Der Stoffwechselfunktionstest der INDAGO GmbH Früher "Nanopartikelanalyse" |
Die
vielen Facetten des Indago-Skandals
von PD Dr. rer. nat. Klaus Keck Zugegeben, das Ganze klingt unglaublich, dennoch handelt es sich um einen wahren Bericht aus der realen Welt unserer Bundesrepublik. Hört man gelegentlich von Scharlatanen, die es schafften, sich vorübergehend als Ärzte oder Bankdirektoren zu etablieren, so handelte es sich meist um Einzelpersonen, denen gewisse Fähigkeiten in den betreffenden Gebieten nicht abgesprochen werden konnte. Der Fall von Scharlatanerie, über den ich hier berichte, übertrifft alle früheren Beispiele. Beteiligt sind nicht nur ein paar Einzelpersonen, welche die INDAGO GmbH mit dem Ziel gegründet haben, ahnungslosen Patienten eine Diagnosemethode zu verkaufen, die sie mit Sicherheit gar nicht durchführen können, sondern sie schaffen sich auch eine Organisation von mehr als hundert Ärzten und Heilpraktikern, die ihnen die Patienten zuspielen. Obwohl die Firma über keinen einzigen ausgewiesenen Wissenschaftler verfügt, gelingt es ihr sogar, ihre leicht als Scharlatanerie erkennbare Methode als "Forschungsergebnis" darzustellen und zwei Banken zu überreden, Beteiligungen in Millionenhöhe an der Firma zu erwerben. Mit bewusster oder unbewusster Hilfe von Vertretern öffentlicher Institutionen kann sie den Anschein von Wissenschaftlichkeit verbreiten. Die
Reihe von Skandalen in
Stichworten Nanopartikelanalyse bzw. Stoffwechselfunktionstest: Eine Diagnosemethode, die es nicht gibt Die Firma INDAGO GmbH (früher BMIB) vermarktet eine medizinische Diagnosemethode, die sie als "Nanopartikelanalyse" (neue Bezeichnung: Stoffwechselfunktionstest SFT) bezeichnet. Nach Firmenangaben soll man mit dieser Diagnose alle wesentlichen Funktionen der Organe des Körpers testen und sogar Krankheiten diagnostizieren können, bevor sie ausbrechen. Diese Methode gibt es nicht - das lässt sich leicht beweisen. Die umfangreichen Befunde sind vermutlich frei erfunden. Ärzte-Kartell Zum Zwecke der Vermarktung gründet die INDAGO/BMIB zusammen mit der Partnerfirma Evomed und mehr als hundert ihr zuarbeitenden Ärzten und Heilpraktikern ein Kartell mit dem Ziel der gemeinsamen Ausbeutung von Patienten. Schwerpunkt der gemeinsamen Abzocke sind Kinder mit der Krankheit AD(H)S (Zappelphillipkrankheit), für die es noch keine befriedigende Behandlungsmethode gibt. Die oft verzweifelten Eltern dieser Kinder setzen ihre Hoffnung auf jedes noch so abwegige Diagnose- oder Therapieangebot und sind bereit, auch erhebliche private Kosten in Kauf zu nehmen. Öffentliche Anerkennung erfährt die Firma, durch die Verleihung eines futuresax-Preises für eine gute Geschäftsidee. Fortbildungspunkte für Ärzte Zusammen mit der Partnerfirma Evomed veranstaltet die INDAGO/BMIB einen zweitägigen Kurs, um Ärzte zu Spezialisten in der "Nanopartikelanalyse" auszubilden. Der Kurs wird von der Ärztekammer nicht nur gebilligt, sondern auch noch üppig mit Fortbildungspunkten ausgestattet. Leitung (nach INDAGO-Angaben): PD Dr. Friederichs, Universität Heidelberg. Um eine "Forschungspartnerschaft" mit Universitäten glaubhaft zu machen, gewinnt die INDAGO/BMIB einzelne Mitarbeiter von Universitätsinstituten für eine nicht näher bezeichnete "Zusammenarbeit". Eine herausragende Rolle spielt dabei Prof. Dr. Dr. Banzer, Universität Frankfurt. Unterstützung vom Universitäts-Professor Die INDAGO/BMIB beauftragt Prof. De Bruijn