen
Mechanismus nicht, so daß sie durch das freigesetzte HCN zugrunde
gehe. Tatsächlich verfügen Krebszellen über das Rhodanese-System,
wie Untersuchungen gezeigt haben, so daß genau in diesem Punkt die
Theorie widerlegt ist. Will man mit Amygdalin den Krebs vergiften,
so muß man eben doch den ganzen Menschen vergiften.

Analyse:

1. Laetrile verfügt über eine ausgefeilte Theorie des Wirkmechanismus.
2. Diese Theorie ist nachprüfbar.
3. Die Nachprüfung hat gezeigt, daß die Theorie im entscheidenden Punkt fehlerhaft ist.
4. Die Theorie ist damit falsifiziert.
5. Laetrile ist demnach eine falsifizierte wissenschaftliche Theorie.

Literatur
Merck 630, 5197
Geigy Biochemie 212, 229, 231
Culliton, Science 182 (1973)

§ 55. Lichtnahrung.

Die Australierin Ellen Greve, die sich Jasmuheen nennt, verbreitet in Büchern, Vorträgen und Seminaren die
Behauptung, der Mensch könne, nach entsprechender geistiger Vorbereitung, nur von der Einstrahlung des Sonnenlichts leben, ohne
alle Nahrung und ohne jede Flüssigkeitszufuhr. Sie meint das wörtlich; sie meint nicht den in der Wissenschaft bekannten
Energiekreislauf, nachdem wir alle letzten Endes von der Energie der Sonne leben.

Analyse

1. Die These ist spekulativ, denn sie ist nicht begründet. Wir haben nur das Wort von Frau Greve,
daß ihre Erfahrungen zuträfen. Das genügt nicht.

2. Die These ist eine simple Umkehrung geprüften wissenschaftlichen Wissens.

3. Die ganze Theorie besteht eigentlich nur aus einem Satz, auch wenn Frau Greve
mittlerweile mehrere Bücher verfaßt hat: Simplizität.

4. Die Theorie ist nachprüfbar, sie kann durch das bestehende
biochemische und physiologische Wissen,da noch ausgeführt wird, als falsifiziert
gelten - die faktische Falsifizierung scheiterte bisher nur an der Weigerung von Frau Greve.

5. Die These soll statt durch wissenschaftliche Untersuchungen mit
Beispielen aus der Kirchengeschichte, also aus dem Glauben gestützt
werden. Das ist die mystische Komponente.

Fazit: Die 'Theorie' trägt viele Merkmale der Pseudowissenschaft, sie ist
aber nachprüfbar, und sie ist bereits falsifiziert.

Frau Greve und ihre Jünger wollen nun die Theorie gegen die Widerlegung
immunisieren mit der Behauptung, der lichternährte Körper
unterscheide sich in nichts - nicht biochemisch noch physiologisch -
vom normal ernährten Körper. Wird diese Behauptung Teil der
Theorie, dann verliert die Theorie ihre prinzipielle
Falsifizierbarkeit; sie wird damit zur Pseudotheorie.

Schon Virchow hat gefragt, wie denn dann jener Kohlenstoff entsteht, den der
lichternährte (oder nichternährte) Körper mit dem Kohlendioxid
ständig über die Lunge ausscheidet. Die Adepten von Frau Greve
müssen also erklären, wo im Körper der Punkt ist, an dem der
Kohlenstoff sich materialisiert, woraus er sich materialisiert und
über welchen Mechanismus. Und darüber schweigen Frau Greve und ihre Anhänger.



Schluß des 2. Teils

Diese Beispiele mögen genügen. Soweit es sich nicht schlicht um Betrug
gehandelt hat, ist deutlich zu sehen, daß die Pseudoverfahren die
Charakteristika des falschen naiven Weltbilds aufweisen, in
unterschiedlichem Maße, aber doch regelmäßig und um so mehr, je
größer der pseudophilosophische Überbau der Methode ist.

Damit ist unsere Beweisführung abgeschlossen. Zu Recht können wir sagen:

Alle   bekannten pseudowissenschaftlichen Verfahren entwickeln sich aus dem fehlerhaften
naiven Weltbild, das ihnen als unverzichtbare Grundlage dient,
und sind damit selbst fehlerhaft.
Gespeichert
Würde ich von Licht leben,
müßte ich grün sein.