Bemerkungen
zu den „wissenschaftlichen
Studien zum
Aquapol-System“ von Prof. Karl Ernst Lotz
anhand von
deren Darstellung im „Wissenschafts-Journal“ der
Firma
Aquapol
Von
Prof. Dr. E. Wielandt, Kirchheim
u.T.
(bis 2005 Direktor des Instituts für Geophysik der
Universität Stuttgart)
Bemerkungen zur
Person K. E. Lotz
K. E. Lotz, Jahrgang 1930, hat
„Naturwissenschaften“
studiert, verrät aber nicht, in welchem
naturwissenschaftlichen
Fach er seinen Abschluss gemacht hat. Den Doktortitel hat er offenbar
nicht erworben. Professor war er an der Hochschule für
Bauwesen in
Biberach an der Riss. Dort hat er Bauchemie, Baugeologie und Mathematik
unterrichtet.
Seine geistige Heimat ist der „Forschungskreis
Geobiologie“
in Eberbach am Neckar, eine Rutengängervereinigung, die von
dem,
meiner Ansicht nach von Wahnvorstellungen heimgesuchten, Arzt Dr.
Hartmann gegründet wurde. Nach diesem ist das
imaginäre
„Hartmanngitter“ der Rutengänger
benannt, an
dessen Kreuzungspunkten gesundheitsschädliche Erdstrahlen
austreten sollen.
Lotz ist schon vor über 30 Jahren durch wissenschaftlich
unhaltbare und abergläubische Behauptungen aufgefallen, zum
Beispiel über Erdstrahlen als Ursache von
Autounfällen oder
die günstige Auswirkung der kosmischen Mikrowellenstrahlung auf
die
Gesundheit. In dem lesenswerten Buch „Geschäfte mit
der
Angst “ von Gerd Danielewski (Beton-Verlag 1981, ISBN
3-7640-0155-0) sind ihm mehrere Seiten gewidmet. Noch in
jüngster
Zeit hat er unsinnigen Produkten Wirksamkeit bestätigt, so
einem
PKW-Luft-Stein und einem Handy-Button (http://www.harmonieprodukte.de).
Die Studien zum
Aquapol-System – allgemeine
Bemerkungen
In diesen Studien ging es erklärtermaßen darum,
irgendeine
Art von Wirksamkeit des Aquapol-Geräts nachzuweisen, um die
physikalische Aussage zu entkräften, das Gerät sei
wirkungslos. Mit der vom Hersteller behaupteten Wirkung haben diese
Messungen nichts zu tun.
Lotz beschreibt die Messungen nicht so genau, dass man die Ergebnisse
nachprüfen könnte. Allgemein ist aber festzustellen,
dass
die beobachteten Messgrößen ohnehin
veränderlich sind,
sei es unter dem Einfluss des Wetters, der Raumtemperatur, durch
Luftzug oder kleine Verunreinigungen. Es ist kein Wunder, wenn sich die
Messwerte dann auch nach dem Aufstellen des Geräts
verändert
haben. Es fehlen ausreichende Kontrollmessungen, die zeigen, wie stark
sich die Messwerte normalerweise von selbst ändern. Ohne
mehrfach
wiederholte Kontrollmessungen ist kein Rückschluss auf den
Einfluss des Geräts möglich. Misstrauisch macht hier
auch,
dass das Gerät alle untersuchten Messgrößen
zu
verändern scheint, auch solche, an die sein Erfinder nie
gedacht
hat. Es ähnelt in dieser Hinsicht der bekannten eierlegenden
Wollmilchsau.
Manche Messgrößen könnten sich
tatsächlich durch
das Aufstellen des Geräts geändert haben, genauso
wie sie
sich durch das Aufstellen eines Stuhls geändert
hätten.
Niemand würde dann von einer
„Wirksamkeit“ des Stuhls
sprechen. Um eine spezifische Wirkung des Aquapol-Geräts
nachzuweisen, hätte Lotz parallel dazu Experimente mit einem
Plazebo-Gerät machen müssen, zum Beispiel mit einem
durch
Abschneiden einiger Drähte unwirksam gemachten Gerät
(einfach
ausschalten kann man es nicht). Aus wissenschaftlicher Sicht ist
allerdings das Aquapol-Gerät selbst ein Plazebo und die
vorliegende Untersuchung zeigt nur, dass man aus ungenauen und
unkontrollierten Messungen immer das herauslesen kann, was man
unbedingt herauslesen will.
