Eigentlich wollte ich mir die Sache in Ruhe vornehmen, aber Kollege Henryk war mal wieder schneller, dieser Blitz!
http://www.bild.t-online.de/BTO/leute/2007/10/11/herman-eva-aeusserungen/hg-tribunal.html[*QUOTE*]
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"Tribunal statt Plauderstunde"
Henryk M. Broder
Der jüdische Publizist Henryk M. Broder schreibt für "spiegel online" über die Kerner-Show mit Eva Herman.
BILD druckt Auszüge:
* Es gibt eine Regel bei Diskussionen, die sich jeder Teilnehmer merken sollte: Wer zuerst Hitler, Nazis, Drittes Reich sagt, hat die Arschkarte gezogen.
* Es war keine der üblichen Plauderstunden zu später Stunde, es war ein Tribunal mit Eva Herman in der Rolle der Angeklagten, Johannes B. Kerner als Ankläger und drei Geschworenen, zwei Frauen und einem Mann, die ihr Urteil schon vor Beginn der Verhandlung gefällt hatten.
* Ein bekannter Berliner Historiker...forderte die Moderatorin auf, sich "von diesem rassistischen Frauenideal zu distanzieren", als habe er nicht Eva Herman vor sich, sondern die wiedergeborene Eva Braun.
* Margarethe Schreinemakers stellte mit Blick auf die bestsellende Kollegin fest: "Bücher verfolgen einen kommerziellen Zweck."
Es fehlte nur der Nachsatz, sie, Margarethe Schreinemakers, habe mit ihren Sendungen immer nur karitative und wohltätige Zwecke verfolgt und ihre Honorare und Gewinne an die Heilsarmee überwiesen.
* Kerner brachte eine argumentative Kanone in Stellung, um einen Spatzen abzuknallen. Das war so fair, als würde man einen Nichtraucher und Vegetarier zu einem späten Verbündeten von Adolf Hitler erklären.
* Wer sich heute glaubwürdig und nachhaltig von den Nazis distanzieren wollte, müsste nicht nur die Autobahnen meiden, sondern auch auf das Kindergeld verzichten, schließlich wurden im Dritten Reich Ehestandsdarlehen gewährt, die durch die Geburt von vier Kindern vollständig getilgt werden konnten.
* Als Eva Herman von Kerner aus dem Studio komplimentiert wurde, hatten sich alle Selbstgerechten nicht nur am falschen Objekt abgearbeitet, es endete auch eine der längsten Antifa-Sitzungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
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Einer der Knaller der Sendung war denn auch, als herauskam, daß Margarethe Schreinemakers, eine der schlimmsten Klerikal- und Esokatastrophen in der Geschichte des deutschen Fernsehens, Journalistin sein soll. Donnerwetter, was für eine Schauspielerin! Wie geschickt sie das immer verborgen hatte...
Eva Herman sagte in dem Gemetzel einen Satz, der natürlich keinem der Anwesenden auffiel (womit denn auch!?): "Wir sterben aus."
Sie bezog das auf den Geburtenschwund. Gesamt gesehen ist ihre Aussage Blödsinn, denn Dummheit stirbt nicht aus, leider. Da fragt man sich, wen sie mit dem "wir" meinte.
Hervorzuheben ist auch die gründliche Vorbereitung der Sendung. So hatte Senta Berger, die einzig Intellektuelle in der Runde, keines der Bücher von Eva Herrman gelesen.
Henryk M. Broder kommentiert das so:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511,00.html [*QUOTE*]
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SPIEGEL ONLINE - 10.Oktober2007,10:46
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511,00.html HERMAN-RAUSWURF BEI KERNER
Der programmierte Eklat
[...]
"Was hast du seitdem gelernt?", wollte Kerner in kollegialer Intimität von
Herman gleich zu Anfang wissen. Die ignorierte die Frage und antwortete,
sie habe sich nicht missverständlich geäußert, es sei ein Halbsatz aus dem
Zusammenhang gerissen worden. "Hast Du auch Fehler gemacht?", setzte
Kerner nach.
[...]
Wer glaubte, damit sei der absolute Tief- bzw. Höhepunkt der Sendung
erreicht, wurde umgehend eines Besseren belehrt: Margarethe
Schreinemakers, deren Abgang vom Fernsehen einst noch ein wenig
spektakulärer verlief als der von Eva Herman, ergriff die Gelegenheit,
daran zu erinnern, sie wäre "ohne Verfahren schuldlos freigesprochen"
worden, und stellte dann mit Blick auf die bestsellende Kollegin fest:
"Bücher verfolgen einen kommerziellen Zweck." Es fehlte nur der Nachsatz,
sie, Margarethe Schreinemakers, habe mit ihren Sendungen immer nur
karitative und wohltätige Zwecke verfolgt und ihre Honorare und Gewinne an
die Heilsarmee überwiesen.
Senta Berger bereicherte die Debatte um einen weiteren Gemeinplatz ("Glück
ist, seinen Anlagen gemäß gebraucht zu werden") und erinnerte sich, wie
unglücklich ihre Schwiegermutter war, weil sie nicht in ihrem Beruf
arbeiten durfte. Kaum kam so ein wenig feminine Versöhnlichkeit in die
Debatte um die "wahre Bestimmung der Weiblichkeit", rüstete Kerner nach
und brachte eine argumentative Kanone in Stellung, um einen Spatz
abzuknallen: Er konfrontierte Eva Herman mit einem Zitat von Alfred
Rosenberg, dem Vordenker der Nazis ("Der Mythus des zwanzigsten
Jahrhunderts"), über "hemmungslosen Individualismus", einen Begriff, der
auch bei Eva Herman vorkommt.
Das war so fair, als würde man einen Nichtraucher und Vegetarier zu einem
späten Verbündeten von Adolf Hitler erklären. Und da verlor sogar Eva
Herman die Contenance. "Ich möchte nicht mehr Stellung nehmen", sagte sie,
"es sind auch Autobahnen gebaut worden, und wir fahren heute drauf."
Worauf Kerner feststellte: "Autobahn geht nicht!", Senta Berger
drohte: "Ich gehe jetzt!", und Margarethe Schreinemakers kreischte: "Das
ist unerträglich!" Dabei war das der einzige Satz, den Eva Herman sagte,
der richtig war und an dem es nichts auszusetzen gab.
Dass er eine solche Empörung auslöste und schließlich zu Hermans
verfrühtem Abgang führte, zeigte nur eines: "Was trifft, trifft auch zu."
(Karl Kraus)
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Kerner: "Autobahn geht nicht!" Wieso? Ist der Johannes 'B. Kerner denn noch nie auf einer gefahren?
Kerner: "Was hast du seitdem gelernt?" Was für eine oberübersaublöde und oberüberrotzfreche Frage! Kerner ist weder der Herr Oberlehrer noch hat er selber das mindeste begriffen.
Henryk M. Broder sagt es:
"Dabei war das der einzige Satz, den Eva Herman sagte, der richtig war
und an dem es nichts auszusetzen gab. Dass er eine solche Empörung
auslöste und schließlich zu Hermans verfrühtem Abgang führte, zeigte
nur eines: 'Was trifft, trifft auch zu.' (Karl Kraus)".