Arte: "Und sie dreht sich doch"
Regie: Franz Fitzke


Prof. Meyls fauler Trick mit den Schaltsekunden



Die hier zu kritisierende Sendung gipfelt in der Feststellung, dass die alte Theorie der Erdexpansion doch richtig sei. Der Erdumfang nähme jedes Jahr um 19 cm zu. Das könne man beobachten durch die Zonen in den Ozeanen, wo die Erde sich verbreitert. Es wird die Behauptung aufgestellt, die Daten der NASA zeigten eine aufplatzende Erde mit einer Spreizung im Pazifik von 15 cm/Jahr und 3-4 cm/Jahr im Atlantik. Die heute gültige wissenschaftliche Theorie, die Plattentektonik, bestreitet diese Expansion, weil entsprechende Teile der Erdplatten sich unter andere schieben (Subduktion) und auf diese Weise das Volumen der Erde gleich bleibt.

Bekanntlich wird unsere Zeit mit Atomuhren gemessen. Diese UTC-Zeit stimmt nicht 100%ig mit unserer natürlichen Zeit (Sonnentag) überein. Alle paar Monate müssen beide Zeiten durch Einschalten einer Schaltsekunde synchronisiert werden, wie Dr. Andreas Bauch von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in dem Film erläutert. Der Sprecher ergänzt, dass das etwa 0,7 Sekunden pro Jahr sind. Soweit ist alles korrekt.

In einer folgenden Szene interpretiert Prof. Meyl diese 0,7 Sekungen pro Jahr Gangunterschied zwischen den beiden Zeitskalen nun aber als Verlangsamung der Erdumdrehung.

Prof. Meyl: "Nach dem Drehimpulserhaltungssatz müßte eine Verlangsamung einhergehen mit einem Massezugewinn und damit mit einem Wachstum der Erde, und zwar in Zahlen ausgesprochen, heißt das, die 0,7 Sekunden pro Jahr Verlangsamung der Erdrotation müßten genau 19 cm Wachstum an Erdumfang pro Jahr entsprechen."

Von einer Verlangsamung der Erdumdrehung um 0,7 Sekunden hat Dr. Bauch nicht gesprochen., denn dann müssten wir folgende (mittlere) Angleichungen vornehmen:

1. Jahr     0,7 sec
2. Jahr     1,4 sec
3. Jahr     2,1 sec
4. Jahr     2,8 sec
etc.

Ein solches Zeitsystem wäre bald unbrauchbar.  Es ist unvorstellbar, dass ein Professor einer Hochschule in der Uhrenstadt Furtwangen, sich dessen nicht bewußt ist. Die Annahme ist naheliegend, dass der Zuschauer getäuscht werden sollte und der Autor der Sendung und Prof. Meyl damit spekuliert haben, dass dem Zuschauer der Unterschied zwischen Gangunterschied und Verzögerung nicht bewußt wird. Eine zweifellos berechtigte Annahme.





Startseite                                                                                                                                         weiter