Die Messungen am
Erdmagnetfeld
Durch meine berufliche Tätigkeit bin ich mit
Protonen-Präzessions- Magnetometern vertraut. Ich habe
mehrfach
bei geophysikalischen und archäologischen Untersuchungen mit
ihnen
gearbeitet und sie auch gelegentlich repariert. Ich kann mit Sicherheit
sagen, dass Professor Lotz weder die Eigenschaften des zu messenden
Magnetfelds noch die des Geräts verstanden hat. Die
Messergebnisse sind durch Fehlbedienung zustande gekommen und wertlos.
Protonen-Präzessions-Magnetometer sind extrem genaue
Geräte,
aber sie haben ihre Eigenheiten. Die "Messbereiche", von
denen im
Bericht die Rede ist, sind etwas anderes als man sonst (etwa bei einem
Vielfach-Voltmeter) unter diesem Wort versteht. Es handelt sich um die
notwendige Abstimmung eines schmalbandigen elektronischen Filters, mit
dem man das sehr schwache Präzessionssignal aus dem
elektronischen Rauschen der Sonde herausfischt. Dazu muss man das
Filter auf den ungefähren Wert der tatsächlichen
Feldstärke einstellen. Das erklärt die etwas
ungewöhnlichen Werte der "Messbereiche", die den Bereich der
geographisch unterschiedlichen Feldstärken abdecken. Bei uns
hat
das Feld im Freien etwa 48 000 Nanotesla und nur bei dieser
Einstellung, oder vielleicht in zwei benachbarten Einstellungen wenn
die Feldstärke zwischen diesen liegt, kann man es richtig
messen.
Andere Einstellungen ergeben einen zufälligen Wert, der nichts
mit
dem tatsächlichen Feld zu tun hat. Je nach Einstellung
bekommt
man also entweder einen sehr genauen oder einen völlig
falschen,
nicht wiederholbaren Messwert. Eine Kontrollmessung zeigt, welches von
beiden der Fall ist.
Lotz hat jedoch alle sechs Messbereiche nacheinander benutzt und alle
so angezeigten, zufälligen Werte ernst genommen. Nur jeweils
einer
oder zwei von den sechs Werten einer Serie können richtig
sein.
In bestimmten Situationen, zum Beispiel in Gebäuden, sind
infolge
von Störeinflüssen oft auch alle falsch. Die
richtigen
müssten bis auf die fünfte Dezimalstelle, also auf
wenige
Nanotesla, übereinstimmen. Das ist bei den im Diagramm
dargestellten Daten nirgends der Fall, es gibt überhaupt
keine
übereinstimmenden Messungen. Also sind jeweils mindestens
fünf der sechs in einer Farbe dargestellten Messwerte falsch,
vermutlich alle sechs, wenn in einem Gebäude gemessen wurde.
Besonders peinlich ist der Satz "Die Auswertung ergab, dass das
Erdmagnetische Feld in den verschiedenen Messbereichen des
Protonen-Resonanz-Magnetometers unterschiedlich anspricht".
Das ist Unsinn. Nicht das Erdfeld spricht in verschiedenen
Messbereichen unterschiedlich an, sondern die Anzeige tut das. Wie das
Messgerät einstellt ist, ist dem Erdfeld egal. Dass Lotz den
Anzeigewert mit der physikalischen Feldstärke verwechselt,
entlarvt ihn als Dilettanten.
Es wäre übrigens auch kein Beweis für eine
Wirksamkeit
des Aquapol-Geräts, wenn es tatsächlich das
Magnetfeld
verändert hätte. Dazu braucht man kein
Gerät, ein
Eisennagel genügt. Wie schon oben bemerkt, müsste
eine
spezifische Wirkung des Aquapol-Geräts nachgewiesen werden,
nicht
eine, die jeder rostige Nagel hat. - Die am Ende des Berichts besonders
hervorgehobene Folgerung „dass das Aquapolgerät mit
der
Frequenz des Wasserstoffs arbeitet“, ist
pseudowissenschaftliches
Geschwätz.
Zusammenfassend ist
festzustellen, dass die Messungen,
über die Professor Lotz hier berichtet, infolge des Fehlens
von
ausreichenden Kontrollexperimenten und infolge von Messfehlern wertlos
sind und niemals eine spezifische Wirkung des Aquapol-Geräts
beweisen können, schon gar nicht die vom Hersteller behauptete.
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