eine wissenschaftliche Stellungnahme zu verfassen, die der INDAGO bescheinigt, dass ihre "Nanopartikelanalyse" sich für Medizinische Diagnosen eignet. Dieses Dokument, das in Wirklichkeit ein ganz anderes Verfahren beschreibt, wird zur Irreführung des Gerichtes in einer mündlichen Verhandlung vorgelegt (siehe unten). Werbesendung im Wissenschaftsmagazin "nano" des öffentlich-rechtlichen Fernsehens Es gelingt der INDAGO/BMIB die Unterstützung des öffentlich rechtlichen Fernsehen zu erhalten. Der Senders 3sat berichtet in seinem Wissenschaftsmagazin "nano" über diese Methode und feiert sie als wissenschaftlichen Fortschritt . In dieser Sendung werden ganz normale Kristalle als Nanopartikel vorgeführt. Der erfolgreiche Aufstieg der Firma wird vor allem dadurch gefördert, dass zwei Banken, die S-UBG (Sparkasse Leipzig) und die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) sich mit mehr als 1 Million Euro an der INDAGO/BMIB beteiligen - mit öffentlichen Mitteln. Ein Offener Brief an den Oberbürgermeister Mit "Offenen Briefen" habe ich den Oberbürgermeister von Leipzig, Burkhardt Jung und den Vorstand der KfW gebeten, die Beteiligung ihrer Banken an der Indago zu beenden. Die Stadt Leipzig stellt der Firma Räumlichkeiten in der Biocity Leipzig zur Verfügung. Die Feierliche Eröffnung des neuen Firmensitzes fand am 18.10.06 in Anwesenheit eines Vertreters der Stadt Leipzig statt. Auf ihrer Webseite "INDAGO INTERNATIONAL" berichtet die Firma, dass sie ihren internationalen Start in folgenden Ländern vorbereite: Österreich, Niederlande , Spanien, Türkei, Kanada, Estland, Lettland, Litauen und Russland. Leipziger Klüngel zu Gunsten der Indago Ein Pateiübergreifender Klüngel im Leipziger Stadtrat verhindert eine Aufklärung des Indagoskandals. Justizskandal Leipziger Staatsanwaltschalft stellt der Indago einen Persilschein aus. Die "Nanopartikelanalyse" wird in "Stoffwechselfunktionstest" umbenannt In einer Unterwerfungserklärung verpflichtet sich die Indago gegenüber dem Verband Sozialer Wettbewerb Berlin e.V. ab 1.1.2008 nicht mehr für die "Nanopartikelanalyse" zu werben. Das Gericht kommt zu dem Schluß, dass die Indago die Unterwerfungserklärung abgegeben habe, um eine Beweisaufnahme zu verhindern. Die Methode bekommt den neuen Namen "Stoffwechselfunktionstest". Nanopartikelanalyse - Erfahrungen von Patienten Eine Patientin mit angeblichem hepatorenalen Syndrom >> Ein Kind mit ADHS >> Links zu den oben angeführten Punkten Diese Webseiten sind zum Teil mehrere Jahre alt - eine Reihe von externen, verlinkten Weseiten sind gelöscht oder verändert worden, einige erst in den letzten Tagen. Die Webseiten der INDAGO GmbH: >> Wissenschaftliche Bewertung der "Nanopartikelanalyse" >> Das Ärzte-Kartell der "Nanopartikelspezialisten" >> Der futuresax-Preis >> Fortbildungspunkte für die Nanopartikelanalyse >> Universitäten als "Forschungspartner" >> Die falsche wissenschaftliche Stellungnahme des Prof. de Bruijn >> Die Nanopartikelanalyse im Wissenschaftsmagazin "nano" >> Die Beteiligungen der Sparkasse Leipzig und der KfW >> Stellungnahme der Sparkasse >> Mein "Offener Brief" an den Oberbürgermeister >> Zur Unterwerfungserklärung der Indago. >> Justizskandal und Leipziger Klüngel >> Eine Zusammenfassung des Skandals in Stichworten >> Weitere Links: Gerichtsentscheidungen gegen die Indago >> Mehr über die INDAGO GmbH >> Anmerkungen:
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