Prof. Meyls fauler Trick mit den Schaltsekunden
Die
hier zu kritisierende Sendung gipfelt in der Feststellung, dass die
alte Theorie der Erdexpansion doch richtig sei. Der Erdumfang
nähme jedes Jahr um 19 cm zu. Das könne man
beobachten durch die Zonen in den Ozeanen, wo die Erde sich
verbreitert. Es wird die Behauptung aufgestellt, die Daten der NASA
zeigten eine aufplatzende Erde mit einer Spreizung im Pazifik von 15
cm/Jahr und 3-4 cm/Jahr im Atlantik. Die heute gültige
wissenschaftliche Theorie, die Plattentektonik, bestreitet diese
Expansion, weil entsprechende Teile der Erdplatten sich unter andere
schieben (Subduktion) und auf diese Weise das Volumen der Erde gleich
bleibt.
Bekanntlich
wird unsere Zeit mit Atomuhren gemessen. Diese UTC-Zeit
stimmt nicht 100%ig
mit unserer natürlichen Zeit (Sonnentag) überein.
Alle paar Monate müssen beide Zeiten durch Einschalten einer
Schaltsekunde synchronisiert werden, wie Dr. Andreas Bauch von der
Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in dem Film erläutert.
Der Sprecher ergänzt, dass das etwa 0,7 Sekunden pro Jahr
sind. Soweit ist alles korrekt.
In
einer folgenden Szene interpretiert Prof. Meyl diese 0,7 Sekungen pro
Jahr Gangunterschied zwischen den beiden Zeitskalen nun aber als
Verlangsamung der Erdumdrehung.
Prof.
Meyl: "Nach dem Drehimpulserhaltungssatz müßte eine
Verlangsamung einhergehen mit einem Massezugewinn und damit mit einem
Wachstum der Erde, und zwar in Zahlen ausgesprochen, heißt
das, die 0,7 Sekunden pro Jahr Verlangsamung der Erdrotation
müßten genau 19 cm Wachstum an Erdumfang pro Jahr
entsprechen."
Von
einer Verlangsamung der Erdumdrehung um 0,7 Sekunden hat Dr. Bauch
nicht gesprochen., denn dann müssten wir folgende (mittlere)
Angleichungen vornehmen:
1. Jahr 0,7 sec
2. Jahr 1,4 sec
3. Jahr 2,1 sec
4. Jahr 2,8 sec
etc.
Ein
solches Zeitsystem wäre bald unbrauchbar. Es ist
unvorstellbar, dass ein Professor einer Hochschule in der Uhrenstadt
Furtwangen, sich dessen nicht bewußt ist. Die Annahme ist
naheliegend, dass der Zuschauer getäuscht werden sollte und
der Autor der Sendung und Prof. Meyl damit spekuliert haben, dass dem
Zuschauer der Unterschied zwischen Gangunterschied und
Verzögerung nicht bewußt wird. Eine zweifellos
berechtigte Annahme.
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